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TEIL 1: TÄUSCHUNG

Die Nacht ist kaum weitergezogen und die Flure der kalidurischen Zitadelle sind größtenteils noch verwaist. Nur unten in der Großküche sind die Mediziner damit beschäftigt, das Frühstück zuzubereiten und hier und da huschen Heiler umher, um nach ihren Patienten zu schauen. Ihr gedämpftes Murmeln durchbricht die Stille des Morgens.

In einem dieser Gänge steht außerdem ein junger Mann. Er späht mit angespannter Haltung durch den schmalen Spalt einer Flügeltür hinein in einen hell erleuchteten Gang. Die letzten Tage ist er schon unzählige Male an dieser Tür vorbeigelaufen, doch den Gang dahinter hat er nie betreten. Auch jetzt macht er keine Anstalten, sich auf ihn zuzubewegen. Dunkle Schatten zeichnen sein Gesicht, während sein wachsamer Blick über die mit Zetteln behangenen Wände streift - bunte Kritzeleien, die unzweifelhaft von Kinderhänden stammen. Ein kleines, hölzernes Schaukelpferd steht auf einer Seite zwischen zwei Türen. Und am Ende des Ganges steht das Fenster offen. Eine frische Brise zupft spielerisch an samtigen Vorhängen.

Irgendwo knarrt eine Tür. Das Geräusch lässt den jungen Mann zusammenfahren. Er blinzelt als würde er aus einer Trance erwachen. Kopfschüttelnd tritt er zurück, wendet sich ab - und sieht sich plötzlich dem Heilermeister gegenüber.

Dieser ist schon vor ein paar Herzschlägen aus dem Treppenhaus getreten und hat den jungen Mann ins Auge gefasst. Nun schreitet er mit einem ernsten Ausdruck auf ihn zu. »Guten Morgen, Ares. Ihr haltet wohl wirklich nicht viel von Schlaf, wie?«

Seine Frage klingt beiläufig, aber da ist etwas in seinen Augen, das Ares dazu bringt, verlegen zur Seite zu sehen. »Euch auch einen Guten Morgen, Hadrian. Ob Ihr's glaubt oder nicht, eigentlich halte ich sogar sehr viel von Schlaf, nur bleibt mir vermutlich nicht mehr viel Zeit, bevor der Rat hier auftaucht, um mich in den Palast zurückzubeordern. Und dort werde ich den Schlaf schon nachholen können, den ich hier verpasse.«

»Das wage ich zu bezweifeln«, entgegnet Hadrian. »Wie ich den Rat kenne, wird er Euch nicht mehr in Ruhe lassen, sobald Ihr erst einen Fuß aus der Zitadelle gesetzt habt. Ihr tätet besser daran, die Zeit hier zu nutzen, um Euch zu erholen.«

»Da habt Ihr wohl nicht ganz unrecht«, seufzt Ares. »Allerdings fällt es mir schwer, einen derartigen Rat von jemandem anzunehmen, der gestern selbst kaum mehr als ein paar Stunden Ruhe gefunden haben dürfte.«

Hadrian kommt vor Ares zum Stehen, verneigt sich knapp und sieht dann zu ihm auf, während er sich die Brille zurechtrückt. »Die besten Ratschläge kommen bekanntlich von denen, die sie selbst nicht zu beherzigen wissen. Das solltet Ihr doch am besten wissen, mein König.«

»Bitte nennt mich nicht so«, brummt Ares.

Der Heilermeister legt die Stirn in Falten und neigt den Kopf zur Seite. »Wenn ich Euch schon nicht wie einen König behandeln soll, dürfte ich dann auch ein... weniger formelles Thema anschneiden? Es geht um Euren Sohn.«

Ares' Miene verfinstert sich schlagartig. »Ihr kennt meine Antwort.«

»Ich verstehe, dass die Umstände es Euch schwer machen, auf ihn zuzugehen. Aber diese Verleugnung der Tatsachen ist nicht gesund. Sie schadet Euch ebenso wie ihm.«

»Hadrian.« In Ares' Stimme liegt ein warnender Unterton. »Ich habe Euch nicht um Eure Meinung gebeten. Und falls ich mich gestern nicht klar genug ausgedrückt habe, lasst es mich jetzt unmissverständlich sagen: Mischt Euch nicht in Dinge ein, die Ihr nicht versteht.«

Hadrian hält dem Blick seines Königs bloß ein paar Wimpernschläge stand, ehe er nachgibt und sich abermals verneigt.

Ares will sich gerade an ihm vorbei ins Treppenhaus schieben, da räuspert sich der Heilermeister. »Ich war eigentlich sowieso aus einem anderen Grund auf der Suche nach Euch. Bevor Ihr Euch heute zu Eurem Patienten begebt, solltet Ihr nämlich wissen, dass dieser in der Nacht einen Anfall erlitten hat.«

~

Die Flügeltür, die zum Gang führt, in der der Patient untergebracht ist, ist zu dieser frühen Stunde noch abgeschlossen, wie Alastair schon vor einer geraumen Weile feststellen musste. Nun schreitet der Kriegsherr davor auf und ab. Er greift nach seinem Medallion und spielt mit der Kette. Immer wieder späht er hinüber zum Treppenhaus. Schließlich lässt er die Hand sinken und lehnt sich mit überkreuzten Armen gegen die Tür. In der angespannten Stille verraten nur seine pochenden Kiefermuskeln den Sturm, der hinter seiner Stirn tobt.

Als er kurz darauf eilige Schritte vom Treppenhaus vernimmt, spürt Alastair einen jähen Zorn in sich aufflammen.

»Ich wusste es!«, ruft er und stößt sich mit geballten Fäusten von der Tür ab.»Ich wusste, dass du heute absichtlich früher kommen würdest, damit du mit ihm allein über das sprechen kannst, was dir damals in der Steppe-«

Er stockt, denn es ist nicht etwa Ares, der den Gang betritt, sondern drei Heiler in weißen Kitteln. Sie mustern Alastair mit finsteren Blicken und verneigen sich knapp, bevor sie an ihm vorbeigehen. Verwirrt beobachtet Alastair sie dabei, wie sie einen Schlüssel hervorkramen und die Tür aufschließen. Einer nach dem anderen zwängen sie sich durch den Spalt, bevor der Kriegsherr sich aus seiner Starre befreien kann und den Letzten von ihnen zurückhält. »Was ist los? Wo ist er?«, fragt er nervös. »Wo ist Ares?«

»Ich habe Eure Majestät heute noch nicht gesehen, mein Herr«, sagt der Heiler mit heller Stimme. Er ist jung. Kaum mehr als ein Knabe.

Aus den Augenwinkeln sieht Alastair, wie die anderen beiden Heiler auf die Tür des Patienten zusteuern. Als die Männer über die Schulter zurückblicken, sind ihre Mienen sogar noch grimmiger als zuvor.

»Verzeiht«, sagt der junge Heiler kleinlaut und löst sich aus Alastairs Griff. »Das Sicherheitsprotokoll besagt, dass wir diese Tür nur zu dritt öffnen dürfen.«

»Seit wann gibt es so ein Sicherheitsprotokoll?«, fragt Alastair irritiert.

»Nun, es tritt nur ein, wenn einer der ehemals Besessenen einen Anfall erleidet.«

»Einen Anfall?«

Der Heiler bewegt sich rückwärts von ihm fort. »Es geschieht hin und wieder. Die ehemals Besessenen drehen durch, sie verlieren die Kontrolle über sich. Er hat sich mittlerweile beruhigt, aber es ist dennoch besser, wenn Ihr vorerst hier wartet, mein Herr.« Mit einem entschuldigenden Ausdruck fährt er herum und eilt auf die anderen beiden älteren Heiler zu, die sich bereits in Stellung gebracht haben. Sie schließen die Tür auf und schlüpfen schnell und eingeübt in das Zimmer des Patienten.

Alastair zieht die Brauen zusammen. Ein paar Sekunden gelingt es ihm, an Ort und Stelle zu verweilen, doch die Neugier treibt ihn schließlich dazu, den Heilern zu folgen. Er eilt den Gang hinab, erreicht das Zimmer - und bleibt wie festgewurzelt stehen.

Der Raum ist verwüstet. Der Tisch, an dem der Patient gestern noch mit Ares und ihm gesessen hat, liegt umgestürzt auf der Seite. Von den Stühlen ist nicht viel mehr übrig als Bruchstücke und Holzsplitter. Der scharfe Geruch von Lampenöl beißt sich in Alastairs Nase. Nicht einmal die kühle Brise, die ungehindert durch die zerbrochene Fensterscheibe weht, vermag diesen Gestank zu vertreiben.

Alastair entgeht auch das Blut nicht, das an den Scherben dort klebt. Die Blutspur zieht sich quer durchs Zimmer und haftet an einigen Stellen selbst an der Wand, als hätte jemand mit bloßen Fäusten dagegengeschlagen. Zwischen zerbrochenen Möbelstücken und zersplittertem Glas wehen verkohlte Stofffetzen über den Boden - Überreste eines Bettlakens vielleicht.

»Bei den Göttern«, haucht Alastair.

Am Bett haben sich die Heiler über den Patienten gebeugt, der noch zu schlafen scheint. Jedenfalls regt er sich nicht, während sie seine Wange tätscheln und mit gedämpften Stimmen auf ihn einreden, als fürchteten sie sich davor, ihn zu erschrecken. Irgendwann gibt er schließlich doch etwas wie ein Grunzen von sich, woraufhin sich die Heiler sichtlich entspannen. Behutsam lösen sie die Lederschnallen, mit denen seine Arme und Beine ans Bett fixiert sind, und ziehen ihn in eine sitzende Position.

Um ein Haar wäre Alastair zurückgeprallt, als er das Gesicht des Patienten erblickt. Es ist so bleich und glanzlos, dass es gar nicht lebendig wirkt, sondern wie aus Wachs geformt. Seine Augen liegen tief in ihren Höhlen und darunter befinden sich Ringe, die so dunkel sind, dass sie fast schwarz aussehen. Blut klebt an den Mundwinkeln seiner aufgesprungenen Lippen und lange Kratzspuren ziehen sich über die ausgemergelten Wangen.

Alastair ist sich schon gestern bewusst gewesen, dass der Patient viel zu dürr ist. Doch erst jetzt, als die Heiler den Kittel des Mannes anheben, um seine Brust mit einem hölzernen Rohr abzuhorchen, trifft ihn die entsetzliche Erkenntnis, dass der Mann eigentlich kaum mehr ist als ein Skelett. Seine Wirbel und Rippen zeichnen sich so deutlich ab, dass es den Anschein hat, sie könnten jederzeit seine Haut durchstechen.

Nachdem die Heiler ihn abgehorcht haben, packen sie den Patienten an den Armen und machen sich daran, ihn auf die Beine zu zerren. Als dieser sein Gesicht wie vor Schmerzen verzieht, weiß Alastair nicht wie ihm geschieht. In einem Augenblick steht er nur wie erstarrt da, im nächsten befindet er sich zwischen dem Patienten und den Heilern, seine Zähne gefletscht. »He, Vorsicht! Ihr tut ihm weh!«

Erschrocken weichen die Heiler vor Alastair zurück, ihre Blicke huschen zwischen ihm und dem Patienten umher. Nur der Älteste von ihnen, ein bärtiger Mann, viele Jahrzehnte älter als Alastair selbst, zeigt keine Furcht. Beschwichtigend hebt er die Hände. »Wir gehen nur unserer Arbeit nach, mein Herr. Wir haben ihm gestern viele Beruhigungsmittel verabreichen müssen. Der Patient braucht Bewegung, damit sein Kreislauf wieder in Gang kommt.«

»Darum werden wir uns kümmern«, sagt eine wohlbekannte Stimme vom Eingang her.

Alastair spürt sofort, wie die Spannung aus seinem Körper weicht, als er seinen König ins Auge fasst.

Ares steht im Türrahmen und nimmt den Raum mit gefasster Miene in sich auf, bevor sein Blick hart und unerblittlich auf den Heilern landet. »Ihr werdet hier vorerst nicht mehr gebraucht.«

Die Heiler verneigen sich, doch sie zögern, das Zimmer zu verlassen.

»Bei allem Respekt, Eure Majestät«, sagt der Älteste von ihnen unglücklich und korrigiert sich dann schnell: »Mein Herr. Aber ich halte es für keine gute Idee-«

»Das war weder eine Bitte noch eine Frage«, unterbricht ihn Ares kühl. Er tritt zur Seite und deutet mit einem knappen Nicken zur Tür. »Geht jetzt. Wir kümmern uns um den Rest.«

Die Sorge ist den Heilern deutlich von ihren Gesichtern abzulesen, aber sie legen keinen Widerspruch ein, während sie aus dem Zimmer trotten. Ares schließt die Tür sachte hinter ihnen. Unterdessen tritt Alastair vom Patienten zurück, der mit glasigen Augen Löcher in die Luft starrt. Glassplitter knirschen unter den Sohlen des Kriegsherrn.

»Er hatte einen Anfall«, erklärt Alastair und realisiert keinen Moment später, dass Ares das schon längst weiß.

»Eigentlich ein gutes Zeichen«, sagt Ares. »Es bedeutet, dass seine Erinnerungen allmählich zu ihm zurückkehren.«

Ein gutes Zeichen? Alastair starrt hinab auf den Patienten und kann ein Schaudern nicht länger unterdrücken.

Ares fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Er wird bald wieder zu sich kommen. Wir sollten das Chaos vorher besser beseitigen.«

Während der junge König das Zimmer verlässt, greift Alastair nach einem Fetzen des zerrissenen Lakens und beginnt, das ausgelaufene Lampenöl vom Boden zu wischen. Der Patient rührt sich währenddessen nicht. Selbst seine Atmung ist kaum zu vernehmen und Alastair späht einige Male zu ihm hinüber, wie um sich zu vergewissern, ob er überhaupt noch lebt.

Als Ares schließlich mit einem Besen zurückkehrt, hat sich die Stille im Raum bereits zu etwas so Kaltem, Hartem verdichtet, dass Alastair das Gefühl hat, unter ihr zu ersticken.

»Was ist dir damals widerfahren, Ares?«, bricht es aus Alastair hervor. »Damals, in der Steppe, als wir monatelang nichts von dir hörten? Und was ist zwischen euch beiden geschehen? Wie konnte es dazu kommen?«

Ares' Hand krampft sich um den Besenstiel. Er antwortet nicht und Alastair fehlt der Mut, nachzuhaken. Für eine Weile gehen sie stillschweigend ihrer Arbeit nach. Das Klirren von Glasscherben, das Kratzen der Besenborsten auf Stein das einzige Geräusch zwischen ihnen, bis Ares tief durchatmet.

»Er war eine Weile spurlos verschwunden, wie du weißt. Niemand wusste, wo er war. Auch Kjell hatte nichts von ihm gehört oder gesehen...« Ares schließt kurz die Augen, wie um sich zu sammeln. »Kannst du mir schwören, dass du das, was ich heute erzähle, für dich behältst? Dass du es mit ins Grab nimmst?«

Der Kriegsherr hockt noch immer auf den Knien, das Laken in der Hand, um die letzten Tropfen Öl aus den Rillen des Steinbodens zu wischen. Für einen Moment hebt er den Kopf und sieht stumm zu seinem König auf. Dieser fängt seinen Blick - und kehrt seinem Kriegsherrn den Rücken zu.

Ares fegt weiter, hält wenige Atemzüge später aber wieder inne. »Du solltest wissen, dass das, was mit ihm geschehen ist - seine Besessenheit - nicht seine Schuld ist.«

»Er hat sich Horkos angeboten«, schnaubt Alastair abfällig.

»Und dafür hatte er seine Gründe.«

»Gründe? Was für Gründe soll er denn gehabt haben?«

»Es ist alles etwas... kompliziert«, murmelt Ares.

»So erkläre es mir doch«, sagt Alastair händeringend.

Ares zaudert. Wieder flutet eine zähe Stille den Raum, bevor sich der junge König einen Ruck gibt. »Wenn du es wirklich verstehen willst, ist es am besten wenn ich dort aufgreife, wo ich gestern aufgehört habe.«

»Bei deiner Versetzung in die Steppe? Nur zu.«

Ares atmet tief ein. »Wie ich bereits erwähnt habe, erwartete mich eine Menge Arbeit dort. Das Treffen der Dakahne stand bevor und deswegen war ich schon vor meiner Abreise aus den Distrikten nervös. Mir war allzu bewusst, wie gefährlich es ist, zwei Dakahne an einem Ort versammelt zu haben – und dann auch noch die der beiden mächtigsten Steppenclans: der Sanael und der Rhenari. Es war fast unvermeidlich, dass sie versuchen würden, einander etwas anzutun. Für ein friedvolles Zusammenkommen lag schlichtweg zu viel altes Blut zwischen ihnen. Der Umstand, dass die Sanael im Besitz rhenarischer Geiseln waren, verringerte zwar die Gefahr eines Angriffs seitens der Rhenari, aber nicht seitens der Sanael. Und ich kannte Yarran, den Dakahn der Sanael, dem ich damals als Spitzel diente. Yarran war rücksichtslos und machthungrig. Es schien mir sehr wahrscheinlich, dass er die Gelegenheit nutzen würde, um den rhenarischen Dakahn aus dem Weg zu räumen. Ein solcher Anschlag hätte einen Clankrieg von ungeahntem Ausmaß entfesselt. Einen Krieg, der die Steppe zerschlagen, sie wehrlos einem Emporkömmling wie dem Blutkönig und seinen Dämonen ausgeliefert hätte. Meine Aufgabe bestand daher darin, mit allen Mitteln sicherzustellen, dass das Zusammentreffen der Clans nicht in Blutvergießen endete.«

Der junge König massiert sich die Stirn. »Das Problem war nur, dass es mir vor meiner Abreise nicht sonderlich gut ging. Ich hatte länger als geplant bei den Heilern in den Distrikten verweilen müssen, was zur Folge hatte, dass Yarran und seine Männer den Nordwall bereits erreicht hatten, bevor ich zu ihnen aufschloss. Viele Entscheidungen, die ich zuvor vielleicht noch hätte lenken können, waren zu diesem Zeitpunkt längst gefallen.«

***

Das erste Kapitel ist da! Ich hoffe, es gefällt, auch wenn es natürlich nur der erste Entwurf ist! Freue mich über jeden Kommentar und jedes Sternchen ❤️

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