꧁ 15 ꧂
„Hey! du bist doch das Mädchen aus meinem Waldökologie-Kurs?"
„Ja?" Ich blickte an ihm hoch. Er war Typ Streber, das erkannte ich sofort. Sein weiß gelb gestreiftes Polo-Shirt war glatt gebügelt, mindestens so glatt wie seine blonden, angelegten Haare. Seine Brille war etwas altbacken und sein glatt rasiertes Gesicht ließ ihn jungenhaft wirken. Vielleicht auch Typ Muttersöhnchen ... ganz war ich mir da noch nicht sicher.
„Aus Professor Brings Kurs", versuchte mich der Kerl vor mir zu erinnern, als mir Ethan wieder in den Sinn kam und ich mich erneut nach ihm umsah. Wo war er bloss? Ob er bei Samira war? So wie letztes Wochenende ja auch? Und sicher unzählige davor?
„Hallo?", hakte der junge Mann vor mir nach und schob seine Brille wieder den Nasenrücken hoch.
„Entschuldige, wie bitte?"
Er lachte. Verhalten. Wenn er nicht so ein Muttersöhnchen wäre würde er sicher gelöster lachen. „Tagtraum gehabt?"
„Nein. Sorry." Ich räusperte mich und versuchte mich, zusammen zu reißen. „Was sagtest du, wie du heißt?"
„Ich sagte noch gar nichts. Aber ich bin Lenny. Aus deinem Waldökologie-Kurs."
„Oh, ist mir wohl entgangen. Entschuldige bitte. Freut mich Lenny, ich bin Ivy."
„Wusste ich schon", kurz schüttelten wir uns die Hand.
„Also, Lenny, hat mich gefreut. Ich muss leider wieder runter, habe nur jemanden gesucht."
„Oh okay." Erneut schob er seine Brille hinauf. Vielleicht sollte er sie mal neu einstellen lassen.
Ich nickte freundlich und ging los, ehe ich Lennys Stimme erneut hinter mir hörte. „Kann ich ... kann ich vielleicht mitkommen? Wir könnten ja etwas zusammen trinken."
Ich blieb stehen und presste die Lippen aufeinander. Eigentlich hatte ich gerade wirklich anderes im Sinn, aber er schien nett zu sein und ich konnte ihn unmöglich abwimmeln. Ich seufzte. „Klar, komm mit."
Unten angekommen fand ich Jake und Hope unverändert auf der Couch sitzend wieder. Wobei ... nicht ganz unverändert. Sie knutschen. Endlich. Ich freute mich für Hope.
Die Zwillinge, Claire und Sue konnte ich nicht ausmachen, und auch nach wie vor nicht Ethan, was mich irgendwie langsam nervte. Wieso genau hatte ich mich noch mal so rausgeputzt heute Abend, wenn er dann gar nicht hier war? Also ging ich mit Lenny in die Küche.
„Was willst du denn trinken?", fragte ich ihn.
„Ich weiß nicht, was trinkst du denn?" Er deutete auf meinen Becher.
„Wodka Cola."
Er schob erneut seine Brille hoch. Langsam nervte mich diese Geste an ihm. „Nun, ich würde nur Cola nehmen."
„Oh ... na klar." Ich schaute mich um und deutete auf die Colaflaschen die auf der Ablage standen.
Lenny füllte sich einen Becher auf und kam zufrieden lächelnd zu mir zurück. „Ganz cool hier, oder?"
Ich nickte und trank ein paar kräftige Schlücke von meinem Becher. Ob Ethan Samira gerade irgendwo küsste? Und wieso trieb mich alleine dieser Gedanke schon an den Rand eines Zusammenbruchs? So stark waren meine neu erweckten Gefühle für Ethan nun auch wieder nicht ... oder doch? In meinem Kopf kreisten so viele Gedanken, dass ich gar nicht mehr klar kam.
„Wow, du hast aber einen Zug drauf", kommentierte Lenny meine Trinkgeschwindigkeit.
„Was? Oh, ja." Mein Becher war tatsächlich leer. „Hatte ziemlichen Durst. Ich mach mir noch einen, willst du auch noch was?"
„Ich hab doch gerade erst..."
Ich hörte nicht mehr, was Lenny antwortete, schon machte ich mich etwas Abseits daran, meinen Drink zu mixen.
Als ich zu Lenny zurück kam, stieß er mit mir an. „Dann auf dich, Ivy."
Ich nickte und trank. Ich wollte viel lieber mit Ethan sprechen. Über den Abend, an dem er mich nach Hause gebracht hatte. Über den wahren Grund seines Verschwindens. Über meine Familie, und wie es nun weiter gehen soll. Und so nett Lenny auch war, ich wollte nicht den ganzen Abend mit ihm in dieser Küche stehen und mich von ihm anglotzen lassen, denn genau das tat er gerade. Ich musste mich ein wenig Ablenken.
„Willst du tanzen?", fragte ich kurzerhand.
„Was? Ich?", fragte Lenny sichtlich überfordert und sofort wurde er rot.
Ich legte meine Stirn in Falten. „Komm schon. Ist nicht so schwierige, wie du vielleicht glaubst."
„Ne, ne danke. Das ist nichts für mich. Aber geh du ruhig, ich schau dir zu."
Ich zuckte mit den Schultern, trank meinen Becher in einem Zug leer und stellte ihn ab. Ich ging durchs dichte Gedränge des Wohnzimmers auf die improvisierte Tanzfläche in der Mitte und gab mich sogleich der Musik hin. Mein Körper nahm die Beats der Housemusik auf und ich versank völlig in der Bewegung. Schon nach kürzester Zeit fiel mir auf, wie auch meine Stimmung wieder besser wurde. Zugegeben, der Alkohol half mir schon ziemlich dabei, aber Hauptsache der Abend würde endlich besser werden.
Nach einer weiteren, sehr gut gelungenen Drehung spürte ich plötzlich, wie zwei große Hände sich um meine Hüfte schlossen und mein Rücken an eine feste Brust gedrückt wurde.
„Wenn du so weiter machst Kitz, muss ich hier ziemlich vielen Kerlen total vulgäre Gedanken aus ihren sabbelnden Köpfen prügeln", hörte ich Ethans Stimme an meinem Ohr, und sofort musste ich lächeln.
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