Kapitel 3
Als sich Yelir von Fürst Veren verabschiedete, war er so schlau wie vorher. Dieser hatte nicht sonderlich viel zu berichten gehabt, schien sich aber auch eher bedeckt zu halten. Entweder, weil er die Feier damit nicht stören wollte, oder weil er nicht wollte, dass sich Yelir einmischte.
Trotzdem hatte Yelir erfahren, dass es in Vereven in letzter Zeit zu vielen Feuer gekommen war. Angeblich, weil es im Sommer zu heiß gewesen war.
Yelir konnte das kaum glauben. Am Meer war es normalerweise nicht sonderlich heiß und in den Nordlanden waren die Sommer sowieso sehr mild.
Irgendwas ging dort vor sich, doch noch wusste Yelir nicht, wie er damit umgehen sollte.
Wäre seine erste Reaktion früher noch der Gang zu Degoni gewesen, um ihn um Rat zu fragen, fühlte er sich jetzt jedoch von deiner Königin angezogen. Immerhin war sie es gewesen, die mit einer Vision darauf hingewiesen hatte, dass etwas nicht stimmte.
Yelir nahm sich vor, in nächster Zeit besser auf seine Fürsten zu achten. Er hatte sie lange genug machen lassen, was sie wollten. Damit war jetzt Schluss.
Yelir war zwar der stärkste Krieger der nordländischen Göttertiergeborenen, doch das hieß nicht, dass jeder Fürst ihm bedingungslos folgte. Selbst, wenn er seine Kraft immer und immer wieder unter Beweis stellen würde, gab es doch diejenigen, die an ohm zweifelten. Das begann schon bei dieser Hochzeit. Nicht alle hier waren damit einverstanden, doch niemand sagte offen etwas. Was der Grund war, warum Yelir schon die ganze Zeit lauschte.
Seine Ohren waren so viel besser als die der anderen, dass kaum jemand glaubte, gehört zu werden.
So schnappte er einige wichtige Dinge auf, doch was ihn besonders hinhören ließ, war die Erwähnung seiner Frau. »Sie wurde gleich nach dem Tanz mit Fürst Aaron gesehen«, behauptete ein Mann mit einem herablassend Schnauben.
»Scheinbar reicht ihr unser König nicht«, erwiderte ein anderer.
Yelir konnte sie nicht sehen, aber auch ihre Stimmen sagten ihm nicht viel. Vermutlich Söhne oder andere Angehörige eines Fürsten. Bisher eher bedeutungslose Individuen, doch dieses Mal blieb Yelir und lauschte.
»Sie soll ihm schöne Augen gemacht haben«, erklärte der erste wieder flüsternd, als wüsste er, dass er solche Dinge nicht laut aussprechen sollte.
Der zweite Mann schnaubte leise. »Die Frauen der Südlande sind wirklich Männerfänger. Sie muss ihm den Kopf verdreht haben.«
»Bei ihrem Auftreten nicht verwunderlich.«
»Sie hat eine gewisse Ausstrahlung, aber mit einem Nordmann im Bett wird sie es nicht lange aushalten.«
Beide Männer lachten und Yelir entschied sich, dass er genug gehört hatte. Es machte ihn nur wütend, wie sie über seine Frau sprachen. Darum würde er sich die Stimmen merken.
Yelir spürte die Gefühle in sich aufwallen, weshalb er sich schneller bewegte, um sein Ziel zu erreichen. Dabei entdeckte er aus dem Augenwinkle Charlet, was ihn nervös machte. Sie hatte bisher mit ihrer Abwesenheut geglänzt und er hatte gehofft, dass es so blieb. Dass sie nun hier war, machte ihn nervös. Er würde auf sie aufpassen müssen. Soweit er sich erinnerte hatte sie Kontakte zu den Fürstenhäusern. Es war also nicht seltsam, dass sie mit den Männern sprach. Trotzdem hatte Yelir ein ungutes Gefühl.
Als er schließlich zu der Stelle zurückkehrte, an der er Zunae zurückgelassen hatte, entdeckte er sie stehend, mit einem Glas in der Hand und einem Lächeln, dass Yelir einen Schauer über den Rücken wandern ließ. Es war so unecht, sie er es noch nie bei ihr gesehen hatte.
Dann erst entdeckte er den Mann bei ihr.
Den blonden Lockenkopf erkannte er sofort wieder. Fürst Ladvarian.
Wieso redete er mit seiner Frau?
Yelir kniff die Augen zusammen und beobachteten den Mann. Er war so unangenehm wie immer. Seine Hände blieben keinen Moment ruhig, während er wild gestikulierte. Yelir entging nicht, dass er versuchte, Zunae zu etwas zu überreden. Die Art wie sie ihn zwar anlächelte, doch abweisend und kurz reagierte, sagte Yelir, dass sie es definitiv nicht wollte.
Er erinnerte sich daran, was sie ihm widerwillig erzählt hatte. Als sie mit Chiaki verschmolzen war, ein Bild, in dessen Genuss er leider noch nicht gekommen war, hatte sie Fürst Ladvarian und Ladvaran getroffen. Damals hatte er sie für einen Söldner gehalten und nur mit Aaron gesprochen. Yelir erinnerte sich an ein Vorkaufsrecht, wenn sie dort verkaufen wollte. Da er allerdings die Wirtschaft bisher eher ihr überlassen hatte, war er nicht ganz im Thema. Etwas, das er jedoch nachholen würde. Immerhin schien Fürst Ladvarian Interesse an seiner Frau zu zeigen. Etwas, das Yelir ganz und gar nicht gefiel.
Yelir trat näher an die beiden heran und erkannte den Moment, als Zunae ihn erblickte. Das Lächeln wurde strahlend und warm, doch Fürst Ladvarian schien es gar nicht zu bemerken. »Denkt nur darüber nach, welche Vorteile das für Euch und den Handel mit den Südlanden hätte«, drangen die Worte an Yelirs Ohr, als er sich weit genug genähert hatte.
Es überraschte ihn nicht, dass Zunae ihn trotz der Lichtverhältnisse gesehen hatte. Für andere wäre er aber immer noch im Verborgen.
Darum lief er langsam, um noch etwas zu lauschen.
»Im Moment plane ich nichts Dergleichen«, erwiderte Zunae, doch dieses Mal mit einem ehrlicheren Lächeln, weil sie sich freute, dass Yelir zurück war. Fürst Ladvarian war schon bei ihrer ersten Begegnung eine Nervensäge gewesen, doch nun war er nur noch schlimmer.
»Das Angebot bleibt dennoch, sollte Euch danach der Sinn stehen. Ladvaran hat einen sehr großen Markt und kennt sich mit dem Handel perfekt aus. Es wäre ein sehr guter Umschlagpunkt«, redete er weiter auf sie ein, als würde er noch immer einen Vertrag mit ihr aushandeln wollen. Dabei war ihre Antwort doch sehr deutlich gewesen.
Zunae spürte jedoch auch, wie sich ein dumpfes Gefühl in ihrem Kopf breit machte. Die Musik wurde gedämpfter.
»Fürst Ladvarian«, erhob Yelir seine Stimme, was den Fürsten zusammenzucken ließ.
Er wirbelte sofort herum, bevor er sich schnell verneigte. »Lord Yelir«, sagte er grüßend und mehr Ehrerbietung. Wenn es um die Rangordnung ging, war sich Fürst Ladvarian schon immer seiner Position bewusst gewesen. Nur schien er Zunae in diesen Bereich nicht einzuschließen.
»Ich sehe, Ihr habt eine rege Unterhaltung mit meiner Frau«, setzte Yelir an, der zu Zunae blickte, die ein dankbares Gesicht machte. Es gehörte sich zwar nicht, dass er sie auf diese Art störte, aber an einem Tag wie ihrer Hochzeit war es vermutlich sowieso nicht üblich, Geschäftliches zu besprechen. Zunae hatte darauf auch keine Lust. Zumindest nicht mit Fürst Ladvarian.
»Sie ist eine wirklich interessante Gesprächspartnerin«, erwiderte er, als wäre Zunae gar nicht anwesend.
Diese verzog leicht die Lippen. Sie hasste es, wenn jemand über sie sprach, als wäre sie gar nicht im Raum, während sie es hören konnte. Allerdings hatte sie schon mit einem ähnlichen Verhalten gerechnet. Die Männer der Nordlande waren immerhin gerade erst auf den Weg dahin, eine Frau als herrschende Figur kennenzulernen.
Es ärgerte Yelir, dass Fürst Ladvarian über seine Frau sprach, während diese anwesend war. Es gab ihm das Gefühl, dass dieser Zunae nicht ernst nahm. »Nun, interessant ist ein recht schwacher Ausdruck dafür«, bemerkte Yelir, der an Fürst Ladvarian vorbeiging und einen Arm um Zunae legte. »Ich würde jetzt gern noch einen Tanz mit meiner Frau wagen«, erklärte er und zog sie fest an sich. Eine Geste, die Ladvarian hoffentlich zeigte, dass Zunae zu ihm gehörte.
Dieser neigte leicht den Kopf. »Genießt ihn«, sagte er und wandte sich einfach ab, um sich anderen Dingen zu widmen.
Zunae stieß leise die Luft aus. »Danke. Noch länger hätte ich das nicht ertragen«, flüsterte sie, denn ihr Kopf schmerzte bereits.
»Er klang, als würde er dich zu etwas überreden wollen«, bemerkte Yelir, der gern mehr dazu wissen wollte.
»Ich denke, er glaubt an Handelspartner aus den Südlanden zu kommen«, erklärte Zunae, wobei sie ein wenig ihren Mund verzog. Yelir liebte diese Geste. Sie machte sie immer, wenn etwas Zunae störte, sie es jedoch nicht direkt sagte.
Das Gefühl niederkämpfend, ihr hier und jetzt den Kuss zu stehlen, nach dem er sich schon die ganze Zeit sehnte, räusperte er sich leise. »Hast du das denn vor?«, fragte er, während er ihr für den Tanz eine Hamd hinhielt.
»Vielleicht. Aber sicher nicht so, dass er ein Vorkaufsrecht bekommt und am meisten daran verdient. Wenn dann bekommt die Burg das Vorkaufsrecht, auch wenn ich generell dagegen bin.«
Yelir nickte, musste aber gestehen, dass er wirklich nicht tief in der Materie stand. Allerdings war heute nicht der Tag, in den er Nachhilfe in Wirtschaft nehmen würde. Ob Ariel ihm wohl helten konnte? Sie wusste einiges darüber und er würde sich vor Zunae keine Blöße geben.
»Heute sollten wir uns nicht mit diesen Dingen herumschlagen«, sagte er und griff ihre Hände. »Mach dir nicht so viele Gedanken und genieße einfach«, schlug er vor, da er sich die Blöße nicht geben wollte.
Zunae schenkte ihm ein Lächeln, das Yelir zeigte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. »Du hast recht. Wir sollten die Nacht genießen.«
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