Grüne Nervensägen
Meine Füße brannten wie Feuer. Meine Beine waren schwer wie Blei. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich nun schon unterwegs war. Die Landschaft wechselte stetig von grünen Wiesen zu kleinen Wäldern bis hin zu abgesengten Einöden. Nur noch die Ruinen erzählten leise, was hier geschehen sein mochte. Hier wütete das Feuer einst, vermutlich war dies der Drache. Ein frösteln überzog meinen Körper. Alleine der Gedanke an dieses Wesen ließ mich erschaudern. Ich hoffte, ich würde ihm kein weiteres Mal begegnen. Zweimal kreuzten Rehe meinen Weg. Ängstlich waren sie überhaupt nicht. Eines kam sogar zu mir und ließ sich von mir streicheln.
Mittlerweile war die sengende Mittagshitze vorüber und die Sonne war bereits am sinken. Die Dämmerung stand kurz bevor. Dies bereitete mir große Sorge. Ich war völlig allein, an einem Ort den ich nicht kannte, mit Wesen, die eigentlich nicht existieren sollten. Ohne den Schutz eines Unterschlupfes. Wenn die Dunkelheit über dieses Land einbrach, wollte ich definitiv nicht hier draußen sein. Dies war auch der Grund, weshalb ich das brennen in meinen Beinen ignorierte und mich weiter voran trieb. Ich musste schleunigst eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Hin und wieder hörte ich seltsame Geräusche, die ich keiner mir bekannten Lebensform zuordnen konnte. Es war aber auch nicht der Drache. Denn dieses Geräusch hatte ich mir gut eingeprägt. Es war ein tiefes Grollen, gefolgt von dem spitzen grellen Schrei. Dies war etwas, das ich nie wieder vergessen würde. Es hatte sich eingebrannt.
Erneut überzog eine Gänsehaut meinen Körper und ließ die kleinen, feinen Härchen aufrecht stehen.
Ich beschleunigte meinen Gang. Dies kam mir immer noch alles wie ein Traum vor. Es war verrückt. Ich hatten noch nie gehört, dass jemand sich etwas wünschte, dass dann eins zu eins in Erfüllung ging. Und dennoch war ich hier. An einem Ort der mir völlig fremd war.
Die Angst kroch langsam über mich. Engte mich ein. Was, wenn ich nie mehr Nachhause kommen würde? Wenn ich für immer hier fest saß?
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich meine Verfolger nicht bemerkte. Erst als ich einen uralten Mammutbaum fand, in dem ich die Nacht verbringen wollte, stellten sie sich mir in den Weg.
Ich erschrak fürchterlich, als eine der seltsam aussehenden Kreaturen vor mir erschien. So sehr, das mir ein Schrei entfleuchte. Es waren kleine haarlose Kreaturen mit einer grünlichen Haut, auf deren lauter gelbe Pusteln zu wachsen schienen. Ihr Gesicht wurde durch die viel zu große Nase und den riesigen vorstehenden Mund entstellt. In ihren Händen trugen sie Speere und ihre Körper waren nur leicht mit Leinenstofffetzen bedeckt.
„Tok! Tok di darrr!", schrie er mir entgegen und ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was dieses Ding von mir wollte.
Da er mir seinen Speer drohend entgegen richtete, hob ich als Zeichen der Kapitulation meine Hände ganz langsam über meinen Kopf. Ich hoffte diese Kreaturen verstanden dies. Mein Herz schlug so schnell, dass ich das Rauschen in meinen Ohren hörte. Vorsichtig näherte er sich mir und begann zu wittern. Er reckte mir seine knubbelige große Nase entgegen und sog die Luft ein. Er riss an meinem Shirt und fuhr ängstlich an meine abgerissene Jogginghose, ehe er wieder auf Abstand ging.
„Toooook!", schrie er erneut und deutete piksende Bewegungen an.
Weshalb ich mich vorsichtig umwandte und vorwärts ging. Zweimal pikste er mir in den Po, nicht besonders fest. Dennoch ärgerte es mich.
Ich ging doch schon, was wollte dieses Wesen noch von mir. Mittlerweile war es stockfinster und die kleinen hässlichen Dinger flüsterten.
Immer wieder das ein und selbe, zumindest hörte es sich für mich so an. In der Ferne sah ich Feuer.
Erneut erhöhte sich mein Herzschlag. Je näher wir kamen um so mehr nahm ich die Umrisse von Hütten wahr. War die das Dorf dieser kleinen grünen Dinger? Was würden sie nun mit mir tun? Würden sie mich verspeisen? War dies mein ende?
Mir schossen etliche Fragen durch den Kopf. Die Angst lag wie ein dicker Klumpen in meinem Magen. Als wir die Feuer erreicht hatten, sah ich das die Umrisse gar keine Hütten waren. Nur aufgehäufte Lehmhügel mit einem winzigen Loch. Daher vermutete ich, dass diese Kreaturen unter der Erde lebten.
„Tok took di!", schrie er nun und ich blieb stehen.
Ein Grollen welches ich bereits zweimal vernommen hatte, seit ich an diesem Ort gelandet war, durchbrach die Stille der Dunkelheit. Gefolgt von einem grellen spitzen Schrei. Dies ließ die Angst in mir explodieren. Unkontrolliert begann mein Körper zu erzittern.
All meine verworren Gedanken waren verschwunden. Nur noch ein einziger blieb zurück.
Der Drache. Der Drache ist erwacht.
„Tok? Tok di daaaarrr took!", schrie er und jeder dieser kleinen grünen dinger liefen in Richtung der Löcher.
Auch mich trieb er nun mit seinem Speer voran.
Ich fragte mich wie ich durch solch ein kleines Loch passen sollte? Doch egal wie, ich musste in diesen Unterschlupf gelangen. Bevor dieser Drache mit seinem Feueratem ein Grillhähnchen aus mir machte.
Er drängte mich auf einen weitaus größeren Hügel zu. Immer wieder schrie er mich in seiner, aus nur drei oder vier Silben bestehenden Sprache an. Vor dem Loch kam ich zum stehen und ging hinab auf alle viere. Das Loch war nur geringfügig größer als die anderen. Angsterfüllt und voll gepumpt mit Adrenalin kroch ich durch den engen Tunnel, hinein ins innere dieses Lehmbaues. Im Inneren war es angenehm kühl. Ich sah ein schwaches glimmen und hielt inne.
Erneut schrie das grüne Monsterchen hinter mir.
„Schon gut, ich gehe ja schon weiter. Herrje was seid ihr nur für seltsam laute, nervige Kreaturen? Was wollt ihr eigentlich von mir", gab ich genervt von mir und kroch weiter.
Sodass der Schreihals hinter mir aus dem Tunnel in die Kuppel gehen konnte.
Er nahm brabbelnd das glimmende Ding in die Hand und schüttelte es wie ein verrückter. Nun erkannte ich das dies zusammengebundene Blätter waren. Wie ein Ball, in dessen Inneren sich wohl so etwas in der Art wie Glühwürmchen befanden. Dieser Ball erleuchtete das Innere des Lehmbaues. Erstaunt blickte ich mich um. Es gab einen Schlafplatz, welcher aus Heu und Stroh bestand. In einer Ecke lagen etliche seltsame Gegenstände. Unter anderem auch Leinenstoff und Etwas das aussah, wie Lederstiefel.
„Tschhhhh Trocko", deutete mir der Grünling leise zu sein und wies nach oben.
Ich wusste umgehend, was er mir damit vermitteln wollte. Er sprach von dem Drachen. Nickend kam ich seiner Aufforderung nach. Ich wollte nicht wie die Fische in dem See enden.
Dann ertönte das Rauschen von Luft über uns.
Gefolgt von einem Grollen. Er ließ das Flammenmeer über uns zum Leben erwachen. Die Ausläufer seines Feuers reichten in den Tunnel hinein und für wenige Sekunden spürte ich die Hitze.
Ich kroch rücklings bis ich die Wand in meinem Rücken hatte. Nun war ich doch erleichtert, dass dies grünen Nervensägen mich gefunden hatten.
Auch wenn ich noch immer nicht wusste, was sie mit mir vor hatten.
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