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Kapitel 36

Chaos brach aus. Sämtliche Pferde, die bis gerade eben noch gespannt im Gang verharrt hatten, riefen wild durcheinander und rasten kopflos durch die Gegend.

Der graue Hengst lies den Kopf sinken. Aller Aufwand war umsonst gewesen. Feivel war getroffen. Getroffen von einer Nadel getränkt in ein tödliches Serum.

Da trat Kira aus dem Raum heraus, worin Feivel reglos auf dem Tisch lag. Die nun leere Spritze blitzte in ihrem Maul auf. Drohend näherte sie sich.

Der Puls des Hengstes beschleunigte sich. Sein Plan war gewaltig schief gelaufen. Aus dem Stand galoppierte er an, um Feivels Körper zu erreichen. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Doch noch bevor er auch nur in die Nähe der Tür kam, versperrte Kira Winters ihm den Weg. Mit kampflustig gewölbtem Hals richtete sie drohend die Nadel auf ihn. Zwar war die Spritze leer, doch das blitzende Metall und die potentiellen Serumreste, die sich darin befanden, wirkten mehr als nur einschüchternd auf den Hengst.

„Lass das, Kira!", wieherte er schrill und viel zu hysterisch. „Das bist nicht du!" Er wollte sie an den Schultern packen und heftig rütteln, doch angesichts ihres starren Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn eindringlich musterte, lies er es lieber bleiben. Mit den Hinterhufe stieß Kira die Tür zu. Krachend fiel sie ins Schloss und lies den reglosen Feivel dahinter zurück. Der graue Hengst wollte sich zwischen die Tür werfen, doch Kira versetzte ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust.

Keuchend taumelte er zurück. Kiras Augen weiteten sich, als sie ihren Huf betrachtete, mit dem sie ihn getroffen hatte. „Was zur Hölle ...", entfuhr es ihr. Grau-weißes Pulver zeichnete sich auf ihrem schwarzen Pelz ab. Ihr Schädel schnellte herum und sie fixierte den Hengst mit ihren stechend düsteren Augen. „Wer bist du?", fragte sie forsch. Starr und kalt blickte sie ihn an.

Der Hengst stockte und versuchte verzweifelt, Haltung zu bewahren. „Auf eine Antwort kannst du lange warten", schnaubte er stur. Angestrengt versuchte er die Angst in seiner Stimme zu verbergen, doch die Worte kamen nur brüchig und dünn über seine Lippen.

„Connor!", wieherte plötzlich eine Stimme hinter ihnen auf. „Hau ab so lange du noch kannst!"

Beide Pferde fuhren überrascht herum und Kira riss die Augen auf, als sie die schlanke Fuchsstute erkannte.

„Dorothy!", rief der Hengst unwillkürlich aus. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst draußen bleiben." Besorgt sah er zu dem heraneilenden Pferd hinüber.

„Dorothy?" Verwirrt blähten sich Kiras Nüstern. Die Nadel fiel klirrend zu Boden. „Was machst du hier?"

„Dir den Hintern retten", meinte sie mehr an den Hengst gewandt. Ihre Stimme war schroff und sie warf ihrer Schwester funkelnde Blicke aus ihren smaragdgrünen Augen zu.

„Wir haben versagt ... Ich habe versagt ...", murmelte Connor trocken und resignierend.

„Sag das nicht, Connor!", versuchte ihn Dorothy zu überzeugen. „Immerhin haben wir in dieser Bude Chaos gestiftet." Grinsend sah sie sich um. Mittlerweile waren die meisten Pferde in ihrer Panik und Überraschung geflüchtet. Nur noch vereinzelt verstreute Grüppchen weilten aufgewühlt umhertänzelnd in dem Gang. Ihnen allen stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

„Das ändert nichts daran, dass Kira Feivel umgebracht hat ...", gab der Hengst grimmig zu Bedenken.

„Warte mal ... Connor? Connor Baker?" Die Erkenntnis zeichnete sich auf Kiras Zügen ab und sie stellte erbost den Schweif auf. „Du?", fuhr sie ihn an. „Woher weißt du hiervon? Und was machst du überhaupt hier?" Letzteres war an ihre Schwester gerichtet.

„Wir versuchen dich und die Pferdheit vor unglaublichen Dummheiten zu bewahren!", schnaubte Dorothy sie an.

„Ja." Connors Stimme hatte sich in ein wütendes Knurren gewandelt. Zornig peitschte er mit dem Schweif. Graues Pulver stob auf. Er hatte sich für die Rolle des Johns extra den Pelz gefärbt.

„Gut gespielt. Für einen kurzen Moment habe ich wirklich geglaubt, du seist mein verstorbener Mann." Verbissen sah Kira ihn an. „Und nette Geschichte, die ihr euch da ausgedacht hat. Nur leider ein wenig zu surreal, um wahr zu sein." Verächtlich spuckte sie aus.

Die Farbe auf Connors Pelz war mittlerweile schon ein wenig abgebröckelt. Vor allem von den weißen Abzeichen war nun noch ein Rest übrig. Darunter kam sein glänzend schwarzes Fell zum Vorschein. Er und Dorothy hatten wirklich gehofft, dass Kira auf diese Masche hereinfallen würde, doch es hatte alles nichts genützt. Feivel war tot.

„Was habt ihr jetzt vor?" Angespannt richtete Kira ihren Blick auf die beiden Pferde. „Jetzt, wo euer ach so schöner Putschversuch gescheitert ist." Höhnisch reckte sie den Hals

Ein heißes Kribbeln stieg unter Connors Pelz auf. Seine Blicke trafen sich mit Dorothys, die ebenso voller Verzweiflung war. Das war eine gute Frage.

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Abrupt bremste Link aus vollem Lauf ab. Fast wäre Clementine in ihn hinein gekracht. Ihre Hufe schlitterten gefährlich über den gefliesten Boden.

„Ist das der Raum, in dem Mallory festgehalten wird?", fragte der Fjordhengst und deutete auf eine der eisernen Türen.

Obwohl Clementine sich angesichts all der identischen Komponenten dieses Gewölbes nicht ganz sicher war, nickte sie. Da fiel ihr ein, dass Skyla eigentlich hier sein musste. Immerhin hatte sie sich als Wachposten aufgestellt, falls Ray das Zimmer verlies. Aber von der kleinen, stämmigen Palominostute fehlte jede Spur. „Skyla?", rief Clementine besorgt durch den Gang. „Bist du hier irgendwo?"

Auf die verwirrt fragenden Blicke Links hin, lieferte sie ihm eine knappe Erklärung.

„Skyla?", fiel nun auch er in ihre Rufe ein. „Hallo?"

„Verdammt, sie ist weg. Wir hätten sie nicht einfach alleine hier warten lassen sollen ..." Tiefste Furcht ergriff Clementine. Was, wenn Skyla etwas zugestoßen war? Das war alles ihre Schuld. Sie hätte niemals erlauben dürfen, dass Skyla und Simon hier herunter kamen und sich in Gefahr begaben. Es war einfach zu riskant, noch mehr Pferde Kira und ihren Plänen unmittelbar auszusetzen.

„Bist du dir wirklich sicher, dass es hier war?", hakte Link nach.

Zögerlich nickte Clementine. Irgendwie hatte sie es im Gefühl, dass sie hier richtig waren. Dieser Gang hob sich in einer ihr unbekannten Weise von den anderen ab und besaß dadurch einen gewissen Wiedererkennungswert.

Plötzlich vernahm sie eine Art Scharren hinter sich. Alarmiert fuhren beide Pferde herum. Sie erwarteten schon das schlimmste, doch dann erkannten sie, dass lediglich Skyla dort stand.

„Dir geht es gut!" Etwas zu stürmisch stürzte Clementine sie in eine Umhalsung.

Skyla lächelte. „Ich musste mich verstecken, es kamen ein paar Pferde vorbei. Wirkten alle ziemlich panisch", erklärte sie knapp die Lage. Dann sah sie sich suchend um. „Wo ist Simon?" Ihr Blick traf auf Link. „Und wer ist das?"

Clementine schilderte ihr die Umstände, was Skyla mit einem verstehenden Nicken quittierte.

„Kommt, wir müssen eure Freundin befreien!", drängte Link. Aufgeregt tänzelte er auf der Stelle.

„Du hast Recht." Verbissen trat Clementine auf die dicke Eisentür zu. „Schließe uns auf, Link."

Bestimmt huschte der Fjord zu ihr.

Auf einmal schaltete sich Skyla dazwischen. „Halt!", rief sie. „Ray ist glaube ich immer noch da drin!"

Kurz hielt Link inne. Er legte den Kopf schief, als würde er nachdenken. Doch dann formten sich seine Augen zu verkniffenen Schlitzen. „Wir müssen es riskieren."

Ohne auch nur den Hauch eines weiteren Zögerns, drehte er die Stelle seines Körpers, die mit dem Chip versehen war, der Tür zu. Ein leises Klicken ertönte. Daraufhin drückte er sanft dagegen. Butterweich schwang die Tür zur Seite. Aus dem Inneren des Raumes starrte sie ein vollkommen überraschter Raymon an. Als er Clementine und Link jedoch erkannte, breitete sich augenblicklich eine harte Kälte in seinem Gesicht aus. „Was habt ihr hier zu suchen?", fauchte er böse.

Die anderen antworteten nicht. Stattdessen versuchten sie alle, einen Blick hinter Ray zu erhaschen. Clementine zuckte zusammen, als sie den leblos daliegenden, rotbraunen Leib erspähte. „Mallory ...", hauchte sie geschockt. Sie kamen zu spät.

„Ganz Recht." Ray zog zwei Messer hervor, die er sich bereitgelegt hatte und begann sie bedrohlich aneinander zu wetzen. Clementine wagte kaum, sich auszumalen, was er damit vorhatte.

„Es ist zu spät", zischte Ray. Er trat zur Seite, um die Sicht vollständig auf die Leiche freizugeben.

„Nein...", flüsterte Clementine. Vollkommen erstarrt lag Mallory da. Zwar hatte sie die Stute nie persönlich kennen gelernt, dennoch traf ihr regloses Abbild sie wie ein harter Schlag mitten ins Gesicht.

„Du Mistkerl!" Blind vor Wut stürzte sie sich auf Rays gescheckte Gestalt. Doch er sah ihren Angriff kommen und wand sich in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone. Mit schlitternden Hufen kam Clem zum Stehen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Schulter, als sie an Rays Messertablett hängen blieb. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Gnadenlos nutzte Ray die Sekunde der Unaufmerksamkeit und versetzte der Schimmelstute einen heftigen Tritt in die Rippen. Ächzend krümmte sie sich zusammen. Hilfesuchend sah sie hinüber zu Skyla und Link, die beide wie versteinert dastanden. Tiefe Furcht vor Ray, seinem Serum und seinen Messern hatte die beiden ergriffen, was sie unfähig machte, sich zu rühren.

„Jetzt verschwinde, du Biest", fuhr Ray sie an. Seine stechend blauen Augen bohrten sich scharf in Clementines Pelz. „Ich habe hier noch etwas zu beenden." Wie zur Demonstration hielt er eine breite Klinge in die Höhe. Blitzend wurde das gleißende Licht der Neonröhren von dem glänzenden Metall reflektiert.

„Das kannst du dir abschminken!", wieherte Clementine. Mit einem Satz sprang sie auf. Geistesgegenwärtig richtete Ray seine Messer auf sie. Clementine hielt inne.

„Lass es gut sein. Du kannst ihr nicht mehr helfen." Eindringlich sah er sie mit seinem eisigen Blick an.

„Aber ..." Clementine brach ab. Mit bebendem Atem sah sie zu dem Seziertisch, auf dem Mallory vollkommen regungslos lag. Ihre Fesseln waren gelöst und sie war ausgeliefert wie ein Stück Fleisch. Nicht die leiseste Regung, die auf eine Atmung hindeuten könnte, war an ihrem Körper wahrzunehmen. Raymon hatte Recht. Sie war tot.

„Komm, Clem", rief Skyla ihr ängstlich zu. „Lass uns von hier verschwinden!"

Wiederwillig riss Clementine sich von dem Anblick der Leiche los. Verächtlich blickte sie zu Ray auf. „Na gut, diesmal hast du es vielleicht geschafft, aber sieh dich vor." Sie bemühte sich darum, ihre Stimme kalt und bedrohlich klingen zu lassen, auch wenn sie gerade am liebsten heulend in einer Ecke zusammengebrochen wäre. „Noch ein Mal wirst du damit nicht durchkommen."

„Das werden wir ja sehen." Hämisch grinste Ray sie an. „Und jetzt hau ab!" Letzteres stieß er mit einer solch raschen und lauten Intensität aus, dass alle drei instinktiv zusammenzuckten.

„Ist ja gut." Ohne ihn auch nur den kleinsten Moment aus den Augen zu lassen, bewegte Clementine sich rückwärts aus dem Raum hinaus. Zufrieden beobachtete Ray sie dabei. Sobald die Stute über die Schwelle getreten war, knallte er ihnen auch schon die Tür vor den Nüstern zu.

Geschockt starrten alle drei die metallene Fläche an, in der sich ihre verzerrten Abbilder widerspiegelten.

„Verdammt." Link blicke ins Leere. „Er hat Mallory tatsächlich ermordet ..."

Auch die anderen Beiden waren vor Schock und Trauer kaum fähig sich zu rühren.

Da ging plötzlich eine Regung durch Links kräftigen Körper. Er richtet sich auf und kniff entschlossen die Augen zusammen. Noch war nicht alles verloren. Es gab noch weitere unschuldige Pferde, die hier festhalten wurden und von jenen mit Sicherheit noch der Großteil am Leben war. Noch.

„Kommt mit", forderte der Hengst die beiden Stuten auf.

„Wohin denn?" Mit Tränen in den Augen sah Skyla ihn an. „Und was ist mit Simon?"

„Euer Computerfreund wird uns schon finden." Ohne weitere Zeit mit unnötigen Erklärungen zu vergeuden, setzte Link sich in Bewegung. Sobald er merkte, dass die anderen ihm folgten, beschleunigte er sein Tempo. Ray konnte bleiben wo er war. Ihm und seinen Messern wollten sie kein weiteres Mal begegnen.

Clementine hatte zwar keine Ahnung, was der cremefarbene Hengst vorhatte, doch er besaß ihr vollstes Vertrauen. Mit wirbelnden Hufen galoppierten sie und Skyla ihm durch die Gänge der Winters Academy nach.

„Was ist der Plan?", keuchte Skyla unvermittelt, während sie um eine Kurve schlitterten.

„Die anderen zu befreien." Verbissen richtete Link seinen Blick nach vorne.

„Welche anderen?"

„Experimente, Gefangene, Flaschenfohlen. Es gibt im westlichen Teil ein paar Zellen für solche Fälle, wie du sicher weißt." Kurz glitt sein Blick zu Clementine hinter sich. Diese nickte knapp. Schon oft war sie an diesem Boxen vorbei gekommen und hatte sich immer gefragt, ob die Pferde sich dort tatsächlich aus freien Stücken befanden. Man hatte ihr nie näheres darüber erklärt, doch nun kannte sie die Wahrheit. Hier wurden sicherlich hunderte Probanden für Kiras Testreihen festgehalten. Aber das sollte nun endlich ein Ende haben. Mit Link besaßen sie eine wirkungsvolle Waffe, die gegen die verschlossenen Türen ankommen konnten.

Plötzlich drosselte der Hengst seine Geschwindigkeit. Auf leisen Hufen passierten sie eine Biegung. Was sie dahinter erblickten, raubte ihnen den Atem. Vergitterte Zellen aufgereiht und eingelassen in die sterilen Wände. Hinter jeder der Türen, die sich aus dünnen aber sichtlich stabilen Metallstäben zusammensetzten, befand sich ein Pferd. Nahezu unendlich weit reichte dieser Trakt ins Innere. Die engen Käfige waren kaum zählbar und der Geruch nach Angstschweiß hing in der Luft. Es war jedes Mal aufs neue ein Schock, die schrecklichen Bedingungen mit eigenen Augen zu sehen.

Clementine hätte sich ohrfeigen können. Warum war ihr nicht bereits viel früher aufgefallen, dass hier etwas faul war. Auch Link musste sich zwingen, nicht laut loszuschreien. All die Jahre war er hier gewesen und hatte nie den Mut besessen, alledem hier ein Ende zu setzen, obwohl er sich tagein tagaus mitten im Kern der Uni herumtrieb. Kira, John und deren strenge Regeln hatten ihm einfach zu viel Furcht bereitet. Er hatte es bisher schlichtweg nicht gewagt, sich gegen sie aufzulehnen. Entschlossen verhärteten sich seine Züge und er rammte seine Hufe in den Boden. Jetzt war es so weit. Seine Zeit war gekommen. Wann wenn nicht jetzt, musste er handeln.

Vorsichtig trat er ein paar Schritte vorwärts, sodass er weiter in den Gang vordrang. Seine Augen schweiften über die Zellen, durch deren Gitterstäbe vereinzelt neugierige Pferdeköpfe lugten. Die meisten hatten sich jedoch zitternd und vollkommen verängstigt in eine Ecke gedrückt. Wenn Link darüber nachdachte, hatte er noch nie eines von ihnen sprechen gehört. Vermutlich war die Panik vor den Folgen einfach zu groß. Oder man hatte ihnen die Fähigkeit im Zuge der Forschungen genommen.

Der Fjordhengst schluckte schwer. Angespannt richtete er sich auf und räusperte sich. Mit klarer und lauter Stimme sprach er zu den eingeschlossenen Pferden. Dabei bemühte er sich um einen freundlichen und vertrauenserweckenden Tonfall, den man bis in den hintersten Winkel dieses Bereichs verstehen konnte. „Mein Name ist 290C", begann er. Sofort hatte er alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aufhorchende Pferdeohren drehten sich in seine Richtung. Er vermutete, dass viele der hier Anwesenden auch nur mit Nummern versehen waren.

Clementine war beeindruckt von Links sicherem und zugleich vertrauenserweckendem Auftreten. Mitfühlend sah sie zu einer kleinen Ponystute, die mit bebenden Flanken in einem der nahe gelegenen Käfige kauerte. Direkt daneben hockte ein Fohlen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Clems Brust breit. Wenn die Winters Academy selbst davor nicht zurückschreckte, Fohlen einzusperren, wollte sie gar nicht wissen, zu was sie sonst noch im Stande waren.

Angespannt sah die Schimmelstute sich um. Wenn sie jetzt jemand hier entdeckte, waren sie alle drei geliefert. Mit einem stummen Nicken wies sie Skyla dazu an, an der Abbiegung Wache zu halten. Wortlos folgte diese ihrer Aufforderung. Sie alle wussten, was auf dem Spiel stand. Womöglich war Link der Einzige, der dazu in der Lage war, diese Pferde noch zu retten.

Dieser sprach nun weiter: „Wir sind gekommen, um euch aus der Gefangenschaft zu befreien."

Ungläubiges Schnauben drang aus einigen der Zellen. Endlich kam Regung in die verängstigten Leiber. Sie erhoben sich und traten an die Türen heran. Mit einem Mal schien es, als seien ihre Überlebensgeister nach endloser Zeit wieder erweckt worden. Einige begannen sogar mit den Hufen gegen die Gitterstäbe zu treten und in aufgeregtes Wiehern auszubrechen.

„Ich werde euch die Türen öffnen und dann folgt ihr bitte meiner Kollegin." Link deutete auf Clementine. „Sie besitzt einen Schlüssel für die Außentüren und wird euch in die Freiheit führen!" Seine Stimme schwoll zu einem euphorischen Rufen an. Augenblicklich fielen die Pferde darin ein. In ihren sonst so leeren Augen flammte zum ersten Mal seit langer Zeit so etwas wie Hoffnung auf. Die langen Jahre der Qualen hatten endlich ein Ende, das spürten sie alle tief in ihren Knochen.

Ohne weitere Zeit zu verlieren, schritt Link bestimmt auf den ersten Käfig zu und schloss die Tür mit seinem Chip auf. Vollkommen ungläubig starrte die Ponystute ihn an. Auf Links Gesicht breitete sich ein breites Lächeln aus. „Du bist frei."

Aus großen Augen sah sie ihn an. Er nickte. „Es ist wahr."

Mit einem gehauchten „Danke" stob die Stute an ihm vorbei aus der Zelle hinaus. Eine unbändige Energie hatte sie ergriffen. Zwar war ihr Körper geschwächt, doch ihr Geist wuchs stärker denn je über diese Schwäche hinaus, sodass ihre müden Hufe sie über die Schwelle der Zelle trugen.

Link eilte weiter von einem Käfig zum nächsten und zum nächsten und zum nächsten. Ein Pferd nach dem anderen stürmte nach draußen und zu Clementine und Skyla, die ihnen den Weg zum Ausgang wiesen. Eine allgemeine Euphorie hatte sich ausgebreitet. Galoppierende Hufen und glückliches Schnauben erfüllte die Luft. Wie eine unendlich große Herde rauschte die Truppe der befreiten durch die verschlungenen Gänge der Winters Academy. Zuverlässig hinter Clementine und ihrem rettenden Schlüssel her. Ihr Tempo war so immens hoch, dass man kaum einen einzelnen Leib ausmachen konnte. Wie eine große, bunte Masse bewegten sie sich vorwärts, blickten nicht zurück zu diesem Ort der Qualen, den zu verlassen sie nun endlich in der Lage waren.

Link kam kaum hinterher damit, alle Zellen zu öffnen. In all ihrem neuen Mut hatten es sogar einige Pferde geschafft, ihre Fesseln aus eigener Kraft zu zerschlagen. Die blutenden Wunden, die sie davontrugen, nahmen sie überhaupt nicht wahr. Das einzige, was zählte, war ihre wiedererrungene Freiheit.

Gerade erreichte Link die letzte Zelle und lies ein graues Fohlen hinausspringen, als ein tosender Alarm losging. Laut und durchdringend schallte das tutende Geräusch durch die Gänge und dröhnte in seinen Ohren. Hektisch blickte der Fjord sich um. Alle Pferde waren weg, nun noch er war hier. Plötzlich ging das Licht aus. Zum ersten Mal, seit er sich zurückerinnern konnte, war nicht mehr alles weiß und hell erleuchtet. Stattdessen blinkte nun ein rotes Licht im Tackt des Alarmsignals. Eine Woge der Angst brach auf Link hinein. Würden die anderen es schaffen? War die Aktion doch zu übereilt gewesen? Blanke Panik stieg in ihm auf, als er an seinen Peilsender dachte. Unruhig blickte er sich um. Das blinkende Licht lies sein Gehirn für einen Moment aussetzen und nahm ihm jeglichen Orientierungssinn. Der einzige Gedanken, den er noch fassen konnte, formte fünf klare Worte: „Du musst den Sender loswerden."

Hecktisch suchend sah Link sich nach etwas Scharfem um. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er musste es einfach schaffen, dieses Ding zu vernichten, sonst würde man ihn auf der Stelle finden.

Sein Blick blieb an einem der zertrümmerten Käfige hängen. Scharf und spitz blitzte eine durchgebrochene Stange im Warnlicht auf. Ohne zu zögern stürzte Link darauf zu. Mit einem Ruck packte er die Metallstange mit dem Maul und stach damit gezielt auf die Beule über seinem Wiederrist ein. Scharfer Schmerz durchschoss seinen Hals, doch er zwang sich, ihn zu ignorieren. Blind vor Furcht stocherte er weiter unter seiner Haut herum. Er musste diesen verdammten Chip erwischen. Scharlachrotes Blut rann in Strömen über sein cremefarbenes Fell und hinterließ dunkle Flecken auf dem sonst so sauberen und sterilen Boden. Angestrengt biss er die Zähne zusammen. Er konnte den Chip bereits mit der scharfen Stange erfühlen. Ein letztes Mal schob er sie tiefer unter seine Haut. Etwas fiel klirrend zu Boden. Die Stange folgte.

Mit Schweiß und Tränen in den Augen befühlte Link seine Schulter. Brennendes Blut quoll aus der Wunde heraus, doch die Beule war weg. Der Sender war weg. Eine Woge der Erleichterung überkam ihn. Ohne der klaffenden Wunde weitere Beachtung zu schenken, sprang er auf und ergriff die Flucht. So schnell es ihm durch den pochenden Schmerz möglich war, galoppierte er durch die dunklen Gänge, auf direktem Weg auf den Ausgang zu.

„Wer ist da?", schallte auf einmal eine wütend gellende Stimme hinter ihm auf.

Seine Lungen brannten, doch er wagte nicht, sich umzudrehen. Weiter und weiter rannte er. Es gab nur einen Weg in die Freiheit und den musste er erreichen, bevor es zu spät war und er auf ewig hier unten festgehalten wurde. 

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