Dinner
Nervös ergriff ich ihre Hand und Lana zog mich zur Tür hinaus. Der Korridor war lang. Aber hell und freundlich gestaltet. Ein verschnörkelter purpurner Teppich zierte den hellen Steinboden unter unseren Füßen. An den Wänden hingen Fackeln und wunderschöne Gemälde von Landschaften, Tieren und Menschen. Hin und wieder stand ein Schränkchen an der wand. Auf dessen sich Dekoelemente befanden. Von Blumen über geschnitzte Figuren, bis hin zu Kerzenständer aus gebürstetem Stahl war alles vorhanden. Lana bemerkte meine staunenden Blicke.
„Schön oder", lächelte sie und zog mich zu einer Gabelung.
„Faszinierend, es ist alles so stimmig eingerichtet. So freundlich und hell", nickte ich.
„Die Königin legt sehr viel wert darauf. Jeden Tag werden frische Blumen geschnitten und in den Korridoren verteilt. Deshalb duftet es hier immer so herrlich", grinste sie nun und sog hörbar die Luft durch ihre Nase ein.
Als wir nach rechts in einen weiteren Korridor einbogen staunte ich. Bisher hatte ich nicht eine Wache gesehen. Doch hier standen sie in reih und Glied. Mindestens fünfzig Wachen waren an den Wänden positioniert. Sie trugen silberne Rüstungen, welche ihre Identität verschleierte. Nicht mal die Farbe ihrer Augen konnte ich erkennen. Doch die Treppe, welche zu der einzigen Tür führte beeindruckte mich noch mehr. Sie war gigantisch. Von der untersten Stufe an nach oben schmaler werdend. Auf jeder der Stufen standen links und rechts weitere Blumenarrangements, welche einen betörenden Duft versprühten. Es waren bunte riesige Sträuße, mit ranken die bereits um die Tür wuchsen. Bei genauerem hinsehen stellte ich fest, dass sie tatsächlich hier drinnen gepflanzt worden waren. Über uns prangte eine mächtige gläserne Kuppel, die das Tageslicht in vollem Spektrum auf die Blumen schienen ließ. Ich vernahm das Plätschern von Wasser und suchte umgehend seine Herkunft. Ein kleiner Wasserfall an der rechten Seite des Korridor's fiel in einen kleinen künstlich angelegten Teich, von dem aus das Wasser in dünnen Rinnen auf die oberste Stufe hinab lief und sich von dort aus auf alle Stufen verteilte. Wunderschön und unglaublich. Solch eine Konstruktion gab es nirgendwo auf meiner Welt.
„Das ist unglaublich toll", wisperte ich mit pochendem Herzen.
Meine Nervosität nahm zu. Gleich würde ich auf den König treffen.
„Ja. Einer der vielen Gründe, warum ich hier her wollte. Ich mag das Schloss und seine vielen Gärten. Doch die im Inneren, sind einfach traumhaft", schwärmte Lana und blieb nun stehen.
„Ab hier musst du nun alleine weiter. Wenn du mich benötigst, lass nach mir rufen. Ich stehe Tag und Nacht für dich zur Verfügung", machte sie einen kleinen Knicks, sah mich noch einmal an und wandte sich zum gehen.
„Warte. Wem soll ich Bescheid geben, wenn ich deine Hilfe benötige?", gab ich nervös von mir.
„Na einer der Wachen. In der Nacht sind immer zwei Wachen auf jedem Korridor", lächelte Lana und ging davon.
Da stand ich also. Erneut vor einer Tür, hinter der sich schon wieder ein König befand. Meine Beine zitterten, ein frösteln überzog meine Haut. Angst.
Ich hatte Angst, was mich nun erwarten würde. Ein letztes Mal sah ich an mir hinab, ein immer noch ungewohnter Anblick. Ich in diesem Hauch von nichts. Langsam ging ich los. Stufe für Stufe, bis ich die hölzerne Tür erreicht hatte. Ich griff nach dem Knauf und öffnete sie. Ein großer, lichtdurchfluteter Saal empfing mich. Neugierige Blicke folgten jeden meiner Schritte. Die Tafel an der Taro und seine Eltern saßen, war nicht ganz so pompös wie die Tafel in Mohawé. Dennoch war es nicht weniger beeindruckend. Auch dieser Raum war stimmig dekoriert. Zudem fühlte ich mich um Welten wohler. Als ich die Tafel erreicht hatte, stand Taro umgehend auf. Sein Blick fixierte mich, wanderte über meinen Körper. Die Königen schmunzelte amüsiert. Taro nickte mir kurz zu und nahm wieder Platz. Seine Wangen hatten eine leicht rote Färbung angenommen. Mir erging es jedoch nicht anderes. Ich fühlte mich gerade nahezu nackt.
Der König war ein stämmiger großer Mann, mit grauen Augen. Seine langen Kastanienbraunen Haare, waren sorgfältig zu einem Zopf zusammengebunden worden. Sein Bart war gepflegt und gab viel von seinen weichen Gesichtszügen preis. Ganz anders als der irre König. Die Königin sah wunderschön aus. Sie trug ein hellblaues Kleid mit purpurnen Blumen darauf. Ihr langes Schwarzes Haar war geflochten und hochgesteckt worden. Sie sah unglaublich jung aus, zumindest war ihre Haut faltenfrei. Ihr Lächeln schien aufrichtig zu sein. Was meiner Nervosität zu Gute kam.
„Bitte, nimm Platz mein Kind", ertönte die dunkle, aber freundliche Stimme des Königs.
„Danke", fiepte ich räuspernd.
„Vor uns musst du dich nicht fürchten, wir werden dir kein leid zufügen. Du kannst hier verweilen, solange du möchtest. Nur eines möchte ich und meine Frau von dir wissen. Wo hast du das Gewand her, welches du trugst, als Taro dich befreite", nickte der König mir zu und deutete mir an, Platz zu nehmen.
„Danke Sir das ist sehr gastfreundlich von ihnen. Ich habe es von einem der grünen Borgads erhalten. Sie haben mich vor einem der Drachen gerettet. Meine Kleidung war zerstört. Der Grünling hatte es in seinem Bau", fiepte ich noch immer mit viel zu greller Stimme und setzte mich auf den Stuhl neben Taro. Welcher mich interessiert betrachtete.
„Bitte, nicht so förmlich. Ich bin Theon und das ist Narola. Bei den Grünlingen sagst du? Hast du dort ein Mädchen gesehen, etwa in deinem Alter?", gab er nachdenklich von sich.
„Nein tut mir leid. Wir wurden angegriffen. Ich verweilte eine Nacht in dem Bau des Grünlings. Dann brachten sie mich zu den Menschen. Nach Mohawé..", brach meine Stimme und eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
„Haben sie dir leid zugefügt", erklang nun die sanfte Stimme der Königin.
„Nein, sie wollten mich um zu verhandeln. Ich habe versucht, ihnen zu erklären dass ich nicht die Prinzessin bin. Jedoch wollte mir niemand glauben schenken. Einzig Sir Salm, wusste wohl irgendwie dass ich nicht zu eurem Hause gehöre", antwortete ich ihr schnell und versuchte meine Sprache an die ihre anzupassen.
Umgehend verschwand ihr besorgter Ausdruck. Nickend trank sie aus dem Kelch, welcher zu ihrer linken stand.
„Sir Salm? Von den Schlangeninseln? Herrje, du ziehst Ärger wohl an was", wandte sich nun Taro mir zu.
Sein Kopf war leicht geneigt. Seine blauen leuchtenden Augen suchten meinen Blick.
„Borgads sind gefährlich, du hattest Glück, dass es die Grünlinge waren. Nach Mohawé zu gehen, war äußerst töricht von dir und Dich mit einem Magister zu umgeben. Davon fange ich garnicht erst an. Du scheinst nicht sonderlich viel zu wissen. Bist du von jenseits des Meeres?", führte Taro das Gespräch fort.
Seine Reaktion ärgerte mich. Er stellte es so dar, als wäre ich dumm. Ich war eben aus einer anderen Zeit und mit diesen Gepflogenheiten nicht vertraut. Ich konnte nicht wissen, was mich hier erwarten würde.
„Ich habe mir das alles nicht ausgesucht. Es waren wohl alles blöde Zufälle, die mich in diese Lage gebracht haben. Ich weiß nicht wo mein Zuhause ist", zickte ich leicht, wurde dann aber leiser.
Zwei Bedienstete kamen durch eine Tür zu uns herein und brachten köstlich duftendes Essen. Von Gemüse über Fleisch bis hin zu Obst wurde alles auf die Tafel gestellt.
„Taro, zügle dein Temperament. Nicht jeder von außerhalb weiß um die Geheimnisse der Drachenlanden", tadelte Narola ihren Sohn liebevoll.
„Dessen bin ich mir durchaus bewusst Mutter. Dennoch werden in allen Landen vor Magister und dem Königreich der Mohawé gewarnt. Dies weiß jedes Kind, es sei denn man wird von wilden erzogen", gab Taro störrisch zurück.
Was mich erneut ärgerte. Er hielt mich tatsächlich für dumm. Seine anfängliche Freundlichkeit war anscheinend nur gespielt.
„Na du musst dich ja nicht mit mir umgeben. Ich bin dankbar, dass du mich befreit hast. Und ich danke euch für eure Gastfreundschaft. Steht es mir frei zu gehen?", zischte ich in seine Richtung und wandte mich an den König.
Welcher mich mit großen Augen ansah.
„Natürlich, du bist keine Gefangene. Ich bitte dich jedoch, zu bleiben. Wenn du uns vielleicht zeigen könntest, welcher Stamm der Grünlinge Dich rettete. Entschuldige die Laune meines Sohnes. Sein Temperament geht manchmal mit ihm durch", sprach Theon und sah mich flehend an.
Ebenso die Königin. Während Taro seinen Blick gegen die Decke richtete. Warum war er plötzlich so abweisend? Was hatte ich getan, dass ihn so verärgerte? Ich bezweifelte, dass er mir helfen würde. Dennoch musste ich es versuchen. Alleine würde ich es nicht schaffen.
„In Ordnung. Ich werde euch zu den Grünlingen geleiten. Danach, bist du mich los", gab ich dem Königspaar zu verstehen und wandte mich mit meinem letzten Satz an Taro.
Welcher mich mit krausgezogenen Brauen böse anfunkelte. Er sprach beim Essen kein einziges Wort mit mir. Würdigte mich keines Blickes.
Ich hatte ihn tatsächlich verärgert. Jedoch hatte ich keine Ahnung wie.
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