Sofia♡
Ich öffne meine Augen und blicke direkt in das Gesicht von Schneeball. Ich bin alleine im Auto. Meine Eltern wollten mich offensichtlich nicht wecken und haben mich im Auto gelassen. Die Jungs sind nicht hier. Was wohl daran liegt, dass die dreijährigen Zwillinge noch relativ leicht sind und auch schlafend, ins Bett getragen werden können. Warum die Katze jetzt aber hier ist, weiß ich nicht.
Ich schubse das schwarze Knäuel, von meinen Füßen und schnalle mich dann ab. In Davids Kindersitz liegt der Autoschlüssel. Gebückt klettere ich, nach dem aufsperren aus dem Fahrzeug. Dort muss ich mich erst einmal strecken.
Der Wind umweht mich und fröstelnd ziehe ich meine dünne Jacke enger um meinen Körper. Bevor ich das Auto versperre und ins Hotel gehe um das gebuchte Zimmer zu suchen, nehme ich noch Schneeball mit.
Auf dem Weg zum Eingang stelle ich fest, dass die Magie hier deutlich spürbarer ist. Offenbar haben einige bestimmte Taliner ganze Arbeit geleistet und auch ein bisschen Energie freigelassen, anstatt sie nur in Bücher zu sperren. Schon seit meiner Kindheit, werde ich gelehrt, welche Folgen es haben kann, wenn zu viel Magie auf der Welt vorhanden ist.
Die Türen unserer Unterkunft öffnen sich, als ich an sie herantrete. Eine freundliche, warme Stimme empfängt mich. „Einen wunderschönen guten Morgen. Sie müssen Sofia Butterfly sein. Ihre Eltern haben uns berichtet, dass sie kommen. Ihr Zimmer liegt neben dem Ihrer Eltern im dritten Stock. Zimmernummer 330. Hier ihr Schlüssel", werde ich von der Rezeptionistin empfangen. Ich nehme den Schlüssel entgegen und bedanke mich lächelnd. Dann steuere ich auf den Fahrstuhl zu.
Ebene drei zeichnet sich durch einen fabelhaften Ausblick aus. Bereits bei unseren vorherigen Besuchen habe ich es geliebt über die Dächer der Stadt zu blicken und am Waldrand das Gebiet nach Einhörnern abzusuchen. Wenn man seinen Blick schweifen lässt fühlt man sich unglaublich frei und das einzige Hindernis ist die Bergkette am Horizont. In meinem Zimmer angekommen, lasse ich mich auf mein Bett fallen. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch das Fenster und tauchen alles in goldenes Licht. Ich stehe auf und öffne die breiten Glastüren. Der frische Morgenwind weht mir ins Gesicht und ich trete auf den Balkon, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Aber irgendetwas lässt mich stutzen. Hinter den Wäldern steigen türkise Rauchschwaden auf. Beinahe so, als ob ein magischer Ort sich auflösen würde. Die Rauschwaden werden immer dichter und bald kann man den Sonnenaufgang nur noch erahnen. Verwundert kneife ich meine Augen zusammen um besser sehen zu können.
Plötzlich klopft es an meiner Tür. Ich gehe wieder in mein Zimmer und durchquere den Raum mit nur wenigen Schritten. Vorsichtig öffne ich die Tür. Vor mir stehen meine Eltern. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck sehen sie mich an.
„Alles in Ordnung Mama?", frage ich unsicher. „Ja schon okay!", antwortet mir diese mit einer viel zu schrillen Stimme und versucht ihre Angst zu verbergen. Ich starre sie mit einem irritierten Blick an. Sie ignoriert es aber und meint nur ich soll in fünf Minuten Frühstücken gehen. Sie gibt mir noch mein Gepäck und das Katzenkissen um dann wieder zu verschwinden. Mein Vater zuckt nur mit den Schultern und dreht sich dann zu seiner Frau um. Ich schließe die Tür, lege den Schlafplatz von Schneeball auf mein Bett und widme mich meinem Koffer. Ich öffne ihn und beginne alles in den Schrank und ins Badezimmer zu räumen. Dann putze ich mir die Zähne, gebe Schneeball ein paar Leckerlies auf den Boden und nehme die Schlüsselkarte. Meine Eltern und die Zwillinge haben schon ihr Essen geholt als ich im Speisesaal ankomme. Es duftet herrlich nach Brötchen und frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Ich lege meine Schlüsselkarte auf den Tisch und hole mir ein Frühstück vom Buffet.
Gemeinsam mit meiner Familie genieße ich das Essen und gehe dann erneut in mein Zimmer um mich frisch zu machen. Heute stehen der obligatorische Stadtbesuch an und am Abend würde ich gerne mit Lilly in den Wald fahren, um Einhörner oder andere magische Fabelwesen wie Gnome oder Elfen zu beobachten. Hoffentlich hatte sie Lust dazu.
Kaum war ich fertig klopfte mein kleiner Bruder Ben schon an der Tür. Ich öffnete und ließ ihn hereinkommen. Sofort sprang er auf meinem Bett herum und ich schaffte es nur mit Mühe ihn zu erwischen. Auch wenn ich generell kein Problem damit habe, schließlich ist er ein Kind und es ist mir deutlich lieber als, wenn er wie all die anderen vorm Fernseher verblödet, aber ich will in dem Bett noch schlafen und da muss er nicht mit den Schuhen darauf herumspringen. Zappelnd lasse ich ihn also auf den Boden und erkläre ihm, dass er das nicht mit Schuhe machen darf. Bevor sich der kleine Rabauke jetzt aber die Schuhe auszieht nehme ich ihn lieber an die Hand und öffne noch ganz schnell die Balkontüre für Schneeball, bevor ich ihn mit mir mit auf den Gang ziehe. Zeitgleich kommt auch der Rest der Familie aus dem Zimmer. Ich schließe ab und wir machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle um in die Stadt zu fahren. Das Auto lassen wir beim Hotel.
Mit zwei kleinen Kinder in einem Bus zu fahren ist gar nicht so spaßig wie man sich das oft vorstellt. Vor allem, wenn die kleinen Kinder drei Jahre alt sind und entweder durch den gesamten Bus laufen oder schreien als würden sie geschlagen werden nur, weil man sagt sie müssen still sitzen bleiben. Als der verzweifelte Blick meiner Mutter mich trifft gehe ich zu den Zweien und beginne eine meiner Geschichten zu erzählen. Augenblicklich sind sie leise und auch die anderen Fahrgäste lauschen meinen Erzählungen. Als ich aufsehe blicke ich in viele Gesichter, die teilweise dankbar sind, vermutlich weil meine Brüder endlich ruhig sind, teilweise aber auch erstaunte, offenbar ist es nicht so gewöhnlich, dass ein junges Mädchen wie ich es bin ihre Brüder mit Geschichten beruhigt. Das sind aber nur Vermutungen, ob es wirklich stimmt werde ich wohl nie herausfinden.
Als wir endlich aus dem Bus steigen, treffen uns warme Sonnenstrahlen im Gesicht. David an der einen und Ben an der linken Hand gehe ich meinen Eltern nach, die es offenbar sehr eilig haben. Ich hätte wohl mit ihnen noch Schritt halten können aber die Zwillinge sind dafür einfach noch zu klein. Bei einem Straßenübergang verliere ich meine Eltern, dann fast aus den Augen. „Hey, jetzt wartet doch einmal. Die Kleinen sind noch nicht so schnell!", rufe ich. Daraufhin bekomme ich von den Zwillingen zu hören: „Wir sind nicht mehr klein. Wir werden bald vier." Genervt verdrehe ich meine Augen. Die Zwei müssen noch fast fünf Monate warten bis sie vier Jahre alt werden. Ich antworte aber nicht auf ihre Aussage um keine Diskussion anzubrechen und haste nur über die Straße. Ben fällt dabei fast hin und auch David hat Mühe mit zu halten. Wenigstens ist meinen Eltern wieder eingefallen, dass sie noch drei Kinder mithaben. Anklagend sehe ich sie an. Glücklicherweise kommt da Lilly auf uns zu. Ich lasse die Zwillinge los und stürme auf meine nicht einmal zwei Jahre ältere Schwester zu. Das letzte Mal habe ich sie zu Weihnachten gesehen und jetzt war schon wieder Mitte August.
Nachdem Lilly alle kräftig durchgeknuddelt hat, nimmt sie mir Ben ab und gemeinsam laufen wir durch die Einkaufsstraße. Meine Eltern sind nach zehn Minuten mit einer lahmen Ausrede im nächsten Café verschwunden.
Irgendwie bringen Lilly und ich den Tag rüber und wie sonst auch sind wir die Babysitter. Von unseren Eltern gibt es keine Spuren. Als wir am Abend, dann gemeinsam im Hotel ankommen sind sie noch immer nicht da und so lege ich die Jungs in meinem Zimmer, auf der Couch, zum Schlafen. Die Balkontüre wird geschlossen und Schneeball auf den Boden verfrachtet. Lilly und ich ziehen uns Schlafsachen an, wobei sie sich welche von mir ausborgen muss, erschöpft legen wir uns aufs Bett und sehen noch ein wenig fern. Irgendwann kommen auch Mama und Papa, lassen die Zwillinge aber bei uns. Kurze Zeit später schlafen auch wir ein.
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