Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 22

Unruhig wälzte Feivel sich in seinem Bett hin und her. Es waren jetzt schon ein paar Tage vergangen, seit Jackson gestorben war und seither war nichts mehr wie zuvor. Mit jeder verstreichenden Sekunde fühlte es sich mehr so an, als würde ihm der Brustkorb abgeschnürt. Die eiserne Dunkelheit der Nacht drohte ihn zu verschlingen. Er schlief kaum, und wenn er einmal einnickte, dann nur, um Minuten später schweißgebadet und nahezu unfähig zu Atmen wieder aufzuschrecken.

In seinem Zustand hatte Jackson kaum eine Chance gehabt, den Kreislaufstillstand zu überleben. Und doch konnte Feivel nicht damit aufhören, sich den Kopf darüber zu zermartern, was gewesen wäre, wenn auch nur eine Kleinigkeit anders verlaufen wäre. Hätte er ihn länger reanimieren müssen? War seine Technik falsch gewesen? Oder lag all das doch einzig und allein an Kiras Serum?

Entschlossen schnaubend schob er seine zerknitterte Decke beiseite und setzte sich auf. So konnte das nicht weiter gehen. Er brauchte Antworten. Nachdenklich starrte er an die dunkle Decke. Kira einfach nach mehr Details fragen, konnte er nicht, das wäre zu offensiv. Andererseits ...

Knurrend warf sich Feivel wieder auf die Matratze, die knarzend unter seinem Gewicht nachgab. Reflexartig griff er nach seinem Handy, das neben ihm auf dem Nachttisch lag. Eine Weile beobachtete er den umher tanzenden Cursor, der im Nachrichtenfeld WhatsApps aufblinkte. Mallory Barber. Ihren Kontakt hatte er ganz automatisch geöffnet. Bevor er hier her kam und seit sie sich angefreundet hatte, hatte er in Situationen wie diesen immer zuerst mit ihr gesprochen. Danach war es Simon gewesen und jetzt ... Schnell schloss er das Fenster wieder und gab einen Namen in die Suchleiste ein. Jetzt war Clementine die einzige, der er wirklich alles erzählen konnte. Sie teilten ein Schicksal. Nur sie wusste ebenfalls über das Geheimnis der Winters Academy bescheid. Oder zumindest das, was Kira preisgab.

Kopfschüttelnd tippte Feivel eine Nachricht ein und sendete sie ab.

„Wir müssen irgendwas tun. Ich muss die Wahrheit wissen."

Niemals hätte er geglaubt, dass er dieser Stute, die er als nerviges Quietsche-Entchen auf Rays Party kennengelernt hatte, je so sehr vertrauen würde. Seine anfänglich so innige Freundschaft mit Simon war in den Hintergrund gerückt und durch die eines Pferdes ersetzt worden, das er nur besser kennen gelernt hatte, weil ihnen von Kira derselbe Patienten zugeteilt worden war - den es jetzt nicht mehr gab.

Traurig richtete Feivel den Blick auf den leise schnarchenden Schecken ihm gegenüber. Wenn die Zeit gekommen war, würde er der Erste sein, der alles erfuhr. Doch vorerst stand in den Sternen, wann diese Zeit anbrechen würde.

„Bist du dir sicher, dass wir in Dr. Bakers Büro fündig werden?" Noch immer etwas skeptisch über Clementines Plan, folgte Feivel ihr durch die dunklen Gänge des Bürotraktes. Es war gerade mal fünf Uhr früh, doch die beiden hatten sich in den Kopf gesetzt, mehr über den Fall Jackson Malone herauszufinden.

„Vertrau mir." Die Schimmelstute schenkte ihm ein keckes Zwinkern. „Die Patientenakten werden schon immer bei ihm gelagert. Außerdem wird hier um diese Zeit garantiert niemand außer uns herumgeistern."

Noch immer ein wenig skeptisch zog Feivel eine Augenbraue hoch. An ihm nagte der Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, schon wieder irgendwo einzubrechen, um sich Akten anzusehen, die ihnen womöglich die Zusammensetzung des violetten Serums verrieten.

Auf leisen Hufen schlichen die zwei Verbündeten über den steinernen Boden. Die Lichtkegel ihrer Handytaschenlampe huschten über die Wände und wurden von einigen gläsernen Bilderrahmen reflektiert. Im Gegensatz zu der Aktion mit Simon, bei der dieser seine Noten manipuliert hatte, fühlte sich dieses Unterfangen auf skurrile Weise richtig an.

„Da vorne ist es", zischte Clementine ihm zu und deutete mit einer raschen Kopfbewegung auf eine der vielen Türen, die vom Gang abzweigten. Im schummrigen Licht der Lampen war eine kleine, goldene Plakette zu erkennen, auf der in ordentlichen Druckbuchstaben „Dr. Connor Baker" stand. Vorsichtig näherten sie sich der Tür und Clementine tippte vorsichtig dagegen. Federleicht und stumm schwang die Tür beiseite. Mit einem triumphierenden Blick trat die Stute ein. Feivel folgte.

Bakers Büro war - soweit es bei den schlechten Beleuchtungsverhältnissen auszumachen war - recht geschmackvoll eingerichtet. Etwa mittig stand ein massiger Schreibtisch, auf dem einige Unterlagen ausgebreitet waren, daneben eine frische, grüne Topfpflanze. Jegliche Wand des Raumes, ausgenommen derer, die mit einem großen Fenster versehen war, das hinaus auf einen hübschen Wald zeigte, war mit Bücherregalen versehen, die mit den unterschiedlichsten Lektüren gefüllt waren. Feivel entdeckte einige Fachbücher über Medizin und Naturwissenschaften, aber auch kleine, undefinierbare Heftchen, Blätterstapel und Romane.

Zielstrebig schritt Clementine auf das Regal an der linken Wand zu. Mit dem bläulichen Lichtkegel ihres Handys suchte sie den unteren Bereich ab.

„Da haben wir's!" Triumphierend beugte sie sich hinunter und zog einen ramponierten Pappkarton hervor.

Verdutzt lugte Feivel über dessen Rand. Außer, dass der Karton ziemlich groß und schwer zu sein schien und der Inhalt aus undefinierbaren Zetteln bestand, konnte er nicht sonderlich viel darüber aussagen.

„Das ist also das Archiv der Winters Academy?", fragte er stutzig. Irgendwie hatte er sich das Ganze ein bisschen moderner vorgestellt.

Kurz lachte Clementine auf. „Die Hauptdaten sind natürlich alle im Computer gespeichert. Aber wenn wir Simon nicht einweihen wollen, kommen wir da schlecht ran. Wenn wir Glück haben, finden wir hier zumindest Jacksons Anamnese und Notizen über seine Behandlung."

Feivel nickte und hockte sich ebenfalls neben die Kiste. Der Gedanke an den eigentlich so gesunden und entschlossenen graubraunen Hengst, versetzte ihm einen Stich ins Herz. Noch immer war er nahezu unfähig, an etwas anderes zu denken, als dass er womöglich unnötigerweise gestorben war.

Schnaubend verengte Feivel die Augen zu bestimmten Schlitzen. „Lass uns nachsehen, was zu finden ist."

Auf ein stummes Kommando hin, begannen sie damit, den Inhalt der Kiste systematisch zu durchforsten. Clementine begann mit der linken Seite, Feivel auf der Rechten. Da keinerlei System in dem Aktenberg zu stecken schien, waren sie gezwungen, jedes Blatt einzeln umzudrehen.

Namen über Namen schwirrten vor Feivels schmerzenden Augen umher. Er wusste schon gar nicht mehr, wo oben und unten war. Und dabei hatten sie nicht einmal die Hälfte des Stapels durchkämmt.

Resigniert seufzend ließ er den blauen Ordner fallen, den er gerade durchgesehen hatte. „Das bringt doch alles nichts. Wenn das so weiter geht, können wir hier noch Stunden verbringen." Seine Geduld hing mittlerweile am seidenen Faden. Ihm war vollkommen schleierhaft, wie Clementine auch jetzt noch so konzentriert und motiviert bei der Sache sein könnte.

Tief durchatmend schob er ein paar Zettel hin und her. „Außerdem läuft uns langsam die Zeit davon. Ich will auf keinen Fall riskieren, dass wir erwischt werden. Dann fliegen wir schneller hier raus, als wir Karotte sagen können."

Ohne ihren Blick von den Akten abzuwenden, meinte Clementine nur verbissen: „Gib mir nur noch einen Moment ... Ich spüre es, wir sind ganz nah dran."

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht." Feivel rollte mit den Augen. „Es sind einfach zu viele Zettel."

„Hier!" Mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen zog Clementine ein unscheinbares, weißes Blatt aus dem Haufen hervor. „Und jetzt lass uns hier verschwinden, bevor noch Baker oder sonst wer hier auftaucht."

„Du willst es einfach mitnehmen?" Kritisch beäugte Feivel das Dokument. Zumindest Jacksons Name stand darauf, was er als ein gutes Zeichen verbuchte. Doch Diebstahl zu begehen ging ihm dennoch ein bisschen zu weit.

Nachdenklich musterte Clementine das Blatt in ihrem Huf. „Du hast Recht ..." Seufzend ließ sie es wieder sinken. Da hellten sich ihre Gesichtszüge auf einmal wieder auf. „Kannst du hier mal drauf leuchten?", forderte sie Feivel auf, während sie das Papierstück vor sich ablegte. Auch wenn Feivel nicht so recht wusste, was das bringen sollte, gehorchte er und richtete seine Taschenlampe entsprechend aus.

Schnell wie der Blitz schoss Clementine ein paar Fotos von der Vorder- und Rückseite, stopfte all die Akten zurück in die Kiste und schob sie mit einem Ruck wieder in das Regal. „Nichts wie weg hier."

„Clever ...", murmelte Feivel, als sie durch die Gänge zurück zu den Schlafräumen eilten. Wenigstens hatten sie jetzt ein paar Daten auszuwerten.

>> <<

„Verdammt, da steht überhaupt nichts über das Serum!" Frustriert fuhr sich Feivel durch die Mähnenhaare. Es war bereits Mittag und er und Clementine hatte sich in seinem Zimmer verschanzt, um in Ruhe die gefundenen Dokumente durchzugehen. Da Skyla und Simon heute ausnahmsweise nicht in der Winters Academy herumlungerten, sondern aus welchen Gründen auch immer einen Ausflug in die Stadt unternahmen, war freie Bahn für die Nachforschungen über Jackson.

Hektisch suchend scrolle Clementine unablässig durch die Bilder, die sie von Jacksons Akte gemacht hatte. Dabei tippte sie immer wieder ungeduldig mit den Hufen auf dem Boden auf. Tatsächlich war dieses Schriftstück zu nahezu nichts zu gebrauchen. Abgesehen von ein paar irrelevanten Eckdaten zu Jacksons Gewicht und Größe, enthielt es kaum Informationen.

Schließlich ließ sie grimmig knurrend das Handy auf den Tisch fallen und gab kühl von sich: „Wir müssen auf einem anderen Weg herausfinden, was mit Jackie passiert ist."

Langsam nickte Feivel. Ein Blick auf die Photos verriet ihm, dass dort wirklich nichts als Jacksons Name, ein paar Zahlen, seine Vorerkrankungen und Verwandtschaftsverhältnisse aufgelistet waren. Nichts, was für sich von Interesse war.

Die Stute war erneut dazu übergegangen, die Schriftzeichen mit gerunzelter Stirn zu mustern. „Schau mal, er hatte eine Frau. Valery Malone." Ihr Ton war ruhig und gefasst, doch als Feivel ihren leeren und dennoch tieftraurigen Blick sah, wusste er, wie hart Jacksons Tod sie getroffen hatte. Er war nicht einfach nur gestorben. Stattdessen hatte er ein Pferd, das ihn liebte, zurückgelassen. Wenn es schon den Studenten, die ihn gerade mal einen knappen Monat behandelt hatten, seinetwegen so schlecht ging, wie musste sich erst seine Frau fühlen?

Tränen traten in Feivels Augen. „Das kann doch nicht wahr sein!", rief er aufgebracht aus. „Nur, weil Kira versucht hat, Jackson irgendeine Krebsimpfung anzudrehen, ist er jetzt tot. Das ist doch nicht fair!"

Von Anfang an war dieses dumpfe Gefühl da gewesen, dass an Kiras Machenschaften etwas faul war. Aber er hatte es verdrängt, weil er einfach zu geblendet von dem Vertrauen gewesen war, mit dem sie ihn behandelte. Und jetzt saß er da und durchwühlte irgendwelche gestohlenen Akten auf der Suche nach Antworten.

Wütend pfefferte Feivel sein Handy auf sein Bett und sprang auf. „Das lasse ich mir nicht mehr länger gefallen! Ich werde jetzt zu Kira gehen, und sie fragen, was hier eigentlich los ist!" Wiehernd riss er den Kopf hoch. So wie bisher konnte es jedenfalls nicht weiter gehen. Er konnte der Rappstute unmöglich weiter seine Dienste anbieten, ohne überhaupt zu wissen, welche wahre Motivation hinter ihrem Handeln steckte.

„Feivel, warte, das ist keine gute Idee." Beschwörend sah Clementine ihn an und packte seine Schulter. „Sie wird sicher sauer sein, dass du ihr nicht vertraust."

Zornig riss Feivel sich los und setzte sich in Bewegung. „Das ist mir doch egal!", schrie er vollkommen aufgelöst. „Ich muss einfach wissen, ob Jackson umsonst gestorben ist und ob er der einzige bleibt. Es ist meine Pflicht und mein gutes Recht, das herauszufinden."

Schwungvoll trabte er an und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. Jetzt ging es nicht um ihn und seine Gefühle. Er konnte nicht zulassen, dass noch mehr Pferde auf eine derartige Weise starben wie Jackson. Es war mehr als nur ein innerer Wille, der ihn antrieb. Es war seine Verantwortung.

Ein letztes Mal holte er Luft, dann preschte er aus dem Raum hinaus. Die Rufe Clementines, die ihn verzweifelt davon abzuhalten versuchten, etwas zu tun, was er wahrscheinlich bereuen würde, ignorierte er einfach. Hier ging es um weitaus mehr als ihn und seinen Platz an dieser Uni. Es ging wortwörtlich um Leben und Tod.

Kies stob auf, als Feivel über den Hof der Winters Academy preschte. Immer wieder ließ er seine Augen suchend über die Pferde huschen, die sich dort in kleinen Grüppchen verstreut hatten, doch Kira war nicht unter ihnen. Etwas widerwillig verlangsamte er seinen Lauf. Obwohl alles in ihm darauf brannte, seine Dozentin endlich zur Rede zu stellen, gab es ein Problem. Er hatte keine Ahnung, wo sie sich aktuell aufhielt.

Trabend bewegte sich der gepunktete Hengst auf gut Glück auf den Gebäudekomplex im hinteren Bereich des Geländes zu. Aufgeregt schnaubend und mit hochgerecktem Kopf und geblähten Nüstern passierte er die Glastür des Gebäudes C. Die grimmigen, versteinerten Blicke der Photographien von John Winters, Einstein, Newton und Co versuchte er auszublenden. Die hatten ihm gar nichts zu sagen. Das Feuer der Wut über seine Unwissenheit loderte noch immer unaufhaltsam in ihm. Etwas zögerlich aber dennoch zielstrebig, steuerte er auf die Tür zu, die zu Kiras Büro führte. Vielleicht hatte er ja Glück und sie befand sich tatsächlich darin.

Unsicher blieb Feivel vor dem verschlossenen Raum stehen. Das anfängliche Glühen auf die Wahrheit, das gerade eben noch in ihm herrschte, begann langsam aber sicher zu einem kläglichen Flämmchen zu verglimmen. War es vielleicht doch absolut sinnlos und dämlich, einfach hier hereinzumarschieren und nach der Wahrheit zu verlangen? Doch bevor die Energie, die in ihm wallte, gänzlich erlöschen konnte, schüttelte er seine Mähne und reckte die Brust. Er hatte einen Entschluss gefasst und diesen würde er hier und jetzt auch in die Tat umsetzen.

Tief und scharf sog er die kühle Luft ein, die vom angenehm frischen Geruch des Steinbodens durchsetzt war. Seine Hufe klapperten unruhig auf dem Untergrund. Dann überwand er sich dazu, zaghaft und zugleich bestimmt gegen die Tür zu pochen.

Ein paar Sekunden verharrte er geduldig auf eine Antwort wartend. Im Geiste legte er sich bereits Worte zurecht, mit denen er Prof Winters möglichst schonend überfallen konnte.

Stille. Keine Antwort, kein knappes „Herein", kein gar nichts. Nicht einmal ein stummes Atmen drang hinter der hölzernen Wand hervor. Feivel kniff die Augen zusammen. Mit einem Ruck stieß er die Tür auf. Er hatte bereits nach Luft geschnappt, um dem dort befindlichen Pferd die Meinung zu geigen, doch der Raum war leer. Bis auf ein paar Regale und einem klobigen Schreibtisch war kaum etwas darin vorhanden. Jedenfalls nicht das Pferd, nach dem er suchte.

„So ein Mist!", entfuhr es ihm. Zornig knallte er die Tür hinter sich zu. Erneut kam ein Gefühl des Zweifelns in dem jungen Hengst auf. Ganz allmählich fraß es sich in sein Bewusstsein. Sollte er Kira doch lieber vertrauen? Schließlich vertraute sie ihm auch, oder? Vielleicht hatte sie ihre guten Gründe, so vieles geheim zu halten. Würde es ihm wirklich besser gehen, wenn er die Wahrheit wusste? Oder gab es Dinge, die ein einfacher Student wie er gar nicht wissen sollte?

Resigniert seufzend wandte er sich ab. Womöglich hatte Clementine Recht und er würde es nur bereuen, wenn er Kira zur Rede stellte. Wahrscheinlich würde sie ihm ohnehin nichts verraten und ihn einfach ohne mit dem Schweif zu zucken aus ihrem Programm werfen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Fast hätte er sich einer lückenhaften Kurzschlussreaktion seines Gehirnes hingegeben und sich selbst damit gefährdet.

Kopfschüttelnd schlurfte er den kahlen Gang entlang. Die Entscheidung stand fest. Er würde nicht mehr weiter unnütz nach Antworten suchen, die nicht für ihn bestimmt waren - zumindest vorerst nicht.

Da vernahm Feivel plötzlich gedämpfte Stimmen hinter sich. Wie elektrisiert klappte er seine Ohren um, um die genaue Geräuschquelle lokalisieren zu können. Auf leisen Hufen folgte er den nahezu unverständlichen Worten, die durch die dicken Wände des Gebäudes zu ihm getragen wurden. Nur ganz wage sortierten seine Hirnwindungen die Buchstabenfetzen, aber als er Kira Winters Stimme erkannte, drängte ihn eine unsichtbare Macht dazu, weiter zu lauschen.

Abgehackt vernahm er ein Wort, das in ihm alle Alarmglocken aufschrillen ließ. Jackson.

Verbissen sog Feivel die kühle Luft durch die Zähne. Inzwischen hatte er die Pferde gefunden, die sich da gerade über seinen Patienten unterhielten. Sie befanden sich unmittelbar in dem weitläufigen Nebengang des Gebäudes, durch das Kira ihn kurz geführt hatte, als sie ihm zum ersten Mal das unterirdische Krankenhaus gezeigt hatte. Hier befanden sich auch die Laborräume, die manchmal für den Unterricht genutzt wurden. Meistens jedoch waren sie nur von vereinzelten Dozenten besetzt, die in irgendwelche Forschungen vertieft waren.

„Der wievielte ist er?", hörte Feivel eine ziemlich hohe Stutenstimme fragen, die für ihre Verhältnisse ungewöhnlich ernst klang. Amanda Charlson, seine Physikdozentin. Feivel schluckte. War sie auch in die ganze Sache involviert? Er hätte nicht gedacht, dass es so viele waren.

Vorsichtig schob der junge Student die massive Metalltür, die zu seinem Glück nur angelehnt war, einen Spalt zur Seite und lugte hindurch. Dort standen drei Pferde am Rande des Ganges. Kira, Dr. Charlson und ein Fjordhengst, der aussah wie der Pfleger, der bei Jacksons Tod dabei gewesen war. Ihre minimal geduckte Haltung ließ darauf hindeuten, dass sie tatsächlich etwas besprachen, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Der Fjord trug ein Klemmbrett im Maul und sah sich immer wieder unruhig um. Dabei kippte seine kursgeschnittene Stehmähne von einer Halsseite zur anderen. Die Ohren waren angelegt, als würde ihm die Situation nicht behagen. Alle drei steckten in blauen Laborkitteln, also kamen sie vermutlich gerade aus dem unterirdischen Krankenhauskomplex.

Angestrengt grübelte Feivel, was Dr. Charlson mit ihrer Frage gemeint haben könnte. „Der wievielte ist er?" Der wievielte Patient? Proband? Todesfall?

So gerne würde Feivel einfach zu ihnen hin stürmen und eine Antwort fordern. Immer hin war Jackson sein Patient gewesen. Angespannt und eine Spur zu heftig biss er sich auf die Lippe, um sich davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun. Er schmeckte Blut, doch das bemerkte er kaum. Mit gespitzten Ohren versuchte er so gut es aus der Entfernung möglich war, weiter dem Gespräch zu folgen.

„Ein paar haben wir schon hinter uns, aber es geht langsam voran." Das war Kira. Sie klang kalt und fachmännisch. Ganz anders, als die freundliche und besonnene Stute, die Feivel zu kennen glaubte.

„Du hast Recht. Aber momentan ist das unsere einzige Möglichkeit. Die Supermarktsache ist noch immer nicht ausgereift." Dr Charlsons schlanke Araberfigur tänzelte auf der Stelle.

„Was mit John passiert ist, sollte sich besser nicht wiederholen ...", nuschelte Kira dem nur kaum verständlich entgegen.

Feivel horchte auf. Was war mit John passiert? Der Gründer der Winters Academy war tot, das wusste er. Doch was steckte wirklich dahinter? War es doch mehr gewesen, als ein einfacher Experimentierunfall? Hing es gar direkt mit der seltsamen Geheimsache zusammen, die hier ganz offensichtlich vor sich ging?

Krampfhaft presste Feivel seine Hufe gegen den harten Boden. In seinem Kopf arbeitete es. Stetig stieg sein Puls an und die Spannung in seinem Inneren war kaum auszuhalten. Ob vor Wut oder der Angst davor, was die Winters Academy plante, ließ sich kaum bestimmen. Eines war jedoch klar.

Er musste herausfinden, was es wirklich mit Johns und Jacksons Tod auf sich hatte. Um jeden Preis.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro