"Eine neue Zeit"
Daenerys hatte Schmerzen. In der Schlacht hatte sie sich beide Beine gebrochen und die Toten hatten ihr lange und tiefe Wunden zugefügt. Doch sie hielt sich tapfer und war entschlossen, keinen Schmerz zu zeigen. Dafür war sie zu wichtig.
„Sollen wir eine Pause machen, euer Gnaden?", fragte Ser Barristan.
Daenerys schüttelte den Kopf. „Nein, Ser. Ich muss stark bleiben. Gehen wir zu den anderen."
Ihr Weg führte sie zu den Lagern der Verwundeten. Daenerys hatte sie jeden Tag besucht, seitdem sie wieder Laufen konnte.
Es war kein schöner Anblick. Zehntausende waren schwer verwundet worden und bei vielen hatten die Maester aufgeben müssen, um jene zu retten, die zu retten waren.
„Euer Gnaden," flüsterte ein Mann auf einem Bett. Er hatte nur noch ein Auge und ein dicker Verband lag um seinen Kopf.
Daenerys setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. „Was ist, Soldat?"
Der Mann schien sprechen zu wollen, doch es lief nur Blut aus seinem Mund. Daenerys hielt seine Hand, während er starb. Und sie wand den Blick nicht ab. Das hatte der Soldat verdient. Er hatte sein Leben gegeben. ER verdiente es, das sie bei ihm blieb.
Der Geruch des Rauches von den Scheiterhaufen, schien stärker zu werden, als sie sich dem große Pavillon näherte. Noch immer stützte sie sich auf ihren Stock. Ihre Beine taten weh, doch sie hielt es aus. Sie war am Leben. Nie würde sie sich wieder über Schmerzen beklagen.
Aegon Schwarzfeuer saß auf seinem Bett und löffelte eine dünne Suppe. Er war dünn und bleich. Ohne seine rote Robe fehlte ihm der mystische Glanz, den ihm als Priester sonst umgeben hatte. Und er war nicht alleine. Arya Stark saß neben ihm und hielt sich ihren rechten Arm, der von weißem Leinen bedeckt war. Ihr Blick war leer und sie konnte nur auf den Stumpf starren, der ihr geblieben war. Als sich Talisa Maegyr zu ihnen setzt und auch Gendry dazu kam, entschloss sich Daenerys allerdings, sie alleine zu lassen. Ihre Anwesenheit wäre nur störend.
„Euer Gnaden.", sagte Tyrion Lennister, als sie das Lazarett wieder verließ. „Wir müssen reden."
„Müssen wir das?", fragte sie ihn scharf, während eine große Rauchwolke über liehen schwebte.
Tyrion sah sie erstaunt an. „Ja, müssen wir. Es geht um die Zukunft des Reiches." Während der Schlacht hatte er in einem der Türme gehockt und die Soldaten koordiniert, die er finden konnte. Es war unter anderem auch seinem Bemühen zu verdanken, das ein Teil der Toten in der Halle der Hundert Kamine gelockt und verbrannt worden war. „Das Heer löst sich immer weiter auf. Und auch ihre Lords werden uns bald verlassen. Wenn wir euch auf den Thron setzten wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt."
Der Eiserne Thron.
Seit ihrer Kindheit hatte sie von dem Moment geträumt, auf den sie und ihr Bruder Viserys Königsmund einnehmen würden. Und sie hatte es geschafft! Sie hatte alles geschafft, was ihr Bruder hatte erreichen wollen. Sie hatte Drachen. Sie hatte eine Armee und sie hatte Königsmund eingenommen. Der Moment, als sie in der Hauptstadt vor dem Eisernen Thron gestanden hatte, den Aegon der Eroberer vor dreihundert Jahren hatte errichten lassen, war einer der schönsten ihres Lebens gewesen. Sie hatte Macht, Vasallen und den Thron.
Und jetzt?
„Es sind so viele gestorben.", sagte sie leise. „Von meinen Unbefleckten sind nur noch fünftausend da. Von der Goldenen Kompanie weniger als zehntausend. Und mein Khalasar besteht nur noch aus dreihundert Reitern und die meisten Pferde sind ebenfalls gestorben. Und wie viele von den Freien noch am Leben sind, weiß ich noch nicht einmal. Ich wollte sie in einen neue, eine glorreiche Zeit führen. Stattdessen habe ich sie in den Tot geführt. Habe ich überhaupt noch das Recht, sie anzuführen?" Sie dachte an Viserion und sie war den Tränen nah.
„Das habt ihr. Mehr als ihr denkt. Es waren eure Armeen, die die Toten zurück gehalten haben," sagte Tyrion. „Und ihr habt noch immer die Treueeide vom Grünen Tal, der Eiseninseln,von Dorne und des Westens."
Daenerys antwortete nicht, sondern wandte sich an Ser Barristan Selmy. „Ihr habt fünf Könige miterlebt, Ser. Was ratet ihr mir?"
Der alte Ritter zögerte. „Ihr seid die Königin. Daran ist nichts zu verändern."
„Nun gut. Aber ich werde mich nicht einfach zur Herrscherin aufschwingen. Tyrion. Sammelt die hohen Lords. Ich will sie in den Königlichen Gemächern treffen. Sammelt so viele und aus allen sieben Königslanden. Wir werden keinen großen Rat bilden, aber ich will mich nicht über sie alle erheben."
Tyrion nickte. „Die Dornischen zu finden könnte schwierig werden, jetzt wo Oberyn tot ist, aber ich finde sie. Bei Sonnenuntergang?"
„Ja," antwortete Daenerys. „Ich werde wieder zu den Verletzen gehen. Sie brauchen mich jetzt am dringendsten." Sie drehte sich erneut zu den Lazaretten um. Sie fürchtete sich vor dem Sonnenuntergang. Denn sie war sich nicht sicher, was sie machen sollte.
„Wenn ich mich umsehen, bin ich verloren.", murmelte sie leise.
~~~
Die Königlichen Gemächer waren fast so groß wie der Thronsaal in Königsmund. Früher hatten hölzerne Vertäfelungen die Wände geschmückt und frühere Lords von Harrenhal hatten Wandteppiche, Wandschmuck und anderes aufgehängt, um ihrem Reichtum zur Schau zu stellen. Doch jetzt war davon nichts zu sehen. Nur nackter Stein in großen Blöcken und die einzigen Verzierung waren Blutstropfen und die Spuren des Drachenfeuers von Balerion.
Daenerys saß am Ende des großen Tisches, den man im Raum aufgestellt hatte. Obwohl sie sich zuerst gesträubt hatte, trug sie ein Gewand aus rotem Samt und die lange Silberkette mit den drei Drachenköpfen lag über ihrem Oberkörper und hielt ihren Umhang. Ihre langen silbernen Haare waren geflochten. Tyrion saß neben ihr und Ser Barristan hatte hinter ihr Stellung bezogen. Und so warteten sie auf die anderen.
Die Tür öffnete sich und die Lords von Westeros betraten den Raum. Daenerys richtet sich auf. Das war ihre wichtigste Stunde. Hier würde sich die Zukunft von Westeros entscheiden.
Die Lords der Weite kamen zuerst. Lord Maes wurde von seinem Sohn gestützt. Samwell Tarly, der sowohl für die Nachtwache als auch für Haus Tarly sprach, folgte ihm. Auch Garth Hohenturm, Wendel Weber, Talbert Serry, Ronnell Gnadenfurt, Desmond Rothweyn, alle seine Verwandten waren in der Schlacht gestorben.
Aus den Flusslande kamen, Lucas Schwarzhain, Olyvar Frey, Lord Piper und Lord Kleinwald.
Lord Richard Morringen, Brienne von Tarth, Casper Wyld vertraten die Sturmlande und die Dornischen Marschen.
Lady Asha und Ser Harras Harlau die Eiseninseln. Lord Hortan Rotfest, Lord Lyonel Corbrey und Lord Morton Waynwald sprachen für das Grüne Tal.
Ser Tybold Rallenhall und Oswind Marbrand vertraten die Westlande. Da Lord Lancel gestorben war, war Tyrion der rechtmäßige Lord von Casterlystein, doch er wollte das jetzt nicht ansprechen.
Für den Norden kamen die wenigsten. Nur Lord Reet und Robb Stark selber, der jedoch noch nicht anwesend war.
Und für Dorne saß nur ein Einzelner Lord am Tisch. Der junge Lord Archibald Isenwald, einer von zweihundert Dornischen, die die Lange Nacht überlebt hatten.
Neben Daenerys saßen ihre engsten Vasallen, wie Ser Daemion Velaryon und ihre Hand, Tyrion Lennister.
König Robb Stark und Jon Targaryen kamen als letzte. Jon nickte Daenerys entschuldigend zu und setzte sich neben sie, Robb setzte sich zu Lord Howland Reet.
Tyrion eröffnete die Besprechung, indem er auf den Tisch klopfte. „Es ist wahrscheinlich nicht der richtige Moment dafür, aber wir müssen über die Zukunft von Westeros reden."
„Die Scheiterhaufen sind noch nicht mal ganz abgebrannt und ihr redet über Politik," klagte Samwell Tarly. Sein Gesicht war vom Weinen gerötet. Er trauerte um seinen Bruder Dickon, der von den Weißen Wanderern im Götterhain getötet worden war.
„Ja, Lord Tarly. Ich will über Politik reden." Tyrion trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. „Denn wir haben ein Problem." Er sah zu Königin Daenerys.
Daenerys schluckte und unterdrückte ihre aufgewühlten Emotionen.
"Ich habe beschlossen, das ich auf meinen Anspruch auf den Eisernen Thron, aufgeben werde.", sagte sie mit fester Stimme. „Nach allem, was passiert ist, werde ich mich niemandem aufdrängen, der mich nicht als Königin haben will. Das Volk braucht jemanden, den es liebt und ich bin, trotz alledem, nicht aus Westeros. Ich habe mein Leben in der Ferne verbracht."
„Wen schlagt ihr als Alternative vor?" fragte Robb, der König des Nordens.
Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen. „Was? Ihr wollt das ich den Eisernen Thron besteige?" fragte er erstaunt. „Nein. Nein. Das werde ich nicht machen."
Er warf jedem im Raum einen Blick zu. „Wenn der Winter vorüber ist, werde ich mit meinem Volk und jedem, der uns begleiten will, zurück in den Norden gehen. Dort ist meine Heimat. Dorthin, werde ich zurückkehren."
Er sah zu Daenerys. „Wenn ihr den Thron wollt, dann nehmt ihn euch. Er steht euch zu." Er beugte sich vor und faltete die Fäuste übereinander. „Ich werde nicht der König auf demEisernen Thron," erklärte er entschieden.
Dass Robb Stark ihre Wahl unterstützte, überraschte Daenerys. Damit hatte sie nicht gerechnet. Doch es gefiel ihr.
„Wie wäre es mit einer Alternative? Auf den Eiseninseln haben wir das Königsthing. Das hat für Jahrhunderte unseren Aufstieg befördert," schlug Asha vor.
„Das wäre keine Gute Idee. Ja. Wir könnten unsere Könige wählen, doch das würde nur gutgehen, solange Daenerys und ich und vielleicht noch während meiner Töchter leben. Aber sobald wir nicht mehr leben, was würden ihre Nachfahren daran hindern, die Sieben Königslande zu erobern, wie es Aegon der Eroberer getan hat? Nein. Wir brauchen eine stabile Dynastie.", entgegnete Jon. Er sah entschuldigend zu Daenerys, doch sie konnte seine Sorgen nachvollziehen. Und sie kam ins Grübeln. Sollte sie sich nicht doch direkt zur Königin erklären? Wäre es nicht besser, das Reich so umzubauen, das es nicht von ihren Nachfahren zerstört würde?
„Und wenn wir wieder unabhängig werden?" fragte Lord Edmure plötzlich. „Was hindert uns daran, das wir wieder unser eigener Herr werden, so wie der Norden?"
„Die Unabhängigkeit des Nordens, endet mit meinem Tod," erklärte Robb entschieden. „Wenn ich nicht mehr bin, wird mein Sohn als Prinz von Winterfell und Wächter des Nordens regieren und nicht als König. Westeros muss vereint sein."
„Nun. Vielleicht war es wirklich eine bessere Idee, wenn wir alle darüber schlafen würden.", schlug Tyrion beschwichtigend vor.
„Nein!" sagte Daenerys mit kühler Stimme. Jetzt wollte sie eine Entscheidung. „Wir reden jetzt darüber. Wann würde sich jemals wieder so eine Gelegenheit anbieten? Alle großen Lords sitzen hier beisammen.", sagte sie mit kühler und berechnender Stimme.
„Was ist mit den Arryns, den Martells und den Baratheons?", fragte Lord Schwarzhain. „Wir können das nicht ohne sie entscheiden."
„Das wird nicht nötig sein.", antwortete Daenerys entschieden. „Lord Robins Vasallen haben mir die Treue geschworen. Genau so wie der Fürst von Dorne und die Lady der Eiseninsel."
„Gerade sagtet ihr noch, das ihr auf den Thron verzichten würdet, wenn es eine Alternative gibt und jetzt beharrt ihr auf dem Lehnseid? Was ist mit dem Bastard? Wo ist Gendry Wasser? Er ist Robert Baratheons letzter lebender Sohn.", beschwerte sich Lord Maes Tyrell.
„Er ist ein Bastard. Aber es gibt eine andere. Prinzessin Sharin lebt noch. Sie ist die letzte legitime Baratheon," sagte Ser Daemion Velayrion. „Und es gibt andere, die einen Anspruch haben. Mein Haus ist eng...
„Verdammt noch mal!", sagte Loras Tyrell plötzlich. „Ihr wollt eine Lösung? Dann gebe ich euch sie! Da sitzt sie! Daenerys Targaryen!"
Daenerys starrte ihn überrascht an. Das sich Loras Tyrell für sie aussprechen würde, hatte er nicht erwartet. Und er schien nicht der Einzige. Maes Tyrell, sein Vater, sah seinen Sohn erstaunt an. „Loras? Was genau meinst du?"
Loras sah seinen Vater an und etwas merkwürdig Wütendes lag in seinem Blick. Dann sah er zu Daenerys. "Ich habe gesehen, wie ihr mit den Menschen redet, euer Gnaden und ich habe gehört, wie sie über euch reden. Viele, die ihr aus Essos mitgebracht hat, bewundern euch. Und da ist noch etwas.
Ich war bei Renly, als er starb. Er hat mir gesagt, dass er in euch eine gute Königin für die Zukunft von Westeros sieht." Er stand auf.
„Wir wollen eine gute Herrscherin? Jemand, der sich um das Volk kümmert und die Lords respektiert?" Er deutete auf Daenerys. „Dann wählt sie! Benennt Daenerys Tagaryen zu Königin. Sie hat in der Sklavenbucht für Gerechtigkeit gesorgt. Sie hat Lord Baelish Machenschaften, die zum Tod von Lord Eddard Stark geführt haben, aufgedeckt."
„Das ist nicht ganz richtig aber...", begann Jon, doch Daenerys legte ihm eine Hand auf die Schulter und brachte ihn zum Schweigen. Sie beobachtete Loras ganz genau. Was hatte der junge Ritter vor? Seine Worte schmeichelten sie, doch sie verstand seinen Plan nicht.
„Sie ist unsere Königin. Die einzig wahre. Sie hat die Courage, Westeros zu führen und die Wunden zu schließen, die andere verursacht haben. Wer könnte das Volk besser führen, als jemand, der unter ihm gelebt hat? Wer könnte uns besser führen, als Daenerys Targaryen?" rief Loras erhitzt. Er zog sein Schwert und deutet auf Daenerys. „Sie ist die wahre und einzige Königin von Westeros!"
Niemand antwortete ihm. Die Lords sahen sich an und niemand sagte etwas. Daenerys starrte Loras an. Sie hatte mit allem gerechnet, doch nicht, dass Loras Tyrell, der durch Heirat mit Robb Stark verwandt und standhaft für König Renly gekämpft hatte, sie zur Königin ausrufen würde.
„Alles was Loras gesagt hat, stimmt," sagte Robb in die gespannte Stille hinein. „Daenerys Targaryen ist nicht nur die rechtmäßige Königin der Sieben Königslande, sondern auch die beste. Sie hat Ideale und Prinzipien. Das ist es, was ihre Männer in ihr sehen. Einen guten Menschen." Er zog sein Schwert, hielt es Deanerys entgegen. „Die Königin von Westeros!"
Asha Graufreud erhob sich ebenfalls. Sie hob ihre Axt. „Die Königin von Westeros!",
Nun gab es kein Halten mehr. Alle Anwesenden erhoben sich und zogen ihre Schwerter und huldigten ihrer neuen Königin. Daenerys musste ihre Tränen unterdrücken, als sie die Rufe vernahm, die durch den Raum hallten, an der steinernen Decke abprallten und über ganz Harrenhal zu hören waren.
„Die Königin von Westeros!!"
„Die Königin von Westeros!"
„Die Königin von Westeros!!!"
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