Kapitel 4
Kapitel 4
Draige nickte schließlich, als hätte er etwas gefunden. Dann begann er die Geister des Waldes anzurufen. Diese begannen mit Magie die Umgebung zu verändern und bald schon war eine Art Hütte aus Blättern und Zweigen entstanden. Diese besaß eine Tür und ein Vordach. Darunter konnten sie ein Feuer machen. Zudem gab es auch Platz für die Kutsche, damit diese geschützt war.
„Sehr gut gemacht", lobte Nino zufrieden, der den Unterschlupf betrat und mit seiner Magie ein Feuer errichtete, welches weder Rauch entwickelte, noch die Hütte niederbrennen würde. Da es keine Funken sprühte, würden die Blätter nicht berührt werden. „Ihr könnt mit dem Kochen anfangen", sagte er schließlich, als er heraustrat, um Wasser aus der Luft und dem Boden zu ziehen.
Estelle hatte den Pferden das Geschirr abgenommen, damit diese sich etwas bewegen und grasen konnten. Dazu hatte sie ein langes Seil an deren Hälse befestigt, damit sie nicht wegrennen konnten.
"Können wir die Töpfe irgendwie über das Feuer hängen?", fragte Shivana. Draige nickte und ließ eine Art Halterung aus dem Dach über dem Feuer wachsen, damit man die Töpfe dort aufhängen konnte. "Sehr gut", freute sich die junge Frau und wand sich dann zu Nino. "Würdest du Wasser in die Töpfe machen?"
„Kommt sofort", sagte dieser und ließ seine Finger leicht wackeln, sodass sich größere Mengen an Wasser bildeten. Diese ließ er in die Töpfe schweben.
"Danke", meinte Shivana zufrieden und hing die Töpfe bereits über das Feuer. Danach begann sie die Nahrungsmittel herauszuholen, um zu sehen, was sie machen konnte.
„Brauchst du Hilfe?", erkundigte sich Nino, der aus dem Boden und den Steinen Sitzgelegenheiten herrichtete.
Shivana sortierte das Gemüse. "Wenn du das Fleisch schneiden würdest, wäre ich froh", gestand sie etwas zögerlich.
Nino trat zu ihr heran und nahm ihr dieses aus der Hand, um es in Würfel zu schneiden. „Du magst kein Fleisch?", erkundigte er sich.
"Nicht zwingend", gestand sie. "Zumindest keines von großen Tieren", wich sie aus. "Fisch ist in Ordnung und Dinge wie ... Insekten auch."
Das schien er zu akzeptieren und konzentrierte sich lediglich darauf, das Fleisch kleiner zu machen. Sobald das fertig war, reichte er es ihr, weil sie wusste, in welchen Topf es gehen würde.
Mittlerweile regnete es in Strömen und das Geräusch hatte dazu geführt, dass Tai auf dem provisorischen Stuhl eingeschlafen war.
Shivana, die bis dahin das Gemüse geschnitten hatte, holte eine Pfanne heraus, in der sie das Fleisch anbraten wollte. Das Gemüse war bereits im Topf gelandet. Dazu einige Kräutermischungen, die sie selbst eingepackt hatte.
Schon bald darauf breitete sich ein guter Geruch aus, der Estelle, aber auch Draige anlockte. Beide waren bisher draußen gewesen und schienen hungrig zu sein.
„Wer ist mit Wache halten geübt?", wollte Nino wissen, solange sie auf das Essen warteten. Mit seiner Magie hatte er weiteres Wasser aus der Luft geholt und dieses gereinigt, sodass es getrunken werden konnte. Da sie jedoch noch Wasserflaschen hatten, sollten sie diese zuerst trinken, bevor er die leeren damit auffüllte.
"Ich schlafe nicht", erinnerte Shivana ihn. "Ich kann um das Haus herum Runen anbringen, die uns warnen", schlug sie vor, während sie die Schüsseln verteilte und bereits jeden einen Löffel Gemüsesuppe verteilte. Die andere brauchte noch etwas.
Der Anführer kostete die Suppe und schien zufrieden zu sein. Sie war kräftig gewürzt. „Ich löse dich dann trotzdem ab", erwiderte Nino. Selbst wenn sie nicht schlief, war es gut, wenn sie sich etwas ausruhte. Zudem schlief der Elementmagier nur wenige Stunden.
"In Ordnung", stimmte Shivana zu. Dann konnten sie sich vielleicht leise unterhalten. Die Nächte waren immer besonders langweilig. Die meiste Zeit hatte sie in der Bibliothek verbracht, weshalb sie auch als Geist bezeichnet wurde.
„Wie sieht es mit euch aus?", wandte sich der Anführer an die anderen. Es war gut, wenn jeder einmal Wache hielt und nicht nur zwei.
Er verriet nicht, dass er bei jeder Kleinigkeit wach wurde, weshalb er stets zusätzliche Wache halten würde. Es war nicht zum Kontrollieren, denn das geschah automatisch.
"Ich kann auch einen Teil übernehmen", bot sich Draige an. "Ansonsten würde ich Tai schlafen lassen."
„Gut, dann machen wir zweimal Wechsel", entschloss sich der Anführer und hob Shivana seine Schüssel hin, damit sie nach schöpfen konnte. So würden sie genügend Schlaf bekommen, denn solange es so regnete, war es nicht weise, weiterzugehen.
Shivana gab ihm aus den anderen Topf, mit der Fleischsuppe und auch Estelle gab sie davon Nachschlag. Draige hingegen bekam, wie sie, aus der fleischlosen Variante.
Tai schien es egal zu sein, was er aß, denn er nickte immer wieder ein.
Sobald sie satt waren, begab sich Estelle bereits zum Schlafen, damit sie für den nächsten Tag oder die Weiterreise ausgeruht war.
Auch Draige legte sich hin. "Willst du zuerst oder soll ich?", fragte Shivana. Ihr war es egal.
Nino überlegte einen Moment und meinte, dass sie gerne die erste Wache halten konnte. Müde war er nicht, aber sie schien direkt darauf zu brennen.
"Gut, dann schlaf gut. Ich nutze die Zeit, um draußen Runen anzubringen", erklärte sie. Eigentlich wollte sie nur in den Regen, denn sie liebte es.
Der Anführer sah ihr nach und dann zu den anderen, die sich bereits zum Schlafen hingelegt hatten. Außer dem Regen und das leise Platschen von Shivana draußen, war nichts zu hören.
Nino lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und schloss seine Augen nur halb. So konnte er jegliche Magieschwankungen feststellen, falls sie auftraten.
Draußen bemerkte er diese und wusste, dass sie wohl zu Shivana gehörten. Immerhin nutzte sie Magie für ihre Runen.
Zudem waren sie nicht gefährlich, weshalb er sich leicht entspannte. In Gedanken ging er die Gruppe durch, um sich genau einzuprägen, wer zu was fähig war. Ob sie gut harmonieren würden, wenn es zu einem Kampf kam?
Er hörte eine leise Melodie, die von draußen kam und sich mit dem Regen zu einem sehr schönen Schlaflied vermischte.
Dieses half den anderen wohl, einzuschlafen. Schon nach kurzer Zeit war der Atem der drei regelmäßig. Nur Nino schlief nicht. Er sah gedankenverloren in das Feuer und dachte nach.
Das Lied, das Shivana draußen sang, sorgte dafür, dass er ruhiger wurde. Er kannte die Melodie und den Text. Es versetzte ihn in der Zeit zurück.
Bilder flammten vor seinen Augen auf und er musste leicht lächeln. Nicht alles war stets erfreulich gewesen.
Erst nach einer Weile beschloss Nino, sich die Beine vertreten zu gehen. Der Drang, zu laufen, war bei ihm sehr groß, da er nichts anderes gewohnt war.
Der dunkelhaarige Anführer trat aus dem Unterschlupf heraus und sah, wie Shivana noch beschäftigt war. Anstatt sie jedoch zu stören, ging er zum Karren.
Erschrocken wandte sich die junge Frau zu ihm um und seufzte erleichtert, als sie ihn erkannte.
„Lass dich nicht stören", sagte er leise, aber so, dass sie ihn verstehen konnte. Kurz darauf war er bei den Pferden verschwunden.
Shivana atmete ein und aus, um sich zu beruhigen, bevor sie weiter sang und die Kühle des Regens genoss. Dass sie völlig durchnässt war, störte sie kaum. Ihr Mantel lag bei Tai, der darauf Platz gefunden hatte und würde dadurch trocken bleiben. Zudem konnte sie sich später umziehen.
Ihr Gesang drang selbst zu den Pferden, die genussvoll ihren Kopf hängen ließen und dösten. Nino überprüfte die Fesseln oder auf andere Verletzungen, obwohl Estelle sich darum gekümmert hatte. Dennoch konnte ein Huf kurze Zeit später anschwellen.
Da dies jedoch nicht der Fall war, trat Nino wieder hinaus und war auf den Weg zum Unterschlupf.
Shivana war mittlerweile fertig und hatte sich vor den Unterschlupf gesetzt. Womit sie direkt im Regen saß.
Zwar blickte er sie irritiert an, zuckte jedoch mit den Schultern. Es war ihre Sache, was sie tat. „Bitte werde nicht krank", sagte der Anführer der Gruppe und verschwand im Inneren.
Shivana antwortete nicht, weil sie die anderen nicht wecken wollte.
Die Stunden vergingen und die Nacht brach an, als Nino wieder nach draußen trat. Es regnete noch immer, weshalb sie nicht weiterziehen würden. Dennoch war er jetzt mit der Wache dran. „Du kannst dich etwas ausruhen gehen", sagte er zu Shivana.
"Ich bleib hier sitzen, wenn das in Ordnung ist", bat sie und betrachtete das Strickwerk, das sie angefangen hatte.
Mit den Schultern zuckend stellte er sich unter das Blättervordach, welches Draige erschaffen hatte. „Wenn du meinst", erwiderte er und starrte in die Nacht hinaus. Sehr viel war nicht zu erkennen, doch magische Schwingungen waren von Shivana spürbar. Sie kitzelten auf seiner Haut und erinnerten ihn an alte Zeiten, in denen er schon einmal so etwas erlebt hatte.
Die junge Frau begann wieder zu summen, was jedoch mit dem Klang des Regens vermischt wurde und so wohl nicht sonderlich leicht aufspürbar war.
Dennoch konnte Nino es hören, aber er sagte nichts dazu. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Umgebung. Auf die Elemente, mit denen er im Einklang war. Leichte Bodenvibrationen waren spürbar, genau wie ein magischer Luftstrom, der den Regen vorantrieb.
Dennoch war alles ruhig.
Hier waren sie auch noch sehr mittig von Pentalpha und bis hierher war der seltsame schwarze Nebel auch noch nicht vorgedrungen. So viel gab es also auch nicht zu befürchten.
Die Magie in der Luft und in der Erde waren normal, was ihn beruhigte. In der Nähe des schwarzen Nebels hatte es sich ganz anders angefühlt.
Aufgewühlter und kälter.
"Wie kommt es eigentlich, dass du diese Mission angenommen hast?", fragte Shivana irgendwann plötzlich.
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