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4 Verborgenes & Licht

Beynon
Die Gänge wirken leblos und leer. Die Stille, die hinter jeder Ecke hängt, ist bedrückend. Es ist als sei der ganze Palast in Trauer um einen Mann, den sie alle ja doch verachtet haben. Und trotzdem weinen sie. Trotzdem trauern sie.

Vor dem Zimmer meiner Mutter bleibe ich stehen. Hier ist es seit dem Tag, an dem mein Vater aufhörte zu atmen, nie still. Auch jetzt treten leises Schluchzen und zitternde Atemzüge zu mir durch. Sie weint. Sie weint um einen Mann, von dem ich nie wusste, ob sie ihn wirklich liebte. Unschlüssig lasse ich meine Faust vor dem Holz stocken.

Eine Bewegung zu meiner Rechten fordert meine Aufmerksamkeit. Eine Zofe mit Tee versteinert, als ihr Blick auf mich fällt. Angst huscht über ihre Augen und die Tassen auf dem Tablett klirren leise. Sie haben mich zuvor nie so angesehen. So wie sie meinen Vater ansehen — voller Angst — nur, dass mir gegenüber der Respekt fehlt, den sie ihm immer zollten. Die Zofe macht einen Knick, doch verharrt an der Stelle. Ihr Fuß zuckt als wolle sie rückwärtsgehen, als wolle sie flüchten. Glaubt sie, ich würde ihr etwas antun?

Bilder von zerspringenden Tonvasen treten vor meinem inneren Auge auf. Die, die eine unschuldige an der Schulter traf. Die Hofdame ist unerwartet in mein Zimmer getreten. Bevor Angst und Schmerz ihr Gesicht zerriss, war Sorge darin gelegen. Ich wollte ihr nichts tun. Sie hätte nicht dort sein sollen.

„Ich gehe", nuschele ich und drehe mich um. Ein König ist nur so stark, wie die Angst, die er verbreitet, höre ich meinen Vater stolz flüstern. Ein kalter Schauer huscht mir über den Rücken und ich zucke als stünde er wahrlich hinter mir. Er ist Tod. Fort. Für immer! Und trotzdem ...

Erst als ich den Gang hinter mir lasse, höre ich die raschen Schritte der Zofe, die in das Zimmer meiner Mutter huscht. Mein Vater war ein gefürchteter Mann, aber niemals haben ihn die Menschen so angesehen, wie sie es nun mit mir tun. Wen sehen sie in mir? Das Monster, das mein Vater schuf, oder der Junge, der ich einst war?

„Hoheit?" Die vertraute Stimme löst mich aus den Gedanken. Der Mann, der an meiner Seite steht, seit ich denken kann, wirkt in der Palastuniform noch breiter und furchteinflößender als zuvor. Kuno kennt Seiten von mir, die die Angst der Bediensteten anschüren würden. Trotzdem hat sie nie in seinen Augen aufgeblitzt. „Die Abgeordneten haben sich versammelt und der Rat ist vollzählig. Sie warten nur auf Eure Anwesenheit, um die Sitzung zu beginnen." Dankend nicke ich ihm zu. Es ist die erste Sitzung seit dem Tod meines Vaters und ich werde zum ersten Mal als König von Evrem vor ihnen stehen. Doch bin ich das? Du wirst niemals ein wahrer König; die letzten Worte meines Vaters an mich.

„Ich brauche noch einen Moment, um etwas Wichtiges zu regeln, Kuno. Würdest du den Herrschaften sagen, sie sollen sich noch etwas gedulden?" Eine Lüge. Aber der Grund weshalb ich zu meiner Mutter wollte, hat sich noch nicht geklärt. Und obwohl ich weiß, dass sie mir nicht geholfen hätte, wünsche ich, mit ihr sprechen zu können.

Kuno nickt und dreht sich nach einer Verbeugung um, während ich meinen Weg fortsetzte und ziellos durch den Palast irre. Gedanken und Worte in meinem Kopf, die nicht verstummen wollen. Gefühle und Erinnerungen, die ihr Standbein festigen. Erhoffte Träume, die nie wahr werden. Und Impulse, die aus mir brechen wollen und bereits meine Hände zu Fäusten ballen.

Ich bin gefangen in einem Tumult meiner eigenen Gedanken, bis ein flüsternder Gesang zu mir vordringt. Verwundert bleibe ich stehen. Zuerst halte ich es für einen Streich meiner Sinne, doch das Lied verklingt nicht. Angestrengt starre ich hinaus zum Garten, aus dem die Stimme stammt und erhasche einen Schatten.

Langsam nähre ich mich der jungen Frau, die mit den Vögeln und dem Wind zu singen scheint, während sie Blumen am Rand des Palastes pflückt. Sorgsam wählt sie jede der Blumen aus und steckt sie zu einem farbenprächtigen Gesteck zusammen. Verzaubert beobachte ich sie dabei und lausche dem Lied, zu dem die Schmetterlinge um ihren Kopf tanzen.

Als der Strauch groß genug ist, richtet sie sich auf und ihr Blick begegnet meinem. Ihr Gesang verstummt und ihre Brauen zucken nach oben. Ihr Griff um die Blumen wird enger.

„Verzeiht Hoheit, ich habe Euch nicht gesehen", sagt sie mit einem leichten Akzent, der aus dem Norden stammen könnte. Vermutlich eine der Begleiterinnen der Abgeordneten.

„Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht ängstigen." Ihre Mundwinkel heben sich und sie legt den Kopf schief, als verstehe sie nicht wovon ich spreche.

„Ich habe mich lediglich erschreckt, da ich dachte während der Sitzung den Palast für mich zu haben. Macht Euch keine Sorgen, Hoheit." Die junge Frau machte einen Knick, den sie zuvor vergessen hat. Ich glaube Röte auf ihren Wangen zu sehen und ein verlegenes Funkeln in ihren Augen.

Meine tosenden Gedanken verstummen beinah ganz. Nur ein Hintergrundrauschen bleibt zurück, während der Gesang der Vögel und das Rauschen des Windes nach ihrer lieblichen Stimme rufen.

„Es tut mir leid, Hoheit, ich sollte vermutlich wieder zurück in den Palast, bevor man nach mir sucht." Sie knickst und tritt an mir vorbei. Die anderen hätten den Weg um mich herum genommen, statt sich zwischen mir und der Fassade des Palastes zu drängen. Nicht sie, was dazu führt, dass sie nah an mich herantritt. Dicht, sodass ich den Duft von Jasmin vernehme und Rosen und Flieder. Ihre Locken streifen meinen Arm und ihre Finger sind nur ein Faust von mir entfernt. So nah ist mir lange niemand mehr gekommen.

Meine Gedanken wollen mich an einen Landsitz weit ab entführen, zu einem See und einer Blockhütte, in der ich seit Jahren glaubte Glück zu verspüren. Ich schüttele die Erinnerung ab, um in der Gegenwart zu bleiben.

„Ihr fürchtet Euch nicht vor mir?", frage ich, mit einer Brise Hoffnung in den Worten. Die Fremde hat die Tür in den Palast erreicht und bleibt erneut stehen. Noch immer mit einem Lächeln im Gesicht sieht sie zu mir. Ich kann die goldenen Sprenkel in ihren braunen Augen selbst aus dieser Entfernung erkenn.

„Sollte ich das, Hoheit?", fragt sie unschuldig und schnuppert an den Blumen in ihrer Hand.

Mein Blick fällt auf eine gelbe Rose, die ihr heruntergefallen ist, und ich gehe aus sie zu. Als ich näher trete, sehe ich erneut zu ihr, doch sie zuckt nicht. Nachdem ich die Blume aufhebe, komme ich vor ihr zum Stehen. Der Duft von dutzenden Blumen steigt mir erneut in die Nasen.

„Habt Ihr nicht gehört, was man munkelt? Ich habe meinen Vater vergiftet und ihm am Sterbebett kaltblütig seines Lebens bestohlen. Meine wunderschöne Frau habe ich mit meinem Bruder im Meer unbarmherzig ertränkt. Und meine Seele freudig dem Herrscher der Unterwelt verkauft." Meine Worte klingen bitter. Es ist das Flüstern des Palastes; Worte, die in den Gängen erzählt werden und die Angst schüren. Gemunkel in der Dunkelheit, das sie vor mir vertuschen wollen — doch ich höre es.

„Euer Vater war ein grausamer Mann." Ihre Lippen verlieren das Lächeln. Sie sieht verlegen auf die Blumen in ihrer Hand. „Ich sollte wirklich gehen, Hoheit." Die junge Frau macht einen erneuten Knicks und tritt in den Palast. Mit schnellen Schritten gehe ich ihr hinterher, als habe sie einen unsichtbaren Strick um mich gebunden.

„Und was macht das aus dem Sohn des grausamen Mannes?", frage ich und bringe sie erneut zum Stehen.

Sie überlegt einen Moment und dreht sich zu mir. Mitgefühl und Verständnis funkeln in ihren Augen, die einen Schimmer bekommen.

„Einen Kämpfer, der sich noch für eine Seite entscheiden muss, nachdem er in der Dunkelheit aufgewachsen ist." Ich schlucke bei den Worten und glaube zum ersten Mal zu spüren, wie die Klauen, die sich in meine Seele graben, für einen Herzschlag freisetzen.

„Wartet! — Bitte", rufe ich ihr hinterher, als sie erneut den Gang entlang tritt. „Wie ist Euer Name?" Das Lächeln findet zurück in ihr Gesicht und mein Inneres wirkt nicht so taub und kalt wie noch vor wenigen Minuten.

Sie betrachtet mich einen Moment mit schief gelegtem Kopf. Eine ihrer goldenen Locken rutscht hinter ihrem Ohr hervor. Ihr Blick fällt auf die Blume in meiner Hand und ihr Lächeln wird größer.

„Ihr könnt mich Dahlia nennen." Sie zwinkert, kommt näher und nimmt mir die Blume — die eindeutig eine Rose ist — aus der Hand.

„Ihr wollt mir Euren Namen nicht nennen?" Die Enttäuschung ist in meiner Stimme nicht zu hören, aber sie muss sie trotzdem bemerkt haben. Ihr Blick zuckt zum Fenster zu unserer Rechten.

„Mein Onkel sagt, dass ein Name Macht über jemanden bedeutet und von Vertrauen weist. — Vertrauen muss verdient werden. Auch von dem König von Evrem." Ihr Blick trifft erneut den meinen. Zum ersten Mal bemerke ich, dass es nicht Wut oder Zorn sind, die meine Zügel in der Hand halten. Obwohl sie mit mir spielt und sich mir widersetzt, ist es Neugier und Anerkennung über ihren Mut, die meine Hände davon abhalten, sich zu erheben. Und ich habe das Gefühl, frei atmen zu können.

„Wie Ihr sagt, trage ich die Krone des größten Königreichs dieses Kontinents, schenkt mir das nicht Euer Vertrauen." Der gekränkte Unterton ist selbst für mich zu hören und ich versuche ihn mit einer stolzen Haltung zu vertuschen. Ein König nimmt sich, was er will, zischt die Stimme meines Vaters, die ich zum ersten Mal mit Leichtigkeit verbanne.

„Nicht so sehr, wie Ihr glaubt, Hoheit." Sie macht einen Knicks und dreht sich von mir ab. Das dünne hellblaue Kleid, das um ihre nackten Füße flattert, scheint das Licht einzufangen und zu funkeln. Wunderschön wie sie.

„Milady Dahlia, sagt mir, wie kann ich Euer Vertrauen gewinnen?" Sie kichert, sieht über die Schulter, doch tritt um die Ecke ohne mir zu antworten.

Kopfschütteln vertreibe ich das Lächeln, das sich auf meine Lippen geschlichen hat, und will ihr hinterher eilen, als eine andere Stimme mich innehalten lässt. Kuno.

„Majestät, die Herrschaften werden ungeduldig." Ich wende mich zu dem Muskelprotzen und nicke ihm zu. Ein König ist nur so stark, wie seine Allianzen. Ein letzter Blick, bevor ich das Lächeln aus meinem Gesicht verbanne und mir meinen Verpflichtungen bewusst werde. Ich bin der König von Evrem.

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