32. Kapitel
Amon war mit Lucius und Sahir zur Sammelstelle aufgebrochen. Er musste sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Während sie schweigend durch die dunklen Tunnel stapften, dachte Amon darüber nach, was er gerade erfahren hatte. Die Tochter des Herzogs, Leyla war ihr Name, war eine Rebellin besonderer Art. Mitten im Zentrum des Geschehens nutzte sie geschickt ihre Stellung um ihren eigenen Vater auszuspionieren und durch wohlbedachtes Vorgehen zu beeinflussen und zu manipulieren. Lucius war ihr treu ergeben und wie Amon verstanden hatte, war er gefangengenommen worden, weil er zudem noch ihr Geliebter war. Lucius schien sich allerdings keine Sorgen darüber zu machen, den Kontakt zu ihr wieder aufzunehmen. Er hatte Amon versichert er könne unerkannt in der Burg ein- und ausgehen und mit Leyla alles nötige besprechen. Sahir vertraute Lucius, wollte Amon aber nicht sagen, weshalb. Er deutete nur an, sie hätten alte gemeinsame Freunde. Amon war nun hin-und hergerissen, denn wenn Lucius die Wahrheit sagte, wäre Leyla eine mächtige Verbündete. Wenn er log, konnte das den Untergang der Rebellion bedeuten. Die Entscheidung diesem Mann zu vertrauen konnte er nicht nur aufgrund der wagen Zusicherung Sahirs treffen. Er brauchte Beweise.
Vor sich im Dunkeln des Tunnels konnte Amon einen Schatten ausmachen. Als sie näher kamen, stellte sich ihnen ein Junge in den Weg, der, als er Amon erkannte, sofort Platz machte und sie passieren ließ. Sie waren nicht weit vom Sammelpunkt entfernt. Li hatte also schon Wachen aufstellen lassen. Das war gut. Li war eine gute Strategin und ihre Ideen verblüfften ihn immer wieder. So wusste er zum Beispiel, dass neben der Wache, die sich ihnen in den Weg gestellt hatte ein zweiter „Mann" war, gut verborgen im Schatten. Dieser konnte, falls ein Wachposten überwältigt würde, leise verschwinden und eine Warnung verbreiten um die Eindringlinge an anderer Stelle mit mehr Männern dingfest zu machen. Auch das war Lis Einfall gewesen und er hatte ihnen schon gute Dienste erwiesen. Niemand, wirklich niemand, betrat unbemerkt sein Reich.
Als das Sammelbecken in Sicht kam, hörte Amon ein überraschtes Pfeifen hinter sich. Er lächelte. Der Anblick war beeindruckend und Li hatte ganze Arbeit geleistet. Um das Becken herum ging ein breiter Steg, nur unterbrochen von den acht Kanälen die sternförmig davon abflossen und jeder in einen Tunnel mündete. Über die Kanäle waren Bretter gelegt worden, so dass man das Becken trockenen Fußes umrunden konnte. In jedem Achtel Boden war eine kleine Gruppe postiert. Links von ihm sah er zwei Jungs Stöcke begradigen und Messer schärfen, ein Achtel weiter saßen drei der kleineren Kinder und stellten Fackeln her.
Rechts sah Amon neben einigen Krankenlagern eine Gruppe Männer und Frauen sitzen, die sich unterhielten, aßen oder einfach nur vor sich hin starrten. Wahrscheinlich die Gefangenen aus den Kerkern des Herzogs, dachte er. Dort entdeckte er auch Li und er umrundete das Becken um ihr entgegenzugehen.
„Gut, dass du kommst", begrüßte sie ihn erleichtert. „Die ersten Berichte sind eingetroffen. Der Herzog hat alle Tore schließen lassen. Niemand kommt hinein und niemand hinaus. Er lässt sogar den Hafen abriegeln. Keine Schiffe dürfen anlegen, die Straßen sind voller Soldaten und er hat eine Ausgangssperre verhängt."
„So schnell?" fragte Amon überrascht. „Es ist erst etwa eine Stunde her, dass Alarm geschlagen wurde."
„Ich denke, er hatte bereits einen Plan für solch einen Fall", erwiderte Li.
Amon nickte nachdenklich.
„Ich hab jeweils eine dritte Wache an die zentralen Ausgänge geschickt, aber wir sind nicht genug Leute um das weiter auszubauen", fuhr Li mit ihrem Bericht fort. „Unsere Informanten in der Stadt sind unerreichbar, denn die Menschen sitzen in den Häusern fest. Mindestens vier unserer Leute waren in der Stadt als der Alarm losging und sind noch nicht wieder hier. Ich hoffe sie waren klug genug sich zu verstecken."
Amon nickte und wandte sich zu Lucius um. Er vertraute ihm nicht, aber die Situation ließ ihm keine andere Wahl.
„Ihr sagt, ihr könntet jederzeit unbemerkt in der Burg ein- und ausgehen."
„Ja", antwortete Lucius bestimmt.
„Auch bei Ausgangssperre und hunderten von Soldaten auf den Straßen?"
„Ja."
„Wie?" fragte Amon herausfordernd. Lucius war sich seiner Sache viel zu sicher. Irgendetwas war da faul.
„Ihr vertraut mir nicht", stellte Lucius nüchtern fest.
„Warum sollte ich? Eure Behauptung ist irrwitzig. Niemand kommt unter diesen Bedingungen unbehelligt in die Burg, erst recht nicht, wenn er als entlaufener Häftling gesucht wird."
„Euer Einwand ist begründet, aber irrelevant, denn sollte ich scheitern, riskiere ich nur mein eigenes Leben", erklärte Lucius vorsichtig.
„Falsch!" Amon trat nun näher an ihn heran, packte mit der Faust sein Gewand und zog ihn zu sich. „Ihr riskiert damit unser aller Leben und unsere Freiheit."
Doch Lucius ließ sich von Amon nicht einschüchtern und erwiderte ruhig:
„Wie kann ich euch überzeugen?"
„Erklärt es mir", verlangte Amon. „Erklärt mir, wie ihr es macht und weshalb ihr glaubt, dass es euch gelingen kann."
Lucius sah ihn lange Zeit nur stumm an. Er schien mit sich zu ringen und Amon beobachtete ungeduldig die widerstrebenden Regungen in seinen Zügen. Als er endlich einen Entschluss gefasst hatte, konnte Amon das an der Ruhe erkennen, die sich im Gesicht des jungen Mannes breitmachte. Dann sprach Lucius und sein Ton ließ keine Widerrede zu.
„Dieser Ort hat zu viele Ohren."
Ohne ein weiteres Wort bedeutete Amon ihm zu folgen und sie ließen Sahir und Li hinter sich am Sammelbecken zurück.
Amon führte Lucius ein Stück den Gang entlang und in eine kleine Kammer zu ihrer Linken. Er verschloss sorgfältig die Tür hinter sich und wandte sich dann gespannt zu Lucius um.
„Es stimmt", erklärte dieser nun leise. „Kein normaler Mensch kann unter diesen Bedingungen unbemerkt in die Burg gelangen."
Amon wollte sich schon verärgert abwenden, da sprach Lucius weiter: „Aber ich bin kein normaler Mensch."
„Und was seid ihr?", fragte Amon ungeduldig. Das hier war doch Zeitverschwendung. Für wen hielt sich dieser Kerl?
„Ich bin ein Magier", sagte Lucius schlich.
Amon starrte ihn an.
„Unmöglich", flüsterte er mehr zu sich selbst.
Lucius lächelte schwach.
„Ihr möchtet wissen, wie ich es anstelle, unbehelligt an den Wachen vorbei zu kommen. Ich kann es euch nicht erklären. Ich kann es euch aber zeigen."
Und dann verschwand Lucius direkt vor Amons Augen. Augenblicke später war er wieder sichtbar. Er stand noch immer in derselben Haltung an derselben Stelle.
Amon wollte gerade zu einer Frage ansetzten als draußen Unruhe entstand. Deutlich hörte er Lis ärgerliche Stimme:
„Bist du wirklich so dumm, wie du aussiehst? Wie kannst du sie hierher bringen!"
Amon atmete tief durch und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er wandte sich an Lucius.
„Ich wahre euer Geheimnis, ihr wahrt das meine!"
„Einverstanden", sagte Lucius ernst.
„Dann geht und beweist mir euer Können. Ich muss wissen, was der Herzog plant. Ich brauche eure Augen und Ohren in der Burg. Werdet ihr das tun?"
Lucius nickte und einen Moment später wurde er wieder unsichtbar. Amon ließ sich nicht die Zeit darüber zu staunen, sondern kehrte eilig zurück zum Sammelbecken, wo die Auseinandersetzung immer lauter wurde.
Sein erster Blick fiel auf Li, die mit einem Jungen Namens Lukas stritt. Lukas war ein guter Mann. Er kannte die Tunnel beinahe so gut wie Amon und er führte all seine Aufgaben prompt und gewissenhaft durch. Was war nur in Li gefahren, dass sie ihn so zurechtwies? Er trat näher und erfasste die Situation. Lukas war mit einer kleinen Gruppe aus den Tunneln gekommen, die einen engen Kreis um jemanden bildeten, der am Boden saß. Ein Eindringling?
„Was ist hier los?", verlangte er zu wissen. Li wandte sich zu ihm um.
„Dieser Idiot hat Eindringlinge an der Westmauer aufgegriffen und statt sie wie üblich in einem der Schmugglerräume festzusetzen, bringt er sie hierher. An den Sammelpunkt. Mitten in unser Zentrum!"
Amon sah Lukas ungläubig an. Er kannte die Regel. Gefangene durften nicht sehen, wie sie hier unten organisiert waren. Das war ein wichtiger Teil ihres Schutzes gegen den Herzog.
„Lukas...", setzte er an, doch Lukas unterbrach ihn.
„Aber es ist doch Anna!", verteidigte er sich trotzig.
Amon starrte ihn an, wie vom Donnergerührt. Einen Moment später schloss sein Verstand zu ihm auf und er eilte hinüber zu der Gruppe, die den Eindringling umringte. Mit einer Handbewegung gab er ihnen zu verstehen, den Kreis zu öffnen.
Da saß sie. Im Schneidersitz auf dem kalten Steinboden und ihr Blick begegnete seinem.
Als sie ihn erkannte, erhob sie sich in einer einzigen fließenden Bewegung und einen Moment später lag sie in seinen Armen.
„Ich wusste du steckst hier irgendwo. Du machst es einem wirklich nicht leicht dich zu finden, Amon."
„Anna?", fragte Amon immer noch ungläubig und drückte sie fester an sich.
„Wer denn sonst?"
Widerwillig schob er sie ein Stück von sich um sie anzusehen. Sie war völlig durchnässt und ihre Lippen waren ganz blau von der Kälte. Über ihre linke Wange zog sich ein langer roter Striemen, doch ihre Augen leuchteten vor Freude.
„Was hast du angestellt? Du siehst fürchterlich aus", sagte er kopfschüttelnd.
Ihr Lachen ging in erstaunlich lautes Zähneklappern über und sie schlang die Arme um die Brust.
„Lange Geschichte", brachte sie heraus, dann wandte sie sich um. Amon folgte ihrem Blick und sah, dass hinter Anna ein Mann am Boden saß. Er kam Amon wage bekannt vor, doch er wusste nicht mehr woher.
„Darf ich dir meinen Freund vorstellen? Er hat mir das Leben gerettet und irgendwie werde ich ihn nicht mehr los", stammelte Anna neben ihm lachend und zitternd. Der Mann am Boden lächelte schwach. Er war so blass, dass Amon dachte, man müsse die Adern unter seiner Haut sehen können und er war genauso nass wie Anna. Zudem waren seine Kleider an vielen Stellen zerrissen und schmutzig. Sein Lächeln verblasste so schnell, wie es gekommen war, als er zum Sprechen ansetzte.
„Erfreut dich kennen zu lernen Amon. Ich bin Aric."
Der Name brachte die Erinnerung: Ein großer schlanker Mann mit Schwert, der sich in einer zerfallenen Hütte mit Sahir unterhielt. Es war der Krieger, für den Anna gearbeitet hatte. Natürlich.
„Ich würde ja aufstehen und dir die Hand reichen aber ich fürchte das ist im Moment schwierig", sagte er ohne mit der Wimper zu zucken, zog seinen Mantel zur Seite, der zuvor noch den größten Teil seines rechten Beines bedeckt hatte und entblößte eine tiefe Fleischwunde, die sich über den Oberschenkel zog und stark blutete. Anna, die neben Amon stand, sog scharf dieLuft ein und eine Sekunde später kniete sie am Boden neben Aric.
„Warum hast du nichts gesagt? Verdammt, das könnte dich umbringen", zischte sie aufgebracht und Amon stutzte.
„Weil es nicht sicher war und das weißt du ganz genau", wies er sie streng zurecht und zu Amons großer Überraschung senkte sie entschuldigend den Blick und erhob sich um Aric freie Sicht auf Amon zu ermöglichen.
„Trockene Kleidung wäre ein guter Anfang, aber ich könnte Nadel und Faden, Wein und irgendeinen tauglichen Verband gut brauchen", erklärte er ernst und Amon nickte stumm während er gleichzeitig Li herbei winkte. Er bedeutete ihr mit einem Blick sich darum zu kümmern und sie verschwand um die benötigten Dinge zusammen zu suchen.
Aric streckte eine Hand aus und Anna trat wortlos neben ihn um ihm aufzuhelfen.
Amon beschloss, dass später noch genug Zeit blieb sich über die Art dieser Beziehung Gedanken zu machen, trat an Arics andere Seite und bot ihm seine Schulter an. Gemeinsam brachten sie ihn hinüber zu den Krankenlagern und halfen ihm aus den nassen Sachen. Als er in eine Decke gehüllt mit einem provisorischen Verband versorgt war, packte er Annas Arm, als sie ihm gerade ein Glas Wein einschenken wollte.
„Anna, geh dich umziehen und komm erst wieder, wenn es dir wieder warm ist, du etwas gegessen hast und diese Schürfung im Gesicht ausgewaschen, oder es werde nicht ich sein, der hier heute stirbt."
Anna öffnete schon den Mund um etwas zu erwidern, doch er fiel ihr ins Wort.
„Das ist ein Befehl!", sagte er scharf und sie zuckte zusammen.
Mit einem kaum hörbaren „Ja, Meister", erhob sie sich und lief zu Li um sich trockene Kleider geben zu lassen. Amon sah ihr entgeistert nach, dann musterte er Aric, der sich nun selbst Wein eingoss und einige große Schlucke nahm.
„Wie ist das passiert?", fragte er wenig später als Li mit Nadel und Faden kam und Aric half die Wunde zu versorgen.
Aric stieß zischend die Luft aus, als Li einen Schwall Alkohol über die Wunde goss um sie zu säubern.
„Die Tore sind verschlossen, also brauchten wir einen anderen Zugang zur Stadt. Wir sind durch das Zuflussrohr an der Westmauer gekrochen und ich bin ganz offensichtlich zu groß dafür", erklärte Aric während er konzentriert einen Stich nach dem anderen durch seine Haut bohrte um die Wunde zu schließen.
„Das letzte Stück ist ziemlich steil und man findet dort keinen Halt. Wir sind das Rohr hinabgerutscht und dabei bin ich an irgendeiner Unebenheit hängengeblieben."
Amon beobachtete fasziniert, wie er den Faden am Ende verknotete und ihn mit den Zähnen abbiss, bevor er die Hand nach dem Verband ausstreckte. Seine Bewegungen waren routiniert und sicher, als würde er das hier jeden Tag machen, doch Amon sah den Schweiß auf seiner Stirn glitzern. Er setzte sich neben den Krieger und nahm ihm die Stoffstreifen ab.
„Lass mich das machen", sagte er und Aric ließ sich mit einem Seufzer auf sein Lager zurücksinken.
„Wir haben einen Massenausbruch aus den Gefängnissen der Burg organisiert, daraufhin hat der Herzog die Tore schließen lassen und die Straßen gesperrt. Ihr habt euch einen denkbar schlechten Zeitpunkt für einen Besuch ausgesucht."
Aric richtete sich leicht auf um seinen Verband zu begutachten.
„Wir sind nicht zu Besuch hier. Wir haben von der Rebellion gehört und sind in der Stadt um mit dem Führer von diesem erstaunlich strukturierten Haufen zu reden", sagte er mit einer Geste über das weitläufige Sammelbecken.
Amon grinste.
„Nun, der Führer von diesem Haufen bin ich. Was wollt ihr besprechen?"
Aric schien nicht überrascht ob dieser Erklärung. Er musterte Amon einen Augenblick nachdenklich.
„Anna sagte mir, du weißt, wer ich bin. Was ich bin?", fragte er dann leise und Amon nickte gespannt.
„Nun, du kannst dir denken, dass es mehr als einen von meiner Sorte gibt und ich bin hier mit dem Auftrag, Informationen zu sammeln, auszutauschen und möglicherweise auch meine Hilfe anzubieten. Was habt ihr hier vor? Dem Herzog Streiche spielen? Oder steckt da mehr dahinter?"
„Die Idee ist es den Menschen zu helfen", erwiderte Amon. „Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut und der Herzog tut nichts um die Situation zu verbessern. Er ist ein Tyrann. Er lässt uns einsperren und hinrichten, dabei ist unser einziges Verbrechen, dass wir kein Dach über dem Kopf haben."
„Und dass ihr den Herzog und seinen Adel bestehlt", ergänzte Aric.
„In letzter Zeit, ja. Je mehr wir uns wehren, desto mehr eskaliert die Situation."
„Dann sind es wohl mehr als nur Streiche."
„Natürlich. Ich riskiere unsere Leben schließlich nicht zum Spaß."
Aric sah Amon aufmerksam an. Er wusste einiges über ihn aus Annas Erzählungen, sie beschrieb ihn als sehr schlau aber übermütig. Tatsächlich wirkte er aber wie ein junger Mann, der sich seiner Verantwortung durchaus bewusst war. Wahrscheinlich war er an seiner selbst gegebenen Aufgabe gewachsen, die ihm nun langsam über den Kopf wuchs.
„Nun. Ihr könnt nicht mehr zurück", bemerkte er nachdenklich. „Das heißt, ihr müsst durchziehen, was ihr angefangen habt. Es endet erst, wenn entweder ihr oder der Herzog das Knie beugt."
„Es endet erst, wenn entweder wir oder der Herzog tot sind", erwiderte Amon bitter und zu seiner Überraschung nickte Aric zustimmend.
„Nun, ich denke, in diesem Fall ist das nächste und letzte Angriffsziel der Herzog selbst. Amon, ihr müsst den Herzog stürzen. Wenn du diesen Kampf gewinnen willst, darfst du nicht davor zurückschrecken."
Amon starrte ihn an.
„Und dann? Ohne Führung geht die Stadt im Chaos unter. Ich bin ein Dieb und vielleicht ein Rebell, aber ich bin kein Kriegsherr und erst recht kein Herrscher."
„Du scheinst deine Sache sehr gut zumachen", erwiderte Aric ernst. „Deine Leute sind dir ergeben, du gehst verantwortungsbewusst mit ihnen um und kennst deine Möglichkeiten, nutzt deine Ressourcen. Du weißt nicht, wie man einen Krieg führt? Du steckst bereits mitten in einem drin. Ich werde dich gerne in strategischen Fragen beraten. Gibt es jemanden außer dir, der die Menschen in der Stadt führen könnte? Du trägst die Verantwortung niemals allein. Jeder, der sich deiner Sache anschließt, trägt seinen Teil davon mit. Du strebst nicht nach Macht? Das ist nur gut, denn dann lässt du dich nicht vom Eigentlichen ablenken. Dem Herzog sollte kein weiterer Tyrann folgen. Die Menschen können ihre Regierung selbst bilden. Du musst ihnen nur die Gelegenheit dazu geben und sie vom Herzog befreien."
Amon betrachtete den jungen Krieger beeindruckt. Er konnte verstehen, was Anna dazu bewegt haben musste, sich ihm anzuschließen. Dieser Mann strahlte absolute Sicherheit aus, Wissen und Autorität. Amon hatte sich ihm ohne nachzudenken anvertraut und als ihm jetzt bewusst wurde, dass er den Mann überhaupt nicht kannte, erschreckte ihn das kaum. Er gestand sich ein, dass er Aric vertraute, obwohl er fast gar nichts über ihn wusste. War das klug? Hatte er denn eine andere Wahl? Er brauchte sein Wissen und wenn er nur halb so gut kämpfte wie er redete, brauchte er auch sein Schwert. Er seufzte. Anna schien ihm zu vertrauen und Anna war vieles, aber niemals vertrauensselig. Amon fasste seinen Entschluss.
„Einverstanden. Helft mir diesen Krieg zu gewinnen", sagte er entschlossen und streckte Aric seine Hand entgegen.
„Das werde ich", erwiderte Aric und schlug ein.
Amon erhob sich um einem Boten entgegen zu gehen, der gerade aus einem der östlichen Tunnel heraneilte. An einem Vormittag waren seine Raubzüge zu einem Krieg um die Stadt geworden und in der letzten Stunde hatte er zwei mächtige Verbündete gewonnen: Einen Magier und einen Krieger.
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