•𝑲𝑶𝑵𝑻𝑹𝑶𝑳𝑳𝑽𝑬𝑹𝑳𝑼𝑺𝑻•
𝑀𝑎𝑟𝑖𝑏𝑒𝑙𝑙𝑒
Schwer atmend befinde ich mich unmittelbar an Ort und Stelle. Mein Gehirn realisiert in Sekundenschnelle, in welch einer fatalen Situation ich mich befinde. Mein eigener Leib ist wie versteinert erstarrt. Keine Regung meines Körpers. Das darf doch nicht wahr sein? Ich hätte es wissen müssen, dass ein Fluchtversuch aus dem Kellergeschoss keinesfalls möglich ist. Was habe ich mir auch nur dabei gedacht? Das wird mein Untergang werden! Mit großer Sicherheit sogar! Ich bin wie vom Schlag getroffen. Der Schock steht mir ins Gesicht geschrieben. Mein Herz schlägt mir in rascher Folge. Mein rasanter Herzschlag reagiert auf das fürchterliche Geschehen, welches ich für einen absoluten Albtraum halte. Ich befürchte, es zerspringt jeden Augenblick aus meinem Brustkorb. Dabei weiche ich den Blick der beiden Männer kein einziges Mal aus, wessen Augenpaare nur so vor großer Ärgernis glühen! Mächtigen Ärgernis sogar! Sie werden mich umbringen! Ihre unglaubliche Wut ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Keinerlei Hoffnung ist ihn ihrem kaltblütigen Blicken zu erkennen. Sie meinen das also vollkommen ernst!
Ich fühle mich vollkommen gelähmt vor Angst und Schrecken. Ich bin Widerstreit zwischen meinem Impuls zum Handeln und meine angstbehaften Gefühle und Gedanken vollkommen gefangen. Ich kann kaum noch einen einzigen klaren Gedanken fassen. Meine Gedanken sind nämlich ein reinstes Chaos in meinem Kopf. Spielen vollkommen verrückt. Ich schaffe es nicht ein einziges Wort über die Lippen zu bringen. Sie mit aller Kraft um mein erbärmliches Leben anzuflehen. Mein Mund fühlt sich plötzlich staubtrocken an. Mein gesamter Leib zittert förmlich, vor erbittere Angst, bis hin zu meinen Zehenspitzen. Mit einem mal sehe ich vor mein Inneres mein gesamtes Leben an mir vorbeiziehen. Das schreckliche Gefühl lässt sich kaum noch ertragen. Ich fürchte mich dermaßen davor eine einzige falsche Bewegung zu tätigen und das wäre aus und vorbei mit meinem Leben. Wo habe ich mich nur hintreiben lassen? Meine eigene Dummheit wird mir noch mein ganzes Leben kosten. Wahrscheinlich sogar! Es macht mich so unglaublich wütend. Es ist endgültig vorbei. Er behielt vollkommen recht. Ich sollte mich ihm hingeben, denn mir sind die Hände zu gebunden. Ich sollte den Tatsachen ins Auge sehen und mich ein für alle Mal damit abfinden. Wie konnte ich nur für einen einzigen Moment daran glauben, dass ich mich gegen solch einen skrupellosen Menschen auch nur ansatzweise zur Wehr setzen könnte? Ich war mal wieder vollkommen naiv. Zudem ich auch unbedarft gehandelt habe und mich in diesem Dilemma selbst hineinversetzt habe. Ich habe ihn vollkommen falsch eingeschätzt, zudem ich gedacht habe, dass ich ihm weit aus überlegen wäre, war dies ein riesengroßer Fehler. Ein viel zu großer Fehler! Mit jeder weiteren Sekunde, bekomme ich das qualvolle Gefühl, dass mir die Luft ausgeht! Die ich jedoch noch dringend benötige. Ein eiskalter Schauer prickelt durch meinem gesamten Körper, bei dem schrecklichen Gedanken, was gleich als nächsten eintreten wird. Einen weiteren Fluchtversuch in Erwägung zu ziehen, scheint im Augenblick vollkommen aussichtslos zu sein! Das war's also mit dir, Maribelle!
»Du hast eine Grenze überschritten, die du hättest nicht übertreten sollen!«, raut er mir mit seiner schauerlichen Stimme bedrohlich nah. Ich halte die eingestaubte Luft in meiner Luftröhre für einen winzigen Augenblick angehalten, als seine beängstigenden Worte in mich eindringen und mir vereinzelte Blitzschläge in meiner Brust verursachen. Die aufkommenden Tränen der Verzweiflung halte ich dennoch verstärkt zurück. Bloß keine Schwäche zeigen! Wag es nicht, Maribelle! Du hast dir selbst versprochen, deine Schwachstellen keineswegs preis zu geben, komme was wolle. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und bemühe mich stets, nicht die Fassung zu verlieren. Bleib gefälligst gefasst! Ich wage einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen und gerate schlagartig ins Erschreckende. Unsere Blicke kreuzen sich plötzlich zueinander. Meine ganze Hoffnung stirbt endgültig, als mir seine kristallblauen Augen direkt begegnen. Keinerlei Emotionen sind darin zu erkennen, gar zu spüren. Beide Augenpaare sind von einer unfassbaren Kälte bedankt, dass mir ein mulmiges Gefühl in der Grube meines Magens bereitet. Dass er mir urplötzlich ziemlich nahe getreten ist, habe ich überhaupt nicht wahr nehmen können. Es ist völlig beängstigend für mich, seine mächtige Präsenz, die er aus sich heraus strahlt, hautnah spüren zu können. Zudem er sein Oberkörper förmlich an meinem gesamten Körper gepresst hält und mich in einer Enge treibt, die mich völlig außer Kraft lässt, auch nur eine kleine Initiative zu ergreifen. Ich fühle mich ihm vollkommen hilflos und völlig machtlos ausgesetzt. Sein unbeschreiblicher männlicher Geruch vernebelt mir auch noch vollkommen die Sinne. Es bringt mich für einen kurzen Augenblick völlig aus dem Ruder. Seine unerträgliche Nähe treibt mich in den Wahnsinn. Es macht mich umso mehr verrückt! Zögernd richte ich meinen angstverzerrten Blick auf den Boden und beiße mir unbewusst auf die Lippen. Was soll ich bloß tun? »Mikail!«, ertönt seine tiefe, laute Stimme plötzlich hinter mir. Meine Nackenhaare stellen sich schlagartig auf, als sein Atem mir unwillkürlich den Nacken streift und sich eine überwältige Gänsehaut auf meiner Haut niederlässt. Dabei wage ich es keineswegs, mich auch nur einen einzigen Zentimeter in Bewegen zu setzen, gar zu atmen. Plötzlich muss ich jedoch erschrocken die Augen weit aufreißen, als er mich urplötzlich mit leichter Hand ein Schritt nach vorne schubst, sodass ich völlig überrumpelt einige Schritte hinter mir lege, dabei beinahe zu Boden pralle, mich jedoch noch rechtzeitig davor bewahren kann und den fürchterlichen Aufprall entkommen kann. Der große Schock sitzt mir tief in der Brust fest, lässt mir keinen kurzen Augenblick Zeit, um mich von dem plötzlichen Angriff erholen zu können. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz stillsteht. Die Angst vergrößert sich mit einem Mal, als ich auf zwei beängstigende zwei Augenpaare begegne, nachdem ich meinen Kopf anhebe und meinem gegenüberliegenden mit großer Furcht in die Augen starre.
Jetzt reiß dich gefälligst zusammen. Du darfst keinesfalls die Nerven verlieren. Du musst stark bleiben. Komme was wolle!
Der beinahe zwei Meter große Mann setzt sich unverzüglich in Bewegung und möchte unmittelbar auf mich zulaufen. Bevor sich überhaupt auf den fremden Mann eine zügige Reaktion äußern lässt, hat derjenige sich bereits meine beiden Hände schnappen können, die er auch in Sekundenschnelle und schmerzhaft hinter meinem Rücken fixiert, mich daraufhin ohne große Schwierigkeiten gegen seinen Oberkörper presst und mich zwei Schritte nach vorne schubst. »Ich kann auch alleine gehen! Hast du was an den Ohren, oder was? Fass mich gefälligst nicht an, du verfluchter Mistkerl!«, rufe ich völlig aufgebracht und blicke verärgert zu ihm auf, dabei bemühe ich mich mit aller Kraft mich von seinem fang zu entreißen, während Mr. Monteiro uns ohne große Eile hinterher folgt, dabei entgeht mir nicht sein schadenfrohes Grinsen, welches ihm umgibt. Dieser elender Bastard! Gemeinsam betreten wir den beängstigenden Keller zum zweiten Mal, als er jedoch ganz unerwartet mit mir mitten im Erdgeschoss zum Stehen kommt. Ich versuche mich mehrfach aus der qualvollen Situation zu befreien, jedoch ist er enorm stärker als ich, was mich wütend nach Luft holen lässt. Das darf doch nicht wahr sein? Sein Handgriff um meine Handgelenke nehmen vermehrt zu, was auch daran liegen könnte, dass ich mehrfach versuche, mich aus seiner schmerzvollen fang abzugrenzen. Vielleicht sollte ich aufgeben und abwarte, was gleich als Nächstes eintreten wird? Es hat nämlich keinen Zweck, mich weiterhin dagegen zur Wehr zu setzen.
Mr. Monteiro, schreitet ganz gelassen mit einem monotonen Ausdruck zu der großen Kommode hin, woraufhin er diese unverzüglich öffnet. Meine irritierende Blicke verfolgen jeden seiner Schritte haargenau. Was hat er dieses Mal vor? Was sind seine nächsten Schritte, die er einleiten wird? Es treibt mich beinahe um den Verstand! Nicht das geringste Wissen darüber zu haben, welche Pläne er mit mir beabsichtigt, macht mich vollkommen wahnsinnig. Die aufkommende Angst, die ich in Wahrheit vor ihm verborgen halte, lässt sich kaum noch ertragen. Wer wusste denn schon, was für krankhafte Gedanken dieser skrupelloser Kerl dieses Mal hat? Ich brauche unverzüglich einen gut durchdachten Plan, um mich hier schleunigst herauszubekommen. Und dieses Mal auch unversehrt! Mein Bauchgefühl lässt mich nämlich ein ziemlich ungutes Gefühl spüren, was mir derartige Bauchschmerzen bereitet. Und mein Bauchgefühl hat sich noch kein einziges Mal geirrt, was meine Angst schlagartig vergrößert. Ich muss jedoch erstmal meine Gedanken sortieren. In meinem Kopf herrscht ein reinstes Chaos. Ich weiß nicht mehr, wo vorne und hinten liegt. Für einen Augenblick nachdenken, bevor ich erneut den Fehler ansetze und unbedarft handle. Dabei bemühe ich mich jegliche Anzeichen einer Schwäche mit meiner steinharten Miene und zornigen Blicken zu überspielen, sodass er nicht mal daran denken kann, dass ich mich vor ihm fürchten könnte, wobei das stimmte, doch er das nicht unbedingt zu wissen braucht, denn mit großer Sicherheit würde er meine Schwachstellen schamlos ausnutzen wollen. Ich muss mich als eine starke Kämpferin zeigen, ohne jeglichen Furcht oder Angst ihm gegenüber zu bekunden! Als ich aber unerwartet zwei lange Kabelbinde bemerke, die er in seinen Händen fest umschließt und sich mir mit diesen schleunigst komplett zu wendet, sodass er mir direkt mit aufrechter Körperhaltung entgegentritt, steht mein Herz still. Schlagartig reiße ich fassungslos meine Augen beachtlich weit auf, als mir bewusst wird, was für eine hinterhältige Tat er vollrichten lässt. Das weiß ich jedoch noch rechtzeitig zu verhindern! Ich werfe einen kurzen und unauffälligen Schulterblick und entdecke plötzlich einen uralten Tisch, welcher sich keine zwei Meter weit entfernt befindet, dabei haftet mein Blick auf eine Klappschere hin. Meine einzige Chance! Klein, aber perfekt als Angriffswaffe geeignet. Ich lasse meine Augen über den gesamten Keller schweifen, ehe ich wieder dem gefährlichen unbekannten Mann in die Augen schaue, welche vom zornigen Wut umfasst sind, als er den stickigen und eiskalten Keller mit geballten Fäusten betritt. Er dürfte kein großes Hindernis sein! Das hoffe ich zumindest! Ah, was rede ich denn da? Er könnte mich mit einem Schlag niederhauen. Er ist zwei Köpfe größer als ich und äußerst groß und breit gebaut. Da kann ich es gleich vergessen. Und vergiss nicht den Mann, welcher hinter dir steht. Du bist alleine und Sie zu dritt und weitaus überlegener als du.
Ich muss es jedoch ausprobieren, denn eine andere Möglichkeit steht mir momentan nicht zur Auswahl.
»Du hast anscheinend den Ernst der Lage, in der du dich befindest, noch nicht wirklich begriffen. Du begibst dich nämlich auf ganz dünnes Eis, was für dich äußerst unangenehm werden kann, solltest du die Gefahren und die Konsequenzen, die du auf dich ziehst, nur auf die leichte Schulter setzen«, beeindruckend blicken seine blauen Augen mir entgegen, als ich mein Blick auf meinen gegenüberliegenden richte. Ich erkenne die Freude alleine schon am Glanz in den Augen und den sich darum herum bildenden Fältchen. Er wusste ganz genau, dass er damit vollkommen recht behält. Nur dass mir die Konsequenzen klar und deutlich sind, habe ich mich trotzdem nicht davon abhalten lassen können, mich zu wehr zu äußern. Er hat mich in dieser kurzen Zeit durchschauen können, was mir ein ungutes Gefühl bereitet. »Obwohl deine kleine Kratzbürste Art mir in gewisser Weise imponiert. Ich hab dich vollkommen unterschätzt und dich somit falsch eingeschätzt. Du hast es faustdick hinter den Ohren, kleines«, ein faszinierendes Lächeln umgibt ihm plötzlich. War das ein Kompliment an mich, was aus seinem Mund gefallen ist oder habe ich mich tatsächlich nur verhört? Das ist doch nicht wirklich ernst gemeint? Das ist mit großer Sicherheit eins seiner krankhaften Spiele, um mich vom wesentlichen abzulenken oder mich vollkommen zu manipulieren. Etwas anderes als das kann ich mir nicht vorstellen. Seine durchdringende Blicke lassen dabei kein einziges Mal von meinen Augen los. Sie fesseln mich durch Mark und Knochen und lassen mich an Ort und Stelle versteinert erstarren. Ich bin bemüht, etwas in seinen ausdrucksstarken Augen herauszufinden, gar zu spüren. Jedoch hat sich darin plötzlich ein schwarzer Schleicher gebildet, sodass sich keinerlei Emotionen darin mehr zeigen können. Sein durchdringender Blick ruht jedoch noch auf meiner glühenden Haut. Ein Blick, der in das Innere eines Menschen, in seiner Seele zu blicken sucht. Er versucht mich komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was auch zu funktionieren scheint. Es macht mich vollkommen verrückt, keineswegs seine Gedanken oder Gefühle zu offenbaren.
Konzentriere dich verdammt noch auf das wesentliche!
»Die große Frage stellt sich jetzt nur, was wir mit dir anstellen wollen. Dein unerzogenes Verhalten mir gegenüber sollten wir schleunigst fluktuieren, wenn du dir keine weiteren Ungelegenheiten mehr beschaffen möchtest. Vorausgesetzt, dass dir dein Leben ansatzweise etwas bedeutet, solltest du mich keinesfalls mehr über meine Grenzen bringen«, mit erhobener Stimme und ausdruckslosem Ausdruck nährt er sich mir einen Schritt mehr, als er mit dem Kopf den Mann hinter mir ein Nicken zu wirft, welcher mich nach wie vor in seinem Gewahrsam festhält, dass er mich auf der Stelle loslassen soll, worüber ich innerlich mehr als dankbar bin, jedoch meine kalte Miene dennoch beibehalte. Die Schmerzen sind nämlich kaum auszuhalten! Keine Sekunde vergeht, als der Mann die Anordnung schleunigst nachgehen lässt und mich tatsächlich aus seinem unerträglichen Fang befreit. Als ich befürchte, dass der fremde Mann etwas anderes mit mir vorhat, distanziert er sich plötzlich mit großen Schritten von mir und verlässt unerwartet den Raum, nachdem Mr. Monteiro ihm die Anweisung mit einem Kopfnicken erteilt, was er dem zweiten Mann ebenfalls mit einer leichten Handbewegung befehlt. Verwirrt schaue ich seinem Handlanger hinterher, ehe ich mein Blick auf meinem gegenüberliegenden richte, welche seine Mimik kein bisschen verzieht. Ich befinde mich ganz alleine mit diesem geisteskranken Psychopathen und die blanke Panik kriecht sich allmählich in mich hinein. Er will mich niederhauen und das ohne jegliche Zeugen vollbringen. »Jetzt befinden nur wir beide uns hier im unten. Das ist hoffentlich in Ordnung für dich?«, ein Hauch an Sarkasmus versteckt sich hinter seiner Stimme, während er mit einer Kabelbinde in seiner Hand provokant zu spielen beginnt. Plötzlich zucken seine Mundwinkel deutlich verärgert, als er zum Stehen setzt. Die Kabelbinde kann ich nicht aus meinem ängstlichen Blick loslassen. Ich werde es keine weitere Stunde aushalten, sollte er mich gefesselt an einem Stuhl festhalten. Der grauenvolle Gedanke daran graut mir davor. Mein Körper ist dabei völlig angespannt, wie ein Flitze Bogen. Eine innere Unruhe herrscht plötzlich in mir. Mein Herzklopfen wird mit jeder Sekunde rasanter und droht mir beinahe zum Explodieren. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und Kullern herunter, sowie der Schweiß mir vereinzelt den Körper herunterrinnt, auch steigt mir eine Hitze hoch, dass meine Wangen zum Glühen setzt. Meine Hände zittert plötzlich, wie verrückt, was ich kaum noch unter Kontrolle habe. Die fürchterliche Angst übernimmt mit ein Mal meinen gesamten Körper ein. Ich habe meinen eigenen Körper kaum unter Kontrolle. Ich muss mich auf der Stelle beruhigen. Das darf jetzt nicht passieren. Ansonsten bin ich ein für alle Mal geliefert! Aber sowas von! Ich sollte erstmal tief durchatmen. Ich darf keinesfalls meine Schwachstellen offenbaren. Ich bin gefälligst stark! Ich schaffe das verdammt nach mal! Ich beiße mir fest die Zähne aufeinander und bekämpfe meine innere Unruhe, dabei schließe ich beide Augen und fokussiere mich nur auf meine Stärken.
Ich atme tief und langsam durch die Nase, dabei lege ich zögernd eine Hand auf mein Bauch und fühle plötzlich, wie sich mein Bauch ausdehnt, dabei bemühe ich mich, mein Rücken gerade zu halten, damit der Atem tief und gleichmäßig fließen kann. Nach weiteren vielen Versuchen meine Atmung zu regulieren und Sekunden, die sich für mich, wie eine lange Ewigkeit anfühlen, kann die innere Anspannung etwas abbauen und meine Atemwege kollabieren viel weniger. Meine Gedanken können sich wieder beruhigen. Mein Körper erholt sich allmählich von der seelischen Verfassung und gelingt zum Normalzustand wieder. Also öffne ich vorsichtig beide Augenlider und erblicke daraufhin meinen gegenüberliegenden mit einem irritierten Blick, der auf mir ruht. Ich habe ihn in diesen Moment vollkommen ausgeblendet und kaum noch wahr nehmen können. Die große Angst, dass er über meine Panikattacke Bescheid wusste, vermehrt sich in Sekundenschnelle. Er darf darüber keineswegs zur Kenntnis gesetzt werden. Niemals! Sein Ausdruck ändert sich jedoch nach wenigen Sekunden und plötzlich ist diese von eisiger Kälte bedeckt. Keinerlei Spuren von Mitgefühl und gar Interesse an mein Wohlbefinden reflektiert sein Ausdruck. Erleichtert atme ich auf. Ich kann mich beruhigen. Er hat von meiner Panikattacke keinerlei Wissen.
»Du hast zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder du machst ausnahmsweise einmal das, was ich von dir verlange oder aber-«
»Einen Scheiß werde ich machen«, falle ich ihm unverzüglich mit erhobener Stimme ins Wort und hebe anschließend eine Augenbraue in die Höhe. »Ich habe mir nur das Recht herausgenommen, mich zu verteidigen«, entgegne ich mit fester Stimme und klinge plötzlich viel wütender als ich es eigentlich wollte. Von meiner plötzlichen Panikattacke, ist keinerlei Spur mehr zu erkennen. Seine Augenbrauen ziehen sich plötzlich zu einer geraden Linie zurecht, während seine kühlen blauen Augen mich beäugen und kaum aus seinem Blick verlieren, bis unerwartet ein boshaftes Grinsen sich auf seinen Lippen legt und mein gegenüberliegender zwei kleine Schritte in meiner Richtung wagt. Warnend hebe ich aber meine Augenbrauen in die Höhe, ehe ich mit geschlitzten Augen seine beiden Füße im Visier behalte. »Bleib, wo du bist«, drohe ich ernst klingend, während mein Herz mir in rascher Geschwindigkeit gegen die Brust schlägt. »Und wenn ich nicht möchte?«, entgegnet er monoton und zuckt die Schulter hoch, ehe er herausfordernd einen weiteren Schritt nach vorne wagt und mir dabei mit provokanten Blicken entgegentritt. Er legt es also wirklich darauf an! Was will er damit bezwecken? Er will mich mit großer Wahrscheinlichkeit nur zum Weißglut führen, nicht mehr und nicht weniger. Lass dich bloß nicht auf seine krankhaften Spiele ein, Maribelle. Du hast gesehen, wo dich der ganze Ärger hingebracht hat und schlussendlich zu einer Katastrophe führte. Noch mehr in großen Schwierigkeiten zu geraten, wobei ich schon ohnehin mehr als genug Probleme angezogen habe, wäre für meinen Zustand kaum noch zu ertragen. »Wieso klären wir das Problem nicht wie zwei erwachsene Menschen, ohne jegliche Gewalt gegenüber dem anderen anzuwenden?«, fordere ich ihn dazu auf, doch klinge nicht wirklich überzeugend von dem, was ich ihm vorschlage. Die große Unsicherheit ist nämlich in meiner Stimme kaum zu überhören gewesen. Wie sollte ich auch davon überzeugt sein, wenn ich weiß, mit wem ich es in Wahrheit zu tun habe. Das schreckliche Bild taucht plötzlich vor meinem Inneren auf. Sie wollten allen Ernstes mit einem einzigen Abzug das Leben meiner Schwester nehmen. Sie vor mein Inneres entleibten. Beinahe hätte ich meine einzige Schwester verloren, wäre ich nicht rechtzeitig dazwischen geraten. Mir wird damit bewusst, in welche einer fatalen Lage ich mich befinde und dass mit solchen Gaunern keineswegs zu spaßen ist.
»Etwas zu spät, findest du nicht? Immerhin warst du diejenige, die Gewalt gegen mich angewendet hat«, seine Mundwinkel zucken unwillkürlich, dabei bilden sich zwei Grüppchen an seiner Wange, welche ihn für einen Augenblick ziemlich liebenswert aussehen lassen, während seine eiskalten blauen Augen sich auf meinen wüsten braunen Augen fokussieren, die jedoch von unfassbarer Wut umfasst sind und mich genau vom Gegenteil überzeugen. Nervös überspiele ich meine aufkommende Angst, als er mir nun einen weiteren Schritt entgegenkommt. Für einen kurzen Augenblick bleibe ich an Ort und Stelle und lasse meinen Blick unauffällig durch den gesamten Keller schweifen, ehe ich meinem Gegenüber wieder in die Augen, mit festem Blick anstarre. Das hat keinen Zweck, ihn davon zu überzeugen. Seine eisblauen Augen verraten ihn in der Tat. Keinerlei Spur von Mitgefühl ist darin vorzufinden, bis auf die große Abneigung und Feindseligkeit gegenüber mir reflektiert sein Blick. »Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dich für dein unverschämtes Verhalten ungestraft davon kommen lasse?«
»Daran habe ich auch keine Zweifel«, entgegne ich energisch und wage zwei Schritte nach hinten, als ich daraufhin plötzlich mit meinem angespannten Rücken gegen eine Kommode pralle. Verflucht nochmal. »Du kannst mir nicht entkommen, kleines«, äußert er sich belustigt, bevor unerwartet seine beiden Handlange durch die offene Tür passieren und mir mit monotonem Ausdruck gegenüber treten. Was zum? Die haben mir jetzt noch gefehlt. Er hat ein breites grinsen auf das Gesicht, während ich nicht das geringste hier verstehe und bloß mit offenem Mund und weit aufgerissene Augen alle drei Männer mit meinem fassungslosen Blick fixiere. Meine Augen verfolgen jede einzelne Bewegung von jedem einzelnen haargenau. Ein falscher Schritt und Sie sind alle dran! »Devin, wärst du so freundlich?« Prüfend lasse ich Devin nicht aus dem Fokus, dabei schlägt mir das Herz in Sekundentakt vor lauter Angst. Er führt doch etwas im Schilde. Da bin ich mir sogar ziemlich sicher! Dieser Mistkerl! Plötzlich reicht sein Handlanger ihm ein Elektroimpulsgerät in die Hand, ohne seinen stechenden Blick von mir abzuwenden. Das kann jetzt nicht wirklich wahr sein? Das kann er nicht mit mir machen? Ist er vollkommen verrückt geworden? Er hat absolut den Verstand verloren! Will er mich damit etwa umbringen? Um Gottes willen. Die unerträglichen Schmerzen, die dadurch verursacht werden, will ich mir nicht mal in meinem Kopf vorstellen müssen. Ein Elektroschocker wird mich mit Sicherheit paralysieren und für etwa eine Minute außer Gefecht setzen können. »Mein kleines Geschenk an dir«
»Du bist doch verrückt und nicht mehr zu retten«, brülle ich ihm aufgebracht ins Gesicht, spüre, wie mir das Blut in die Ohren rauscht, ehe meine Ohren zu sausen beginnen. Mir wird mal wieder bewusst, wie krank und verrückt dieser Mann wirklich sein kann. Er würde durch Leichen gehen, um an eine Vergeltung zu gelangen. Um jeden Preis! Er würde mich sogar hier und jetzt umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken. Die große Hoffnung, aus der grauenvollen Horrorsituation noch lebend herauszukommen, ist mir damit endgültig entnommen worden. Eine diffuse Angst treibt mich. Es zerfrisst mir die Seele und beherrscht mich vollkommen. Ich bin nicht in der Lage, meine Gedanken oder Gefühle zu kontrollieren. Das erdrückende Gefühl in meiner Brust und der unerträgliche Schmerz zerschlagen sich regelrecht. Zur Kenntnis gesetzt zu werden, dass mein Leben von nun an in seinen Händen liegt und er jegliche Kontrolle darüber beherrscht, während ich dagegen nicht mal das geringste verhindern kann, ist mir zum Weinen zu mute. Das Verlangen danach im jetzigen Moment zu schreien und jegliche Verzweiflung aus mir herauszubrüllen, verstärkt sich umso mehr. Ich bekomme das fürchterliche Gefühl, im jetzigen Augenblick in Ohnmacht zu fallen. Meine Beine zittern innerlich, wie verrückt. Es nimmt mir meine sämtlichen Kräfte, um mich auf beiden Beinen halten zu können. Ebenfalls macht mir das erstickende Gefühl in meinem Hals riesengroße Angst. Als würde mir ein Fremdkörper im Hals fest stecken und mir die Luft komplett zuschnüren. Dabei spüre ich, wie mein Herz in einem unkontrollierten Rhythmus schlägt. Der lästige Druck auf meinem Brustkorb verschlimmert sich damit erst recht. Mein selbst ist das Gefühl, auf ganzer Linie zu versagen. Vollkommen zu versagen!
»David«, nehmen meine Ohren plötzlich eine viel zu laute Stimme zur Kenntnis. Mein letzter Atemzug verblasst, als derjenige mich daraufhin mit grober Kraft packt, bevor ich es hätte verhindern wollen. »Bring Sie hier raus« Streng sind beide seiner Augenbrauen zu einer geraden Linie zu recht gezogen, während auf seinem Gesicht seine steinharte Miene zu sehen ist. Er meint es also vollkommen Ernst. In meinem Impuls heraus schreit alles danach, gefälligst aktiv zu werden, bevor es endgültig zu spät ist und das lasse ich mir keinesfalls zweimal sagen. Als David die strenge Anordnung seines Chefs in die Tat umsetzen möchte, drehe ich meinen Kopf unverzüglich in seiner Richtung um und beiße ihm mit meinen Zähnen kräftig in die Schulter hinein. Ein Stück seines karierten T-Shirts entreiße ich ihm, als ich daraufhin von ihm ablasse. Ich spucke sofort angeekelt den Rest Stoff aus meinem Mund heraus. Igitt! Was habe ich nur getan? Wie zum Teufel war ich dazu nur imstande gewesen? Das alles ging so verdammt schnell, bevor ich überhaupt über meinen eigenen Handel im gewiss war. Die große Angst übernahm die komplette Oberhand und ließ mich kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Wie vermutet lässt mich Devin jedoch unverzüglich aus seinem Fang, wobei er laut und schmerzhaft zu stöhnend beginnt und sich augenblicklich an die betroffene Stelle fasst, welche einen Abdruck meines Gebisses abspiegelt. Die Schuldgefühle lassen mich keineswegs in Stich. Das wollte ich auf keinen Fall! Du hattest aber keine andere Möglichkeit! Jetzt reiß dich verdammt nochmal zusammen oder willst du etwa dein Leben verlieren? Wohl kaum!
Bevor ich den anderen zwei Männern die Möglichkeit gebe, wütend auf mich zuzukommen und mich außer Kraft zu setzen, begebe ich mich mit zittrigen Beinen außer Reichweite und vor der Gefahr gefasst zu werden. »Bleib gefälligst stehen«, brüllt er mir aufbrausend wütend hinterher, doch ich lasse mich davon keinesfalls abhalten. Wenn er mich kriegt, mich ich sowas von dran. Aber sowas von! Ich beschleunige also mein Tempo um das doppelte und erreiche mein besagtes Ziel, ehe ich auch in völliger Angst auf die Schere zugreife, die auf einem Tisch liegt und diese zügig mit bloßer Hand fest umschließe. Mit klopfendem Herzen drehe ich mich schleunigst in ihrer Richtung um, welche mir bereits mit ihren überaus kaltblütigen Augen entgegenblicken. Der geschädigter Handlanger scheint sich zügig von meinem brutalen Anschlag erholt haben. Die Augen, die von einer eisigen Kälte umrandet sind, quittieren meinem gesamten Körper mit einer Gänsehaut. Er ist mit einer unglaublichen Wut geprägt und das macht mir fürchterliche Angst. Alle drei Männer stehen mir genau gegenüber und versperren mir somit den Weg hier unversehrt raus zu gelangen. Die Schere umschließe ich noch mehr in meiner Hand und hebe diese bedrohlich in die Höhe, womit ich jeden einzelnen fixiere und kaum aus den Augen lasse.
»Du verlogenes Miststück. Ich werde dich umbringen«, brüllt der überaus große Mann mir wütend zu und möchte einen gewaltigen Schritt auf mich zukommen, jedoch hält ihn Mr. Monteiro unverzüglich auf, indem er seine Hand demonstrativ in die Höhe hebt und ihm somit signalisiert, dass er bloß keinen Schritt tätigen soll, dabei starren seine Kristallblauen Augen mir mit einer Mordsüchtigen Miene entgegen, welche mich ängstlich einen Schritt nach hinten zieht. »Du glaubst also, du kannst es mit uns drei Männern wirklich aufnehmen?«, ein spöttisches Lachen äußert er plötzlich, jedoch anhand seines Ausdrucks scheint er langsam aber deutlich wütend von meinem Verhalten zu wirken. Kurz daraufhin lässt er seine Hand fallen. »Du wirst die Schere wieder an seinem Angehörigen Platz hinstellen«, verlangt er fordernd klingend als er sich urplötzlich mit winzigen Schritten in meiner Richtung nähren möchte, woraufhin ich warnend mit der Schere in seiner Richtung ziele. »Bleibst gefälligst stehen, oder du verlierst ein Auge!«, drohe ich ihm ernst klingend, sowie auch mit lauter Stimme. Die Drohung ist vollkommen ernst gemeint! Die anderen zwei Männer habe ich vollkommen ausgeblendet. Die Aufmerksamkeit liegt nur auf meinem Gegenüberliegenden, der auf meine Drohung nur seine Mundwinkel zucken lässt und den Ernst der Lage damit nicht wirklich begreift.
»Willst du es wirklich darauf ankommen?«
»Sagt derjenige, der regelrecht von mir verprügelt wurde! Du hast also überhaupt keine Ahnung, wozu ich noch alles fähig sein kann, du scheiß Psychopath!«, gebe ich völlig aufgebracht von mir, dabei bemühe ich mich mit allen Mitteln meine aufkommenden Tränen verstärkt zu unterdrücken, obwohl mir zum Weinen zu muten ist. Meine Augen ertragen die aktuelle Situation nicht, in welche mich hingeritten habe, ohne überwiegend im Sinne zu sein, welche überaus große Folgen diese ganze Action mich hinführen wird. Ich bereue zu Tiefs mein Handel. Bedaure meine Entscheidung, die ich getroffen habe, um das Leben meiner Schwester der Gefahr zu entziehen. Mein Ziel war es, meine Schwester auf dem schnellsten Wege aus der misslichen Situation heraus zu bekommen. Ich wollte keineswegs, dass Joleene etwas Furchtbares zugestoßen wird! Dass ich hier bei jedoch selbst in großen Schwierigkeiten gerate, war in diesem Moment vollkommen belanglos. Wie hätte ich auch anders handeln können? Wenn ich nur daran denke, was bloß passiert wäre, hätte ich Sie nicht davon abgehalten, ihre Standtat zu begehen, wäre es aus und vorbei gewesen. Ich hätte meine Schwester für immer und ewig verloren! Ich hätte mir für den Rest meines Lebens schreckliche Vorwürfe gemacht und es zu Tiefs bedauert. Nein! Meine Entscheidung war vollkommen richtig! Ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe. »Na los! Worauf wartest du?«, brülle ich plötzlich wütend klingend und fixiere ihn mit finsteren Augen. Die Wut brodelt sich zur Oberfläche und übernimmt mit ein Mal die komplette Oberhand. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Mein Puls klettert rasant in die Höhe, während meine Atmung sich beschleunigt.
»Jungs, schnappt Sie euch«
Das große Tier macht unverzüglich Anstalt den Befehl tatsächlich in die Tat umzusetzen und rennt mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu, welches beinahe mit einem hungrigen Löwen zu verwechseln wäre, woraufhin ich in Angst verzerrt die Augen beachtlich weit aufreiße und für einen kurzen Augenblick an Platz und Stelle versteinert erstarre. Mein Herzschlag sinkt drastisch nach unten. Meine Muskeln verkrampfen sich schlagartig und lassen mich nicht in Bewegung setzen. Ich versuche den großen Kloß zu schlucken, spüre aber wie sich mein Hals verkrampft und mir die gesamte Luft zuschnürt. Als er mir in Sekundenschnelle bedrohlich nahe entgegentritt und wütend anschauend Hand an mich legen möchte, hebe ich plötzlich meine rechte Hand in die Höhe, in der ich die Schere fest umschließe. Ich bin kaum bei klarem Verstand. Nicht bei Sinnen! Ich realisiere keineswegs, was ich als nächstes tätige. Das Adrenalin rauscht mir plötzlich in die Adern und macht mich vollkommen reaktionsfähig, da ramme ich ihm, mit völliger Kraft, die Schere in die linke Bauchhälfte. Ich spüre das schnelle Herzklopfen durch meinen ganzen Körper. Ich spüre eine Wärme im Körper und das Gefühl, als würde etwas in mir hoch rauschen. Mein Blutdruck pumpt rasant. Mein Herzschlag schlägt in Sekundentakt.
Ein schmerzhafter Schrei, der sich gequält aus seinem Mund entlässt, nehmen meine Ohren plötzlich zur Kenntnis, was mich augenblicklich aus meiner Trance ins hier und jetzt ruft. Mich ins reale Leben zurückholt. Völlig erstarrt blicken meinen glasigen Augen auf die Schere in meiner Hand, verfolgen die einzelnen Blutstropfen, die langsam ihren Weg nach unten bannen. Meine Augen verharren sich auf dem völlig blutverschmierten Mann, der sich langsam quälend zu Boden sacken lässt. Die rechte Hand, in der ich die Schere mit festem Handgriff umschließe, lockere ich aus meinem Griff, ehe ich es zu Boden fallen lasse. Der Mann liegt in einer Blutlache, sein Körper mit einem schweren Stich übersät. Um Himmels willen, was habe angerichtet? Wie konnte ich es bloß so weit kommen lassen und einen Menschen einer unfassbaren Gefahr aussetzen? Nein, nein verdammt! Das bin nicht ich! So etwas Furchtbares würde ich keineswegs tätigen. Meine Nerven liegen vollkommen blank. Ich verliere noch komplett meinen Verstand.
Immer wieder höre ich das qualvolle Schreien des Mannes. Es zerfrisst mich von Innen. Jedes meiner Zellen. Es macht mich verrückt! Vollkommen verrückt! Ich kann es nicht mehr ertragen. Meine Ohren ertragen den Klang seiner Stimme nicht. Es soll verdammt noch mal aufhören! »Ich werde ihn umbringen, solltet ihr mich nicht auf der Stelle hier herausholen!«, brülle ich außer mir und glaube allmählich sogar meinen Verstand zu verlieren. Ich bin kaum noch zurechnungsfähig! Kaum bei klaren verstand! Nie im Leben wäre ich zu so etwas Schreckliches fähig gewesen! Ein grauenvoller Gedanke nagt sich in fest mir. Es wird mich für den Rest meines Lebens begleiten und mich kaum zur Ruhe setzen. Die Schuldgefühle plagen mich Stück für Stück, um so weiter das schreckliche Bild vor mein Inneres erscheint. »Worauf wartest du?«, herausfordernd klingend blicken mir seine glänzenden blauen Augen entgegen, dabei zeigt sein steinharter Ausdruck kein bisschen an Mitleid oder Leid gegenüber dem Mann, der gerade um sein wertvolles Leben am Kämpfen ist, woraufhin ich erschrocken meine Augen aufreiße. Das kann doch nicht sein verdammter Ernst sein? Er riskiert so einfach das Leben eines Menschen und das ohne einen Funken an schlechtes Gewissen? Bevor ich mich dazu äußern kann, greift er mit seiner Hand in seiner Hosentasche rein und holt in Sekundenschnelle eine Schusswaffe heraus, welche er plötzlich mit seiner Hand fest umschließt. Mein Blut gefriert mir in Adern. Mein Herz droht endgültig zum Herzstillstand. Wie versteinert stehe ich an Ort und Stelle ohne jegliche Intention. Meine Augen versieren sich starr auf die Schusswaffe in seiner Hand, die unerwartet auf mich gerichtet ist. Vereinzelte Tränen laufen mir über meine glühenden Wangen. Es sollte definitiv nicht so enden. Ich wollte keinesfalls aufgeben und mich bis zum Ende durchschlagen, völlig konform, wer sich mir im Wege steht, jedoch sehe ich keinen weiteren Grund mehr. Ich gebe endgültig auf. Mit einem letzten Atemzug schließe ich die Augen fest zu, dabei habe ich fürchterliche Angst. Angst vor dem Tod. Ich bin noch nicht bereit und doch ist der Zeitpunkt nun erschienen. Ein plötzlich auftretender, starker Schmerz durchdringt in meinen Ohren, der in Sekundenschnelle vermehrt zunimmt als ein laut hörbarer Schuss in unmittelbarer Nähe erscheint.
»Du kannst deine Augen wieder öffnen, kleines«
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