Sofia♡
Der Film ist tatsächlich nicht so schlimm wie ich gedacht habe, meine Schwester hat normalerweise einen sehr eigenartigen Filmgeschmack. Deshalb hat es mich auch ein wenig gewundert, dass niemand mit einem Messer oder ähnlichem durch die Gegend gelaufen ist. Es war sogar ein Film den auch keine Kinder sehen können. Von Talinern die hauptsächlich in der Menschenwelt leben werden Filme dieser Art liebevoll als "Disneyfilme der Taliner" bezeichnet.
Tatsächlich arbeiten auch bei Disney einige Taliner und so haben wohl auch Elemente der Disneyfilme den Weg in die Welt der Magier gefunden. Filmemacher sind hier sehr selten und somit auch hoch angesehen.
In dem Film geht es um eine Prinzessin, die ihr Leben lang in einem riesigen Schloss verbracht hat und von einem normalen Bürger dann mitgenommen wird damit sie das Volk kennenlernt. Und wie sollte es auch anders sein verliebt sich die Prinzessin in den jungen Mann und die beiden heiraten. Irgendwie erinnert mich das ein wenig an Leander. Auch er scheint selten von seiner Burg heraus zu kommen.
Am Ende des Filmes habe ich Tränen in den Augen und auch Lilly scheint gerührt. Ich frage mich seit wann sie auf solche Filme steht. Bisher hat sie am liebsten irgendwelche Horrorfilme angesehen. Ob sie den Film nur wegen mir ausgesucht hat? Ich werde sie auf jeden Fall fragen. Jetzt sehe ich aber das Gesicht wieder, dass ich schon vor Filmbeginn entdeckt habe. Ich beeile mich und lasse deshalb fast meine Jacke fallen.
Ich tippe ihm von hinten auf die Schulter und er dreht sich erstaunt um. Als er mich sieht beginnt er zu lächeln. "Na, du auch da?", frage ich ihn mit einem dicken Grinsen im Gesicht. "Ja, ich war schon ewig nicht mehr im Kino und da ich das Luna sowieso einmal zeigen wollte...", entgegnet Leander mir. Dabei lächelt er mindestens so sehr wie ich. Ich weiß nicht warum aber irgendetwas hat dieser Bursche an sich, dass mein Herz sofort um ein kleine bisschen schneller schlagen und in meinem Bauch ganz kleine Schmetterlinge zu flattern beginnen lässt.
Luna an seiner Hand sieht mich neugierig an. Ich lächle ihr freundlich zu und auch sie beginnt von einem übers andere Ohr zu strahlen. Leander hat meinen Blick verfolgt und lächelt nun auch seine kleine Schwester an. Die Beiden scheinen ein Herz und eine Seele zu sein. Während ich und Leander mit seiner Schwester um die Wette lachen schimpfen die anderen um uns herum. "Schrecklich diese jungen Leute. Kein Benehmen, müssen unbedingt im Weg rumstehen", schimpft ein Herr mittleren Alters. Dabei stehen wir eh am Rand und Luna sogar in einer kleinen Nische.
Ich schüttle noch den Kopf als ich ein Räuspern hinter mir höre. Ich drehe mich um und sehe meiner Schwester ins Gesicht. Da fällt mir ein, dass Lilly und Leander sich noch gar nicht kennen. "Oh, hey Lilly. Ich habe ganz vergessen dir Leander vorzustellen. Also das ist Leander und die Kleine ist seine Schwester Luna", stammele ich schnell. Dann sage ich an Leander und Luna gewandt: "Das ist meine große Schwester Lilly."
Lilly und Leander nicken sich zur Begrüßung zu. Bevor sich noch mehr Menschen aufregen, weil wir im Weg stehen, gehen wir in den Vorraum des Kinos. Dort sind ein paar Tische und ich lade alle auf eine Pizza ein. Endlich erzählt uns auch Leander etwas mehr aus seinem Leben.
Lilly wirkt aber zunehmend misstrauischer. Als Leander erzählt, dass er zuhause unterrichtet wird und dort die Künste des Magievermehrens erlernt sieht meine Schwester auf einmal aus als wäre ihr Übel. Sie entschuldigt sich und geht auf die Toilette. Verwirrt sehe ich ihr hinterher. Nur wenige Sekunden später denke ich nicht mehr an das eigenartige Verhalten meiner Schwester und Leander erzählt mir von dem Ziel das seine Familie seit vielen Jahren verfolgt. Zu diesem Zeitpunkt weiß keiner von uns was dieses Ziel für uns bedeutet. Da ich sowieso bisher in der Welt der Nichtmagier gelebt habe, habe ich mich nur selten mit Magie beschäftigt. Natürlich haben mir meine Eltern die Grundlagen beigebracht, wie zum Beispiel, dass Magie ein endliches Produkt ist. In etwa gleichzusetzen mit Dingen wie Erdöl. Allerdings mit dem Unterschied, dass Magie von uns vermehrt werden kann. Dies ist uns aber nur in der Welt der Taliner erlaubt. Noch mehr wurde mir dann auch nicht beigebracht und meine Eltern sind stets darauf bedacht mir nicht mehr darüber zu verraten. Wenn ich sie etwas frage, bekomme ich immer dieselben zwei Antworten. Entweder das wird dir in der Schule beigebracht oder du wirst es noch früh genug erfahren und zu viel Wissen ist nicht immer gut. Das hat mich natürlich jedes Mal aufs Neue neugierig gemacht. Lilly ist in diesem Fall komplett gleich wie meine Eltern und ich bekomme auch von ihr diese Antworten. Eine Internetsuchmaschine hilft mir in diesem Fall leider auch nicht weiter und bei unseren Urlauben hier achten meine Eltern normalerweise strengstens darauf mit wem ich spreche und neunzig Prozent der Zeit müssen wir jedes Mal, wenn ich jemanden treffe, auf einmal ganz dringend weiter.
Noch ein weiterer Grund weshalb ich es so interessant finde mit Leander zu sprechen. Außerdem hat er eine unglaublich spezielle Ausstrahlung. Mit seinen dunklen Augen und den braun-schwarzen Haaren, die so geschnitten sind das man die Wellen nur ein klein wenig erkennen kann, wirkt er für mich ein wenig einschüchternd. Dazu noch seine markanten Gesichtszüge und sein strenger Blick.
Ich erwische mich dabei wie ich ihn von oben bis unten mustere während er mir von seinem Leben erzählt. Offenbar ist es auch ihm aufgefallen, denn er sieht mich an und beginnt zu lächeln. Sofort ist seine einschüchternde Ausstrahlung gewichen und zum Vorschein kommt ein selbstbewusster junger Mann.
Schüchtern lächle ich ihn zurück an. Dann beiße ich, um meine Unsicherheit zu verbergen, von meiner Pizza ab. Sofort erfüllt der Geschmack meinen gesamten Mund und die knusprigen Stückchen pieken von Innen gegen meine Wangen. Genüsslich kauend sitze ich da und höre Leander weiter zu.
Nach etwa weiteren drei Minuten kommt Lilly zurück und bittet mich mit ihr nach Hause zu gehen. Ich rufe die Bedienung, bezahle und lasse mir mein letztes Stück einpacken. Meine Cola habe ich schon vorher ausgetrunken.
Zur Verabschiedung umarme ich Leander und Luna streiche ich über den Kopf, dann gehen meine Schwester und ich aus dem Kino zur Bushaltestelle.
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