Kapitel 17
Zunae fühle sich gut, als sie am nächsten Morgen erwachte. Ihre Beine schmerzten etwas, als sie sich aus dem Bett erhob und streckte.
Yelir war bereits wach und zog sich an, weshalb sie ihn neugierig beobachtete.
»Was steht bei dir heute an?«, fragte Zunae neugierig, da Yelir seine Uniform anzog, die er sonst nur trug, wenn er außerhalb der Burg zu tun hatte.
»Degoni hat Hinweise auf die Banditen gefunden«, erklärte er, wobei er Zunae nicht ansehen konnte. Eigentlich hatte er gestern gesagt, dass sie noch einmal Schlittschuhlaufen gehen konnten, wenn sie wollte, doch dann war Degoni aufgetaucht.
»Pass auf dich auf«, bat Zunae sorgenvoll. Sie selbst hatte heute einiges zu tun, denn einige der eingeladenen Spezialisten waren angekommen und mussten eingewiesen werden. Auch gab es die ein oder anderen Gäste aus Kavalare, die ihre Arbeitsstunden ableisten wollten. Zunae wollte sie nicht zu lange warten lassen, daher war sie ganz froh darüber, dass auch Yelir etwas zu tun hatte. Nur gefiel ihr nicht, dass er sich mit den Banditen herumschlagen musste.
»Das werde ich«, versprach er, richtete den Lederwamps seiner Uniform, bevor er zu ihr trat und sie auf die Stirn küsste.
Zunae schloss die Augen, als ihr Artefakt leicht schimmerte. Nur wenig später tauchte Chiaki aus dem Schatten auf und streckte sich maunzend. »Da möchte dich jemand begleiten«, bemerkte Zunae schmunzelnd.
Yelir blickte überrascht zu dem schwarzen Fellknäul, das kaum von einer normalen Katze zu unterscheiden war.
»Mir wäre es lieber, wenn du ihn mitnehmen würdest«, gestand Yelir, denn Zunae brauchte seinen Schutz eher.
»Ich bleibe in der Burg. Aaron ist hier und Evareth auch. Du musst dir keine Sorgen machen«, versicherte sie und erhob sich vom Bett, um ihn zu umarmen. »Ich werde nicht raus gehen«, versprach sie und rieb ihre Wange an seinem Hals.
»Was ist, wenn du wieder eine Vision hast?«, fragte er besorgt, denn diese Visionen wurden langsam zu einer Gefahr.
Zunae zögerte. Sie hatte die Tabletten von Aidina, doch seitdem sie wusste, wie gefährlich eine Überdosierung sein konnte, wollte sie diese nicht nehmen. »Wäre es vielleicht sinnvoll, jemanden einzuweihen?«, fragte sie, denn Aaron vertraute sie mittlerweile. Trotzdem fühlte sie sich unwohl, diesen Teil ihrer Gabe zu offenbaren.
Yelir gefiel diese Idee ganz und gar nicht, auch wenn er verstand, warum sie das wollte. Allerdings war er in diesem Punkt sehr egoistisch. Hier in den Nordlanden wusste nur er von ihrer Gabe und wenn es nach ihm ging, sollte das so bleiben. Es schweißte sie zusammen.
»Ich fühle mich damit nicht so wohl«, gestand Yelir, hoffte aber, dass er sich nicht erklären musste.
Zunae, die sich ebenfalls schon Gedanken darum gemacht hatte, nickte zustimmend. »Ich vertraue Aaron zwar, dass er das Wissen nicht missbraucht, aber es ist schon besser, wenn weniger darüber wissen.«
Yelir hatte sich schon oft Gedanken darum gemacht, dass jemand Zunaes Gabe missbrauchen könnte, doch da sie nur ihren eigenen Tod sah, waren die Informationen aus ihren Visionen nicht sonderlich hilfreich. Dies schien sich allerdings zu ändern. Ihre Vision von Vereven war sehr hilfreich, auch wenn Yelir hoffte, dass sie nicht wahr wurde. Trotzdem hatte er diese Dinge ständig im Hinterkopf und hielt die Ohren offen.
»Welche Dinge willst du heute in Angriff nehmen?«, fragte Yelir, der noch immer über Zunaes pragmatische Art überrascht war. Statt Steuern einzutreiben, wollte sie die Arbeitskraft nutzen. Was eine überraschend gute Idee war, um die Menschen auszubilden.
»Die Stallungen haben einen Bereich, der droht, einzubrechen. Dort wollen wir anfangen. Ich habe einen Schreiner, einen Maurer und einen Schmied eingeladen, um andere auszubilden«, erklärte Zunae, die sich sehr gefreut hatte, dass Magnus auch seine Tochter mitgebracht hatte. Irgendwie war er doch dazu übergegangen, Luenara das Schmieden beizubringen und sie machte ihre Sache sehr gut. Früher hätte er sich gewünscht, so engagierte Männer zu haben und nun war er noch vernarrt in seine Tochter.
»Das klingt sehr gut. Das sollte zumindes den Menschen in Kavalare eine Möglichkeit geben, wieder auf die Füße zu kommen«, murmelte Yelir, der an die ganzen kleinen Dörfer und Städte dachte, die unter dem Krieg gelitten hatten.
Es gab zwar auch einige große wie Dravarn und Ladvaran, oder Vereven, doch die anderen hatten mit Verlusten, einem Bevölkerungsschwund und wenig Einnahmen zu kämpfen. Das waren Dinge, die er eigentlich wissen sollte und doch hatte er die ganzen Details erst von Ariel erfahren.
»Ich habe mir auch einige andere deiner Ideen angeschaut«, bemerkte Yelir, der beobachtete, wie sich Zunae langsam aus dem Bett erhob, streckte und dann zum Schrank ging. »Sie sind ehrgeizig und sehr interessant. Aber bitte überanstreng dich nicht. Mir ist unwohl dabei, wenn ich daran denke, dass du zu viel deines eigenen Geldes nutzt«, gestand er. Sie hatte bisher weder das Geld der Burg, noch seinen Teil des Hochzeitsgeschenkes angerührt. Stattdessen waren die Ausgaben, selbst die, die zur Burg gehörten, alle von ihrem Geld abgegangen.
»Ach, wenn es nur rumliegt, wird es auch nicht besser«, erwiderte Zunae grinsend. Sie hatte vor, zu investieren, solange sie noch konnte. Einen Grundstein für die Zukunft musste sie so schnell wie möglich legen, damit die Nordlande gedeihen konnten.
Yelir blieb skeptisch, doch es war Zunaes Geld. Er würde sie nicht aufhalten, wenn sie es für die Zukunft von Kavalare ausgeben wollte. Obwohl er ihr dankbar dafür war, machte er sich dennoch Sorgen, das sie am Ende nichts mehr für sich hatte. Aber dafür sparte er sein Geld auf. Immerhin hatte sie es in die Beziehung mitgebracht, dann würde er es auch nutzen, um für sie zu sorgen, wenn er schon nichts Eigenes hatte.
Zunae streifte sich das Nachtkleid vom Körper und stand nun nackt vor Yelir.
Während dieser noch immer zögerlich ihren Körper bewunderte, hatte Zunae keine Scham. Sie präsentierte sich beim Anziehen ruhig, während Yelir den Anblick genoss. Allerdings suchte er ihren Körper auch nach neuen Spuren ab. Weder blaue Flecken, noch Kratzer waren zu sehen, was ihn beruhigte.
Er konnte nie wissen, wann eine Vision sie wieder in Besitz nahm und wehrlos zurückließ. Darum gefiel es ihn auch nicht, außerhalb des Schlosses zu sien, doch Degonis Brief ...
Zunae schloss ihr Kleid und strich es glatt.
Seit der Hochzeit trug sie viele Blautöne. Immer gemischt mit den Farben ihrer Heimat. Ein Pastellblau am Saum, oder Verzierungen in Silber jnd Gold. Yelir war gar nicht aufgefallen, dass sie sich neue Kleider hatte machen lassen, doch sie standen ihr wundervoll.
»Ich mache mich jetzt auf den Weg«, sagte Zunae, die eigentlich darauf gewartet hatte, dass Yelir als erstes ging, doch da dieser sie immer noch anstarrte, würden sie wohl ewig hier stehenbleiben.
Yelir trat zu ihr, legte ihr sanft eine Hand in den Nacken und zog sie in einen hungrigen Kuss, der ihre Beine weich werden ließ.
Sie wollte sich gerade in den Kuss fallen lassen und die Augen schließen, da löste er sich such schon wieder von ihr. Mit einem schelmischen Lächeln sah er sie neckend an. »Nimm die Männer nicht zu hart ran«, zwinkerte er, bevor er ihr den Arm reichte. Sie hatten zum Großteil den gleichen Weg, weshalb er ihn zusammen nehmen wollte. Es war besser, wenn die Männer und Frauen, die gekommen waren, um zu lernen, den König mit seiner Königin sahen. Gingen sie allein würde das ein falsches Bild vermitteln.
Zunae senkte die Lider, bevor sie sich mit einem vorsichtigen Lächeln bei ihn einhakte. Etwas, mit dem sie immer noch nicht ganz klarkam. Es fühlte sich manchmal so an, als würde Yelir sie eskortieren. Aber sie hatte dieses Verhalten schon bei anderen Nordmännern gesehen. Daher wusste sie mittlerweile, dass es hier eine gängige Praxis war. Es gefiel ihr auch, weil es ihr das Gefühl vermittelte, dass Yelir hinter ihr stand.
Yelir ging sogar so weit, sie zur Schmiede in den Innenhof zu bringen. Diese war das Zentrum ihrer Ausbildungsstätte, weil sie aktuell nicht genutzt wurde. Magnus hatte sich dort ausgebreitet und seine Tochter half ihn fleißig dabei, alles vorzubereiten.
Sie trug praktische Kleidung, damit sie sich nicht verfing und genug Bewegungsfreiheit hatte. Außerdem zierte ein strahlendes Lächeln ihre Lippen. Sie lachte gerade, als Zunae sich näherte.
Diese bemerkte die Blicke des Schreiners und Maurers. Ihnen war anzusehen, dass sie gegen die Vorstellung, eine Frau würde arbeiten, abgeneigt waren.
Als sie jedoch Yelir erblickten, änderte sich ihre Mine in respektvoll.
Zunae war gar nicht naiv genug, zu glauben, dass es ihretwegen war.
»Lord Yelir«, grüßte Tharion, der Schreiner aus Vereven.
Die braunen Haare, die für die Nordlande typisch waren, trug er offen und sein Körper war in ein Gewand gehüllt, das lederne Applikationen hatte, um ihn bei der Arbeit zu schützen.
Als er die raue Stimme erhob, bemerkte auch Iskiel, der Maurer aus Dravar sie.
Zunae hatte ihn nur widerwillig herbestellt. Mit Dravar hatte sie nicht die besten Erfahrungen gemacht und nach Fürst Dravarn und den Minen war sie sich unsicher, ob es überhaupt gut war, weiter mit ihnen zu arbeiten. Dabei hatte Yelir ihr angeboten, dass er sie ebenfalls zur Fürstin von Dravar machen konnte.
Allerdings wollte Zunae keine solchen Geschenke. Wenn sie die Nordlande richtig einschätzte, dann wären die Bewohner von Dravarn gegen ihre Herrschaft. Einfach, weil sie nie bewiesen hatte, dass sie es würdig war. Anders sah es in Kavalare aus. Dort hatte sie schon mehr als einmal ihren Anspruch verteidigt.
»Lord Yelir, Lady Zunae«, grüßte Iskiel, wodurch er Zunae gleich ein wenig sympathischer wurde.
»Vielen Dank, dass ihr beide den weiten Weg auf euch genommen habt«, grüßte Zunae mit einem Lächeln.
Yelirs Blick hingegen war ernst auf die beiden Männer gerichtet. Er sah sie an, als würde er gleich beißen oder ihnen den Kopf abreißen.
Iskiel schluckte, denn ihm war klar, dass ein falsches Wort in Zunaes Richtung dafür sorgen könnte, dass Yelir handgreiflich wurde.
In den Nordlanden lag der Kampf immer in der Luft und Iskiel war es gewohnt, dass Männer ihre Frauen verteidigten, doch dass der König jemals so reagieren würde, überraschte ihn. Immerhin gingen jahrelang Gerüchte um, dass er Frauen nicht leiden konnte.
»Es ist mir eine Ehre«, erwiderte Iskiel, der sich erneut verbeugte.
Auch Tharion vollführte eine Verneigung, die jedoch eher fahrig war. Fast so, als würde er diese als Beleidigung meinen.
Zunae ließ sich davon nicht beirren und drückte Yelirs Hand sanft, um ihn zu beruhigen. Dieser war angespannt und feines Fell zog sich über seinen Körper.
Erst, als sich Aaron ihnen näherte, klang seine Anspannung langsam ab. Die Verstellung Zunae bei diesen Männern zu lassen, gefiel ihm nicht. Auch, wenn er genau wusste, dass sie sich selbst verteidigen konnte.
»Lady«, grüßte Aaron mit einer Verneigung. Als Antwort schenkte Zunae ihm ein strahlendes Lächeln.
Sie ließ vorsichtig Yelirs Arm los, der sich zu ihr neigte und ihr die Stirn küsste. »Wenn sie nicht spuren, zeig ruhig ein bisschen deine Krallen«, raunte er ihr zu. So, dass die anderen es auch deutlich hörten.
Während Tharion die Nase rümpfte, sah Iskiel eher verwirrt drein. Nur Aaron brach in Gelächter aus.
Ihm war bewusst, dass seine Aufgabe her darin bestehen würde, dafür zu sorgen, dass die Männer nicht zu viel Angst vor Zunae bekamen. Ihre Kraft konnte einschüchternd sein und wenn Yelir sie sogar dazu aufforderte, sich nicht zurückzuhalten, konnte das wirklich lustig werden.
»Bis heute Abend«, flüsterte Zunae Yelir zu und strich sanft über seinen Arm. Eine Geste, die ihn beruhigen sollte.
»Bis heute Abend«, erwiderte Yelir, machte jedoch keine Gestalten, zu gehen. Stattdessen blickte er Zunae durchdringend an.
Diese schmunzelte und wandte sich Aaron zu. Yelirs Blick dabei in ihrem Rücken. »Wir können loslegen. Zeig mir, wie es bisher läuft«, bat sie, denn Aaron war derjenige, der die Dinge in ihrem Namen regelte.
»Gern«, erwiderte Aaron, der Zunae den Arm reichte, doch diese lehnte ab, denn Yelir beobachtete sie noch immer.
»Ist mit der Schmiede soweit alles in Ordnung? Sie wurde lange nicht mehr genutzt. Hat Magnus alles gefunden, was er braucht?«, fragte Zunae sofort, die direkt in ihrem Element war.
»Ein Teil der Decke ist kaputt. Es regnet rein, aber das ist eine Stelle, die nicht ganz so schlimm ist«, erklärte Aaron.
Er hatte die letzten Stunden damit verbracht, die Schmiede und die beiden Räume neben dieser in Augenschein zu nehmen. Sie waren lange nicht mehr genutzt, doch so weit intakt, dass man ohne Probleme schmieden und schreinern konnte.
Daher war Magnus auch schon dabei, die Schmiede anzuheizen. Auch Tharion hatte alles bereits untergebracht.
Während die Bewohner von Kavalare nur eine Woche da waren, bevor sie wechselten, würden die Ausbilder längere Zeit in der Burg bleiben. Daher hatten sie auch feste Räume zugewiesen bekommen.
»Würde es Magnus Arbeit behindern, wenn wir die Decke flicken?«, wollte Zunae wissen, denn Tharion war auch bewandert im Häuserbau. Zumindest, wenn diese aus Holz waren. Daher hoffte Zunae, dass einige Interessenten aus Kavalare bei ihm lernten. Häuserbau war ein Thema im Dorf, das sie unbedingt angehen mussten.
»Er lässt sich nur ungern bei der Arbeit stören«, bemerkte Aaron ausweichend.
»Das ist dann wohl ein nein. Damit kann ich arbeiten«, erwiderte Zunae, die nach hinten zu Tharion blickte. Dieser und Iskiel folgten ihr. Unter anderem, weil sie neugierig waren, aber auch nicht genau wussten, wie sie sich die Dinge vorstellte.
Zunae blieb schließlich stehen und wandte sich den beiden anderen zu. Mittlerweile standen sie vor der Schmiede, aus der bereits ein metallisches Schlagen drang.
»Habt ihr eure Arbeitsbereiche bereits angesehen?«, fragte sie, da keiner der Männer etwas sagte.
Tharion nickte lediglich. Er hatte eine kleine Scheune bezogen, die ausreichend war. Es gab genug Licht und Platz.
»Das ist gut«, erwiderte Zunae, als auch Iskiel nickte.
Anders als Tharion brauchte er keinen speziellen Platz zum Arbeiten, nur einen, um die Arbeitsmaterialien zu lagern.
»Gibt es noch Fragen, bevor morgen die ersten Arbeiter kommen?«, fragte sie neugierig.
Es war Tharion, der sich räusperte. »Ihr habt mir den Auftrag erteilt, die Stallungen zu sanieren«, stellte er fest, denn das war der Inhalt des Briefes gewesen, der ihn hergelockt hatte. Der Auftrag war lukrativ und sehr gut bezahlt. Er hatte ihn sich nicht entgehen lassen.
»Das ist richtig«, erwiderte Zunae, die Tharion neugierig musterte. Da er so anfing, fragte sie sich, was ihm auf den Herzen lag.
»Ihr habt auch geschrieben, dass Ihr mir Arbeiter an die Seite stellt«, sagte Tharion weiter, der noch immer unsicher war, wie er dieses Angebot einschätzen sollte.
»Richtig und ich habe auch erwähnt, dass sie unerfahren sind. Seit einiger Zeit untersteht mir das Dorf Kavalare. Jeder Einwohner schuldet mir für meine Arbeit drei Arbeitstage. Das war die Vereinbarung«, erklärte Zunae, was Aaron an ihrer Seite nicken ließ.
Er wusste nicht genau warum, doch etwas an Tharion gefiel ihm nicht.
»Ihr sagtet auch, ich solle ihnen das Schreinerhandwerk beibringen. Zumindest die Grundlagen.«
Erneut nickte Zunae, während sie sich fragte, warum er so unzufrieden klang. Daher sah sie ihn auch lediglich abwartend an.
Tharion rang nach Worten, wollte er die Königin doch nicht beleidigen. »Schreinern ist ein schweres Handwerk«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Ich denke nicht, dass es geeignet ist für eine Frau.«
Jetzt verstand Zunae das Problem. Es schien, als wäre Tharion nicht so begeistert davon, Frauen zu unterrichten.
»Schreinern ist tatsächlich körperlich schwer«, stimmte Zunae zu, was Tharion dazu veranlasste, sich ein Stück zu entspannen. Es schien, als hätte sie den Punkt verstanden.
Allerdings dachte Zunae gar nicht daran, ihm den Gefallen zu tun und ihre Anweisungen zurückzunehmen. »Trotzdem möchte ich, dass die Frauen, die sich dafür interessieren, die Möglichkeit bekommen, es zu lernen«, erwiderte sie. »Sollte das nichts für sie sein, dann ist das so«, fügte sie hinzu. »Es geht nicht darum, dass alle, die ind en nächsten Tagen hier sind, Meister ihres Faches werden. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, in möglichst viele Bereiche reinzuschauen, um zu entscheiden, was ihnen liegt«, erklärte sie, als sie in der Ferne Anui entdeckte.
Er war ein weiterer Lehrer, den sie eingeladen hatte. Die Vorstellung andere Auszubilden behagte ihn zwar nicht sonderlich, doch er hoffte, dass sich einige Frauen für die Arbeit begeistern konnten. Seitdem er mit Zunae über die Mode der Südlande gesprochen und Designs für das Hochzeitskleid durchgegangen war, hatte er den Blick einer Frau auf sein Handwerk sehr zu schätzen gelernt.
Tharion räusperte sich. »Was, wenn sich jemand verletzt?«, fragte er, denn so ganz überzeugt war er noch nicht. Allerdings würde er sich der Königin beugen. Es gab andere Wege, die Frauen wieder loszuwerden.
»Ein Heiler ist anwesend«, erwiderte Zunae mit ruhiger Stimme, denn Dainte war abrufbereit.
Tharion wollte gerade etwas erwidern, als eine weibliche Stimme Zunaes Namen rief.
Überrascht drehte sich diese um und sah Luenara strahlend auf sie zulaufen. Dann schien sie zu bemerken, dass Zunae nicht allein war und wurde langsamer. Ihr Blick fragend.
Zunae schenkte ihr jedoch ein aufmunterndes Lächeln. »Luenara. Schön zu sehen, dass du deinen Vater begleitest«, sagte sie, während Luenara nur zögerlich näherkam. Eine leichte Röte zierte ihr Gesicht, weil sie die Königin gestört hatte. Dabei war es so einfach zu vergessen, dass sie diese war.
Wenn Zunae in Kavalare war, tranken sie oft zusammen Tee und hatten eine Freundschaft aufgebaut, die Luenara wirklich schätzte. »Bitte verzeiht die Störung«, sagte sie kleinlaut.
Sie konnte Tharions musternden, leicht abschätzigen Blick sehen, der daran lag, dass sie dreckige Männerkleidung trug.
Vorsichtig zog sie etwas aus ihrer Tasche. Auf ihren Händen präsentierte sie ein silbernes, drei-Finger-dickes Armband, das sie Zunae hin hielt. »Ich wollte Euch das hier schenken«, sagte sie unruhig. Sie fühlte sich nicht so wohl, weil auch noch Aaron anwesend war.
Zunaes Augen funkelten. »Ist das das Stück, an dem du letztens gearbeitet hast?«, fragte sie, denn sie erinnerte sich gut daran, mit welcher Verbissenheit Luenara gearbeitet hatte.
Sie war mittlerweile richtig gut geworden, hatte sich doch das erste Mal an einem so filigranen Gegenstand versucht.
»Ja. Ich weiß, es ist nicht das Schönste, aber mein erstes«, erklärte Luenara kleinlaut.
Sie hatte Sorge, dass es Zunae nicht gefiel, weil es einfach zu schlicht war und ihre Unerfahrenheit zeigte.
»Es ist wirklich schön geworden«, bemerkte Zunae, die danach griff und es sich sofort um den Arm schob. Es passte perfekt um ihr schmales Handgelenk.
Vielleicht war der Stil nicht das, was Zunae sonst trug, da es nicht gerade filigran war, doch die Symbole, die Luenara eingearbeitet hatte, gefielen Zunae gut.
»Da wird man ja glatt eifersüchtig«, bemerkte Aaron neckend, um Luenaras Anspannung entgegenzuwirken.
Diese blickte überrascht zu ihm auf. »Wenn du auch ein Schmuckstück willst, musst du das nur sagen. Ich brauch sowieso Übung«, bemerkte sie.
Obwohl Aaron lange Zeit das Oberhaupt ihres Dorfes gewesen war, waren sie doch zusammen aufgewachsen und Freunde. Daher fiel es Luenara schwer, ihn förmlich anzusprechen. Erst recht in einer Umgebung, in der sie sich so wohl fühlte.
Als sie auf die Burg gekommen war, hatte sie sich unwohl gefühlt, doch das hatte sich schnell gelegt. Belle und Jane waren wirklich wunderbar zu ihr gewesen und auch die restlichen Bediensteten behandelten sie gut. Keiner von ihnen hatte Probleme damit, wenn sie in der Schmiede arbeitete, obwohl sie eine Frau war. Das hatte ihr ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Zumindest bis jetzt. Sie war sich Tharions Blick bewusst. Er hatte Probleme mit ihr und ihrer Arbeit.
»Na dann überrascht mich«, forderte Aaron mit einem koketten Lächeln.
Luenara erwiderte es voller Feuer. Sie würde Aaron etwas ganz Besonderes machen.
Zunae beobachtete die beiden neugierig und lächelte in sich hinein. Sie hatte nicht erwartet zu sehen, wie Aaron mit einer Frau schekerte, doch für sie war klar, dass beide zueinander gehörten. Es wäre sicherlich schön zu sehen, wie sich beide näherkamen und fanden.
Insgeheim wünschte Zunae ihnen schon jetzt alles Glück der Welt.
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