Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Hände

Die Verletzung an seinem Hals gestattete es Schuster nicht, den Kopf zu drehen. Man hatte die ganze Zeit den Eindruck, er starrt die Decke an. Lisa und Mama waren nicht da.

„Na? Haben sie dich wieder rein gelassen?"

Er flüsterte mehr, als dass er sprach. Hans schlief. Klaas zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich an Papas Bett.

„Ja. Ihre Tochter hat die Ärztin überzeugt, dass ich jetzt harmlos bin."

Zaghaft ergriff er die Hand seines schlafenden Vaters. Sie fühlte sich warm an. Die Haut zeigte an der Oberfläche kleine Fältchen und hatte fast etwas Papierenes. Er wirkte um einiges älter, so wie er da lag zwischen Infusionen und Monitoren, eingehüllt in Krankenhauswäsche.

„Dein Vater und ich, wir sind uns ähnlich."

„Papa! Du sollst dich nicht so anstrengen."

„Ja, ja. Klaas soll das wissen. Der Hans ist genauso ein Griesgram wie ich."

„Ok. Jetzt weiß er es. Du musst dich ausruhen!"

Klaas lächelte. Frankas hatte ihren Vater gerade erst zurückbekommen. So leicht gab sie ihn nicht wieder her.

„Lass mich!"

Franka atmete tief durch.

„Ich glaube, ich verstehe, was sie meinen, Herr Schuster."

„Gut!"

Er hatte den Eindruck, dass Schuster ihm noch etwas mitzuteilen hatte. Franka schien dies wahrzunehmen. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Klaas wartete. Ein leises Schnarchen beendete das Geräusch, dass der schwer verletzte Bettnachbar mit dem Nesteln seiner Hände an der Bettwäsche verursacht hatte. Im Nachdenken über die Worte, die er Klaas zu sagen gedachte, war er eingenickt. Er sah zu Franka hinüber, die genauso breit grinste wie er selbst.

„Und da schliefen die beiden Griesgrame wie zwei Babys."

Sie kicherte leise.

„Wie gedenkst du anzufangen?"

Die Frage ließ ihn seinen schlafenden Erzeuger anschauen. Die fehlende Antwort darauf war es, die ihn immer wieder davon Abstand hatte nehmen lassen, endlich seinem Vater zu eröffnen, wie er empfand; und dass er nie seinen gebetsmühlenartig wiederholten Erwartungen gerecht werden würde. Frankas Worte aus dem Park hallten in ihm nach. Wie stellte er es an, sich in seine Situation hinein zu versetzen, mit ihm mitzufühlen, ohne sich selbst dabei zu verraten? Der absurde Verlauf des Weihnachtsgottesdiensts erschien vor seinem inneren Auge. Beim Gedanken an Lisas Genderkrippe lachte er leise auf. Zu Franka gewandt flüsterte er:

„Du machst Dir keine Vorstellung, wie er sich Heiligabend blamiert hat. Wir haben versucht, ihn zu bremsen. Aber er hat weiter laut über Schwule gelästert, bis sein Chef hinter ihm aufgetaucht ist und ihm seinen Ehemann vorgestellt hat!"

„Ist nicht dein Ernst!"

„Doch, doch! Genau das ist passiert! Aber Lisa hat ihm gehörig den Kopf gewaschen dabei."

Klaas berichtete ihr von Papas ironischem Gerede über eine schwule Krippe, die Lisa in einen Vorschlag zu einer Genderkrippe für das kommende Weihnachten umgemünzt und dem Amtsdirektor und Kirchenvorstand auf die Nase gebunden hatte – als Idee ihres Vaters.

„Du hättest sein Gesicht sehen sollen!"

„Schwuchtel!", krächzte es neben ihm.

Franka und ihm fror das Lächeln ein. Klaas drehte sich zu seinem Vater. Herausfordernd grinste der seinen Sohn an.

„Schwuchtel ist ein Schimpfwort, Papa. Ich bezeichne mich selbst als schwul."

Klaas schluckte. Es war raus. Er hatte es gesagt – völlig unvermittelt. Das freche Blitzen in seines Vaters Augen verschwand nicht sofort. Die Erkenntnis dessen, was sein Kind ihm mitgeteilt hatte, sickerte nur langsam in sein Bewusstsein. Klaas wartete. Er sah ihm direkt in die Augen.

„Was redest du da, Sohn?"

Die Stimme klang belegt. Lange war der Beatmungsschlauch nicht draußen.

„Ich sagte, ich bin schwul. Ich möchte nicht, dass du mich als Schwuchtel bezeichnest, weil das abwertend ist – es ist ein Schimpfwort."

Papas Mund stand offen. Er schien außerstande etwas zu sagen.

„Ich möchte auch nicht, dass du über andere Schwule so redest."

Die Stille im Raum ließ jedes Atemgeräusch, jedes einzelne Reiben von Stoff aufeinander wie Lärm erscheinen.

„Wir besorgen dir einen Psychiater."

Dieser Satz stach ihm ins Herz. Er schluckte. Hilflos sah er zu Franka hinüber. Sie schien, Worte mit ihrem Mund zu formen. Er verstand nicht.

„Es gibt Therapien für sowas, Klaas. Und solange, bis du normal bist, schweigst du. Muss ja niemand wissen."

„Nein Papa. Schwulsein ist keine Krankheit."

Verzweifelt suchte Klaas wieder Frankas Blick und erkannte, wie sie mit den Lippen das Wort ‚zehn' formte.

Bis zehn zählen, schoss es ihm durch den Kopf.

„Wofür gibt es Penis und Vagina dann? Du kannst keine Frau sein. Du hast einen Penis. Und du willst doch nicht werden, wie der da drüben da!"

„Halt den Mund, Papa!"

Franka war drauf und dran, etwas zu sagen. Klaas hob beschwichtigend die Hand.

„Nein! Ich sage, was ich will!", fauchte Hans.

Aber er schwieg. Klaas war unsäglich traurig und wütend auf seinen Vater. Der Wunsch, ihn anzuschreien, drohte ihn zu übermannen. Er zwang sich, zu zählen. Bei acht angelangt, fiel ihm etwas ein:

„Mit der Konversionstherapie möchtest du mir helfen, richtig?"

„Jetzt fällt der Groschen! Genau, mein Sohn!"

„Du weißt aber schon, dass in der Medizin Einigkeit darüber herrscht, dass solche Behandlungen Depressionen bis hin zum Selbstmord verursachen? Ist es das, was du willst? Möchtest du, dass dein Kind lieber stirbt, als dass es schwul ist. Oder möchtest du mir helfen?"

„So einen Scheiß schreiben irgendwelche liberalen Journaille-Schwuchteln! Denen glaube ich kein Wort!"

Das ‚Journaille-Schwuchtel' traf ihn wie eine Ohrfeige. Er zwang sich, zu atmen und zu zählen, bevor er antwortete.

„Und unserer Regierung, die diese Art von Therapien verbieten wird?"

Hans mahlte mit den Kiefern.

„Ich meine, es handelt sich ja immerhin um einen erzkonservativen Minister, der das durchsetzen will, nicht wahr?"

„Der ist doch selber eine Schwuchtel!"

„Er ist einfach schwul, Papa. Und er ist ein angesehenes und akzeptiertes Mitglied unserer Gesellschaft. Und ich bin auch schwul. Und ich wünsche mir, dass du das akzeptierst."

Vater schaute weg.

„Das mit der Unwirksamkeit dieser angeblichen Therapien lässt sich überprüfen, Papa, und ich denke, das ist dir klar."

Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Er sah hoch und fühlte Wärme durch seine Brust fließen. Mutter lächelte ihm zu und nickte.

„Es hat lange gedauert, bis ich mir selbst eingestanden hatte, dass ich Männer liebe, Papa. Du musst wissen, das ist nicht einfach, wenn der eigene Vater immer wieder klar macht, wie sehr er Menschen verabscheut, die nicht in sein heteronormatives Weltbild passen. Ich habe Frauen geküsst. Ich habe sogar versucht, mit einer zu schlafen. Es war schrecklich. Ich habe sie furchtbar verletzt, als ich sie letztlich von mir weggestoßen habe, denn sie hat mich ja geliebt. Ich habe sie auch geliebt – irgendwie. Aber eben nicht so."

Vater schwieg. Er sah stur die Wand an.

„Wenn du willst, dass ich glücklich sein kann, Papa, dann bitte akzeptiere mich, wie ich bin. Ich möchte mich vor dir nicht mehr verstellen. Ist es nicht dass, was sich ein Vater wünscht, dass sein Kind glücklich sein kann?"

Mama drückte ihm mit ihrer Hand aufmunternd die Schulter. Seine Handflächen waren schweißnass. Das fortwährende Trommeln seines Herzens in seiner Brust ließ die Stille zu einer Ewigkeit werden. Vater zog langsam die Hand weg, die Klaas gehalten hatte.

„Du meinst es also ernst."

Seine Hände kamen ihm nach dieser Geste sinnlos vor. Er wusste nicht, wohin mit ihnen und rieb sie sich an der Hose.

„Ja, Papa..."

„Dann geh!"

Es schnürte ihm die Brust zu.

„Und komm erst zurück, wenn du wieder normal bist. Vorher existierst du für unsere Familie nicht mehr. Du brauchst auch nicht zu meiner Beerdigung kommen, wenn ich mal sterbe."

„Unser Sohn geht nirgendwo hin."

Erschrocken wandte Hans sich seiner Frau zu.

„Wenn du glaubst, du kannst unseren Jungen verstoßen, dann hast du dich geschnitten, Ehemann!"

Klaas zitterte. Er wollte nur noch weg. Doch als er aufzustehen versuchte, hielt ihn seine Mutter zurück.

„Du bleibst hier Junge. Ich habe dich auf die Welt gebracht und groß gezogen. Du bist ein anständiger und liebenswürdiger Mensch. Und du bist mein Fleisch und Blut; ich liebe dich so, wie du bist. Und ich bin stolz auf dich! Der einzige der hier nicht ganz richtig im Kopf ist, ist dein Vater!"

„Du weißt ja nicht, was du sagst, Hannah!"

„Doch Hans! Ich weiß es ganz genau! Du wirst dich jetzt mit unserem Kind vertragen! Sonst verlasse ich dich!"

„Das kannst du nicht machen!"

„Und wie ich das kann! Gegenüber vom Krankenhaus gibt es ein Hotel. Da kannst du dir gerne ein Zimmer nehmen."

Vaters Mund stand offen.

„Also?"

Er schien nicht in der Lage zu antworten. Erst nach Sekunden brachte er etwas heraus:

„Aber Klaas sagt, er treibt's mit Männern! Das können wir doch nicht dulden!"

„Komm Junge! Wir geh'n!"

In diesem Augenblick betrat Lisa das Zimmer.

„Mama? Warum weinst du?"

„Ich verlasse deinen Vater."

„Was?"

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro