♡Kapitel 9
Ihr dunkles Geheimnis
Egal wie lange ich die Tür fixierte, sie kam nicht zurück. Und die Tatsache, dass mich das traurig machte, war doch wohl Zeichen genug. Doch das war ehrlich gesagt immer noch nicht der Moment, in dem ich mir meinen Gefühlen der Herzensbrecherin gegenüber bewusst wurde.
Nach der Stunde brauchte ich ziemlich lange um meine Sachen einzupacken. Die Klasse leerte sich schnell, sodass ich schließlich mit Jonas alleine zurück blieb.
Mein Blick fiel auf ein kleines Goldkettchen auf dem Tisch vor mir. "Hey Jonas, ich glaub Sydney hat ihre Kette vergessen", rief ich aus. Jonas schnaubte. "Lass einfach liegen. Das Badgirl wird sie morgen schon mitnehmen."
Ja, ich weiß, Jonas Worte machten Sinn. Und dennoch steckte ich es ein. Ich hatte das Gefühl ich sollte es ihr vorbei bringen. Ich meine warum auch nicht? Es könnte zum Beispiel gestohlen werden. Außerdem hatte ich so oder so nichts vor und ein bisschen nett sein hatte noch niemandem geschadet.... okay okay, ich versuche mich herauszureden. Im Endeffekt war es ein guter Vorwand nach ihr zu sehen - insgesamt sie zu sehen.
Und das stellte sich als eine verdammt gute Idee heraus. Ich würde sagen, ich war zur perfekten Zeit am perfekten Ort.
Der Himmel war wolkenbehangen, als ich die ruhige Straße entlang ging, in der die Herzensbrecherin wohnte. Ich sah ihr Haus schon von Weitem und mein Herzschlag beschleunigte sich mit jedem Schritt. Wie würde sie auf mich reagieren? Wohlmöglich würde sie mich schlagen und definitiv nicht sehen wollen... aber, und da war ich mir sicher, sie würde mir danken, dass ich ihr Schmuckstück zurück brachte.
Ich hatte meine Hände in den Hosentaschen vergraben und spielte mit meinen Fingern an ihrem Kettchen, Nervösitätstherapie wahrscheinlich.
Als ich nurnoch wenige Meter vom Vorgarten der Johnsons entfernt war, ließ mich das klirrende Geräusch von zerspringendem Glas auf der Stelle erstarren.
Es kam von den Johnsons, da war ich mir ganz sicher. Im Endeffekt hätte es von jedem Haus kommen können, doch meine Instinkte diesem Mädchen gegenüber waren unübertroffen.
Du kannst dir nicht vorstellen, was für Gedanken in meinem Kopf vorgingen, was für Horrorszenarien ich mir ausmalte. Ich hoffte einfach, das Sydney keine Scheiße anstellte, denn irgendwie fühlte ich mich verantwortlich, was natürlich vollkommener Schwachsinn war.
Auf jeden Fall blieb ich stehen und lauschte, was sich jedoch als nicht gerade schwer herausstellte. "Warum tust du das schon wieder?", ertönte der Schrei des Badgirls. Weiteres Klirren und Scheppern ertönte. "Verschwinde!", brüllte eine männliche Stimme. "Hau ab! So etwas wie dich will ich nicht mehr meine Tochter nennen!" - Scheppern und Klirren.
Dann wurde die Tür aufgerissen, die Herzensbrecherin trat hinaus und ließ die Tür erneut ins Schloss fallen. Mit gesenktem Blick und leise schluchzend entfernte sie sich von ihrem Haus und bemerkte mich erst, als sie unmittelbar vor mir stand.
Es war unschwer zu erkennen, wie sie erstarrte und ihr Blick filmreif und wie in Zeitlupe hoch wanderte, bis er schließlich in meinem Gesicht verweilte.
Und ich? Ja, ich stand wie ein völliger Depp da und hätte beinahe so etwas wie hey gesagt, aber so lächerlich habe ich mich dann doch nicht gemacht. Stattdessen schwieg ich, was jetzt in Anbetracht der Tatsache, dass sie weinte, auch nicht gerade angebracht war.
Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und versuchte ihre Tränen vor mir zu verbergen. "Was willst du hier?", versuchte sie zu blaffen, doch ihre Stimme bebte so sehr, dass es ihr selbst ein völlig Fremder wie du nicht abgekauft hätte.
Frag nicht, was mich geritten hat, das Folgende zu tun. Ich dachte nicht wirklich drüber nach. Es war mir egal, wie sie vielleicht reagieren würde. Sie weinte und wahrscheinlich mischte sich mein männlicher Beschützerinstinkt ein. Ohne drüber nachzudenken legte ich meine Arme um sie und zog sie in eine Umarmung, in der Hoffnung, es würde sie trösten. Wenn auch nur ein kleines bisschen.
Zuerst schien sie sich wehren zu wollen, stand steif und unbeweglich in meinen Armen als hadere sie mit sich selbst weder die Umarmung anzunehmen, noch mich wegzustoßen. Dann jedoch ließ sie ihren Kopf schwach gegen meine Brust sinken, während sich ihre Hände in mein Shirt krallten und sie ihren Tränen freien Lauf ließ.
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