Eine nur zu bekannte Frage
Gemeinsam flogen sie hinunter zu den Tribünen. Natürlich nur, damit sie nicht so schreien mussten, denn die Höhe hätte Lily auf Dauer nicht zu schaffen gemacht. Niemals.
So saßen sie da, Potter stumpf geradeaus in den Horizont starrend und neben ihm Lily, die eine herausstehende Naht von ihrem Pullover plötzlich sehr faszinierend fand und daran zuppelte.
„Also?”, fragte Potter irgendwann in die erdrückende Stille.
Tja Lily - wer A sagt, muss auch B sagen, dachte sie und seufzte. „Es tut mir leid”, sagte sie.
Doch er starrte weiter geradeaus, seine Miene undefinierbar. „Aha”, sagte er.
Obwohl Lily kein Verzeihen von ihm erwartete, war seine kalte Schulter, die er ihr nun zeigte, wie ein Schlag in die Magengrube. Sie setzte an etwas zu sagen, doch die Worte erstickten in ihrem Hals, weshalb sie blinzend versuchte gegen die Tränen anzukämpfen. Verdammt, warum war es so viel einfacher, ihn anzuschreien und ihm Flüche an den Kopf zu werfen, als sich ernsthaft mit ihm auszureden?
Weil die Wut eine sehr dominate Emotion ist, beantwortete sie sich selbst ihre Frage. Frustriert starrte sie auf ihre Füße und bohrte damit Kreise auf den dreckigen Tribünenboden.
„Es ist so -...” „Warum?”, unterbrach er sie. Seine Stimme klang gebrochen und verzweifelt. „Was ist es, dass doch so zurück hält, mich zu mögen?”
Unruhig rutschte sie auf der Bank hin und her und versuchte, sich Worte zurecht zu legen. „Potter, ich -...”, versuchte sie erneut. „Komm mir nicht mit Potter”, knurrte er verbittert.
Sie biss sich auf die Lippen, um die Tränen, die sich langsam in ihren Augen zu sammeln drohten, zurück zu halten. „James”, hauchte sie verzweifelt. Verdammt, warum war er denn so sensibel?
„Immer wieder hab' ich es versucht”, begann er und lachte bitter auf. „Oh, und wie oft ich es versucht habe. Ich hab' dich immer wieder gefragt und mich versucht zu ändern. Ich hab' deine Freundinnen ausgequetscht, um zu erfahren, was du magst - nur um dir eine Freude zu machen. Ich wollte dir gefallen. Wollte, dass du mich siehst und als den Mensch annimmst, der ich bin. Und alles nur, um immer wieder von dir verstoßen zu werden.”
Wie als hätte er jegliche Argumente aus ihr gesaugt, saß sie neben ihm und starrte ihn an. Ihr Gesicht schien zu gefrieren und das einzige, dass in ihr noch ein wenig nach Leben schrie, war ihr Herz, das schwer und laut pumpte.
„Hatte ich dir nicht bereits versucht zu erklären, dass ich es ernst mit dir meine?”, fragte er leise und drehte sich zu ihr.
Sein gequälter Blick stach wie mit tausend Messern in ihre Brust. Sie zog ihre Ärmel über ihre Hände und versteckte diese nervös zwischen ihre Schenkel, dass er das Zittern nicht bemerkte.
Touché, dachte Lily. Sie erinnerte sich an ihren kleinen Streit damals im Korridor. Damals war er sehr verletzt, doch wie er nun neben ihr saß, schien er beinahe komplett am Boden zerstört.
Erst jetzt war sich Lily dem Ausmaß ihres Verhaltens gegenüber bewusst - und sie fragte sich, warum sie nur so blind gewesen konnte, nicht zu erkennen, dass ihre Freunde all die Zeit recht gehabt hatten.
Er mochte sie wirklich - und sie ließ ihn nie an sich ran.
Wie als wäre ihr Schweigen Antwort genug, schnaubte er kurz und drehte sein Kopf wieder nach vorne.
„Du meintest es immer ernst?”, fragte sie die damals unbeantwortete Frage.
Er starrte geradeaus und rümpfte seine Nase. Kaum merklich nickte er. „Ich war so dumm”, flüsterte sie mehr zu sich, doch Potter hörte es trotzdem und antwortete: „Eindeutig.”
Lily schnaubte. „Danke für die Bestätigung.”
„Keine Ursache”, brummte er.
Über ihnen ertönte ein lautes Gekreische und als sie ihre Köpfe hoch hoben, flogen ein kleiner Schwarm schwarzer Krähen über ihnen vorbei, um Richtung Wald zu fliegen.
Nachdenklich beobachtete sie den Schwarm, wie er erst wild verstreut flog und sich dann zu einer Einheit bildete, um so gemeinsam das Ziel der grenzenlosen Freiheit zu erreichen.
Neben ihr regte sich Potter und hob einen kleinen Stein auf. „Ich war auch dumm”, sagte er schließlich. Er drehte diesen kurz in seiner Hand, bevor er in Richtung der Krähen zielte und den Stein kräftig von sich schleuderte. Natürlich traf er den Schwarm nicht - dafür waren die Vögel schon zu weit in der Horizontalen. Stattdessen verlor der Stein recht schnell an Höhe, nachdem er in einem hohen Bogen über das Spielfeld flog, und stürzte ohne Erbarmen in die Tiefen des Feldes.
Neugierig sah Lily zu Potter auf.
„Wie meinst du das?”
Er zuckte kurz mit den Schultern, bevor er antwortete. „Es haben mich ein paar Mädchen angesprochen. Manche verzweifelten an mir wie ich an dir. Ich hätte sie alle haben können. Doch ich wollte nur dieses eine Mädchen. Und genau das wollte tragischerweise nicht mich.”
Ihre Stirn legte sich leicht in Falten. „Das ist wirklich dumm, der Tat”, antwortete sie nachdenklich. „Aber warum hast du dann nicht einfach eine andere...? Naja, du weißt schon...”
Erwartungsvoll schaute sie ihn an. War es albern, sich sehnlichst bestimmte Worte von einer Person zu hören, obwohl man selbst nicht einmal wusste, wie man zu dieser Person stand?
„Ich hab's versucht”, antwortete er leise.
Lily versuchte, die Enttäuschung an ihr Abprallen zu lassen, doch es war, wie wenn man mit einer undichten Tür versuchte, einen Sturm aufzuhalten: irgendwo drang es doch hindurch.
„Ich bin mit ein paar Mädchen ausgegangen. Ich wollte ihnen eine Chance geben. Nur konnte ich es nicht. Ich konnte keine von ihnen küssen oder an mich ran lassen, wenn mir ein bestimmtes Mädchen einfach nie aus dem Kopf gehen wollte. Es wäre nicht fair gewesen.”
Als er das so sprach, fühlte sie eine kleine Explosion in ihrem Körper. Das Leben kehrte zurück, doch hinterließ es ihr unbekannte Gefühle, die sie nicht beschreiben konnte. „Und sie geht dir immer noch nicht aus dem Kopf?”
Er atmete tief durch. „Nein.”
Dann schloss er die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Seit letzte Nacht spukt sie besonders penetrant darin herum.”
Lily schluckte. „Na penetrant klingt jetzt nicht gerade positiv.”
„Ist es auch gar nicht”, erwiderte er. Er öffnete wieder seine Augen und richtete sie wieder auf den Horizont.
Die Krähen waren mittlerweile von der Ferne verschluckt worden und nicht weniger als nur noch ein kleiner schwarzer Fleck im Himmel.
„Sie war gestern ausgelassen. Sie hat mich angelächelt und war mir so nah wie noch nie zuvor. Und dann stand sie vor mir und trat auf das letzte Stück Herz, das ich ihr noch geben konnte, indem sie mich plötzlich abblitzte und weglief, als wäre sie von einem Blitz erschlagen worden.” Er wurde gegen Ende lauter und presste die Worte aus sich raus, wie um sie einfach nur noch loszuwerden und zu hoffen, dass sie nie wieder zurück kehrten. Verbittert schnaubte er.
„Es war schön heute Nacht, wirklich”, sagte sie und lehnte sich zu ihm, doch er machte keine Anstände, sich zu ihr zu drehen. Er schien mit sich zu kämpfen - und es schien ihm weh zu tun, sie dabei anzuschauen.
„Ich wollte dich nicht verletzen. Du musst wissen, dass ich so noch nie gefühlt habe. Du verwirrst mich komplett. Einerseits bin ich fasziniert von dir und habe das Gefühl, deine Nähe zu brauchen, aber dann kommt plötzlich die Angst.
Angst, dass du es doch nicht ernst meinst und dass ich fallen gelassen werde. Ich dachte, dass du es tatsächlich nicht ernst meintest - und ich wusste nicht, ob das einfach nur eine Masche war.”
„So denkst du also von mir. Verstehe”, flüsterte er und senkte den Kopf. „Kein Wunder hatte ich nie eine Chance bei dir. Wenn das also deine Meinung ist und du mich deshalb nicht wirklich kennen willst, dann versteh ich nicht, wieso wir hier sitzen und reden.”
Verwirrt sah sie ihn an. Dass zwischen uns nichts ist, solange wir zusammen die Schulsprecher von Hogwarts sind, hätte sie sagen sollen. Dass wir uns zumindest in die Augen sehen können.
Doch das war, was ihr Verstand dachte - ihr Herz steuerte aber die Worte in diesem Moment mit mehr Kraft - und so wendete sich alles anders, als sie ursprünglich gedacht hatte, bevor sie Potter aufsuchte und auf das Quidditchfeld stapfte.
Seufzend drehte sie sich zu ihm. „Sieh mich an, James.”
Mit ihren Händen umfasste sie sanft seine Wangen, um sein Gesicht zu sich zu ziehen, sodass er gezwungen war, sie anzuschauen. Seine sonst immer so lebhaft funkelnden Augen trotzten nur vor Enttäuschung. Es brach Lily das Herz, ihn so zu sehen.
Seine Stirn warf verwunderte Falten, als er sah, dass ihr ungewollt eine Träne die Wange herunter kullerte, doch sie ignorierte es.
Stattdessen verhärtete sie leicht den Druck ihrer Hände und sah ihm tief in die Augen.
„Hör zu, es tut mir so unendlich leid”, flüsterte sie. „Ich weiß, ich kenne dich nicht genug um zu urteilen - und ich habe es dennoch getan. Du wusstest, dass ich nein sage und hast dennoch nie aufgegeben.”
Sie atmete tief durch. „Würdest du für mich ein letztes Mal nicht aufgeben... und mir die Chance geben... von vorne anzufangen und dich kennen zu lernen?”
Seine Augen sprangen verwirrt zwischen ihren Augen hin und her. Leicht schüttelte er den Kopf. Seine Stimme klang kratzig, als er fragte: „Ich versteh' nicht ganz... Was meinst du?”
Lily zwang sich zu einem Lächeln. Es musste seltsam ausgesehen haben, wie sie mit Tränen im Gesicht ihre Mundwinkel zu einer traurigen Grimasse zog. Sie würde sich zehnmal schlagen für ihre peinliche Frage, doch sie stellte diese, bevor ihr Verstand überhaupt begriff, was sie gerade von sich gab:
„Würdest du, James Potter, mit mir auf ein Date nach Hogsmeade gehen?”
....
Puhh... Etwas zäh, da mir solche Gespräche tatsächlich nicht liegen. Aber ich hoffe, es war dennoch schön zu lesen :)
Aktuell bin ich etwas viel am Hochladen - was wohl daran liegt, dass mir die liebe @Macphea droht, erst wieder ein Kapitel von ihrer FF hochzuladen, wenn ich ein neues hochlade o.o (seht, wie ich behandelt werde!! *heul*)
Leider weiß ich, dass ich aber ab nächste Woche vermutlich nicht mehr so oft schreiben kann, weil ich deutlich weniger Zeit dafür haben werde. Aber ich hoffe, dass ihr mir - treu wie ihr seid - das nicht so übel nehmt ❤️❤️
Ich freue mich auf eure Reviews :)
xxx
Eure Kate
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