♡Kapitel 8
Schulstar
Schwer zu sagen, welche Reaktion ich von ihr erwartete. Vielleicht, dass sie weiterhin versuchte mir zu schmeicheln. Oder dass sie mich mit bösen Blicken nur so erstach. Vielleicht auch, dass sie mich einfach ignorierte. Doch nie im Leben hätte ich mit der Reaktion gerechnet, die ich am nächsten Tag zu Gesicht bekommen würde.
Schon als ich die Schule betrat wurde ich von einem Haufen Schüler belagert. Ja, ich wurde regelrecht wie ein Star gefeiert! Und ich war zugegebenermaßen mehr als verwirrt. Was hatte ich denn so tolles getan?
Es war erst mein dritter Schultag und schon schien mich jeder zu kennen. Schon jetzt hatte ich so viel erlebt wie in all meinen Jahren auf der alten Schule zusammen. Verrückt.
Du musst dir mal vorstellen, wie seltsam diese Situation war. Ich wurde für etwas gefeiert, wovon ich keine Ahnung hatte. Erst später bekam ich Wind von meinem neuen Spitznamen, welcher dann wohl den Trubel um meine Person erklärte. Der Junge, der das Badgirl abblitzen ließ nannten mich viele nun ehrfüchtig. Die, denen das zu lang war, beließen es einfach bei der Neue.
Ich weiß nicht, inwiefern du dich mit mir identifizieren kannst. Hattest du auch solche Titel? Solche Namen, die du genannt wirst? Wenn nicht, lass dir gesagt sein, dass du dich glücklich schätzen kannst.
Diese Titel verallgemeinern dich, nehmen jegliche Substanz weg und machen dich in gewisser Art und Weise zu einem Gegenstand. Aber das ist natürlich nicht alles. Vorallem fängst du an, dir selbst Druck zu machen. Du zwingst dich selbst dich so verhalten, dass du deinem Titel gerecht wirst, damit du die anderen nicht enttäuschst. Damit du deinen Titel nicht verlierst und ein Niemand wirst. Du versuchst alles, um es anderen Recht zu machen, dass du dich letztendlich selbst vergisst.
Aber was das angeht will ich gar nicht erst ausschweifen, dann würdest du morgen noch an diesem Kapitel lesen. Außerden bist du schließlich nicht hier um mit mir über philosophisches Zeug zu reden. Du willst Sydneys Reaktion wissen, auf frischer Tat ertappt? ;)
Na, dann will ich dich mal nicht weiter auf die Folter spannen.
Schon als ich den Klassenraum betrat legten sich alle Blicke auf mich und Getuschel breitete sich aus. Am meisten brannte sich jedoch ihr Blick förmlich in meine Haut. Langsam sah ich in ihre Richtung, gespannt, ihre Miene zu sehen, doch sobald ich ihren Blick erwiderte sah sie schnell weg, was mich zugegebenermaßen wirklich verwunderte.
Dieses hinguck-wegguck Ding machen doch eigentlich eher schüchterne Mädchen, oder nicht? Naja, anscheinen weit gefehlt. Das Badgirl war schließlich alles andere als schüchtern, nicht wahr?
In Gedanken versunken ließ ich mich auf meinen Platz fallen, wo Jonas mir lachend auf die Schulter schlug.
"Respekt Alter! Du bist der Erste der sie je abblitzen lassen hat. Hätte nicht gedacht dass du ihr stand halten würdest", lobte er mich und ich musste wirklich ein wenig stolz grinsen. "Ja, du hast ihr gezeigt dass sie garnicht so toll ist wie sie immer denkt", rief Ben quer durch den ganzen Raum, worauf Gelächter der ganzen Klasse folgte.
Und das war der Moment, wo ich nicht mehr lachte. Mein Blick fiel auf Sydney, welche energisch ihre Tasche vom Haken riss und aus der Klasse stürmte. Ich bekam Mitleid. Verdammt großes sogar.
Mitzubekommen, wie sich alle über dich lustig machen ist nie schön, aber für das Badgirl war es fatal.
Sie hatte schließlich diesen Titel, dem sie gerecht werden musste. Dieser Titel, der sie inzwischen auszeichnete.
Ich hatte ein riesiges schlechtes Gewissen. Ich weiß, eigentlich brauchte ich das nicht haben. Schließlich war ich mir selbst treu geblieben und hatte an meiner Wertevorstellung festgehalten. Ganz davon abgesehen dass ich nichts ausgeplaudert hatte und demnach keine Ahnung hatte, wie es allen wissen konnten. Und dennoch. Es war meine Schuld dass sie nun in dieser Lage war und das tat mir schrecklich Leid.
Hätte ich ihr hinterherlaufen sollen? Vielleicht. Doch ich tat es nicht, aus welchem Grund auch immer.
Vielleicht weil der Lehrer herein kam. Vielleicht, weil ich nicht ebenfalls verspottet werden wollte. Vielleicht, weil ich verdammt Schiss hatte, dass sie mich anschreien würde oder das sie weinte. Ich wollte sie nicht weinen sehen. Alleine die Vorstellung brach mir fast das Herz und machte mich traurig. Dass ich jemanden zum weinen gebracht hätte, hätte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht verzeihen können. Da blieb ich lieber unwissend.
Aber immerhin hatte das Ganze auch sein Gutes. Es hatte mir bewiesen, was ich die ganze Zeit vermutet hatte. Sie hatte ein Herz und es steckte viel mehr hinter ihrem Verhalten als angenommen. Und das kitzelte meine Neugierde erneut. Ich wollte am liebsten alles über sie wissen.
Und ich wollte ihr helfen, was auch immer es war, was sie hinter ihrer Maske versteckte.
Jeder sah bloß das Badgirl. Doch ich habe mich für die richtige Sydney Johnson interessiert.
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