Sofia♡
Die Neuigkeiten meiner Eltern sind tatsächlich großartig. Sie haben endlich eine mögliche Immobilie gefunden. Wir würden schon morgen dort hinfahren um sie uns anzusehen. Somit könnten wir mit viel Glück schon bald gänzlich hier in Lamprocapnos-spectabilis-Talin leben. Lilly und ich wären nicht von unseren Eltern getrennt während der Schulzeit und könnten sogar jedes Wochenende nach Hause. Natürlich kann es auch sein, dass das Haus nicht das Richtige ist und wir weitersuchen müssen, aber ich möchte mir die gute Laune durch solche Dinge nicht verderben.
Meine Eltern scheinen endlich glücklich zu sein und ich habe sie schon seit der Geburt meiner Brüder nicht mehr so strahlend gesehen. Immer hatten sie Sorgen um Lilly und darüber, dass wir in der Welt der Menschen auffallen könnten. Es ist schön das sie endlich einen Lichtblick sehen.
Ben und David sind heute auch ausnahmsweise einmal ganz brav. Nach dem Frühstück beschließen wir in die Innenstadt zu fahren. Dort soll ein Markttag veranstaltet werden. So ein richtiger Markttag wie es ihn im Mittelalter gab, nicht wie einer dieser Modernen, die ich in der Menschenwelt zu genüge erlebt habe.
Nachdem wir uns ein bisschen umgesehen haben setzten wir uns alle auf Bänke in der Mitte. Dort sitzt bereits ein Junge, der wohl etwas älter ist als ich und ein kleines Mädchen, offenbar seine kleine Schwester oder so.
Irgendetwas fasziniert mich an ihm. Er trägt Klamotten wie viele die hier leben und nie in der Menschenwelt sind. Den Stickereien nach ist er ein Nachkomme eines Adelsgeschlechtes. Seine Haare sind braun und in seinem Nacken kann ich erkennen, dass er offenbar viel im Freien ist, denn er ist braun gebrannt. Lilly merkt wie ich ihn anstarre und stößt mich in die Rippen. Mit ihrem Blick zeigt sie mir ich soll ihn doch ansprechen. Unsicher stehe ich auf und bleibe vor ihm stehen. Mit einem lächeln auf den Lippen bin ich schon kurz davor mich zu räuspern. Da sieht er auf. In dem Moment fällt mir ein, dass ich ihn und auch das kleine Mädchen gestern in einem Spielzeugladen schon einmal gesehen habe.
Nachdem ich ihn einen kurzen Moment lang gemustert habe begrüßt er mich und ich antworte ihm mit einem Hallo und meinem Namen. Er bietet mir einen Platz an und wirkt unfassbar unsicher. Ich muss lächeln. „Wie kann ein so hübscher Junge so unsicher bei Mädchen sind?", schießt es mir in den Kopf. Ich setze mich und versuche ein Gespräch anzufangen, was gar nicht so einfach ist. Ich erfahre zumindest, dass der Junge neben mir Leander heißt und sechzehn Jahre alt ist. Anscheinend, sind er und seine kleine Schwester Luna von zuhause weg um ihren Eltern nachzukommen. Diese haben ihm, laut seinen Erzählungen nur einen Brief hinterlassen. Ich erzähle ihm von unseren Urlauben und das ich eigentlich in der Welt der Menschen wohne. Staunend hört er mir zu und auf einmal wirkt er als wäre er ein anderer Mensch. Er ist ganz aufgeweckt und würde am liebsten hundert Dinge fragen. Das funkeln in seinen Augen zeigt mir sein ehrliches Interesse.
Nur am Rande sehe ich wie meine Zwillingsbrüder anfangen mit Luna zu spielen. Sie laufen durch die Gegend und spielen Abfangen. Ich bin aber viel zu beschäftigt damit Leander die Fragen über die Menschenwelt zu beantworten. Lilly und meine Eltern sind offenbar auch in ein Gespräch verwickelt.
Irgendwann, kommt David zu mir um mich zu fragen ob ich mitspiele. Als ich nein sage setzt er seinen Dackelblick auf und beginnt beinahe zu weinen. Ich bin kurz davor nach zu geben. Da sagt Leander: „Wie lange bist du, denn hier? Ich habe leider keine Telefonnummer die ich dir geben könnte."
„Meine Familie bleibt vorerst noch bis zum Schulbeginn. Ich muss dann aber noch länger bleiben, schließlich beginne ich dieses Jahr hier auf der Akademie für Taliner. Musst du denn schon heim?", frage ich ihn.
„Ja, leider. Ich habe mit meinem Großvater ausgemacht, dass Luna und ich zu Mittag zurückkommen, zu unserer Unterkunft. Ich kann leider nicht versprechen, dass wir uns noch einmal treffen. Aber ich gebe mein Bestes. Sollte ich wissen wo meine Eltern sind würde ich dir gerne einen Brief zukommen lassen. Gibst du mir die Adresse deines Hotels?", bekomme ich als Antwort.
Ich kritzle ihm also die Adresse auf ein kleines Stückchen Papier und reiche es ihm. Verlegen steht er auf und ruft Luna zu sich. Nachdem er ein Stück entfernt ist und in der Menschenmasse schon fast untergegangen ist, dreht er sich noch einmal zu uns um und winkt mir zu.
Schon ist Lilly neben mir und möchte mich ausquetschen. Ich wimmle sie nur schnell ab, da ich selbst nicht weiß, was ich von der Begegnung halten soll. Ich weiß fast nichts über den Jungen, aber er weiß irgendwie total viel über mich. Das macht mir Angst.
Auch wir machen uns auf den Weg zurück. Gemeinsam laufen wir an den Ständen vorbei und ich kaufe ein paar Karotten. Das Obst und Gemüse hier in diesem Land schmeckt meiner Meinung nach deutlich besser als alles was es in der Menschenwelt gibt.
Natürlich wollen auch Ben und David sofort Karotten, weswegen mir im Endeffekt nur zwei von den zehn Karotten übrigbleiben. Diese sind verputzt bevor wir überhaupt vom Markt weg sind.
Im Hotel angekommen lasse ich mich in mein Bett fallen. Lilly ist losgefahren um einige ihrer Freizeitklamotten aus dem Internat zu holen und ich habe mein Zimmer für mich. Naja, nicht ganz. Schneeball ist auch da. Diese miaut auch in dem Moment, in dem ich meine Augen schließe. Ich kämpfe mich also auf und gebe ihr auf dem Balkon ihr Futter. Zum Glück habe ich am Vortag das Katzenklo noch rausgestellt. Sonst wäre es wohl in einer Katastrophe geendet, wenn sie den ganzen Tag alleine im Zimmer liegt.
Als Schneeball ihr Futter hat ist sie zufrieden und kuschelt sich zu mir ins Bett. Ich bin gerade am einschlafen als ich wieder gestört werde. Dieses Mal ist es Lilly, die vom Internat zurück ist. Seufzend öffne ich ihr die Tür und gehe zurück ins Bett. Doch offenbar ist mir keine Ruhe gegönnt, denn Lilly möchte unbedingt mit mir ins Kino gehen, weil dort offenbar ein Film von ihrem Lieblingsregisseur läuft. Ich verdrehe die Augen aber sie nimmt meine Hand und zieht mich hoch. „Sofia jetzt komm schon. Du warst schon ewig nicht mehr mit mir in einem Kino", sagt sie anklagend. Ich versuche nicht nachzugeben und antworte weiterhin genervt: „Denk einmal nach woran das liegen könnte. Vielleicht, weil du das ganze Jahr in einem anderen Land verbracht hast." „Na und? Das tut doch nichts zur Sache!", schreit sie schon fast. Ich gebe also nach und suche mir eine Jeans Hose und eine schöne Bluse aus meinen Sachen. Dann laufe ich ins Bad um ein wenig Wimperntusche aufzutragen. Schon bin ich fertig. „Wir können gehen", sage ich nur fünf Minuten später und schnappe meine Handtasche. Freudestrahlend sieht Lilly mich an und schnappt sich ebenfalls ihre Tasche. Wir gehen zu unseren Eltern um ihnen Bescheid zu sagen und dann hänge ich mich bei meiner großen Schwester ein und wir fahren mit dem Lift nach unten.
Direkt vor dem Hotel ist eine Bushaltestelle. Nach einigen Minuten Wartezeit hält auch schon einer und wir steigen ein. Wir fahren in die Innenstadt. Am Hauptplatz, wo noch einige Stunden zuvor der Markt aufgebaut war, steigen wir aus und schlendern zum Kino. Lilly gibt die Karten aus und ich kaufe uns Getränke und Popcorn. Viel länger hätte Lilly nicht brauchen dürfen um mich umzustimmen, denn es ist die einzige Vorstellung an diesem Abend und wir sind beinahe zu spät.
Ich lehne mich gerade in meinem Stuhl zurück als ich ein mir bekanntes Gesicht entdecke. Da geht aber auch schon das Licht aus und ich konzentriere mich auf mein Popcorn, bevor dann auch der Film anfängt.
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