Kapitel 13 | Auf Trüffelsuche?
Orte der Kraft
Konzentriert sich an einem Ort ungewöhnlich viel magische Energie, so ist von einem Ort der Kraft die Rede. Diese können sowohl natürlich auftreten, als auch künstlich erschaffen werden. Bekanntlich fließt Magie immer in Richtung ihrer niedrigsten Konzentration, um erwähnte Löcher zu füllen. Andererseits fließt sie aber auch zu Orten der Kraft.
Der bekannteste „Magnet" für Magie ist Stein. Schon seit jeher war Magiern diese Eigenschaft bekannt. Stonehenge und die Pyramiden von Gizeh sind gute Beispiele für berühmte Orte der Kraft.
- aus Leubrunners Lehrbuch der Magie; Abschnitt 3.5 Magische Phänomene
„Sehr gut", lobte der Fuchs mit Blick auf den Feuerball in Miles' Hand. Nach wochenlangem Training war es ihm endlich gelungen, eine Kugel aus Feuer zu beschwören, ohne dabei seine eigenen Finger in Brand zu setzten. Anzündeln von Gegenständen um ihn herum war trivial, aber so ein Feuerball, das gestaltete sich als schwieriger, als er gedacht hatte. Außerdem war es eine merkwürdige Erfahrung, zu sehen, wie die Flammen gierig um seine Finger leckten, ohne ihn jedoch zu verletzen.
Der Fuchs reckte sich zufrieden im Gras vor der Schlossruine. „Damit hätte ich meine Aufgabe erledigt."
Miles horchte auf und ließ die Flamme in seiner Hand ersticken. „Was meinst du damit?", fragte er.
„Ganz einfach", setzte Blacky zu einer Erklärung an. „Eine meiner Aufgaben als Vertrauter besteht darin, dich mit deiner Gabe vertraut zu machen und das habe ich getan. Auch wenn dein Gespür für die Magie noch sehr dürftig ist, denke ich, dass du deine Kraft nun etwas zügeln kannst."
„Heißt das, du wirst mich nicht weiter unterrichten?"
„Nicht in der Gabe eines Funkenschmieds zumindest."
„Aber ...", widersprach Miles und starrte zu dem schwarzen Fuchs, der nun unter einem zerfallenen Torbogen etwas Abkühlung im Schatten suchte. „Aber das kann es doch nicht schon gewesen sein? Du hast mir noch nicht gezeigt, wie ich diese Feuerbälle werfe. Ich kann doch bestimmt noch mehr, als bloß Dinge entzünden."
Blacky hob eine Augenbraue. „Miles, ich bin kein Funkenschmied. Ich verstehe nur die Grundlagen und wir sind an einen Punkt gelangt, an dem ich dir nichts mehr beibringen kann. Jedenfalls nichts, was deine Gabe betrifft."
„Na toll." Enttäuscht ließ Miles die Hände sinken und setzte sich neben dem Fuchs ins Gras. Jetzt, wo es interessant wurde, sollte alles schon vorbei sein?
„Hey, es gibt keinen Grund, niedergeschlagen zu sein", sagte Blacky sanft und sprang Miles auf die Schulter, eine verborgene Aufforderung, sich von dem Jungen an den Waldrand tragen zu lassen. „Du hast schnell Fortschritte gemacht, und auch, wenn du meistens nur Blödsinn im Kopf hast, kannst du stolz auf deine Leistung sein. Sowieso neigen sich deine Sommerferien langsam dem Ende zu. In einer Woche musst du dich wieder deinen nichtmagischen Studien widmen."
„Erinnere mich bloß nicht daran", murrte Miles, als er an seine Lehrer und den zusätzlichen Benimmkurs dachte. Schlimm genug, dass sein bester Kumpel sich bereits darüber lustig machte.
„Ich will nicht zur Schule", maulte Miles weiter. „Kann nicht ein anderer Funkenschmied meine Ausbildung übernehmen? Du hast doch Kontakte. Mach irgendwas!"
„Kleiner, so läuft das nicht." Vorsichtig sprang Blacky zurück auf den Boden, um Miles in die Augen sehen zu können. „Aber dies ist nicht das Ende, glaub mir."
„Warum werde ich dann überhaupt in der Magie ausgebildet? Leben denn alle Magier einfach versteckt unter den Menschen und hoffen, dass die Schatten sie nicht finden? Es muss doch auch Orte geben, wo sie sich treffen, so wie das Magieramt. Du hast mir noch nicht erzählt, wie die magische Gesellschaft strukturiert ist. Ich dachte, ich gehöre auch zu ihnen?"
Der Ausdruck des Verständnisses huschte über das Gesicht des Fuchses. „Ah, du denkst, weil du ein Magier bist, brauchst du keine gewöhnliche Bildung mehr? Du glaubst, du musst nicht mehr zur Schule gehen, weil du jetzt etwas Besseres bist?"
„Ja ..."
Blacky hob die Augenbrauen.
„Nein", korrigierte der Teenager sich. „Das war eine miese Fangfrage!"
„Nein, die war ziemlich plump. Miles, die oberste Priorität für mich besteht darin, dir beizubringen, deine Gabe nicht ausversehen zu nutzen, damit du dich nicht vom nächstbesten Schatten zerstückeln lässt. Dieser Aufgabe bin ich gerecht geworden. Jetzt solltest du den Rest deiner Ferien genießen. Du hast genug getan."
„Aber ..."
„Still, Kleiner", zischte Blacky.
„Nicht bevor du mir einen vernünftigen Grund dafür gibst, warum ..."
„Still!", warnte Blacky mit einer Intensität, die ihn verstummen ließ. „Versteck dich, schnell!"
Miles gehorchte und ging hinter dem zerbrochenen Torbogen in Deckung. Irgendetwas war passiert, das spürte er. Vorsichtig spähte er an den Steinen vorbei, in der Erwartung, einen Schatten zu sehen, doch die Lichtung vor ihnen blieb leer. Miles runzelte die Stirn, zumal sie sich vor einem Schatten kaum verstecken, sondern ihn ignorieren würden – oder etwa nicht?
Er wollte Blacky gerade nach dem Grund des Verstecksspiels fragen, als eine hochgewachsene Gestalt aus dem Unterholz hervortrat. Der Neuankömmling war in einen schwarzen Mantel gehüllt unter dem Miles das Heft eines breiten Schwertes hervorlugen sah.
Egal was jetzt geschieht, hörte er Blackys Stimme, rühr dich nicht vom Fleck, gebrauche keine Magie und sei verflucht noch mal still!
Erstaunt blickte Miles seinen Vertrauten an.
„W...?"
Sei still!
Also doch ein Gedankenleser, dachte Miles probeweise.
Nicht ganz. Das ist keine richtige Magie, nur ein Trick. Schließlich habe ich dir eben geraten, keine Magie zu verwenden, ich werde dies also kaum selbst tun.
Keine Magie? Ich find's nicht in Ordnung, dass du meine Gedanken hörst! Finster blickte er seinen Vertrauten an.
Nur die an der Oberfläche, erklärte Blacky sachlich. Das ist kein Gedankenlesen, sondern Telepathie.
Egal was es ist, was ist mit dem Typ da vor uns? Wieso sind wir plötzlich leise?
Blacky zog eine Augenbraue hoch. Bist du blind? Wie sieht der für dich aus?
Warst du es nicht, der mir sagte, ich solle mich von meiner medienpropagierten Fantasyvorstellung lösen?, konterte Miles bockig. Das könnte auch einfach ein Goth beim Pilzesuchen sein. Oder einer von diesen Leuten, die diese Mittelalterfeste besuchen. Hat sich sicher betrunken und verlaufen.
Der Fuchs spähte zu der dunklen Gestalt hinüber, die an dem zerfallenen Turm emporblickte. Nein, könnte es nicht! Was habe ich dir über diesen Ort erzählt? Er wird von Nichtmagiern nicht gefunden. Allerdings stimmt es. Böse Magier würden sich nicht so anziehen, das fällt auf ... Was auch immer er ist, ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Bleib hier!
Blacky duckte sich und schlich behutsam durchs hohe Gras, um den Neuankömmling näher zu betrachten, welcher nun auf das Zentrum der alten Ruine zuhielt.
Dann blieb der Fremde unvermittelt stehen, hob die Arme und grollte:
„Noctus Porta!"
Die Luft flimmerte kurz und um ihn herum schien sich der Wald zum Magier zu neigen. Dann verschwand der Eindruck und der Fremde gleich mit. Stille senkte sich über die Lichtung.
Vorsichtig gab Blacky seine Duckhaltung auf und spitzte die Ohren, während Miles hinter dem Torbogen hervorkam.
„Was war denn das?"
Blacky antwortete nicht sofort. Hastig sprang er weiter, bis er die Stelle erreicht hatte, an der der dunkle Magier verschwunden war. Eine Weile saß er ruhig da, dann drehte er sich wieder zu Miles um.
„Ich muss weg", sagte er.
„Moment mal, was ...?"
„Keine Zeit. Geh nach Hause und verhalte dich still, Miles."
„Nein, wo willst du plötzlich hin?"
„Weg."
„Blacky, der Typ hat einen Zauberspruch gesprochen, Ich hab's gesehen. Sagtest du nicht, Magie sei nicht das Sprechen irgendwelcher Wörter?"
„Miles, ein letztes Mal, geh nach Hause!"
„Vergiss es! Du hast einen bösen Magier entdeckt und willst das deinen Vorgesetzten melden. Ich komme mit!"
„Dann versuch mir doch zu folgen." Mit diesen Worten preschte der Fuchs los. Miles hatte ihn schon nach wenigen Sekunden im hohen Gras verloren. Etwas verärgert blieb der Junge zurück. Dann bemerkte er, dass er ganz alleine im Schatten der alten Ruine stand. Was, wenn der Magier wiederkäme? Falls ja, sollte er selbst besser nicht in der Nähe sein.
Zügig schritt Miles zurück zu dem Baum, an welchen er sein Skateboard gelehnt hatte, griff danach und verließ die Lichtung so hastig und leise wie möglich. Was immer das für ein Typ gewesen war, er hatte Blacky Angst eingejagt. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
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Da das letzte Kapitel einen Tag früher kam, kommt dieses hier wieder pünktlich - also etwas später aber noch pünktlich ^^'' Ich bin aus dem Urlaub zurück, hab wieder Internet und fühle mich gerade von den Temperaturen etwas erschlagen - wollte eigentlich nicht bei lebendigem Leibe gedünstet werden. Ich bin nicht für Temperaturen über 30 grad Celsius geschaffen worden -.-
Trotzdem hält mich das nicht vom Schreiben ab, wozu gibt es Nächte? ^^ Nächste Woche dürft ihr euch auf mein bisheriges Lieblingskapitel freuen ^^ Ich hatte sehr viel Spaß es zu schreiben. Sehr sehr viel Spaß :D Nächste Woche erfahrt ihr, wieso >^..^<
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