Von Freunden und Umarmungen
Am nächsten Morgen konnte Lily endlich den Krankenflügel verlassen. Erleichtert zog sie sich ein Kleid über, fischte ihre Sachen zusammen und begab sich auf den direkten Weg zum Gemeinschaftsraum.
Kaum trat sie durch das Portrait der fetten Dame, schlug ihr schon der wohlig-warme Geruch des Gemeinschaftsraumes entgegen. Sie musste nicht lange suchen - ihre Freundinnen fand sie am Kamin sitzend inmitten einer leisen, aber hitzigen Diskussion mit den Jungs.
Als Liz Lily am Portrait entdeckte, sprang diese auf und stürmte mit einem erleichterten „Lily!" auf ihre Freundin zu, um sie zu umarmen. „Schön, dass du wieder wohlauf bist."
Kaum hatte sich Lily von Liz gelöst, fand sie sich aber auch schon in der nächsten Umarmung.
„Schön dich zusehen", raunte ihr Kate ins Ohr. Dann trat diese wieder von Lily weg und begutachtete sie mit einem besorgten Lächeln. Auch Remus trat auf sie zu und nahm Lily mit einem leisen „Willkommen zurück" kurz in den Arm, ehe er sich neben Kate stellte und seine Hand liebevoll auf Kates Rücken legte.
Peter, der plötzlich links von ihr stand, wusste wohl nicht zurecht, wie er reagieren sollte und klopfte ihr lediglich mit einem zögerlichen, aber ehrlichem Lächeln auf die Schulter. Sie sah ihn an und lächelte zurück, ehe sie Laura rechts hinter ihm fand, die zögerlich zu Lily sah.
Doch Lily erinnerte sich an den Moment im Krankenflügel, an dem sich Laura bei ihr entschuldigte und Sirius sich sogar dafür eingesetzt hatte, es ihr zu ermöglichen. Es war ein etwas auseinander geratener Streit zwischen zwei Freundinnen - und dass Laura sich von sich aus bei ihr für ihr Verhalten mit voller Demut entschuldigte, bedeutete Lily sehr viel. Und sie erinnerte sich daran, mit einem kurzen Schielen zu Kate und Remus, dass Laura bei den beiden wohl auch die Finger im Spiel hatte. Und so wie die zwei sich ansahen, war es wohl mehr als nötig gewesen. Lily schmunzelte und sah, wie Lauras Gesicht sich ebenfalls zu einem kleinen Grinsen verzog, als wisse sie genau, was Lily gerade dachte: Manchmal mussten Freunde sich eben gegenseitig in den Arsch treten...
Mensch Lily, du denkst ja fast schon so wie Laura, dachte sie und ließ sich lachend in die Arme ihrer Freundin fallen.
„Evans", hörte sie Sirius sagen - und als sie sich von Laura löste, sah sie ihn neben ihrer Freundin stehen und sich theatralisch verbeugen. Dann zwinkerte er Lily grinsend zu. Lily kicherte und ließ den Blick durch die Runde schweifen. Mit einem Mal spürte sie, wie ihre Augen brannten. „Danke", sagte sie aufrichtig. „Freunde wie euch um sich zu wissen, ist gerade in solchen Zeiten das wertvollste, das man haben kann."
Dass sie einmal so etwas auch zu den Rumtreibern sagen würde, kam ihr zuvor nie in den Sinn. Doch nachdem diese Sache mit dem Vampir geschehen ist, war sie einfach nur dankbar, dass sie noch zur rechten Zeit herbeikamen.
„Kaum zu denken, was wäre...", begann Peter leise. Seine wässrigen Augen glänzten so ungewohnt stark, dass Lily sich sicher war, dass sich gerade wohl auch in seinen Augen Tränen bildeten. Als sich Lilys und seine Augen trafen, schaute er nervös zur Seite und räusperte sich. „Naja, also wenn James nicht..."
„Peter!", zischte es von der Seite und Peter verstummte sofort. Hinter Black tauchte das unverkennbare Gesicht von James auf. Lilys Herz schien einen Satz nach vorne zu machen und sie spürte, wie ihr sämtliches Blut aus dem Kopf wich. Als könne es das gesamte Chaos, das gerade in ihrem Kopf passierte, herunterspülen, schluckte sie so schwer, dass es vermutlich noch Hagrid von seiner Hütte aus hätte hören können. Verdammt Lily! Jetzt reiß dich zusammen, dachte sie. Es ist doch nur Potter. Nur! Potter!
Irgendjemand hustete leise und Lily nahm verschwommen war, dass zwischen ihr und James der Platz freier wurde. Mehr Platz, um näher zu kommen, dachte sie. Vorsichtig trat sie auf ihn zu, die grünen Augen unentwegt auf das kleine bernsteinfarbene Feuerwerk in seinen Augen gerichtet.
„Hey", brachte sie nach einer gefühlten Ewigkeit in einer kratzigen Stimme aus sich raus. Doch auch James schien sich nicht gut in Fassung zu haben, den sein „Hi" war mehr gehaucht als gesprochen.
Mit einem Mal schien das gesamte Blut in ihrem Körper den Weg zu ihren Wangen gefunden zu haben. Ihr Kopf schnellte zu Boden, sodass er die Röte in ihrem Gesicht nicht sehen konnte. Unbeholfen nestelte sie an dem Henkel ihrer Tasche herum. Dass ein Mensch einem anderen Menschen so den Kopf verdrehen konnte, hatte Lily schon in so manchen Romanen gelesen. Doch sie hatte es nie so wirklich nachvollziehen können, dass es sich in der Realität wirklich so anfühlte, als würde die komplette Welt Kopf stehen und als würde sich alles in ihrem Kopf schneller drehen als ein Tornado.
Nach einem kurzen Blick auf ihre Freunde, die gespielt irgendwelche Beschäftigungen suchten, fasste sie sich und sah wieder zu James auf. Dieser schien jede ihrer Bewegungen genau zu analysieren und einzuspeichern, denn seine Augen huschten nervös über ihren gesamten Körper.
„Danke", sagte sie leise und lächelte aufrichtig. „Für alles."
James schluckte und nickte unbeholfen. Das Strahlen, das sich nun wie eine Decke über sein Gesicht legte, war das wohl ansteckendste, welches Lily je gesehen hatte.
Diese Situation war so neu für sie. Noch nie hatte ihr Körper solch ungewohnte und unbeholfene Reaktionen hervorgebracht wie in diesem Moment. Um dies zu überspielen, öffnete sie mit zittrigen Händen ihre Tasche und zerrte ungeschickt das Buch mit dem roten Ledereinband heraus.
„Und danke für dieses Buch", sprach sie fast flüsternd als sie es ihm überreichte. „Also ich vermute mal, dass es deines ist."
Doch James schüttelte kaum merklich den Kopf und schob das Buch behutsam zurück zu Lily. Verdutzt sah sie ihn an. „Bitte behalte es", sagte er.
„James", flüsterte sie erstaunt.
„Ich habe es schon so oft gelesen – ich kenne die Geschichten bereits auswendig", erwiderte er leise und lächelte sie an. Eine Welle der Dankbarkeit überkam sie und ehe Lily sich in den Griff bekommen konnte, hatte sie schon ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihren Kopf in seiner Schulter vergraben. Sie merkte wie er vor lauter Überraschung kurz erstarrte. Doch nach ein paar Atemzügen entspannte er sich wieder und sie spürte, wie er seine zitternden Hände sanft und vorsichtig auf ihren Rücken legte, um sie näher an sich zu ziehen.
Für einen kurzen Moment ließ sie ihn komplett auf sich einwirken. Seine Wärme, seinen Herzschlag, sein anziehender Duft – all dies umhüllte sie wie eine warme Decke an kalten Wintertagen. Dieser Duft hatte etwas holzig-süßes und männliches an sich und Lily verstand immer mehr, warum die Mädchen ihm nie widerstehen konnten: Er roch betörend, umschlang ihre Sinne und fesselte diese an sich. Und mit diesem Duft kamen ihr die Momente der Nähe zu ihm durch den Kopf: die Besenkammer, der geheime Gang zum Honigtopf, Blicke, Berührungen, die Umarmung in Hogsmeade... Dieser Duft.
Es war der gleiche Duft, der sie umgab, als der Vampir sie benebelte, als sie nichts mehr von der Außenwelt realisierte. Und obwohl dieser Duft sie auch an diese Situation erinnerte, fühlte sie nur eine elementare Sache, die sie schon ewig nicht mehr so intensiv spürte wie in diesem Moment:
wärmende Sicherheit.
Sie musste sich eingestehen, dass seine Nähe wie Balsam für sie war. Und doch wusste sie, dass genau in diesem Moment vermutlich halb Gryffindor gerade im Gemeinschaftsraum stand und somit Zeuge von diesem recht ungewohnten Schauspiel war.
Auch wenn es tatsächlich nicht das erste Mal war, an dem die zwei sich umarmten (bei Merlins verdrehten Zauberstab - das sollte jetzt wirklich keine Gewohnheit werden, Lily!), so war es wohl das erste Mal ohne Trauer oder Verzweiflung, sondern absolut aufrichtig, dankbar und vermutlich auch etwas mehr als Lily in diesem Moment zugegeben hätte.
Sich der ganzen dutzenden Augenpaare bewusst, die auf die beiden gerichtet waren, räusperte sich Lily kurz. Doch noch bevor sie sich von ihm lösen konnte, spürte sie, wie sie von ihm weggezerrt und in eine stürmische Umarmung gerissen wurde.
„Lily!", seufzte die Person, die sich um sie klammerte, in ihr Ohr. Völlig überrumpelt tätschelte sie den Rücken der Person, ehe sie zu verstehen gab, dass sie sich gerne lösen möchte.
Überrascht sah sie in das ungewöhnlich erleichterte Gesicht von Mary. „Wie schön, dass du wieder auf den Beinen bist!", meinte diese und lächelte. „Wir waren so besorgt um dich! Wenn James nicht gewesen wäre..." Mit einem ehrfürchtigen, fast anhimmelnden Blick sah sie zu ihm herüber.
Lilys Magen schien sich schlagartig zu verknoten. Doch James nickte Mary nur mit einem abweisenden Lächeln zu und sah wieder zu Lily, die warmen, haselnussbraunen Augen tief in sie bohrend.
„Er ist ja so bescheiden...", schwärmte Mary leise in ihr Ohr.
Diese Situation war so bizarr, dass Lily am liebsten einen Besen schnappen und davon fliegen würde. Sie schaute hastig zu ihren Freunden hinüber und suchte innerlich etwas, um dieses seltsame Gefühl zu lösen.
„Ich bin so froh, wieder bei euch zu sein", sagte sie mit einem nervösen Lächeln. „Im Krankenflügel fehlt einem eindeutig die Gesellschaft. - Und die Dusche!", fügte sie schnell mit einem Grinsen hinzu. Die umher sitzenden Mitschüler lachten und sie nahm dies zum Anlass, ihnen zuzuzwinkern und sich zum Mädchenschlafsaal zu begeben.
Was auch immer sich gerade im Gemeinschaftsraum abspielte - es würde wohl wahrscheinlich gerade überall getuschelt und getratscht werden, dachte Lily während sie die Treppen hinauf stapfte, um sich frische Kleidung und ihre Duschsachen zu holen.
Und was immer zwischen James und ihr passierte als sie ihn umarmte: Sie wusste, sie wollte mehr davon. So viel mehr, dass ihr Herz vor lauter Gier irgendwann wohl zu platzen drohte...
*****
Hello.... It's mee...
Ich melde mich zurück zum Dienst :D Endlich geht es mit Lily und James weiter! Ich hoffe, ich habe euch damit nicht zu lange auf die Folter gespannt - und ich hoffe, dass euch dieses tatsächlich doch sehr kurze Kapitel dennoch gefällt. Wenn ja - dann lasst mir doch gerne ein Vote und ein Kommentar dazu da :) Wenn nein..... Nun ja, scheut euch nicht - auch hier freue ich mich über Feedback ;)
Ansonsten kann ich nach diesem Kapitel nur sagen: fühlt euch gaaaanz fest umarmt von mir - ihr seid so toll und ihr habt mir mit euren lieben Worten echt gut getan in meiner Pausenzeit ♥
xxx
Eure Kate
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