Kapitel 5
Als kleines Kind war ich einmal in den See gefallen. Ich konnte nicht schwimmen und versuchte verzweifelt mich über Wasser zu halten, während mir langsam aber sich die Luft aus ging. Ich schrie um Hilfe und dachte, ich würde sterben. Damals hatte ich gedacht, hätte sicher schon Stunden im eisigen Wasser gepaddelt, als endlich eine Frau vorbeikam und mich aus meiner misslichen Lage befreite. Eigentlich war ich wahrscheinlich weniger als eine Minute im Wasser gewesen. Seit diesem Tag, hatte es Jahre gedauert, bis ich wieder alleine zum See gegangen war. Doch während ich im Wald stand und die Gestalten auf mich zukamen sah, schwor ich mir, sollte ich das überleben, würde ich nie wieder in den Wald gehen. Nie wieder! Niemals!
Die Wesen kamen immer näher und dabei hörte ich wieder die rufenden Stimmen. Bald hätten die Wesen mich fast berühren können und ich suchte panisch nach einem Ausweg. Mir fiel auf, dass die Gestalten sehr langsame Bewegungen machten. Wenn ich losrannte, dachte ich, könnte ich sie vielleicht schubsen und wegrennen. Ich hatte logisch betrachtet schließlich eh nichts zu verlieren oder?
Also setze ich meine Füße in Bewegung und rannte los. Eigenartiger Weise, machten die Gestalten mir einfach Platz, was ich bis heute nicht verstehen kann. Aber in meiner Situation konnte ich mich ja wirklich nicht beschweren oder groß Wundern. Ich rannte blindlings durch den Wald, die Zweige schlugen nach mir (natürlich nicht wirklich, aber es kam mir so vor) und ich fiel mehrmals in den Schlamm. Dadurch fiel mir wenigstens auf, dass es wieder am regnen war. Schließlich verließ ich tatsächlich wieder den Wald und brach aus dem Dickicht. Da folgte die nächst Überraschung. Ich stand direkt hinter unserem Haus! Als ich wieder ins Haus ging, meine dreckigen Sachen in die Waschmaschine tat und ein Bad nahm, dachte ich nach. Das im Wald, war nicht mit rechten Dingen zugegangen. Es stand ja eh fest, dass ich den Wald nicht mehr betreten würde, doch auch so hatte ich Angst. Die Person, die mir den Brief geschrieben hatte, hatte gewusst, dass ich die Anweisungen befolgen würde. Und auch, dass ich den Wald lebend wieder verlassen würde. Vielleicht wurde ich sogar jetzt gerade beobachtet. Bei dem Gedanken lief ich rot an und schaute zum Fenster. Da war niemand. Zum Glück. Und hier endet meine Geschichte jetzt auch. Da sie nun alles wissen, was ich über den Wald zu sagen habe, könnten sie mir jetzt sagen, warum sie das überhaupt wissen wollen."
Der Polizist blickt reichlich verzweifelt, so als muss er die Informationen erstmal verarbeiten. Dann blickt er mich an. ,, Waren sie schon einmal bei einem Psychopath? Das was sie erzählen, klingt nämlich sehr verrückt." Ich lächele,, Ich vermute mal, sie wollen wissen, ob ich schon einmal einen Psychologen aufgesucht habe. Ich versichere ihnen, Ich bin bei klarem Verstand. Jetzt sollten sie mir meine Frage beantworten."
Der Polizist setzt sich gerade hin,, Es ist so. Sie kennen doch Luise Kremling? Das Mädchen ist vor drei Tagen das letzte mal gesehen worden."
Ich werde blass,, Natürlich kenne ich Luise. Sie ist meine beste Freundin. Aber das kann nicht sein. Ich war vorgestern noch mit Luise spazieren." Er blickt mich erstaunt an und schreibt etwas in sein Notizbuch. ,, So so. Darf ich sie fragen, ob sie Luise Kremling entführt oder getötet haben?" Mir fällt der Keks aus der Hand, den ich gerade essen will. Dieser Schwachkopf denkt wirklich, ich wäre eine Verbrecherin? Am liebsten würde ich ihn anschreien, doch mir ist klar, dass er mich dann erst recht verdächtigen wird. ,, Wenn sie mich als Mordverdächtige sehen, wäre es vielleicht klüger das nicht einfach zu sagen. Aber ich kann sie beruhigen. Ich. Habe. Nichts. Getan. Warum sollte ich Luise töten oder entführen? Haben sie Beweise? Oder wenigsten anständige Indizien?", sage ich stattdessen, obwohl ich es nicht vermeiden kann, scharf und verächtlich zu reden. ,, Natürlich habe ich Indizien. In dem Zimmer des Mädchens fand man einen Zettel mit ihrem Namen und etwas über den Wald. Darum auch meine Fragen zum Wald. Und sie sind höchst verdächtig." Nun reicht es mir ,, Und was wollen Sie jetzt machen? Mich verhaften? Gerne ich rufe nur vorher noch meinen Anwalt an. Wir werden ja sehen, was das Gesetzt dazu sagt, wenn Minderjährige ohne Beweise oder begründete Verdachte verhaftet werden!", rufe ich, während ich aufstehe und zu, Telefon gehe. Der Boden knarzt unter meinen Füßen. Der Polizist erhebt sich ebenfalls. ,, Ich werde sie nicht verhaften. Zumindest noch nicht. Aber wenn ich es tue, werden wir ja sehen, was das Gesetz zur Entführung und zum Mord einer minderjährigen sagt." ,,Verlassen sie augenblicklich mein Haus!", schreie ich ihn nun an und er geht ohne mich weiter zu beachten. Erschöpft lasse ich mich im Wohnzimmer in einen der flauschigen Sessel sinken. Wie konnte ich nur so die Beherrschung verlieren? Jetzt würde man mich wohl noch mehr verdächtigen. Dazu kommen noch große Sorgen. Was kann Luise zugestoßen sein? Das einzige was ich weiß, ist, dass ich es nicht weiß und, dass die Polizei bei uns im Dorf es sicher nicht herausfinden wird. Sie werden mich weiter verdächtigen, bis sie ihrer Meinung nach genug Beweise haben und mich dann wahrscheinlich verhaften. Ich kaue an meinen Fingernägeln, was ich eigentlich seit Jahren nicht mehr mache. Ich bin verzweifelt. Eigentlich bin ich nie verzweifelt, sondern finde immer so schnell es geht eine Lösung, doch heute bin ich wirklich verzweifelt. Ich weiß bei bestem Willen nicht, wie es weiter geht.
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