Der dunkle Mann
Severus Snape war ein Mann mit Prinzipien und das schon immer. Er war zwar ein Halbblut, aber er hatte seinen Muggelvater immer gehasst und damit auch dessen Welt. Die Zauberei, die Welt seiner Mutter wurde ihm zum Zuhause. Doch es gab eine Sache, die ihm in all den Jahren am Herzen lag, eine einzige und das waren die Obdachlosen von London. Es gab einen bestimmten Grund dafür und dieser Grund lag nun schon über zwanzig Jahre zurück.
Rückblick - Sommer 1969
Der neunjährige Severus rannte, so schnell er konnte, er achtet nicht auf den Weg oder darauf, dass er kaum noch Luft bekam, er wollte nur weg und das so schnell wie möglich und doch hörte er seinen Vater hinter sich schreien. Sie waren zusammen nach London gekommen, um ein paar Sachen zu besorgen. Severus brauchte für die Muggelschule eine neue Uniform, da er schnell wuchs, dass die alten Sachen nicht mehr saßen. Seinem Vater passte das natürlich überhaupt nicht, doch er wollte auch nicht, dass seine Frau die Sachen magisch verlängerte, denn eines hasste Tobias Snape noch mehr, als seinen Sohn - Magie. Severus war zwar schon neun, aber noch immer hatte er dann und wann Magieausbrüche, so auch an diesem Tag. Sie waren gerade aus einem Geschäft gekommen, als ein anderer Junge, Severus die Zunge raus streckte. Severus tat es ihm nach, doch der andere lachte ihn nur aus und ehe irgendjemand reagieren konnte, flog dem anderen Kind ein Stein gegen den Kopf. Es war kein großer Stein, aber er verursachte eine Beule. Die Eltern des anderen Jungen glaubten, dass der Stein aus dem nahen Park geflogen gekommen war, und suchten dort den Schuldigen, aber Tobias Snape wusste genau, wer es war. Er zerrte seinen Sohn hinter eine Hausecke und brüllte auf ihn ein, doch bevor er irgendetwas machen konnte, riss sich Severus los und rannte die Straße hinab. Sein Vater war ihm inzwischen auf den Fersen. Das musste man dem Mann lassen, trotz seiner Alkoholsucht, war er verdammt schnell.
»Hey Vorsicht!«, Severus hatte sich immer wieder umgesehen und nicht auf den Weg geachtet. Prompt war er in jemanden hineingelaufen. Dieser hielt ihn nun am Arm fest, sonst wäre er sicher auf dem Asphalt aufgeschlagen. Severus keuchte und sah den Mann an. Er war sicher um die vierzig, groß und breitschultrig. Seine Sachen waren abgenutzt und sein Bart schon einige Tage nicht rasiert. Seine braunen Haare gingen ihm bis zu den Schultern. Aber er lächelte mild und zog Severus wieder etwas nach oben.
»Na Kleiner, wo soll es denn hingehen?«, fragte er nun freundlich. Severus sah sich gehetzt um, schon kam sein Vater wutschnaubend auf sie zu. Ängstlich drückte sich der Junge an den fremden Mann vor sich. Dieser verstand sofort und zog das verängstigte Kind hinter sich.
»Geben Sie mir meinen Sohn!«, Tobias Snape schäumte vor Wut und funkelte sein Gegenüber feindselig an.
»Der Junge scheint panische Angst vor Ihnen zu haben, also warum sollte ich das tun?«, fragte der andere Mann, der Tobias um sicher 20 Zentimeter überragte.
»Das geht Sie ein Scheiß an! Jetzt suchst du schon Schutz bei einem Penner, du armseliger ...«
»Kenny? Gibt es Probleme?«, ein weiterer Obdachloser trat zu ihnen gefolgt von zwei anderen. Sie alle standen nun vor Severus, wie eine schützende Mauer.
»Weiß nicht Mike, aber der Kerl hier will den Jungen und er sieht nicht so aus, als würde er ihn umarmen wollen«, sagte Kenny, der das Zittern von Severus deutlich hinter sich spürte.
»Okay Meister, hör jetzt gut zu. Du kommst jetzt runter und beruhigst dich und dann schickst du jemanden, der den Kleinen hier abholt und damit meine ich jemanden, der nicht du ist, denn wenn doch, dann holen wir die Bullen und schauen mal was die zu der Sache zu sagen haben, verstanden?«, kam es nun von Mike, einem Obdachlosen um die dreißig mit Vollbart und Schlangentattoo auf dem Oberarm. Tobias Snape schnaubte, aber spürte, dass er keine Chance hatte. Er nickte knapp.
»Wie bitte?«, wollte Mike wissen und legte eine Hand ans Ohr.
»Ich habe verstanden«, presste Severus' Vater mühsam hervor.
»Sehr gut und nun ... verpiss dich und sieh zu, dass du runterkommst du Feigling!«, sagte Kenny. Noch einmal versuchte Tobias einen Blick auf seinen Sohn zu erhaschen, gab aber auf und verschwand. Kenny drehte sich nun zu dem Jungen um, der aufgelöst und mit hängenden Schultern vor ihm stand.
»Hey, nicht weinen. Komm, jetzt bekommst du erstmal etwas zu trinken«, sagte Kenny, nahm die Hand von Severus und führte ihn zu ihrem Lager, das nur wenige Meter entfernt im Hauseingang eines verlassenen Gebäudes lag. Der Mann nahm eine Flasche Wasser aus einem Einkaufswagen, schraubte sie auf und reichte sie Severus. Dieser setzte sich Flasche an die bebenden Lippen und trank.
»Geht es wieder?«, wollte Kenny wissen und der Junge nickte.
»D-Danke«, stotterte er.
»Kein Ding. Wie heißt du denn?«
»S-Severus«
»Severus? Interessanter Name. Also ich bin Kenny, das sind Mike, Vic und Sam«, stellt der Mann die anderen vor, die ihm freundlich zunickten.
»Sag mal Kleiner, war das wirklich dein Vater?«, wollte Mike wissen.
»J-Ja war er«, sagte der Junge schüchtern.
»Kein netter Mensch, oder?«, wollte Vic wissen.
»Nicht so ... aber ich provoziere ihn halt auch«, sagte Severus.
»Sag das nicht, du bist ein Kind und egal, was du machst, kein Vater hat das Recht dir solche Angst zu machen«, sagte Kenny.
»Tut er dir weh?«, wollte Sam wissen. Severus sah nicht auf, zuckte nur mit den Schultern und nickte dann kaum merklich.
»Was ist mit deiner Mutter?«, wollte Vic dann sacht wissen. Severus sah auf und lächelte.
»Sie ist toll, sie versucht immer, mich zu beschützen, aber ich glaube, sie hat genauso viel Angst vor ihm wie ich«, sagte er.
»Ich mach mir Sorgen um sie«, sagte er dann und senkte den Blick wieder.
»Warum?«, wollte Kenny wissen.
»Wenn ... wenn ich elf bin, dann gehe ich auf ein Internat nach Schottland und dann ist sie ganz alleine«, ein Schluchzen entkam dem Jungen.
»Hey, das findet sich alles. Wir helfen euch ... irgendwie«, sagte Mike und sah hilflos zu den anderen.
»Ja klar, meinst du, sie kommt her und holt dich?«, wollte Kenny wissen.
»Denke schon, wir haben sonst niemanden, na außer die Evans, ich bin mit ihrer Tochter Lily befreundet, sie wohnen nicht weit von uns entfernt«, sagte der Junge.
»Gut, dann warten wir jetzt und dann schauen wir weiter«, sagte Kenny und klopfte Severus sanft auf den Rücken. Es dauerte keine Stunde, da kam Eileen Prince die Straße hinuntergeeilt, dicht gefolgt von einem Mann Mitte dreißig mit schütterem Haar, Brille und Schnauzbart.
»Sev!«, rief sie aufgelöst, als sie vor dem Haus stand, welches Tobias ihr wütend beschrieben hatte.
»MUM!«, schrie Severus, der neben Kenny gestanden hatte, und warf sich in die Arme seiner Mutter.
»Mein Kleiner, was ist denn nur geschehen?«, sagte die Frau und streichelte den Rücken des bebenden Kindes.
»Ihrem Sohn geht es gut. Er war panisch vor seinem Vater davongerannt und wir hielten es für besser, wenn wir ihn nicht ihrem Mann mitgeben«, erklärte Mike nun. Die Frau nickte matt und drückte das Kind noch fester an sich.
»Danke dafür«, sagte der Mann, der Eileen begleitet hatte.
»Sie sind?«, wollte Kenny wissen.
»Oh, entschuldigen Sie. Mein Name ist Thomas Evans, ich bin ein Freund der Fa ... also von Eileen. Meine Tochter Lily und Severus spielen häufiger zusammen«, erklärte Mr. Evans und Kenny nickte.
»Ich denke, es wäre besser, wenn sie heute oder eigentlich, wenn sie überhaupt nicht mehr nach Hause zurückkehren würden. Ich bin nur ein Penner, aber auch ich sehe, dass der Junge misshandelt wurde oder wird. Oder sehe ich das falsch?«, wollte Mike nun an Eileen gewandt wissen. Die Frau strich Severus sanft über die Haare und schüttelte den Kopf.
»Sie haben recht und daher suchen wir schon nach einer Lösung. Leider ist unser Haus sehr klein, aber für eine Zeit können Eileen und Sev bei uns bleiben«, antwortete Thomas.
»Wenn es Ihnen ernst ist, dann könnte die Bahnhofsmission helfen. Sie kümmern sich nicht nur um Obdachlose, sondern auch um andere Menschen die Hilfe benötigen«, warf Kenny ein. Eileen nickte.
»J-Ja, dann machen wir das. Hörst du Schatz, wir gehen nicht mehr zurück«, sagte sie und küsste die dunklen Haare des Jungen. Severus sah auf und wischte sich die Tränen weg.
»W-Wirklich?«, fragte er flehend.
»Ja, wirklich!«, sagte Eileen und zog ihn wieder eng an sich.
Rückblick Ende
Sie waren noch am selben Tag zur Bahnhofsmission gegangen. Hier hatte man ihnen geholfen, nach einer Woche, die sie bei den Evans verbrachten, bekamen sie eine Wohnung nicht weit entfernt von Spinner's End am Rande von Cokeworth. Tobias Snape starb nur ein halbes Jahr später an seiner Alkoholsucht. Das Haus in Spinner's End betraten weder Severus noch Eileen je wieder. Severus' Mutter blühte nach der Trennung auf, sie verkroch sich nicht länger, nahm eine Arbeit im St. Mungo's an, denn immerhin war sie Heilerin, hatte ihre Arbeit nur ihrem Mann zuliebe aufgegeben, was auch ein Grund für ihre Armut in früherer Zeit war. Doch nun konnten sie gut leben und das hatten sie nicht nur der Mission zu verdanken, sondern auch den Obdachlosen, die Severus gerettet hatten. So kam es, dass dieser mehrmals im Jahr Kleidung und andere Sachen in die Mission brachte, es war seine Art, den Menschen zu danken, die ihn aus seiner Hölle befreit hatten.
»Mr. Snape? Alles in Ordnung?«, Sallys besorgte Stimme riss den inzwischen fast dreißigjährigen Severus aus seinen Gedanken. Verwirrt wandte er den Blick von dem kleinen Jungen.
»Äh ja, sagen Sie Sally, wer ist der Junge?«, wollte er dann wissen.
»Oh ähm, das ist mein Großneffe. Ich passe auf ihn auf, während seine ... also während seine Eltern arbeiten«, sagte Sally und Severus glaubte ihr kein Wort.
»Aha, wie heißt der denn?«, wollte er wissen.
»Harry«, sagte die Frau und Severus spürte seinen Magen verkrampfen.
»N-Nett, wie alt ist er? 7, 8?«, wollte er dann wissen.
»Nein, er ist schon neun, aber entschuldigen Sie mich jetzt, ich muss eben neuen Tee kochen. Ich danke Ihnen für die Spende«, sagte Sally dann. Severus nickte.
»Kein Problem, vielleicht komme ich die Tage noch einmal vorbei«, sagte er dann und wandte sich ab, als er an der Tür stand, sah er noch einmal zu Harry, der ihn immer noch angsterfüllt anstarrte, die grünen Augen lagen im Schatten, aber Severus wusste, dass sie da waren. Er lächelte dem Kind zu, dann drehte er sich um und verließ die Mission. Es war zwar ziemlich kalt, aber Severus Snape beschloss zu warten. Er wusste, dass Sallys Schicht, immer bis acht Uhr ging, nun war es kurz vor acht und er wollte sehen, wohin die ältere Frau das Kind brachte. Konnte es wirklich Harry? Aber wenn ja, wie kam er her und wie kam her vor allem zu Sally? Warum log sie? All dieses Fragen stellte er sich, während er vor dem Eingang zum Bahnhof stand und die Mission nicht aus den Augen ließ.
»So also ich denke, es reicht für heute. Es ist bald acht und wir müssen Harry holen«, sagte Paul, stand auf und drückte den schmerzenden Rücken durch.
»Ja, du hast recht. Also, ich würde uns Tee und etwas zu essen kaufen gehen, Nudeln und Reis brauchen wir auch«, sagte Max und nahm das Geld aus den Bechern.
»Ja mach das und wir warten dann draußen auf dich«, sagte Andrew und packte die Sachen zusammen.
»Denk an eine Kleinigkeit für Bone«, sagte Mary.
»Na klar, ich werde doch unsere kleine Wärmflasche nicht vergessen«, sagte Max und kraulte dem schwanzwedelnden Hund hinter dem Ohr.
»Okay, ich geh und hol Harry, wir treffen uns draußen«, sagte Paul und setzte sich seinen Rucksack auf.
»Mach das«, sagte Andrew und küsste seinen Partner sanft, ehe dieser sich umwandte und zur Mission ging.
»Hey Harry, da bin ich«, sagte er, als er den im Moment leeren Raum betrat. Sally kam hinter dem Tresen vor und legte einen Finger auf die Lippen.
»Er schläft«, sagte sie und wies zu der alten Ledercouch, auf welcher Harry eingerollt schlief.
»Oh, war er brav?«
»Natürlich er ist so ein lieber Junge«, sagte Sally und drückte Paul eine Tüte in die Hand.
»Hier ist alles drin. Ein paar neue warme Sachen und zwei Decken. Zieht ihn warm an, aber wenn er im Schlafsack schläft nicht zu warm, sonst schwitzt er und das wäre nicht gut und ...«
»Sally stopp, du vergisst, er lebt nicht erst seit heute bei uns. Mach dir keine Sorgen, wir bringen ihn morgen früh wieder her und danke für alles«, sagte Paul lächelnd und stopfte die Sachen in seinen Rucksack. Dann ging er zu Harry und strich ihm sanft über die Stirn.
»Hey Zwerg aufwachen, wir gehen nach Hause«, sagte er sanft. Harry öffnete verschlafen die Augen, blickte Paul lächelnd an, aber dann drehte er sich auf die andere Seite und schlief weiter.
»Na da ist aber jemand sehr müde«, sagte Paul, zog dem Kind dessen Jacke und Schuhe an, ohne das dieses erwachte und hob es dann kurzerhand auf die Arme. Der Junge legte seinen Kopf auf der Schulter des Mannes ab und schlief einfach weiter.
»Er hat schon gegessen«, sagte Sally lächelnd.
»Ist gut, dann steck ich ihn sofort ins Bett. Danke und wir sehen uns morgen«, sagte Paul und verließ mit dem Kind auf dem Arm die Mission. Auf dem Vorplatz warteten bereits Andrew, Mary und Bone ungeduldig auf die beiden.
»Tut mir leid, aber er ließ sich nicht wecken, war etwas umständlich«, sagte Paul entschuldigend, als er zu den anderen trat.
»Alles okay, aber lasst uns gehen, ehe wir hier festfrieren. Max ist schon vorgegangen, um den Ofen anzuheizen«, sagte Mary.
»Na schön, dann los. Ich hab Hunger«, sagte Paul und folgte mit Harry auf dem Arm, den anderen beiden. Keiner der drei sah den Mann, der im Schatten einer Steinsäule alles beobachtet hatte.
Severus Snape wartete noch ein paar Minuten, bis er wieder den Bahnhof betrat. Sally verabschiedete sich gerade von jemandem vor der Bahnhofsmission. Sie hatten nun einen dicken Mantel an und ihre beige Handtasche über dem Arm. Überrascht hielt sie inne, als sie Severus entdeckte, der nun nur noch wenige Meter entfernt war.
»Mr. Snape? Haben Sie etwas vergessen?«, wollte sie wissen.
»Nein, nein ... wo ist denn Ihr Neffe?«, wollte der Mann wissen.
»Oh ... also, seine Eltern haben ihn abgeholt«, sagte Sally ertappt.
»Aha, das waren nicht zufällig die vier, die eben noch dort vor dem Restaurant gesessen haben?«, wollte Severus wissen. Nun wurde Sally rot und kaute nervös auf ihrer Unterlippe.
»Wollen wir einen Tee trinken gehen?«, fragte sie seufzend. Severus nickte.
»Gerne, dort in dem kleinen Café?«, fragte er und wies auf den Laden ganz in ihrer Nähe. Sally nickte ergeben und so betraten sie den gemütlichen Gastraum.
»Sie müssen mir glauben, ich weiß es auch erst seit heute«, begann Sally, als sie ihren Tee vor sich stehen hatten.
»Fangen Sie vorne an«, bat Severus und die Frau nickte. Sie wusste nicht warum, aber sie vertraute dem Mann auf seltsame Art und Weise, sie spürte, dass es wichtig war, diesem alles zu erzählen.
»Also Paul fand Harry vor anderthalb Jahren hier im Bahnhof auf einer der Toiletten. Zu diesem Zeitpunkt war der Kleine verletzt und halb verhungert. Er hatte panische Angst wieder zu den Menschen zu müssen, die ihn so schlimm misshandelt und vernachlässigt hatten. Paul versprach ihn zu beschützen. Anfangs wollten er und die anderen, ihn nur ein paar Tage bei sich behalten, nur solange bis er wieder fitter war, aber es kam anders. Der Junge brachte Licht in ihre graue Welt. Paul und sein Partner Andrew hatten ihn von Anfang an ins Herz geschlossen, so auch Max und Mary. Letztere war mal Lehrerin und begann ihn zu unterrichten. Max kam immer häufiger und holte Kinderkleidung, Stifte und Papier aus der Mission. Sie erzählten, dass sie eine alleinerziehende Mutter unterstützen würden, die sich nicht traue, nach Hilfe zu fragen. Anfang dieses Jahres kam es dann immer wieder zu Überfällen auf Obdachlose. Dies rief die Polizei auf den Plan. Die liefen immer häufiger Streife im Park und kamen so auch immer am Lager der fünf vorbei. Harry konnte nicht dortbleiben. Also versteckten sie ihn am Tag unter einer Brücke in einem anderen Park und holten ihn dort abends wieder ab. Aber gestern haben sie beschlossen, ihn hierher mitzubringen. Es wurde einfach zu kalt, nur die Decken hielten das Kind nicht mehr warm genug. Also nahmen sie ihn mit. Ich bekam es durch Zufall raus. Ich kenne Pauli schon seit zwanzig Jahren, er konnte mir nichts vormachen und so beichtete alles. Hören Sie Mr. Snape, Paul und die anderen lieben den Kleinen, mehr als alles andere. Ich konnte sie einfach nicht verraten, aber ich bat sie, dass wir alle zusammen im neuen Jahr nach einer Lösung suchen. Ein Kind gehört nicht auf die Straße, aber ...«, brach sie ab und nippte an ihrer Tasse.
»Verstehe, ist er denn gesund?«, wollte Snape wissen.
»Soweit ich es beurteilen kann ja, vielleicht etwas erkältet, aber er bekommt genug zu essen, wie es aussieht. Ich habe Paul auch heute noch wärmere Sachen und Decken für ihn mitgegeben«, sagte Sally. Severus nickte.
»Was wissen Sie noch über ihn?«, wollte er wissen. Überrascht sah die Frau auf.
»Nicht viel, nur dass er neun Jahre alt ist, irgendwann im Sommer zehn wird, dass er bei Tante und Onkel gelebt hat, seit seine Eltern bei einem Autounfall starben, daher hat er auch eine Narbe.«
»Narbe?«, wollte Severus sofort wissen. Sally nickte.
»Ja, sie sieht aus wie ein Blitz. Sehr interessant und na ja vor Onkel und Tante ist er wohl geflohen und ... Mr. Snape, Sie sind so blass, alles okay?«
»Ja ... ja schon, hat nie jemand nach ihm gesucht?«, sagte der Mann, der nun ganz sicher war, dass er heute Harry James Potter gesehen hatte.
»Nein, nicht das ich wüsste. Ich habe heute Morgen einige Nachforschungen angestellt, aber keinerlei Vermisstenmeldung gefunden, die auf Harry passen würde. Aber warum interessiert Sie der Junge so, sagen Sie bloß, Sie kennen ihn?«, Sally hatte den Mann durchschaut, es war kein reines Interesse an einem Kind, welches von Obdachlosen aufgezogen wurde, es war das Interesse eines Mannes, an einem Jungen, den er zu kennen schien.
»Ich ... ich bin nicht sicher. Hören Sie Sally, ich kann noch nichts darüber sagen und bitte Sie, dieses Gespräch für sich zu behalten. Der Junge scheint so weit in guten Händen zu sein, ich komme morgen wieder, denken Sie, er würde mit mir reden?«
»Ich weiß es nicht, er ist sehr schüchtern und scheint nur Paul und den anderen voll zu vertrauen. Er hat furchtbare Angst von ihnen wegzumüssen. Aber wir können es versuchen. Er ist bis Silvester bei mir. Ich verspreche, ich sage nichts, aber versprechen Sie mir auch, dass Sie mir die Wahrheit sagen, sobald Sie sich sicher sind«, bat Sally. Severus stand auf und legte ein paar Münzen auf den Tisch.
»Ich verspreche es, aber nun muss ich los. Danke für Ihre Offenheit«, sagte er und Sally nickte.
»Ich hoffe, dies war kein Fehler«, sagte sie dann.
»War es nicht«, sagte Severus und verließ das Café. Er eilte aus dem Bahnhof und schlug sich in eine Seitengasse, dann disapparierte er.
Der Schnee knirschte unter seinen Füßen, als er hinauf zum Schloss lief, in welchem er hoffte, Antworten zu finden.
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