•𝑬𝑹𝒁𝑭𝑬𝑰𝑵𝑫𝑬•
𝑀𝑖𝑟𝑎𝑛
»Du hättest ein wenig behutsamer mit ihren Gefühlen umgehen können, kleiner Bruder«, schmunzle ich belustigt klingend, ehe ich die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen lasse und diese vorsichtshalber noch abriegle, bevor jemand aus dem Haus noch auf den dummen Gedanken verfällt, Sie hier raus befreien zu wollen. Die heute Nacht hatte ich mir ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt, doch Sie hatte es nicht anders gewollt. Sie sollte allmählich begreifen, dass ich in meinem eigenen Haus das letzte Wort habe und Sie mir somit auch zu gehorchen hat, wenn Sie keine weiteren Unannehmlichkeiten in diesem Haus einhandeln möchte. »Sie hat es nicht anders verdient«, erwidert Malik bloß desinteressiert, zuckt gleichmütig die Schultern und dreht mir augenblicklich den Rücken zu, woraufhin ich ihm kopfschüttelnd und mit einem schelmischen grinsen hinterher eile, während ich völlig unbekümmert ihre lauten Hilfeschreie und diversen Morddrohungen, welche meine Ohren zur Kenntnis nehmen können, keine weitere Beachtung mehr schenke. Spätestens morgen früh müsste ich Sie wieder aus dem Dachgeschoss befreien. In dieser Zwischenzeit sollte Sie sich darüber Gedanken machen, ob ihr derzeitiges Verhalten ihr ansatzweise etwas Nützliches gebracht hat. Denn ab morgen werden in diesem Haus deutlich strengere Regeln herrschen, an diese Sie sich definitiv halten wird und sollte das nicht der Fall sein, werde ich wohl oder übel zu anderen drastischen Mitteln greifen müssen. So muss es Maribelle eben auf die harte Tour lernen! Sie lässt mir bedauerlicherweise keine andere Wahl.
»Ich kann immer noch nicht verstehen, warum du Sie unbedingt hier herbringen musstest. Ich wollte ihre Schwester und nicht Sie!«, ruft Malik wütend klingend, als er den Schlüssel meines Arbeitszimmers ins Schlüsselloch einführt und darauffolgend die kühle Türklingel umschließt, nachdem er dieses durch Drehung entriegelt bekommen hat. »Und was hätte dir das gebracht? Du hättest Sie umgebracht und was dann?«, frage ich meinen Bruder mit ernster Miene, als er mit erhobener Haltung die Tür zögernd aufschlägt und darauffolgend in das leere Zimmer eintritt. »Das war auch der Plan, Bruder. Aber du hast es mal wieder geschafft, meinen Plan total zu ruinieren«, wirft er mir beachtlich wütend vor und zündend sich nebenbei seine Zigarre an, während ich die Tür mit einem lauten Knall wieder zu fallen lasse. »Erkläre mir mal bitte, warum es dir so verdammt wichtig ist, eine der Shane Schwestern umzubringen?«, will ich interessiert wissen, während ich ihn grüblerisch mit meinen misstrauischen Blicken im Visier halte. »Das ganze hatten wir doch bereits besprochen», seufzt Malik entkräftet und steuert daraufhin seine Beine auf meinen Arbeitsplatz zu, während er genervt an seiner Zigarre pafft und genüsslich den Geschmack des teuren Aromas kostet. »Dir ist doch hoffentlich bewusst, was die Schlampe mir angetan hat. Sie hat mich über die Monatelang belogen und betrogen. Sie hat schamlos mit meinen Gefühlen gespielt, während ich allen erstens mit den Gedanken gespielt habe, Sie zu heiraten«, höre ich meinen Bruder verachtend klingend brüllen, dabei weicht er meinem bemitleidenswerten Blick bewusst aus und sucht stattdessen genervt nach irgendwelchen wichtigen Dokumenten, welche auf meinem chaotischen Arbeitstisch verlegt wurden. Der große unerträgliche Schmerz, welcher tief in seiner Brust festsitzt, ist jedoch kaum zu überhören gewesen. Dass mich das völlig zu schaffen macht, übersieht mein Bruder dabei vollkommen. Wieso will er denn nicht begreifen, dass mein Handeln einzig und alleine dafür dienen soll, ihn vor großen Dummheiten zu bewahren? Sie umzubringen, wäre definitiv nicht die Lösung hierfür gewesen! Aber er ist nun mal viel stur und dickköpfig, um das überhaupt zu begreifen. Seitdem er die furchtbare Wahrheit über Sie zur Kenntnis genommen hat, ist das Leben meines Bruders auf bestialische Rache geprägt. Er hat sich ein Ziel vors Auge gesetzt und das ist, Joleene zu beseitigen, ohne überwiegend im Sinne zu sein, welche schweren Konsequenzen bloß daraus resultieren können. Den kaltblütigen Zorn meines Bruders auf sich zu ziehen, war mit einer der schlimmsten Dinge, die Joleene überhaupt widerfahren konnten. Mit Gaunern, wie manch Bewohner meiner Umgebung uns bezeichnen, sollte man weder einen Konflikt bezwecken noch in irgendeinen Kontakt treten. Sein Todesurteil ist demjenigen damit versprochen!
Sie hat aus egoistischen Gründen gehandelt, ohne eine einzige Sekunde daran zu denken, welch einen großen Schaden Sie damit nur verursacht hat. Sie hat nicht nur ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Das Leben ihrer Schwester schwebt ebenfalls in großer Gefahr, sollte ich Malik unverzüglich nicht zur Vernunft bringen können. Ginge es nämlich nach ihm, hätte er Maribelle beim lebendigen Leib ausgeweitet. Der skandalöse Vorfall, welcher sich in meiner Familie festgesetzt hat, verschlimmert sich über alle Maßen, als Maribelle in der leidigen Angelegenheit ihrer Schwester einbegriffen wurde. Damit hinterlässt Sie einen totalen Wirbelsturm, der Malik völlig aus der Fassung bringt. »Findest du nicht, dass du dich da in etwas hineinsteigerst? Du willst also unbedingt deine Rache bekommen? Dann handle gefälligst vernünftig, bevor du jemand Unschuldigem das Leben kostest«, brülle ich dieses Mal wütender, als ich es eigentlich wollte und blicke kopfschüttelnd und mit einem entsetzlichen Blick auf ihm herab, während ich auf eine Antwort seinerseits warte, jedoch bleibt mein Bruder weiterhin still, dabei durchstöbert er genervt nach irgendwelchen Akten in dem großen Regal, nachdem er auf meinem Arbeitstisch nicht fündig wurde. »Hörst du mir überhaupt noch zu?«, frage ich dieses Mal genervt und nähre mich ihm gegenüber. Die angespannte Lage zwischen mir und meinem Gegenüberliegenden scheint erstaunlicherweise ziemlich erdrückend zu werden. Ich halte unbewusst die Luft an, als eine heftige Emotion in mein Inneres wallt und meinem Körper zu entkommen versucht, jedoch vermag das schäumende Gefühl in Sekundenschnelle mein Bewusstsein zu überrumpeln und kopflos mein Handeln zu bestimmen. Die ungefilterte Wut packt mich augenblicklich, als die Wahrnehmung meiner Anwesenheit in diesem Raum weiterhin nicht bemüht wird. Ein durchgreifender Ausweg scheint also außer Sicht zu bleiben. Die Hoffnung, ihn überhaupt noch zur Vernunft zu führen, scheint damit aussichtslos zu bleiben. Mir ist durchaus bewusst, dass sich hinter den negativen Emotionen persönliche Schwachstellen und mentale Grenzen verbergen. Sie lassen ihn vollkommen die Realität verzerrt wegnehmen und hindern ihn somit auch rational zu denken. Dass ich die falsche Verfahrensweise meines Bruders keinesfalls genehmigen lasse, sollte ihm jedoch sogleich bewusst werden. Andernfalls sehe ich mich dazu gezwungen, meinen Vater in dieser Angelegenheit einzubegreifen. »Malik, du sollst mir gefälligst eine Antwort geben, bevor ich noch an meinen Grenzen komme«, drohe ich also mit ruhiger Stimmlage, während die anhaltende Wut in mir zu brodeln beginnt und allmählich zur Oberfläche gelingt. Meine Augenbrauen streng zurecht gezogen und mein Blick von kaltblütigem Zorn umfasst, weichen keinen einzigen Zentimeter von seinen zwei Augenpaaren, welche augenblicklich vor mein inneres verschwinden, als er mit angespannter Haltung die Akte in seiner Hand voller Wucht auf den Tisch schlägt und ein laut hörbares Geräusch verursacht.
»Ich versuche dir verdammt noch Mal-«,
»Ich habe allmählich genug von deiner ständigen Hilfsbereitschaft«, brüllt mein Bruder unerwartet und fällt mir damit augenblicklich ins Wort. Unwillkürlich verziehe ich wütend das gesamte Gesicht, als ich die zornige Falte zwischen seinen Augen bemerke, die sich bedrohlich vertieft. Jeder meiner Zellen verkrampft sich augenblicklich. Das Blut rauscht mir in den Ohren, als ich in seinen kristallblauen Augen blicke, welche sich mittlerweile um einiges verdunkelt haben, was von seiner gewaltigen Wut umfasst wird. »Deine hinterhältigen Pläne, die du mal wieder mit unserem Vater schmiedest, interessieren mich nicht«, seine Stimme überschlägt sich über alle Maßen vor Wut, während mein Bruder sein Gesicht vor unfassbarem Zorn verzerrt und sich mir zögerlich verbeugt nährt. »Ich hatte weder dich noch unseren Vater darum gebeten, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Ich hatte euch dennoch, die Möglichkeit überlassen, in den wenigen Tagen, das Problem auf die schnelle zu beseitigen aber jetzt erfahre ich, dass du dieses Miststück zu deiner Ehefrau machen sollst» Ein kaum hörbares ausatmen nehmen meine Ohren zur Kenntnis, ehe Malik fassungslos den Kopf schüttelt und angestrengt nach Luft ringt. Meine Selbstbeherrschung in diesem Augenblick nimmt deutlich ab, als sich plötzlich ein heftiger Trieb in mein Inneres auslöst und das große Verlangen damit, mein Bruder schlagartig gegen die kalte Wand zu drücken, deutlich steigt. Innerlich versuche ich jedoch, das Bedürfnis danach stark zu senken. Also bleibe ich weiterhin konstant, auch wenn's mir ziemlich erschwert bleibt. Meinen Bruder noch mehr zu verärgern, könnte überaus große Folgen mit sich ziehen lassen. Seine Arme stützen sich plötzlich am Arbeitstisch ab, als mein Gegenüber den winzigen Abstand unerwartet zwischen mir um einiges verkürzt. Sein ausdrucksloser, starrer Blick weicht dabei meinen Augen kein einziges Mal aus. »Das kleine Spiel zwischen dir und der kleinen ist hiermit vorbei. Ab sofort übernehme ich das ganze hier, völlig konform, wer sich mir im Weg steht. Das einzige, was ich dir überlassen werde, ist eine Entscheidung zu fällen, für welche der beiden Frauen du dich schlussendlich entscheiden willst. Denn eine von ihnen wird definitiv um ihr Leben betteln« Seine Augenbrauen sind streng zurecht gezogen. Sein Ausdruck wirkt durch die Zornesfalte deutlich strenger und verspannt, sowie seine bebenden Lippen feste aneinander gepresst sind.
Die furchterweckende Ankündigung meines zornigen Bruders lässt mich fassungslos an Ort und Stelle versteinert erstarren. Als hätte die Fassung mich regelrecht vom Schlag getroffen. Die bittere Angst nagt sich in mir fest und lässt mich keineswegs los. Ein grauenvoller Gedanke überkommt mich. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen, dass Maribelle die auserwählte sein könnte, die mein Bruder für die schrecklichen Taten ihrer Schwester zur Tode verurteilt. Mir läuft ein Million Schauer über den Rücken entlang. Etwas schweres setzt sich in der Grube meines Magens ab. Ich sollte das zu verhindern wissen, komme was wolle! Selbst, wenn das bedeutet, dass zwei Brüder sich in den Kriegswirren als Feinde gegenüberstehen werden.
Damit steht meine endgültige Entscheidung fest!
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