Kapitel 15
Die letzten Stunden hatten Yelir ein sehr schlechtes Gewissen gemacht. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie viele Abende er eigentlich ohne Zunae gegessen hatte. Dadurch, dass er oft einen Teil der Nacht nicht geschlafen und damit verbracht hatte, sie zu beobachten, hatte er nicht das Gefühl gehabt, sie selten zu sehen. Aber jetzt, wo er neben ihr im Bett lag und sie beim Schlafen beobachtete, wurde ihm klar, dass das nicht für Zunae galt. Sie schlief und sobald sie am Morgen erwachte, gingen beide ihren Aufgaben nach.
Für Zunae, die viel mehr Schlaf brauchte, als er, war daher die Zeit auch viel geringer.
Yelir hatte sich schon oft gefragt, wie es sein konnte, dass er vom Seelenkatzengott abstammte, aber nicht ansatzweise so viel schlief, wie Katzen. Nicht einmal in seiner Katzengestalt.
Gedankenverloren fuhr Yelir immer wieder durch Zunaes Haare, die ein leises Murmeln von sich gab und die Augen langsam blinzelnd aufschlug.
»Entschuldige, habe ich dich geweckt?«, fragte er flüsternd. Das hatte er nicht vorgehabt. Immerhin brauchte sie Schlaf.
»Ist es schon morgen?«, fragte Zunae, die sich eines ihrer Augen rieb.
»Es ist weit nach Mittag«, erwiderte Yelir. Er hatte heute alle Termine abgesagt, um bei ihr zu sein. Belle hatte ihm versichert, dass auch bei ihr nichts Wichtiges auf dem Plan stand, sodass sie sich ausruhen konnte.
»Hast du heute nicht Termine?«, fragte sie verschlafen und mit einem Gähnen. Yelir war die letzte Zeit immer so beschäftigt mit den Soldaten gewesen. Ihre Ausbildung durfte nicht stagnieren.
»Nichts Wichtiges«, versicherte Yelir mit einem beruhigenden Schnurren.
Obwohl Zunae den Moment genießen wollte, konnte sie sich selbst doch nicht zügeln. »Wird Ariel dich nicht erwarten?«
Yelir runzelte bei ihrer Bemerkung die Stirn. »Du hast heute keinen Unterricht bei ihr, oder?«, fragte er, denn heute war einer der wenigen Tage, an denen sie frei hatte. Morgen auch, weshalb er auch von Ariel nichts abnehmen musste.
Zunae verstand den Zusammenhang nicht ganz. »Ja. Heute und morgen«, erwiderte sie, wobei eine Frage darin mitschwang.
»Dann wird sie heute nichts für deinen Unterricht vorbereiten und ich muss nichts abnehmen«, erwiderte Yelir schulterzuckend, als würde Zunae verstehen, was er damit sagte.
Diese war jedoch noch zu verschlafen, um ihm ganz zu folgen. »Also hast du heute frei?«
»Ich wollte den Tag heute mit dir verbringen«, stimmte Yelir zu, der eigentlich Belle Bescheid geben wollte, damit diese ein Essen vorbereiten konnte. Sicherlich war Zunae hungrig und ein gutes Frühstück im Bett wäre sicher angenehm. Dann müsste er aber aus dem Bett klettern und von Zunae ablassen. Das wollte er im Moment nicht.
Zunae blickte zu ihm auf, wobei sie wirkte, als würde sie ihm verführen wollen. Sie klimperte leicht mit ihren Lidern und spitzte etwas ihre Lippen. »Du willst aber nicht, dass ich im Bett bleibe und mich ausruhen, oder?«, fragte sie unschuldig, denn darauf hatte sie wirklich keine Lust.
Yelir konnte nicht anders und beugte sich vor, um ihr einen Kuss von diesen sinnlichen Lippen zu stehlen.
»Wenn du noch weiter so anschaust, falle ich noch über dich her«, warnte er schnurrend und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten.
Zunae war ihm dabei keine Hilfe, denn sie erhob sich so, dass die Decke verführerisch an ihrer Schulter hinabglitt und ihre Karamellhaut freilegte. »Und was ist, wenn ich nicht will, dass du dich zurückhältst?«, fragte sie mit einem auffordernden Funkeln in den Augen.
Yelir spürte die Hitze, die durch seinen Körper schoss, doch er Zwang sich dazu, sich zu erheben. In ihrer Hochzeitsnacht war er über sie hergefallen und hatte sich nicht zügeln können. Danach war sie so fertig gewesen, dass er allen Grund hatte, dieses Mal nicht die Kontrolle zu verlieren.
»Ich gehe Frühstück besorgen«, erklärte er räuspernd und wandte sich von Zunae ab. Sie war einfach viel zu verführerisch. Er brauchte frische Luft, um nicht in seinen Instinkten zu ertrinken.
Zunae verzog etwas die Lippen, ließ Yelir aber machen.
Er kam nur wenig später mit einem
Frühstückstablett zu ihr zurück ans Bett.
Es gab Eier, Milchreis und eine warme Blumenkohlcremesuppe.
Letzteres überraschte sie, denn im Winter war frisches Gemüse schwer zu finden. Ob die Zutaten wohl aus Kavalare kamen? Sie hatte dem Koch immerhin Kontakte vermittelt.
Als Yelir eine weitere Abdeckhaube öffnete, drang Zunae ein Geruch an die Nase, den sie so gar nicht kannte. Würzig und ein bisschen stechenden, aber nicht schlecht.
Sie betrachtete die Schüssel mit Reis, auf dem eine orangefarbene, gulaschähnliche Brühe verteilt war.
Darin Stückchen, die an Nähren erinnerten und Linsen.
»Was ist das?«, fragte sie neugierig.
»Süßkartoffel-Linsen-Curry. Schmeckt sehr gut mit deinem Reis.«
Zunae betrachtete sich das Essen neugierig. »Darf ich probieren?«, fragte sie, denn der Geruch zog sie magisch an, sodass ihr bereits das Wasser im Mund zusammenlief.
Yelir hob eine Augenbraue. »Gern, aber es hat eine gewisse Schärfe«, warnte er, als er einen Löffel nahm und ihn ihr hinhielt.
Er erinnerte sich gut an ihre ersten Erfahrungen mit dem nordländischen Essen.
»Ich möchte trotzdem«, erwiderte Zunae, die jedoch unschlüssig war, wie sie dieses Gericht essen sollte.
Es war schließlich Yelir, der ihr ein wenig auf den Löffel machte und ihr zum Kosten an den Mund hielt.
Zunae schob ihre Haare zurück und probierte vorsichtig.
Die Gewürze in ihrem Mund explodierten förmlich. Das war so ganz anders als das Essen bei ihnen.
Sie spürte zwar auch die leichte Schärfe, doch durch den Reis wurde diese abgemildert und die Süßkartoffel sorgte für eine angenehme Süße. »Wirklich lecker«, erwiderte sie überrascht. Vielleicht gab es doch Gerichte der Nordlande, die sie essen konnte.
»Curry gibt es in verschiedenen Schärfegraden. Ich bevorzuge die weniger scharfe Variante«, erklärte Yelir, dessen Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Es war immer süß zu sehen, wenn Zunae etwas Neues entdeckte und sich darüber freude.
Einen Ausdruck, den er plante, heute noch öfter zu sehen.
»Hast du Lust, nach dem Essen mit mir rauszugehen?«, fragte Yelir, der nicht genau wusste, ob Zunae Lust auf die Kälte hatte. Allerdings wollte er ihr etwas zeigen, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Auch, wenn er das Gefühl hatte, Zunae wäre die Ruhe in Person. Hatte sie das Geschehene verdrängt?
Zunaes Augen funkelten, als sie aufsah. »Sehr gern. Willst du ausreiten?«, fragte sie aufgeregt. Es war schon lange her, dass sie mit Yelir Zeit verbracht hatte und sie wollte unbedingt mehr mit ihm erleben.
»Ja, aber nicht nur. Ich möchte dir etwas zeigen. Zieh dir am besten etwas an, in dem du dich gut bewegen kannst und das dich warm hält«, sagte er, da er nicht zu viel verraten wollte.
Er musste noch die ein oder andere Vorbereitung treffen, wo er jetzt wusste, dass sie mitkommen würde.
Zum Glück hatte er einen Teil davon schon vor längerer Zeit in Auftrag gegeben.
Zunae nickte zustimmend und aufgeregt. Sie konnte es kaum erwarten, war jedoch überrascht, als Yelir sich erhob.
Dieser beugte sich nach vorn und küsste ihr auf die Stirn. »Ich bin in etwa einer Stunde wieder da, um dich abzuholen«, erklärte er, was Zunae irritierte.
»Gehen wir nicht zusammen?«, fragte sie, denn sie hatte eigentlich erwartet, dass er sie gleich mitnehmen würde.
»Ich muss noch etwas vorbereiten«, erwiderte Yelir mit einem leichten Lächeln. Es behagte ihm nicht unbedingt, sie allein zu lassen, da er nicht wusste, ob sie wieder eine Vision haben würde, doch anders ging es nicht. Da nur er wusste, was er vor hatte, musste er auch alles vorbereiten. Leider war über Nacht wieder neuer Schnee gefallen und das machte es nun schwieriger.
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