Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

das Flüstern der Liebe

Unschlüssig steht die junge Frau im verwilderten Vorgarten. Eine unauffällig gekleidete Gestalt mit dem einzelnen, mittelgroßen Koffer in der einen und dem schwarzen Regenschirm in der anderen Hand. Dabei regnet es gar nicht mehr, der Himmel ist wolkenlos und in das bunteste, prächtigste Farbenspiel der untergehenden Sonne getaucht. Wie unpassend.
An ihrer Seite geht eine nicht mehr junge Frau, die nüchtern bemerkt: „Ich wusste, dass du wiederkommen würdest."
Die junge Frau hat das nicht gewusst, sie hatte nie wieder zurückkehren wollen. Etwas, das sie früher auch sehr oft und laut deutlich gemacht hatte, auf viel Widerstand war sie damit ohnehin nicht gestoßen. Wenn sie gehen wollte, sollte sie es doch tun, hatte es nur geheißen. Also war sie gegangen. Nie mehr wieder, war die Devise gewesen und doch steht sie nun hier.
„Sag niemals nie", meint die ältere Frau mit belehrend hochgezogenen Augenbrauen und abschätzigem Ausdruck in den Augen. Wie sie diesen Blick hasst, wie sie ihn immer schon gehasst hat! Zu gerne hätte sie von der Älteren lernen wollen, aber welche Weisheit hätte die schon weitergeben können? Wenn sie je über welche verfügt hatte, dann war die schon vor Jahrzehnten ertränkt und betäubt worden, wöchentlich jeden Tag. Ekel will in der jungen Frau aufsteigen, aber heute ist er nicht so groß wie sonst und außerdem hat sie auch wirklich keine Lust mehr auf dieses Gefühl. Es hat sie für so lange Zeit begleitet, nun will sie es endlich loswerden.

Mit starrem, auf die Haustür geheftetem Blick, schließt sie die Gartenpforte hinter sich. Nur noch wenige Schritte. Tief durchatmen. Die zitternden Finger und feuchten Handflächen an der Hose abwischen.
"Weißt du, ich habe dir immer gesagt, dass du es nicht schaffen wirst. Du hättest nur auf mich hören müssen." Die ältere Frau schüttelt den graumelierten Haarschopf. Ja, sie hatte es damals immer gesagt und trotzdem war die junge Frau ausgebrochen, losgezogen, hatte ihr Glück gesucht ohne auf sie zu hören. Endlich einmal irgendwo Glück. Die längst gewohnten Gefühle von Empörung und Wut steigen drückend in ihrer Brust auf und treiben sie dazu an einen weiteren, diesmal energischen Schritt in Richtung Tür zu gehen. Sie selbst trifft schließlich keine Schuld, hat es nie. Herrgott nochmal, Sie war ein Kind gewesen, ein unschuldiges Kind, das ohne Halt davon gerollt war, ohne Bremsen, einfach weg und davon.
Sie versichert sich mit schnellen, recht fahrigen Bewegungen, dass sich keine Haarsträhne an einer Stelle befindet, an die sie nicht hingehört. Als würde das eine Rolle spielen. Ein dritter Schritt. Sie zögert. Jetzt könnte sie mit dem ausgestreckten Arm beinahe den Klingelknopf erreichen und ihr Puls beschleunigt sich schlagartig. Sie wischt ihre Hände ein weiteres Mal an der Hose ab. Der Regenschirm wird langsam schwer in der Hand.
„Du hast mich einfach enttäuscht", sagt die ältere Frau seufzend und die junge Frau versteift sich.
„Du hättest mich nicht allein lassen dürfen. Erst dein Vater, dann du. Ich habe dich wirklich gebraucht. Und dann habe ich dich nicht einmal an eine wichtige Sache verloren. Du hattest ja immer schon deine Hirngespinste, aber das! Das war wirklich unübertrefflich. Ich habe dich gewarnt, nicht nur einmal. Und jetzt kriechst du hier an." Mit ihren bösen Augen fixiert sie die junge Frau. Aber was sie getan hatte, war das gewesen, was sie tun wollte. Sie hatte doch nur versucht sich selbst zu verwirklichen, versucht zu leben. Und es wäre wirklich falsch zu behaupten, dass sie dieser Frau etwas schuldig gewesen wäre, nicht ihr! Jedem anderen mehr als ihr! Niemand hatte die junge Frau je so verletzt wie sie damals. Ein zitterndes Einatmen, es geht einfach nicht, sie kann nicht weiter gehen, keinen einzigen Schritt, nicht einen Zentimeter. Ohne den Kopf zu drehen, sieht sie sich um. Jedes der perfekten weißen Reihenhäuser steht stramm und seelenlos neben dem anderen. Dies vor ihr unterscheidet sich nicht von all den anderen, dabei kommt es ihr um so viel riesiger vor und die Fenster scheinen sie wie aus strafenden, leeren Augenhöhlen anzustarren. Der dschungelartige Vorgarten ist ansonsten das einzige Alleinstellungsmerkmal ihres Elternhauses. Sie will umkehren, doch ihre Beine bewegen sich nicht von der Stelle. Weder vor, noch zurück. Erstarrt beobachtet sie wie sich die graublaue Haustür langsam öffnet. Diese Farbe nenne sich taupe war ihr als Kind oft erklärt worden.
Im Türrahmen erscheint nun eine schmale Frau mit grauem Haar, die älter aussieht als in der Erinnerung der jungen Frau. Beim Blick in ihre vertrauten braunen Augen steigen Tränen in der jungen Frau hoch, von ganz unten aus dem Hals, unaufhaltsam und drückend, so als wäre ein Ventil in ihr geöffnet worden. Überraschenderweise sieht die Frau dort gar nicht strafend aus, auch nicht missbilligend, nicht einmal wütend und es sind auch bloß dieselben Augen wie damals, die, welche ihr einst Mut zusprachen oder Mut nahmen. Dieselben Augen, die mit der jungen Frau einst geweint und schlussendlich nur noch wegen ihr geweint hatten. Es ist nur eine große Traurigkeit, die sich in jede der tiefen Furchen und Falten der alternden Haut eingegraben hat.

Die Frau im Türrahmen sieht den Koffer und den Regenschirm in den Händen der jüngeren. Sie tritt einen Schritt aus dem Haus hinaus, vorsichtig und langsam, so als könnte sie die junge sonst erschrecken und verjagen. Ihre Lippen zucken und ihre Augen werden wässrig. Stumm breitet sie die Arme aus. Da geht die junge Frau auf sie zu und fällt an ihre Brust. Die Stirn in die Beuge zwischen Kinn und Schulter der älteren gedrückt, riecht sie den altbekannten Geruch, den unvergesslichen, den lange gehassten, den schrecklich vermissten. Sie hatte die große, weiche Wärme vergessen, die von der mütterlichen Umarmung ausgeht. „Mama", flüstert sie mit rauer Stimme. „Mein Kind, meine Tochter." Die Stimme der Mutter wackelt als sie die junge Frau erst behutsam, dann kräftig an sich drückt.
„Ich bin gescheitert", gibt die junge beinahe tonlos zu und die Mutter beginnt sie sachte hin und her zu wiegen, wie ein Kind, das soeben gestürzt ist. „Ich weiß." „Du hattest Recht." Schniefen.
„Nein. Nein, hatte ich nicht." Die Wärme ihrer Mutter umgibt sie schützend, erfasst sie so natürlich, als wäre sie niemals von ihr getrennt gewesen.
„Ich wollte nie mehr wiederkommen", gibt die junge Frau leise zu.
„Ja. Ich weiß."
Sie schluckt. „Mama, es ist...ich..."
„Pst, es ist gut. Es ist gut."

Das Gartentor hat nicht einmal gequietscht, dabei muss die ältere Frau mit dem graumelierten Haar und den bösen Augen diesen Weg genommen haben. So lange Zeit hatte sie die jüngere Frau auf Schritt und Tritt begleitet und ihr ständig ihr ins Ohr gewispert. Doch mit einem Mal ist sie verschwunden, so als wäre sie vertrieben worden oder hätte sich in Luft aufgelöst.

°°°°°°°°°°°°°°

*Foto: https://rs5.tui-ferienhaus.de/bilder/objects/irl/eir/eir041003/1000/reihenhaeuser_trim__eir041003_01.jpg

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro