Warnungen
Astrid hatte aufgehört zu schreien und zu weinen. Stattdessen war sie erfüllt von purer Verzweiflung. Sie hatten Hicks niedergeschlagen und ihn in das Gefängnis von Berk verfrachtet, mit Kotzbacke als Wärter. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie er ihren kürzlichen Verlobten foltern würde.
Sie wusste, dass sie in den Tod segelten. Hicks würde sie niemals anlügen. Er hatte niemals gelogen, nicht wirklich. Niemand hatte ihn gefragt, wie er hieß. Er hatte nur gesagt, dass sie ihn Rune nennen sollen, mehr nicht.
Und nun war der Untergang von Berk besiegelt, weil niemand einem Magier glauben wollte, der die einzige Chance auf den Sieg war.
Haudrauf trat an sie heran. "Astrid, ich weiß dass du da drin bist, also komm zu uns zurück."
Sie schnaubte verächtlich. "Ich sage dir, Haudrauf, ich bin es. Daran hat sich die letzten Stunden nicht viel geändert."
Er schüttelte den Kopf. "Lüg mich nicht an. Du bist nicht Astrid. Du bist irgendein Geist, den dieser Hexer in dich hineingepflanzt hat. Astrid war Berk immer treu. Komm schon, Astrid. Der Einfluss des Hexers ist nicht mehr da. Du kannst nun rauskommen."
"Ich BIN Astrid!" wiederholte sie lauter. "Du bist nur zu dämlich, es zu erkennen. Du bist zu dämlich, auf deinen eigenen Sohn zu hören, die Wahrheit hinter seinen Worten zu erkennen."
"Er ist nicht mein Sohn." erwiderte er trotzig.
"Wie recht du hast." stimmte sie ihm voller Verachtung zu. "Du bist nicht sein Vater. Das hat er sehr deutlich gemacht. Ich sag dir mal was: Ich bin froh darüber, dass Wolkenspringer ihn mitgenommen hat. Ich bin froh über seine magischen Fähigkeiten. Denn alles ist besser als du.
Valka hat mir erzählt, was du nach der Geburt von Hicks gesagt hast. Dass er der Stärkste von allen werden würde. Nun hast du deinen Wunsch. Er ist erfüllt. Und jetzt gefällt er dir nicht. Weil er so wie du sein sollte. Genauso trotzig, genauso massig, genauso...dämlich. Wenn nicht sogar noch mehr.
Er ist zwar trotzig, denn er hält an seinen eigenen Ideen fest und widersetzt sich jedem. Er ist zwar massig, jedoch nicht physisch, sondern im Geiste. Doch er ist nicht dämlich wie du, er ist der weiseste von uns allen. Und du bist zu hirnverbrannt um es zu erkennen." Mit diesen Worten drehte sie sich mit verschränkten Armen von ihm weg und starrte zurück in Richtung Berk, welches lange vom Horizont verschwunden war.
Haudrauf schnaubte und stapfte wieder von ihr weg.
'Jetzt hilft nur noch ein Wunder.' dachte sie traurig.
Hicks flog so schnell er konnte, mit Alva tief über seinen Rücken gebeugt. Sie hielt sich an einigen Zacken an seinem Kopf fest, die fast wie bei einem Nadder als eine Art Krone angeordnet waren, jedoch mehr dem Design eines daedrischen Helmes ähnelten.
Er wusste instinktiv, wie er zu fliegen hatte, als hätte er sein gesamtes Leben nichts anderes gemacht. Er schob es darauf, dass er ein Drachenblut war und flog unbeirrt weiter.
Ein schwarzer Punkt zeichnete sich am Horizont ab.
"Da ist es!" rief er Alva zu und flog noch schneller.
"Wir sind da." sagte Haudrauf zufrieden, als seine Stiefel den groben Kies berührten.
"Alles klar, Ohnezahn, hier ist Endstation." meinte Astrid sarkastisch um ihre eigene Furcht zu überspielen. Sie hatten sie neben dem Drachen gefesselt. Dieser Vulkan machte ihr Angst. Was sich darin alles verstecken könnte, darüber wollte sie gar nicht nachdenken.
Die anderen Wikinger bauten derweil die Katapulte auf.
Als sie fertig waren, feuerten sie auf die Vulkanwand, bis sie brach und hunderte Drachen daraus flohen.
Astrid sah, wie Ohnezahn sich gegen seine Fesseln stemmte. Er spürte, dass der Rote Tod nahte. Haudrauf blickte zu ihm und weitete die Augen.
"Der Kampf ist noch nicht vorbei. Bleibt geschlossen!" rief er seinen Leuten zu. Doch ein gewaltiges Beben durchzog den Boden und Risse zeigten sich.
Der Rote Tod war gekommen, die Eindringlinge selbst zu vernichten.
Alle rannten schreiend zurück.
Astrid schnaubte nur verächtlich. "Sieh sie dir an, Ohnezahn. Vorhin haben sie alle über Hicks gelacht und nun rennen sie wie die Hasen. Würde mich nicht wundern, wenn jemand schreit warum sie nicht gewarnt wurden."
Sie sah, wie Grobian und der Häuptling, der sich auf einmal sehr schuldig fühlte, versuchten den Roten Tod abzulenken.
Doch der gewaltige Drache bereitete einfach nur langsam einen Feuerstoß vor.
Astrid hörte genau hin. 'Hab ich da gerade etwas gehört?' Ein hohes Pfeifen erklang in der Luft, aber es kam nicht vom Roten Tod. Trotzdem näherte es sich schnell.
"YOL..." begann der Rote Tod, aber im selben Moment kam ein kleiner schwarzer Schatten angeflogen.
"FUS RO DAH!" brüllte die fliegende Gestalt. Der Kopf des Roten Todes wurde getroffen.
"...TOOR SHUL!" vollendete der gewaltige Drache als der Kopf vom Thu'um des schwarzen Wesens zur Seite gerissen wurde.
Somit hüllte das Feuer nicht Haudrauf und Grobian in Flammen, sondern die Schiffe.
Doch es streifte das Schiff, auf dem Astrid und Ohnezahn waren.
"Siehst du sie?" fragte Hicks.
"Da unten auf dem brennenden Schiff!" rief Alva von seinem Rücken.
Hicks sah hinunter und tatsächlich: Dort waren sie, gefesselt nebeneinander.
"Ich bring dich runter." sagte er und begann mit einem Sturzflug, den er, kurz bevor sie aufkamen, bremste er ab und ließ Alva herunterspringen.
"Kümmere dich um sie, Alva." rief er und drehte sich um. "Dieser Wurm gehört mir!" fügte er knurrend hinzu und nahm diesmal ohne Ballast Geschwindigkeit auf, während er zwei Männer neben der Bestie ansteuerte.
"Haudrauf, Achtung!" rief Grobian noch, bevor sie alle beide in die Luft gehoben wurden. Haudrauf reagierte und schlug Hicks mit seinem Eisenhammer auf ein Bein.
Allerdings verbog dabei nur der Hammer.
Hicks knurrte. "Du solltest wirklich aufhören, mich töten zu wollen wenn ich euch helfe." Aggression und Sarkasmus schwangen gleichwertig mit.
Haudrauf riss die Augen erstaunt auf. "Hicks?" fragte er überrascht.
"Bleibt mir aus dem Weg oder ihr seid tot." zischte Hicks ihn an und setzte die beiden ab. "Sie gehört mir!"
Er flog direkt auf den Roten Tod. Jedoch vermutete niemand, was die beiden nun taten.
Der Rote Tod begann zu sprechen. "HI DREH AAM ZU'U, DOVAH!" (Du dienst mir, Drache!) kreischte sie empört, als sie bemerkte, dass Hicks es war, der ihr die Beute weggeschnappt hatte.
Hicks grinste innerlich. "Zu'u los nid Dovah!" (Ich bin kein Drache!) rief er. "Zu'u los Dovahkiin! YOL TOOR SHUL!" brüllte er und schoss ihr einen gewaltigen, aber seltsamerweise pechschwarzen Plasmaball direkt ins Gesicht.
Sie zuckte benommen zurück, schrie jedoch: "DIR, DOVAHKIIN, DIR!" (Stirb, Drachenblut, stirb!" und schoss Feuer in seine Richtung, dem er geschickt mit einer Rolle auswich.
Er flog senkrecht nach oben in die Wolken und sie folgte, geblendet von ihrer Blutlust.
Er lächelte grimmig, als er in den dunklen Wolken verschwand, aber er wusste, mit seinen glühenden Augen könnte er sich nicht verstecken, also bediente er sich dem 'Auraflüstern'. "Laas yah nir!" flüsterte er leise und schloss die Augen. Er konnte nun durch Wände hindurch die Aura seiner Feinde sehen, und wenn diese Wände nun seine Augenlider waren.
Er wandte seinen Kopf hin und her und sah tatsächlich einen roten Fleck. Er grinste und schoss darauf zu. Der Fleck wurde immer größer und er konnte die Konturen des gigantischen Drachen immer besser erkennen.
'Alles klar. Mit bloßer Feuerkraft komme ich nicht weiter. Ich muss dafür sorgen, dass sie abstürzt. Also die Flügel. Kurze, kleine Plasmastöße dürften ausreichen.'
Er flog an zwei große Flecken an den Seiten. Das mussten einfach die Flügel sein. "YOL!" brüllte er und schoss ein Loch in die dünne Haut.
Der Rote Tod brüllte vor Schmerz und versuchte sich auf das kleine Zirl zu konzentrieren, doch ehe sie sich versah, war Hicks wieder unauffindbar in den Wolken verschwunden, bevor der nächste schwarze Plasmaball, begleitet vom Thu'um des Drachenblutes, den anderen Flügel durchschlug.
Er wiederholte dies etliche Male, jedes Mal abwechselnd. Er wollte, dass sie beide Flügel nicht mehr benutzen konnte.
"Du bist so ein Idiot, Haudrauf!" sagte Alva wütend, während alle gebannt in den Himmel starrten und mit jeder schwarzen Explosion, die kurz den gewaltigen Drachen enthüllte, zuckten sie zusammen. Sie fühlten sich alle schuldig, weder auf Hicks noch auf Astrid gehört zu haben.
Alle bis auf Haudrauf, der Alva nun verwirrt anblickte. "Wieso? Läuft doch alles super."
Alvas Mund verformte sich zu einem Strich. "Wieso? WIESO?! DU HÄTTEST UNS ALLE BEINAHE UMGEBRACHT! Hätte Kotzbacke seinen Job besser gemacht, wären wir jetzt alle tot! Hicks wäre tot. Berks Bevölkerung wäre zur Unkenntlichkeit zusammengeschrumpft. Andere Stämme hätten davon mitbekommen und den Rest gleich mit ausgelöscht. Und wer nicht gestorben wäre, wäre versklavt worden. Tamriel hätte sein Drachenblut verloren und wäre schutzlos gewesen. Woher ich das weiß? Nun, ich glaube ihm. Darin liegt der Unterschied zwischen uns. Du hättest mit diesem Schachzug Millionen, wenn nicht mehr Menschenleben vernichtet. Ganze Nationen wären durch deine Entscheidung gefallen. Vielleicht sogar die gesamte Menschheit.
Denn wer sollte Alduin aufhalten, wenn nicht das Drachenblut? Wenn Alduin auch nur halb so stark ist wie der Rote Tod hier, wären wir alle auf der Stelle Asche. Jeder existierende Mensch wäre Asche und alles nur wegen dir!"
Haudrauf rollte mit den Augen. "Ich sehe nicht wo das Problem ist. Mein Sohn hat die Lage doch im Griff, oder nicht?"
Alva starrte ihn durchdringend an. Wenn Blicke töten könnten, hätte man Haudrauf fünf Mal wiederbeleben können und er wäre schon wieder tot. "Nicht dein Sohn. Dein Sohn kommt ganz nach dir. Ein sturer, rücksichtsloser Idiot, der sich über seine eigenen Taten nicht im Klaren ist. ER" sie deutete auf die Stelle, wo Hicks ungefähr war "ist ein Held, aber nicht dein Sohn. Aber sonst hast du Recht. Er hat die Lage im Griff." Sie drehte sich um, sah ihn aber noch einmal giftig an. "Doch dein Verdienst ist es ganz bestimmt nicht."
Dann ging sie zu Astrid, die ängstlich in den Himmel starrte und um Hicks Leben bangte.
'In Ordnung, das dürfte reichen.'
Er hatte unzählige Löcher in die Flügel der Bestie geschossen. Nun war es Zeit, das Ganze zu beenden, bevor Alduin sie aus der Ferne heilen konnte.
Er begab sich in das direkte Blickfeld des Roten Todes und flog mit wahnsinniger Geschwindigkeit an ihr vorbei, direkt in Richtung Erdboden.
Sie bemerkte ihm und flog ihm nach. "ZU'U FEN KRII HI!" (Ich werde dich töten!) kreischte sie wild und feuerte auf ihn.
Seine Drachenhaut wies das Feuer ab. Er drehte sich stattdessen im Flug um und lachte sie provokativ an. "Unt nii!" (Versuch's!) Er wusste, dass sie ihn höchstens mit einem direkten Schlag ihrer Schwanzkeule oder Klaue ernsthaft verletzen könnte.
Sie brüllte wütend und versuchte, mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Er grinste. Genau das wollte er. Sie bemerkte in ihrer Wut gar nicht, dass sie zu schnell waren als dass sie rechtzeitig abbremsen konnte.
Als sie schließlich die Wolkendecke durchbrachen, erkannte sie ihren Fehler und versuchte, ihren Sturzflug brüllend zu bremsen. Doch alles, was es bewirkte, waren immer größer werdende Löcher, die ihren Fall immer weniger abbremsten.
Ihre auf Hicks gerichtete Aufmerksamkeit war verschwunden. Er breitete die Flügel aus und ließ sich fast augenblicklich hinter den größeren Drachen fallen. Er wich dem Keulenschwanz aus, der ebenfalls in seiner Bahn war und hielt sich ein gutes Stück hinter dem Roten Tod.
Sie schlug, noch immer mit großer Geschwindigkeit, krachend auf den Boden. Ihre Panzerung half sehr, doch nichtsdestotrotz wurden unzählige Knochen in ihrem Leib zermalmt.
Ihr Fall wirbelte eine gewaltige Staubwolke auf.
Hicks landete trotzdem dank seines 'Auraflüsterns' auf ihr. 'Moment mal. Diese Worte wirken nur bei Lebenden. Das heißt doch...'
Plötzlich hob und senkte sich der gewaltige Brustkorb des am Boden liegenden Drachen.
Hicks Miene wurde grimmig und er lief ihren Körper bis zu ihrem Kopf entlang, wo er über ihrem Ohr stehen blieb, das so groß war wie sein menschlicher Kopf. Das Ohr war trotzdem im Vergleich zum Roten Tod winzig.
'Das wird widerlich.' dachte er naserümpfend und brüllte sein Thu'um in ihr Ohr. "FUS RO DAH!"
Die Folgen seines Schreis waren verheerend. Die Organe, die dem Ohr am nächsten waren, wurden allesamt von dieser Macht zerfetzt. Dazu zählten alle Organe, die im Kopf saßen und der Großteil aus dem oberen Bauchbereich der Bestie. Der Rest wurde durcheinander gewirbelt und verteilte sich im ganzen Körper.
Blut und Organreste flossen dem Roten Tod durch Nase, Augen und Ohren nach draußen. Der Gestank war fürchterlich, aber Hicks hatte sein Ziel erreicht. Er hatte Alduins Schöpfung ausgelöscht. Und wenn Tamriels Kaiser Titus Recht hatte, waren alle anderen dieser Schöpfungen nun auch erledigt.
Er hörte ein wütendes Brüllen aus der Ferne. Hicks musste grinsen. Alduin wusste, was Hicks getan hatte.
Wolkenspringer hörte gerade dem jungen Marcus im Kaiserpalast zu, wie er wieder einmal von Lydia schwärmte. Er sah den Prinzen lächelnd und mitfühlend an. Es war immer amüsant, ihm zuzuhören. "...und erst ihre Augen, die diese allgegenwärtige Wildheit, aber auch Wärme ausstrahlen." schwärmte er. Als er Wolkenspringers Blick sah, fragte er: "Langweile ich dich?"
"Nicht doch. Selbst nach dem 63sten Mal ist es immer noch lustig, dir zu lauschen." meinte der Drache grinsend und Marcus errötete.
Er wollte schnell zu einer Antwort ansetzen, als sie plötzlich den zornigen Schrei eines Drachen hörten.
Marcus Augen weiteten sich. "Was war das? Wo kam das her?"
Das Grinsen des Drachen wurde schadenfreudig. "Hicks hat Alduin wohl sehr verärgert, indem er den Roten Tod getötet hat."
Marcus sah ihn verblüfft an. "Er hat es wirklich geschafft?"
"Das hat er. Nur fürchte ich, dass Alduin wütend genug sein könnte, selbst nach Berk zu fliegen, um Hicks und allen die dort leben den Garaus zu machen."
Die Augen des Prinzen weiteten sich. "Auch Lydia?"
Wolkenspringer zögerte. "Ja, auch Lydia." sagte er schließlich doch.
Marcus sprang auf und rannte zu seinen Gemächern. "Hey, wohin rennst du denn?" rief Wolkenspringer und rannte dem Prinzen hinterher.
"Wir müssen sie warnen! Sag meinem Vater Bescheid, ich packe alles zusammen."
Wolkenspringer nickte und suchte den Kaiser, den er nach kurzer Suche wiederum in seinen Gemächern fand.
"Was ist los? Du wirkst so aufgewühlt, alter Freund." sagte Titus.
"Mit gutem Grund. Dein Sohn will nach Berk fliegen. Alduin wird wahrscheinlich dorthin kommen. Wir müssen Hicks warnen, wenn er es mit ihm aufnehmen will. Sollte Alduin für ihn vollkommen überraschend auftauchen, könnten sie alle sterben und wir wären damit auch dran."
Titus zog eine Augenbraue hoch. "Und was ist mit Marcus? Wieso will er mitkommen?"
"Junge Liebe, sag ich nur..."
Titus grinste. "Scheint, als hätte der Huscarl meinem Sohn mehr den Kopf verdreht als ich dachte." Er seufzte. "Ich schätze, es wäre hoffnungslos, ihn hier zu behalten. Er würde nur ausbrechen und wenn du weg bist, würde er ein Pferd und später ein Schiff nehmen. Nimm ihn mit, das wäre für ihn die sicherste Variante." Er schmunzelte.
Wolkenspringer nickte. "Das werde ich, alter Freund."
Als das zornige Brüllen des schwarzen Drachen wieder verklang, lichtete sich der Rauch und Berk hatte eine freie Sicht auf einen kleinen schwarzen Drachen auf dem Roten Tod hatte, der allerdings selbst sehr rot und tot war. Blut floss der gewaltigen Bestie aus allen Öffnungen des Kopfes.
Dann begann sich die Haut des Drachen zu lösen und ließ den Blick auf eine glühende Schicht darunter frei. Die gesamte Haut blätterte Stück für Stück ab und leuchtende Strahlen kamen heraus, die alle auf den kleinen schwarzen Drachen gelenkt wurden und in ihm verschwanden.
Zum Schluss blieb nur noch das Skelett des Roten Todes übrig. Der schwarze Drache saß noch immer auf den Überresten und brüllte seinen Triumph heraus, bevor er von den Knochen sprang und langsam auf die Berkianer zuging.
Jene, die noch nicht verstanden hatten, dass es sich hierbei um Hicks handelte, zogen ihre Waffen. Hicks knurrte genervt. "Jetzt im Ernst? Ich rette zum dritten Mal eure nutzlosen Dickköpfe und ihr wollt mich immer noch töten? Und da sagt man, Menschen wären intelligent..."
Astrid hingegen konnte sich nicht mehr halten. Sie rannte auf Hicks zu und schlang ihre Arme um seinen Drachenhals. Hicks schaute überrascht drein, bevor er sich auf die Hinterbeine stellte, sie in seine Vorderpranken schloss und sie an sich drückte.
Sie standen wortlos da, bis Ohnezahn herankam und die beiden angrinste. "Da haben wir ja genau die richtigen Worte der Macht erwischt, nicht wahr, Hicks?"
Der nickte mit geschlossenen Augen. "Genau die richtigen, um eine Bande von Idioten aufzuhalten."
"MOMENT MAL! DAS IST HICKS?!" rief jemand schockiert. "ER IST EIN DRACHE. TÖTET IHN!"
Der Berkianer ging auf Hicks zu, der Ohnezahn das Zeichen gab, ruhig zu bleiben und die protestierende Astrid in seine Flügel einwickelte.
Der Berkianer war verwirrt, doch das hielt ihn nicht davon ab, seine Axt auf Hicks Kopf niedersausen zu lassen.
Doch zu jedermanns Überraschung, bis auf Hicks, schnitt die Axt nicht durch den Schädel. Stattdessen prallte sie ab und verbog.
Dann schwang Hicks seinen Schwanz und zog dem Mann somit die Füße weg, sodass er unsanft auf dem Hinterteil landete.
Hicks öffnete wieder seine Flügel und ließ Astrid gehen. "Scheint so, als hätte das ständige Tragen meiner Rüstung eine Auswirkung auf diese Drachenform gehabt." meinte er mäßig überrascht.
"Moment mal!" rief Astrid. "Heißt das, du wusstest nicht, ob du diesen Schlag überstehst?!"
Hicks antwortete ein wenig nervös. "Naja, ich habe es vermutet."
Astrid schüttelte nur den Kopf, wandte sich dann aber an den am Boden liegenden Berkianer. "Wir reden später darüber." zischte sie.
Hicks ignorierte den Rest der Berkianer und rief: "Alva, du fliegst auf Ohnezahn zurück. Astrid, du kommst mit mir."
"Moment, was ist mit uns?" rief Haudrauf, der nur einen missfallenden Blick von Hicks erntete.
"Ihr hättet es eigentlich nicht verdient, aber meinetwegen. DOVAH!"
Sofort kamen unzählige Drachen, die sich versteckt, aber alles beobachtet hatten, angeflogen. Ein Blick von Hicks reichte und sie packten die Berkianer so, dass diese keine Gegenwehr leisten und sie somit verletzen konnten.
Viele schrien um Hilfe oder um Gnade, aber Hicks schüttelte nur genervt den Kopf. Astrid setzte sich auf seinen Rücken und er flog mit all den anderen Drachen zurück nach Berk.
Diese Leute widerten Hicks an.
Es war nun drei Tage her, seit sie ihn eingesperrt hatten und er mit Hilfe von Alva aus dem berkianischen Gefängnis ausgebrochen ist. Es war drei Tage her, seit er die Fehler der Wikinger ausbügeln musste und beinahe alles schiefgelaufen war.
Lydia und die kaiserlichen Soldaten hatten sich für den ganzen Vorfall so verantwortlich und beschämt gefühlt, als seien sie selbst daran beteiligt gewesen. Sie waren für den Schutz des Drachenblutes verantwortlich und hatten kläglich versagt.
Hicks machte ihnen keine Vorwürfe. Es war nicht ihre Schuld, dass die Berkianer so abergläubisch und dickköpfig waren.
Lydia ging es am schlimmsten. Immerhin hatte sie bei ihrer Ehre als Kriegerin einen Eid geschworen, Hicks zu beschützen, sollte er es nötig haben. Und vor drei Tagen hatte er es bitter nötig. Weil sie ihren Pflichten nicht nachgekommen war, hätten diese Leute beinahe das Drachenblut ermordet.
Hicks meinte jedoch nur, sie hätte ihn nicht versucht zu ermorden und war somit auch nicht schuldig und damit war das Thema durch.
Astrid, Valka und Alva waren die einzigen, die wahrhaft dankbar für seine Taten waren. Alva zeigte Reue dafür, dass sie Hicks anfangs nicht geglaubt hatte. Doch sie hatte seine Vergebung bereits verdient, als sie ihn vor Kotzbacke rettete. Sie legte ihm und Astrid keine Steine mehr in den Weg. Sie hatten einander mehr als nur verdient, fand sie.
Der Großteil des Dorfes zeigte keine Reue. Sie feierten ihn und sich selbst als Helden. Ihn, weil er den Roten Tod, eine aus ihrer Sicht fast unverwundbaren Bestie, getötet hatte. Und sich selbst feierten sie besonders stolz, weil sie ihn dazu verleitet hatte, sich früher um diese Angelegenheit zu kümmern. Dass sie sich selbst und Hicks selbst dabei selbst fast umgebracht hätten, ignorierten sie dabei geflissentlich. Alles was für sie zählte war, dass sie irgendwie in irgendeiner Weise auf irgendeine Art vielleicht halbwegs ihren Teil geleistet hatten, so unbedeutend und komplett hirnverbrannt der Sinn dahinter auch war.
Haudrauf war stolz auf seinen Sohn, welcher dem Häuptling aber immer aus dem Weg ging.
Bisher hat das ganz gut geklappt. Bisher.
Denn Hicks saß nun mit Astrid an einem Tisch der großen Halle und bemerkte nicht, dass das Oberhaupt direkt auf ihn zu kam.
Als er ein wenig zu spät um abzuhauen, bemerkte, dass Haudrauf auf ihn zu kam, sprach er ihn an. "Was willst du, Haudrauf?" brummte er missmutig.
"Ist etwas falsch daran, dass ich mal meinen Sohn sehen möchte?"
"Nicht wenn es sich tatsächlich um deinen Sohn handelt, alter Mann. Ich habe es dir oft genug gesagt: Du bist nur so weit mein Vater, wie ich es akzeptiere." meinte er gleichgültig.
Haudrauf seufzte. "Du bist mein Sohn, ob es dir passt oder nicht."
Hicks stand auf und drehte sich zu dem muskulösen Mann um. "Und wenn es dir nicht passen würde?"
"Wie bitte?" fragte der Häuptling überrascht.
"Soweit ich weiß, kann ein Vater erklären, dass es sich bei jemandem nicht um seinen Sohn handelt, selbst wenn es tatsächlich der Fall ist. Wir sind beide Männer. Soweit ich das beurteilen kann, sollte ich das selbe umgekehrt tun können, meinst du nicht."
"Nein." Haudrauf schüttelte den Kopf. "Das darf der Sohn nicht, als reine Vorsichtsmaßnahme. Damit er keine verantwortungslosen oder vorschnellen Entscheidungen trifft."
"Erzähl mir nichts von verantwortungslosen Entscheidungen!" knurrte Hicks ihn an. "Du hast mich als Hexer beschimpft, wolltest mich hier in der großen Halle an meinem ersten Tag töten. Du hast Astrid als Geisel nehmen lassen, damit ihr euch umbringen könnt. Nachdem ihr wusstet, wie und wo ihr euch am besten umbringt, wolltet ihr Kotzbacke mich töten lassen.
Wer hat euch Tag für Tag vor den Gefahren gewarnt? Wer ist zwischen euch und die Verbannten gesprungen und hat sie fast im Alleingang in die Flucht geschlagen? Wer hat euch vor sinnlosen Verlusten im Kampf gegen die Drachen bewahrt? Und wer ist in der Stunde eurer größten Not gekommen, um den größten Drachen aller Zeiten zu vernichten? Der Drache, vor dem ich euch gewarnt habe? Über den ich euch alles erzählt habe, als ihr nicht hingehört habt?
Ich trage mein halbes Leben eine Last auf meinen Schultern. Auf ihnen ruht das Schicksal der gesamten Menschheit. Und auf deinen? Das Schicksal von ein paar hundert Dickköpfen. Idioten, die selbst bei der 100sten Warnung noch immer nicht zuhören.
Und nun sage mir: Wer ist hier verantwortungslos?" Das sprachlos gewordene Stammesoberhaupt wollte zu einer Antwort ansetzen, als Hicks verächtlich schnaubte. "Vergiss es. Von jemandem, der sich mit den Taten eines anderen rühmt, kann man keine vernünftige Antwort erwarten. Dieses Gespräch ist beendet." sagte Hicks und wandte sich ab.
Astrid stand auf, blickte Haudrauf verärgert an und ging dann zu Hicks, dem sie beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.
Er lächelte müde und legte selbst einen Arm um ihre Schultern.
Plötzlich platzte Lydia in die Halle. "Hicks! Wolkenspringer ist gekommen. Er ist gleich da!"
Hicks Miene erhellte sich. "Kommst du mit, Milady?" fragte er Astrid, die seine Frage nur lächelnd abnickte.
Sie gingen nach draußen und beobachteten den Drachen mit den vier Flügeln. Für einen Augenblick sah er sogar einen weißen Ebenerzhelm hinter dem Drachen hervorlugen, der allerdings sofort wieder verschwand.
Hicks musste grinsen, was von Lydia nicht unbemerkt blieb. "Warum grinste du so? Was weißt du was ich nicht weiß?"
"Was meinst du?" fragte er mit Unschuldsmiene. "Darf ich denn nicht froh darüber sein, dass Wolkenspringer hier ist?"
Lydia sah ihn skeptisch von der Seite an, bevor sie sich wieder zu dem Drachen drehte. "Ich kenne diesen Blick. Du verheimlichst mir etwas."
Er grinste noch breiter. "Warte es nur ab."
Wolkenspringer selbst machte sich einen Spaß, indem er Lydia packte, eine kurze Runde drehte und sie, kurz nachdem Marcus unauffällig und mit einem breiten Grinsen im Gesicht abgesprungen war, wieder absetzte.
Somit stand Marcus ein Stück hinter Lydia und nahm leise seinen Helm ab, während Wolkenspringer vor ihr neben Hicks und Astrid landete.
"Was sollte das denn jetzt?" rief der Huscarl ein wenig aufgebracht.
Wolkenspringer lachte leise. "Wir sind gekommen um euch zu warnen. Alduin wird kommen und es wird nicht lange dauern bis er hier ist. Wer weiß, vielleicht bringt er noch andere tamrielanische Drachen mit."
"Wir?" fragte Lydia verwirrt und alle anderen grinsten. Vor allem Marcus, der sich an sie heranschlich und ihr von hinten die Hände über die Augen legte.
"Rate mal, wer-" doch er wurde von ihr unterbrochen, indem sie sich drehte und ihr einen schnellen Schlag mit ihrer gepanzerten Faust in die Magengrube verpasste, die ihn ächzend zu Boden schickte.
"Au, verdammt. Ich hatte vergessen, wie gewalttätig du bist. Oder ist es eine Bestrafung? Habe ich etwa doch geflirtet?" meinte er gespielt nachdenklich, aber auch ein wenig schmerzerfüllt.
Als Lydia bemerkte, um wen es sich handelte, schlug sie sich erschrocken die Hände vor den Mund. Dann half sie ihm auf und verpasste ihm wieder eine. Diesmal auf den Oberarm. "Mach das nie wieder, du Ochse." rief sie.
"Entschuldigung angenommen." meinte er nur schulterzuckend.
Sie lachte kopfschüttelnd und trat näher an ihn heran. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals. "Du verdammter Idiot." flüsterte sie belustigt und küsste ihn innig.
Er erwiderte schnell und zog sie an der Taille näher an sich. Sie hatten sich vermisst. Vor einem Monat hatte der Abschied aus der Kaiserstadt in beiden einen kleinen Funken entfacht. Jetzt mussten sie erstmal etwas gegen die Flamme tun, die sich entwickelt hatte.
Wolkenspringer, Astrid und Hicks sahen sich das Schauspiel eine Weile lächelnd an, bevor letztere sich verliebt anblickten und auch kurz küssten.
Dann wandte sich Hicks an Wolkenspringer. "Also. Was ist nun mit Alduin? Weißt du wann er hier erscheint?"
"Schwierig zu sagen. Ich sage mal je später er kommt, desto mehr Verstärkung wird er mitbringen. Ich würde mich an deiner Stelle gut vorbereiten. Er ist wütend. Sehr wütend."
Hicks nickte. "Dann werden wir uns vorbereiten. Kommt er hierher, wird das Schicksal des Weltenfressers besiegelt sein."
Er ging in die Schmiede. Er hatte zu tun.
Denn der bevorstehende Kampf entschied das Bestehen oder die Auslöschung der Menschheit.
Der finale Kampf hatte begonnen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro