Sophia♡
"Was ist denn los?", frage ich entgeistert meine Schwester. Dieser geht es offenbar wieder vollkommen gut.
"Rate einmal warum wir nie Kontakt mit anderen Talinern hatten?", giftet diese zurück. Mit verwirrtem Blick sehe ich sie an. "Hä? Was willst du denn jetzt?", frage ich. "Jetzt sag nicht, du hast nie gewusst warum?!", ruft Lilly aus. Mein Kopfschütteln gibt ihr den Rest. "Also, dein ach so toller Leander gehört zu einer der Gruppen, die hoffen, dass Magie eines Tages auch in der Menschenwelt für alle sichtbar ist. Manche Halbtaliner haben schon von Sichtungen gesprochen. Magie wird im Normalfall nur von Talinern oder Halbtalinern gesehen, sofern die Halbtaline eingeweiht sind und bestenfalls in Talin leben. Ansonsten ist unsere Magie zu schwach. Wie du sicher weißt ist sie hier allgegenwärtig. Zumindest nachts, da Magie den Schatten liebt", beginnt meine Schwester ihre Erklärung. Mein Mund steht speerangelweit offen. "Lass mich raten. Wir gehören zu der Gruppe, die versucht die Magie zu minimieren?", rate ich. In den Büchern die ich bisher gelesen habe, war es zumindest immer so.
Mit einem Nicken bestätigt Lilly meine Annahme. "Du musst bedenken, wir wissen wie die Menschen ticken. SteIle dir vor wie es wäre, wenn all die Menschen unsere Magie ebenfalls verwenden könnten und sie womöglich auch noch maschinell vermehrt werden kann", versucht Lilly mir zu erklären warum wir dieser Gruppe angehören. Ich kann sie nur noch ungläubig ansehen. Das es Magie gibt ist für mich ja mittlerweile normal aber, dass wir nun auch noch einer Gruppe angehören und ich auch noch einen Jungen der Gegnergruppe nett finde, ist dann doch etwas zu klischeehaft für mich.
Schweigen breitet sich aus. Für Lilly gibt es nichts Weiteres zu sagen und ich muss alles erst einmal verarbeiten. Auf einmal kommt mir alles viel komplizierter vor, als noch vor wenigen Stunden. Alles war gut, bis ich Leander meine Schwester vorgestellt habe. Von da an ist alles kompliziert geworden.
Nebeneinander gehen wir die Straße entlang. Es ist schon kühl und die Magie waberte zu unseren Füßen. Das türkise Leuchten erhellt die Straße. Somit sind keine Straßenlaternen nötig. Vor manchen Häusern kann man Gläser mit Magie sehen, die als Hausbeleuchtung verwendet werden. Gegen diese Beleuchtung sind unsere Lichterketten im Glas ein Nichts. Möglicherweise finde ich so etwas auch so schön, weil Türkis meine Lieblingsfarbe ist.
Beim Hotel angekommen breche ich das Schweigen. "Sag bitte nichts unseren Eltern!", flehe ich sie an. Lilly nickt verständnisvoll und sagt: "Du weißt nichts davon. Sie sind selber schuld, schließlich haben sie dich dein ganzes Leben lang in Unwissenheit gelassen."
Dankbar umarme ich Lilly. Dann gehen wir in das große Gebäude und steuern auf den Lift zu. In dem Spiegel, der in dem Lift angebracht ist, betrachte ich uns. Mir sehen zwei Gesichter entgegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während ich mit meinen braunen Augen und blonden Locken eher in den Massen untergehe, sieht die schwarzhaarige und blauäugige Lilly sehr ungewöhnlich aus. Und doch passt sie hier genau perfekt in die Welt der Taliner. Hier sehen die Menschen alle so, oder so ähnlich aus. Da steche ich eher heraus. Wenn man uns auf der Straße trifft, denkt man garantiert, wir sind keine Schwestern.
Auch Lilly scheint mich zu mustern. Ich verziehe meine Miene zu einem Lächeln. Sie grinst mir entgegen und gerade als ich ihr etwas sagen will, macht der Lift "Pling" und die Türen öffnen sich. Vor uns erstreckt sich ein langer Gang und wir treten aus dem Lift. Der Boden unter meinen Füßen ist von einem Teppich gepolstert und ich spüre wie er durch mein Gewicht zusammensinkt.
Vor unserem Zimmer krame ich die Schlüsselkarte aus meiner Tasche. Ich öffne die Tür und sofort schlägt mir der Duft frisch gewaschener Wäsche, gemischt mit dem vertrauten Geruch nach Katze, entgegen. Schneeball kommt sofort auf mich zugelaufen und schnurrt um die Beine meiner Schwester und mir. Während Lilly mit Schneeball spielt, gehe ich ins Bad und ziehe mich um. Fertig, lasse ich mich auf mein Bett fallen. Somit verschwindet Lilly im Bad und Schneeball kommt zu mir.
Schob bevor Lilly zurückkommt, schlafe ich tief und fest. Schneeball zu meinen Füßen.
Am nächsten Tag wache ich in etwa genauso auf, wie ich auch eingeschlafen bin. Nur Schneeball steht jetzt vor der Balkontür und möchte hinaus. Da sie nur gekippt ist kann unser Kätzchen sie nicht selbst öffnen.
Ich reibe mir müde die Augen und schlage die Bettdecke zurück. Meine Beine berühren den kalten Holzboden und ich stehe auf. Sobald die Tür offen ist, huscht Schneeball nach draußen. Ich gehe zum Schrank um ihr auch gleich ihr Futter zu geben. Nachdem sie dieses bekommen hat, gehe ich Hände waschen, bevor ich zurück ins Bett klettere. Kaum sind meine Augen zu geht auch schon mein Wecker los und ich muss ihn ausstellen.
Von dem Lärm meines Weckers wacht auch Lilly auf. Diese ist, im Gegensatz zu mir, frisch und munter. Gut gelaunt nimmt sie ihr Handy und schaltet Musik ein. Es ist irgendeine neuere Band, die angeblich aus der Nähe kommen soll. Es ist zwar nicht unbedingt meine Lieblingsmusik, aber es gibt deutlich schlimmere Lieder.
Lillys gute Laune steckt an und schon kurze Zeit später stehen wir nebeneinander im Badezimmer vorm Spiegel und singen mit. Die Bürsten haben wir kurzerhand zu Mikrofone umfunktioniert. Zusammen sind wir endlich einmal wieder so wie wir es schon lange nicht mehr waren. Lilly ist als Erstgeborene schon vor fünf Jahren nach Talin gekommen um eine großartige Schulbildung zu erhalten. Da wir aber keine Bleibe in Talin hatten, konnte ich mich nicht anmelden. Meine Eltern hätten, das unmöglich finanzieren können. Zumindest war es damals so. Heute würden wir ja einen Besichtigungstermin für ein Haus haben. Meine Eltern haben extra viel zusammengespart, nur um diesen Traum verwirklichen zu können. Ich freue mich schon sehr darauf endlich wieder öfter meine Schwester zu sehen. Auch wenn ich meine Streithähne, David und Ben vermissen werde. Denn trotz Haus werde ich die Wochentage in einem Internat verbringen. Wenigstens am Wochenende darf ich dann aber schon nach Hause.
Während wir noch vorm Spiegel stehen klopft es an der Tür. Hastig ziehe ich mich an und gehe die Tür öffnen. Dabei falle ich beinahe schon wieder über Schneeball, die es offenbar darauf abgesehen hat mich so oft wie möglich zu nerven, bevor ich nur noch zwei Tage in der Woche zuhause bin.
Meine Brüder stehen vor der Tür und sollen Lilly und mir ausrichten, dass Mama und Papa in zehn Minuten Frühstücken gehen. "Lilly? Mama und Papa kommen in zehn Minuten. Tu weiter!", schreie in die Richtung des Badezimmers.
David und Ben sind in der Zwischenzeit schon hereingekommen und spielen am Boden mit Schneeball. "Die kleinen Teufel können ja doch ruhig sein", denke ich mir, während ich sie beobachte.
Lilly kommt aus dem Badezimmer und stellt sich neben mich. Gemeinsam beobachten wir unsere Brüder, während wir auf Mama und Papa warten.
Das Frühstück verläuft wie immer. Danach geht es für alle ins Auto. Für Lilly haben wir einen einzelnen Sitz im Kofferraum. Zum Glück sind die Verkehrskontrollen hier nicht so genau, denn ganz legal ist das so auch nicht. Wir werden uns wohl ein größeres Auto zulegen müssen.
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