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Der Cookie

»Entschuldigung, junge Dame.« Eine ältere Frau mit Gehstock schleppte sich mit krummem Rücken über den Bürgersteig auf mich zu. Sie sah aus, als habe sie eine unsagbare Last auf ihren Schultern zu tragen, obgleich ihr Buckel wohl einfach nur auf das viel zu häufige Tragen von Stöckelschuhen in jüngeren Jahren zurückzuführen war.

»Ja?«

»Ich würde gerne einen Kaffee trinken. Wissen Sie, wo hier das nächste Café liegt?«

Überrascht nickte ich. »Klar. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem, es ist hinter der nächsten Straßenecke. Soll ich Sie mitnehmen?«

Die alte Frau nickte mit leuchtenden Augen. »Danke, das wäre wirklich nett von Ihnen.«

Da sie nicht mehr allzu gut zu Fuß war, schafften wir es nur im Schneckentempo um die nächste Ecke, wo ich vor dem Café stehenblieb. »Hier ist es.«

»Hier?«, rief die Frau erschrocken. »Aber das ist eine Bruchbude. Ein uraltes Haus. Sehen Sie nicht das Schild? Sogar ich mit meinen schlechten Augen kann es noch lesen. Man soll sich fernhalten von dem Gebäude, heißt es. Es ist gefährlich, sagen sie. Sicher sind die Balken längst morsch und können jeden Moment einstürzen. Und sehen Sie nur die kaputten Schaufensterscheiben. Scheußlich, dass sich niemand darum kümmert.«

»Aber...«, begann ich, »da ist doch ein Café.« So langsam musste ich mir wohl wirklich ernsthafte Sorgen um meinen Geisteszustand machen. Ich hatte geglaubt, dass der Kellner im Café möglicherweise ein Rad ab hatte, weil er sich so seltsam verhielt. Doch jetzt warf auch die alte Frau mehr als nur ein Rätsel auf.

»Also wissen Sie, veräppeln kann ich mich auch selber«, empörte sie sich.

Ich setzte zu einer Verteidigung an, doch die alte Dame erstickte meine Worte im Keim. »Haben Sie denn überhaupt keinen Respekt vor älteren Herrschaften?«, zischte sie. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich kopfschüttelnd um und setzte ihre Suche fort. Ihr Gehstock klapperte in regelmäßigen Abständen auf dem Bürgersteig.

Ungläubig starrte ich ihr hinterher. Bildete ich mir das Café also wirklich nur ein? Versteckte sich hinter der Illusion, die ich sah, tatsächlich nur eine schäbige, einsturzgefährdete Bruchbude? Es klang plausibel, denn es erklärte auch den Umstand, dass ich vor einigen Tagen gesehen hatte, wie eine Mutter ihren kleinen Sohn von dem Gebäude wegzog.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Tür des Cafés öffnete und ich zuckte erschrocken zusammen. Der Kellner stand auf der Schwelle und musterte mich nachdenklich, als ahnte er bereits, was in mir vorging.

»Sie glauben nicht, dass all das real ist, oder?« Obgleich er die Stimme am Ende des Satzes hob, war es keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung.

»Was soll es sonst sein? Ein Fiebertraum? Ich bin weder krank, noch schlafe ich.«

»Kommen Sie rein«, sagte der Kellner anstatt einer Antwort.

Einen Moment lang zögerte ich, doch dann folgte ich seiner Anweisung. Wenn ich tatsächlich verrückt war, was machte es dann noch für einen Unterschied, was ich tat?

Er geleitete mich zu meinem Tisch und hielt mir die Speisekarte entgegen. »Sie haben Glück. Ein weiteres Gericht ist heute noch nicht ausverkauft. Möchten Sie einen Cookie essen?«

Mechanisch nickte ich, als mir jedoch über etwas im Klaren wurde. »Am Montag haben Sie einer Frau einen Cookie gebracht. Dabei stand auf meiner Karte, dass er bereits ausverkauft ist.« Ich runzelte die Stirn. »Warum?«

Der Kellner kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. »Morgen«, sagte er. »Kommen Sie morgen wieder, nur ein letztes Mal. Dann erkläre ich Ihnen alles.«

Skeptisch hob ich eine Augenbraue. »Ach ja? Wie kann ich mir da so sicher sein?«

»Vertrauen Sie mir.« Damit ging er zurück zum Tresen und holte einen Cookie aus dem großen Glas auf der Theke, während mein Kaffee zubereitet wurde.

Vertrauen. Wie um Himmels Willen sollte ich ihm vertrauen, wenn ich das nicht einmal bei mir selbst tun konnte? Wie, wenn ich meinem Verstand nicht traute und alles in Frage stellte, was ich geglaubt hatte, über mich zu wissen? Vor allem: wie sollte ich jemandem trauen, der womöglich aus meiner eigenen Fantasie entsprungen war?

Dennoch musste ich mir eingestehen, dass diese Welt, die meine Psyche erschaffen hatte, mir sogar guttat. Was auch immer hier passierte, es machte mich glücklicher. Es nahm mir Lasten ab, die ich jahrelang mit mir hatte herumschleppen müssen, und befreite mich von schrecklichen Gefühlen, die ich Ewigkeiten verdrängt hatte, ohne zu merken, dass das keine dauerhafte Lösung für meine Probleme war.

Ich war schon fast ein wenig aufgeregt, als meine Bestellung kam und ich den großen Keks in die Hand nahm. Von welchem Gefühl würde ich mich heute befreien?

Ich erkannte es, noch bevor ich in den Cookie gebissen hatte.

Es war die Angst.

Der Keks wirkte so zerbrechlich; unaufhörlich rieselten Krümel von ihm hinab auf den Teller. Ich befürchtete, dass er kaputt gehen könnte. Obwohl ich wusste, wie irrational diese Angst war, hatte sie sich in mir festgesetzt und wollte mich nicht wieder verlassen.

Als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich, wie viele Dinge ich doch tatsächlich fürchtete. Da waren die Meinungen der anderen Leute; ihre verurteilenden Blicke, die Angst; etwas falsches zu sagen oder taktlos zu reagieren; die winzige Spinne, die sich von der Decke abseilte; der heiße Kaffee, an dem ich mich verbrennen könnte; der Hund dort draußen auf der Straße, der sabbernd und knurrend an seiner Leine riss; mein Verstand. Ja, mein Verstand bereitete mir am meisten Angst. Ich wollte nicht verrückt sein und ich fühlte mich eigentlich auch nicht so. Aber wie sonst sollte ich mir all das erklären, was in den letzten Tagen geschehen war?

Die Welt um mich herum begann sich zu drehen und die Furcht griff mit ihren eiskalten Krallen nach meinem Herzen, drückte es zusammen, bis ich mir sicher war, dass jegliches Blut in meinem Körper erstarrt sein musste. Es war zu viel für mich. Zu viel auf einmal. Zu viel für mein gefrorenes Herz, das in diesem Zustand so viel zerbrechlicher war. Und genau darum ging es. Um die Zerbrechlichkeit. Jahrelang hatte ich die Angst verdrängt, weil ich mich so stärker fühlte. Dabei – so wurde mir bewusst – machte mich genau das schwach.

Meine Atmung beschleunigte sich, bis ich das Gefühl hatte, zu hyperventilieren. Und dann, endlich, kamen die Tränen. Die Welt verlangsamte ihr Tempo, mein Herz taute auf, das Blut floss wieder.

Und jetzt merkte ich auch, dass die Angst der Grund war für alles. Für all die versteckten Gefühle. Sie allein hatte bewirkt, dass ich meine Gefühle versteckte und in die hintersten Kammern meines Herzens verdrängte.

Weil ich Angst hatte, schwach zu wirken.

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