♡Kapitel 18
Das Finale
Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich ihr nicht hinterher gelaufen wäre? Ich hätte nie wieder in den Spiegel gucken können ohne mich vor mir selbst zu ekeln. Konfrontationen dieser Art sind zwar nicht angenehm aber absolut notwendig und ich wusste, dass ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen musste.
Ganz egal was gerade passierte, verstehen würde ich es schließlich erst später, ich wollte diese Verbindung, die zwischen Sydney und mir herrschte nicht verlieren, was auch immer da zwischen uns auch war.
Auf dem Flur konnte ich sie durch einen Griff um ihr Handgelenk zum Stoppen bewegen. Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über die geröteten Augen, versuchte stark zu wirken. Nun ja, was soll ich sagen... errm... es scheiterte kläglich.
"Was ist los? Geht es deinem Vater schlechter?" Ich machte mir Sorgen. Niemand weinte ohne Grund in aller Öffentlichkeit, erst recht nicht das Badgirl.
Egal wie traurig das eigentlich ist, niemand weint freiwillig, wenn jemand dabei war, weil er nicht "schwach" wirken möchte. Dabei sind es die, die ihre Gefühle offen zeigen, die wahre Stärke beweisen.
Aber lass mich nicht abschweifen. Die Herzensbrecherin kniff bemüht wütend die Augen zusammen. "Er ist aus dem Koma aufgewacht und ist auf dem Weg der Besserung, aber tu nicht so, als würde es dich wirklich interessieren!"
Meine Erleichterung über den Zustand ihres Vater verflog so schnell wie sie gekommen war, als sich das Badgirl zum Gehen wandte. Für mich stand fest, dass ich sie nicht gehen lassen würde. Da gab es einiges zwischen uns, was geklärt werden musste, schließlich hatte ich immer noch keine Ahnung, weshalb sie plötzlich sauer auf mich war. Hatte ich etwas falsch gemacht?
Erneut griff ich nach ihrem Handgelenk. Sie blieb stehen, schlug meine Hand jedoch wutgeladen weg. "Sydney, was hast du? Was habe ich dir getan?", wollte ich überfordert wissen und suchte nach einem Funken Zuneigung in ihrem Blick, fand jedoch lediglich Enttäuschung, die mich beinahe übermannte.
Sie lächelte traurig. "Ich meinte es ernst, als ich sagte dass du anders bist, Tobi. Ich habe das wirklich geglaubt, Tobi", setzte sie an und wendete den Blick ab. "Doch ich weiß jetzt was du abgezogen hast. Ich bin dir völlig egal, du hast nur mit mir gespielt. Ich habe es wahrscheinlich verdient, schließlich habe ich all die Jahre nichts anderes getan. Du hast es geschafft, Tobi. Das Badgirl existiert nicht mehr."
Ich brauchte einige Momente, ehe ich ihre Worte verdaut hatte. Natürlich hatte es so kommen müssen, wie mir heute klar ist. Ein Gerücht über sie und mich war bis zu der Schlampe vorgedrungen.
"Das haben die anderen gesagt, nicht wahr?", versicherte ich mich und zwang mich zu einem ermunternden Lächeln, Sydney schenkte mir jedoch bloß ein halbherzigen Neigen ihres Kopfes.
Ich holte tief Luft. Sie hatte sich beeinflussen lassen von ihren Worten, die wie Gift waren und ich hatte keine Ahnung ob sie mir oder ihnen glauben würde.
"Du kannst dir kaum vorstellen, wie viele Gerüchte hier die Runde machen", versuchte ich mein Glück. "Es hat auch zeitweise gehießen, dass ich dich gekidnappt hätte."
Auch wenn ihre Mundwinkel leicht zuckten sah sie nicht überzeugt. Sie war misstrauisch, hatte Angst verletzt zu werden. War das nicht Beweis genug, dass ich ihr etwas bedeutete?
Leicht nahm ich ihre Hände in Meine und unterdrückte das Kribbeln, dass durch meinen gesamten Körper zog. Ich sah ihr tief in die Augen. "Es ist deine Sache, ob du ihnen oder mir glaubst, Sydney", flüsterte ich und beobachtete mit Wohlwollen, wie sich endlich etwas in ihrem Blick veränderte. Schließlich löste sie ihre Hände von meinen und schlang ihre Arme erleichtert um meinen Hals.
"Oh Tobi, es tut mir Leid! Ich war nur verletzt und hatte Angst..." "... du hattest Angst die Kontrolle zu verlieren", vollendete ich ihren Satz. Zögernd löste sich das Badgirl von mir und sah mich unsicher an.
Ich grinste. "Ich hab dich entschlüsselt, ob dir das passt oder nicht", neckte ich sie und das schwache Grinsen auf ihren Lippen ermutigte mich weiter zu machen.
"Du meintest vorhin, das Badgirl existiert nicht mehr", begann ich. "Ich seh das anders. In meinen Augen hat das Badgirl nie existiert. All diese Titel, die sie dir gegeben haben, haben dich zu etwas gemacht, was du nicht bist. Sie haben dir etwas aufgezwungen, was du dein Leben lang versucht hast zu erfüllen, wobei du so viel mehr bist. Du bist kein Badgirl, du bist ein Mädchen, dass schlimmere Dinge erlebt hat, als sich ein jeder von uns nur vorstellen kann. Du bist keine Schlampe, du bist ein Mädchen, das zwanghaft probiert die Kontrolle zu bewahren. Du bist keine Herzensbrecherin, du bist diejenige, deren Herz gebrochen wurde. Du bist Sydney Johnson, ein Mädchen mit einer Geschichte und nicht das, was sie aus dir machen. Fang an du selbst zu sein Sydney, ganz egal was die alle denken! Tu, was du möchtest und ignorier all die dummen Kommentare die auch kommen mögen. Denn die alle, die dich einschränkten würden erkennen, was für ein wundervoller Mensch du bist, wenn sie dich sehen könnten wie ich es kann. Wenn sie dein echtes Lachen hören könnten. Wenn sie die wahre Sydney Johnson kennen würden. Lass uns schwören, dass wir uns nie wieder durch irgendeinen Titel als etwas auszeichnen lassen, was sämtliche Substanz unserer Person wegnimmt. Wir stehen das zusammen durch!"
Langsam bahnte sich eine einzelne Träne ihren Weg aus Sydneys Auge und kullerte ihre Wange hinunter, bis sie schließlich von ihrem Kinn aus auf den Boden tropfte. Sie war tief bewegt von dem, was ich gesagt hatte und ehrlich gesagt finde ich, dass man es ihr nicht verübeln kann.
Du sollst jetzt nicht glauben, dass ich ein Künstler der Worte bin. Ich muss mich schon ganz schön anstrengen diese Geschichte halbwegs nachvollziehbar zu erzählen und meistens sind meine Worte eher plump und dümmlich, doch in meiner Rede zu Sydney an jenem Tag ist einfach alles perfekt gewesen und ich war schon ziemlich stolz auf das, was mein Mund da zustande gebracht hatte.
Die Tatsache, dass ich ständig abschweife ist wohl ein weiterer Beweis dafür, dass Worte nicht gerade meine Stärke sind. Schließlich kommt jetzt der wichtigste Teil meiner Geschichte, das große Finale auf das sowohl ich als auch du schon eine Weile gewartet haben.
"Ich soll also einfach tun, wonach mir gerade ist und alle möglichen Reaktionen ignorieren?", flüsterte sie vorsichtig, brach unseren Blickkontakt nicht. Ich nickte stumm und lächelte ihr aufmunternd zu.
Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Ehe ich mich versah lag ihre eine Hand in meinem Nacken, während sie sich zu mir hochstreckte und vorsichtig ihre Lippen auf meine legte, bloß für eine kurze Sekunde, ehe sie wieder vor mir stand und mich aus diesen strahlenden Ozeanaugen anblickte.
Dumm wie ich war konnte ich nichts anderes tun als sie anzustarren, zu überfordert war ich. War das wirklich passiert? Ich weiß nicht, inwiefern du es schonmal erlebt hast, dass dich dein Schwarm aus dem Nichts einfach so küsst, aber mich haute das Gefühl so aus den Socken, das ich wirklich ausnahmslos nichts tun konnte.
Sydney hingegen sah mich unverwandt und ohne Scham an. "Ich würde ja sagen, dass mir dieser Kuss Leid tut, aber das wäre eine glatte Lüge", grinste sie. "Ich hab keine Ahnung wie du das angestellt hast Tobi, aber ich habe mich absolut und total in dich verliebt und es kümmert mich nicht mehr im geringsten dazu zu stehen."
Endlich erwachte ich aus meiner Schockstarre. Ohne noch einen weiteren Moment zu zögern legte ich meine Hand an ihr Kinn, zog sie näher an mich heran und vereinte meine Lippen erneut mit den ihren. Als ich meine Augen schloss und meine Lippen gleichmäßig gegen ihre bewegte, war es mir, als würden tausend Feuerwerke in meinem Bauch explodieren. Ich kann dir sagen, dass ich nie im Leben so glücklich war wie in diesem winzigen, so kostbarem Moment.
Ja, dieses so mysteriöse und auf so viele Weisen wundervolle Mädchen war in so vielen Hinsichten mein erstes Mal.
Sie war mein erster Kuss, meine erste nicht hormonell bedingte Latte, das erste Mädchen, dass ich mit nach Hause brachte, die Erste, die mich auch nur ansatzweise interessierte, sie war mein erster Sex und generell mein erstes Mal verliebt sein.
Sydney Johnson war mein erstes Mal, in jederlei vorstellbarer Hinsicht.
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