Was jetzt?
Mittlerweile waren Stunden vergangen und ich hatte mich nach dem Training frisch gemacht. Ash und Alice hatte ich seit dem nicht mehr gesehen. Völlig erschöpft lief ich mit frisch geföhnten Haaren in die Lagerhalle und wurde mit einem Kopfnicken von Vielen, die ich nicht einmal kannte, begrüßt. Schlapp ließ ich mich auf einen leeren Sessel fallen und schloss für einen Moment meine Augen.
„Jetzt schon müde?" Ohne meine Augen zu öffnen nickte ich. Deutlich spürte ich seine Präsenz links von mir und öffnete schlussendlich doch meine Augen.
Leicht senkte er seinen Mund an mein Ohr: „Ich habe was gefunden und du musst dich jetzt darum kümmern."
Sofort wich die Müdigkeit aus all meinen Knochen und ich drehte mich schwungvoll zu Max, der mich mit großen Augen ansah. Obwohl er sich anstrengte möglichst ruhig zu sein, sah man ihm die Nervosität an.
„Was hast du gefunden?"
Bevor er mir eine Antwort gab signalisierte er mir mit seinen Augen die Tür: „Draußen."
Dann war er auch schon weg. Zielstrebig lief er auf die Tür zu und hastig folgte ich ihm. Ein mulmiges Gefühl legte sich in meinen Bauch.
Sobald ich die Halle verlassen hatte, legte sich eine fürchterliche Gänsehaut auf meinen Körper. Es war kalt und ich stand hier in einem einfachen Pullover.
„Was hast du jetzt genau gefunden?" Ich konnte sein Gesicht nicht so gut erkennen. Es war schon dunkel und genau hier, wo wir standen gab es keine richtige Beleuchtung.
„Erinnerst du dich an den Geldtransfer?"
Als Antwort nickte ich nur kurz.
„Ich habe es endlich geschafft das Konto zu finden, zu dem das Geld übertragen wurde. Jetzt kommt das Spannende. Jemand hat es vor zwei Tagen von dem Konto abgehoben, den ganzen Betrag. Die ganze Summe in Bargeld. Das ist auffällig." So leise wie möglich erklärte er es mir.
„Weißt du von welcher Bank? Vielleicht kann ich mich da dann erkunden."
Konzentriert arbeitete mein Gehirn.
„Genau das habe ich mir auch gedacht, deshalb habe ich mal nachgeforscht. Es war von der Central Bank, die ein paar Straßen von eurem Haus entfernt ist. Das ist der einzige Standort mit so viel Bargeld auf Lager. Du musst mal rüber und dich etwas umschauen. Ich kann nicht. Dort kennen mich zu viele, aber du bist ein ganz neues Gesicht." Erwartungsvoll sah er mich an.
„Ich mach es. Aber wann?"
„Jetzt. Es wird leer sein. Die meisten Läden sind schon geschlossen." Er sprach so, als wäre es keine große Sache, aber ich hatte Angst.
Es war dunkel und ich sollte da alleine hin?
Kurz schloss ich meine Augen und sammelte meine Gedanken. Für Dad.
„Bringst du mich wenigstens rüber?"
Stumm nickte er und lief auch schon auf ein schwarzen Mercedes zu.
„Alles was du brauchst ist im Wagen."
Das war seine letzte Anweisung. Nicht mal eine Minute später saß ich neben ihm.
„Der schwarze Kapuzenpullover und die schwarze Tasche auf dem Hintersitz."
Sofort griff ich danach während er den Motor startete. Ohne ein weiteres Wort zog ich mir dankbar den Pullover über und öffnete den Reißverschluss er Tasche.
„Die Sachen in der Tasche sind für den absoluten Notfall."
Mein Blick wanderte durch die Tasche.
Eine Waffe.
Etwas Bargeld.
Ein Taschenmesser.
Schwarze ganz kleine Kopfhörer.
„Das Taschenmesser braucht ich nicht. Ich trage mein eigenes bei mir." Merkbar hob ich mein rechtes Bein. Ich hatte das Messer um meinen Knöchel platziert mit einem schwarzen Gummigurt wie immer. Das war eine Eigenschaft, die ich schon seit Jahren hatte. Ich war nicht sonderlich stolz drauf, aber ich wusste, dass ich es brauchte.
„Was ist mit den Kopfhörern?" Fragend holte ich sie aus der Tasche.
„Das sind keine einfachen Kopfhörer. Durch sie können wir miteinander kommunizieren. Ich kann dich und alles um dich herum hören. Dachtest du etwa, dass ich dich völlig alleine lasse?"
In dem Moment fiel mir ein Stein vom Herzen. So leise wie möglich atmete ich aus. Ich antwortete ihm nicht.
Ja ich dachte, dass du mich alleine lassen wirst.
Das konnte ich schwer sagen.
Wir waren gleich da durch das schnelle Tempo von Max. Ich platzierte einen der Kopfhörer in meinem rechten Ohr.
„Headphones are connected." Die roboterartige Stimme ertönte in meinem Ohr, aber zum ersten Mal war ich froh sie zu hören. Sie gab mir ein Gefühl der Sicherheit, das ich brauchte.
„Ich lasse dich ein paar Straßen von der Bank entfernt raus." Max schien ganz ruhig zu sein während ich vor Angst und Nervosität nicht wusste, wie ich mich ab besten verhalten sollte.
„Bist du dir sicher, dass es funktioniert?" Meine Stimme zitterte, obwohl ich probierte so selbstbewusst wie möglich zu klingen. Kurz spürte ich wie sich sein Blick auf mich legte.
„Man kann sich nie 100 Prozent sicher sein, aber ich bin hier, falls etwas passiert."
Minuten vergingen, in denen keiner ein Wort sagte. Ich hatte die Waffe mittlerweile fest in meiner Hand. Meine Hände schwitzten fürchterlich und mein Hals war ganz trocken.
Dann brachte er das Auto auch schon zum stehen.
„Du schaffst das." Noch ein letztes Mal sah er mich aufmunternd an, aber ich konnte diesen Blick nicht erwidern.
Dann öffnete ich auch schon die Autotür und trat in die Kälte. Die Straßen waren leer und wurden nur von ein paar Straßenlaternen beleuchtet. Max hatte in einer Seitengasse geparkt. Innerlich verfluchte ich ihn.
Die Waffe verschwand sofort in den großen Handtaschen des Pullovers und ich zog mir die Kapuze tief in die Stirn. Etwas planlos lief ich los.
Wie sollte ich überhaupt vorgehen und was sollte ich sagen?
__
Was wird wohl passieren 👀
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