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3 Vergangenes & Verborgenes

Rehva

„Sag ihm nicht, wer du bist. Das könnte ihn misstrauisch machen. Erschaffe ein Mysterium um dich, das wird ihn locken", sagt mein Vater und läuft von einer Seite des Raumes zur anderen, während ein Zofe sich an meinem Haar zu schaffen machen. „Finde seine Schwäche. Sein tiefstes Verlangen und nutze es aus. Er ist jung und du ein hübsches Mädchen, mach dir das zum Vorteil."

Mein Vater wiederholt Worte, die er mir bereits ein Dutzend Mal gepredigt hat. Jedes Mal betont er, wie jung der König ist; wie unerfahren er auf dem Thron ist; und berichtet von Gerüchten seiner unzähligen Liebschaften. Die Betonung liegt am Ende darauf, dass ich das Richtige für unser Königreich tue. Es hört sich immer wieder aufs Neue an, als würde er mich verkaufen und nicht wir die Rache bekommen, die ich mir erhoffe. Seine Worte enden jedes Mal mit einer Aufmunterung, dass es sich nur um wenige Wochen handelt, als müsse er sich davon überzeugen, das Richtige zu tun.

Mein Blick fällt auf die Zofe, die nicht viel älter ist als ich. Ihr Haar ist ordentlich in einen Knoten gebunden, ihre Züge sind weich und ein Lächeln liegt auf ihren Lippen. Aber ihre Augen verraten sie. Zinah, war es, die mich — am ersten Abend, an dem mein Vater mir den Plan erklär hat — getröstet und beruhigt hat. Ich hatte geschluchzt und darüber gejammert, wie er mit meinem Leben spielte und mir keine freie Wahl ließ.

Ich sehe auf die Verbrennungen an ihrem Unterarm. Ein Dreieck mit einem kleineren verkehrten Dreieck, drei Balken und darunter eine Krone. Wie in der Nacht vor etlichen Tagen schäme ich mich aufs Neue für meine Worte. All die Zofen, Hofdamen und Küchenmädchen in unserem Palast, so auch Zinah, haben kein Mitspracherecht wo sie hingebracht werden. Eine schreckliche anhaltende Tradition in unserem Königreich, die ich nie hinterfragt habe — bis mir selbst die Wahl über mein Leben genommen wurde. Dabei handelt es sich nur um wenige Wochen, während die Mädchen ihr ganzes Leben ihrem Meister dienen müssen.

„Rehva!" Ich zucke und finde zurück in die Gegenwart. Mein Vater bleibt abrupt stehen. Verärgert starrt er über den Spiegel zu mir. Ich blinzle und sehe über die Schulter. „Hörst du mir zu?"

„Ja, mein König. Täusche ihn, belügt ihn, hintergehe ihn und dann erpresse ihn. Er ist ein junger Mann; es ist leicht. Wie oft willst du es mir noch sagen?" Meine Stimme klingt so kalt, dass ich mich kaum wieder erkenne. Ich schnaube und betrachte die Flechtfrisur der Zofe, die, ohne dass ich es gemerkt habe, den Raum verlassen hat. Zinah hat meine Karamellfarbende Mähne in etwas Einfaches gelegt, was es auf der ganzen Reise bändigen wird.

Mein Blick geht zur Truhe mit meinen Kleidern. Einfache Kleider. Kleider, wie ich sie liebe, aber für eine Prinzessin zu einfach sind. Trotzdem darf ich sie tragen.

„Rehva." Mein Vater legt die Hände auf meine Schultern und küsst meinen Hinterkopf. Für einen Augenblick erinnert es mich an die Zeit vor der Kluft, die sich zwischen uns gebildet hat. Bevor Tod und Gewalt uns etwas aus dem Leben gerissen hat und Distanz sich zwischen uns ausgebreitet hat.

Ich sehne mich nach den Tagen, an denen er mich so sehr liebte, dass er abends an mein Bett kam und mir eine Geschichte vorlas und mir einen Kuss auf die Stirn gab. Selbst nachdem ich viel zu alt war, schlich er sich jede Nacht hinein und wünschte mir mit einem Kuss auf die Stirn eine gute Nacht. Nun tut er dies nicht mehr. Er sagte nicht mehr, dass er mich liebte, dass ich seine kleine Prinzessin sei oder zieht mich für eine lange Umarmung in den Arm. Nein, inzwischen blickt er mir kaum noch in die Augen und diese Berührung ist die erste seit Tagen.

„Ich weiß, das alles ist nicht leicht für dich. Es ist nicht, wie du es dir vorgestellt hast. Aber du bist stark, klug und geduldig. Glaub mir, er wird dafür büßen. Dies ist nur der erste Schritt." Ich nehme einen tiefen Atemzug und sehe auf meine Hände. Der Finger, der sonst von Mutters Ring geschmückt wird, ist leer. Das Wappen unseres Königreiches ist darauf eingraviert und würde mich vor dem jungen König verraten, weshalb er hier bleiben muss.

Als mein Vater mir etwas über den Kopf schiebt, sehe ich erneut zu ihm auf. Im nächsten Wimpernschlag liegt etwas schwer auf meiner Brust. Mit weit geöffneten Augen starre ich auf die Kette. Eine Murmel gefasst in ein verschnörkeltes Nest aus filigranen silbernen Reben. Nicht irgendeine Murmel. Die blaue, die ich erst gestern auf der Krone gesehen habe.

Mein Blick huscht zu dem Schmuckstück auf dem Kopf meines Vaters. Tatsächlich wurde die Murmel, die dort ihren Platz hat, ersetzt durch eine milchige Goldene.

„Zu deinem achtzehnten Geburtstag wirst du wieder zu Hause sein. Danach musst du nie wieder von hier fortgehen." Trauer funkelt in seinen Augen. Er entzieht mir seinen Händen, und die damit gegebene Wärme. „Als Erinnerung daran, wer du bist, Prinzessin Rehva, erstgeborene Tochter unseres Königreiches. Dein Opfer wird unser Volk beschützen." Der einzige Grund, weshalb ich aufgehört habe, sein Vorhaben zu bekämpfen: Ich habe eingesehen, dass unser Land davon profitiert. Das hätte sich Aspen gewünscht. Er liebte das Königreich beinahe so sehr wie unsere Familie.

Unsere Blicke begegnen sich nicht mehr.

Die Augen meines Vaters scheinen in einer anderen Zeit zu sehen, während Verlust und Trauer ihn verschlingen. Dieser Mann ist nicht mehr als ein Schatten seiner selbst, seit er Mutter und Aspen verloren hat und es wird mit jedem Tag mehr. Wortlos verlässt er den Raum. Kein Abschied; kein letzter Kuss.

Er ist einfach weg. Und ich allein.

Für eine quälende Ewigkeit bleibt es still, bis das Quietschen der Tür meine Gedanken zerreißen.

„Kia", brüllt mein kleiner Bruder, der Schwierigkeiten hat meinen Namen auszusprechen. Ich streife mir hastig die Träne beiseite und drehe mich zu dem Eineinhalbjährigen, der mit hüpfenden Schritten auf mich zu rennt. Seine braunen Augen haben die Unschuld nicht verloren, tragen noch keine Trauer und wissen nichts von der Last, die er seit dem Tod von Aspen tragen muss. Er ist der Thronfolger und wird eines Tages dieses Königreich regieren.

Der Kleine springt mir in den Arm. Lachend wirbele ich ihn herum und knuddele ihn, als wäre dies ein Abschied auf Ewigkeit. Es sind nur wenige Wochen, rede ich mir selbst zu, aber drücke ihn noch enger.

„Du Asp besucht?" Mein Herz stockt und ich erstarre. Es gibt wenige Momente, in denen er sich noch an Aspen erinnert. Wir haben ihm nicht erzählt, was mit Mutter und seinem großen Bruder geschehen ist. Noch nicht. Er ist zu jung und würde es nicht verstehen. Ich wuschele traurig durch seine Locken und küsste seine Stirn.

„Eines Tages werde ich ihn besuchen, aber erst einmal muss ich einen wichtigen Auftrag erledigen." Ich stelle ihn auf die Beine und knie mich vor ihn. Seine Bäckchen sind leicht gerötet und im Mundwinkel hängt etwas Honig vom Abendessen. Mit dem Daumen wische ich das klebrige Gold beiseite und küss ihn auf die Nasenspitze, was ihn zum Kichern bringt.

„Ich mit?" Ich schüttele den Kopf und kämpfe gegen Tränen, die ich nicht vor ihm vergießen will.

„Nein, Knirps, du musst hier bleiben. Ich bin bald zurück und dann helfe ich dir groß und stark zu werden." Er mustert mich mit einem Lächeln, unwissend welcher Weg vor ihm liegt.

Vorsichtig greift er nach der Kette mit der blauen Murmel und betrachtet sie mit einer Faszination, wie ich es sonst tue.

„Eines Tages gehört sie dir, Knirps. Aber für den Moment brauche ich sie noch."

Ich küsse ihm erneut auf die Stirn und lasse seine Amme rufen. Er winkt mir fröhlich zu, während er an ihrer Hand den Raum verlässt.

„Bis bald, Julius. Auf dass du niemals eine Entscheidung treffen musst wie Vater und niemals den Schmerz spürst wie wir", wispere ich und umklammerte das kalte Metall, von dem eine Wärme in mich gelegt wird.

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