Neugierde ist tötlich
„Skyla." Sofort schreckte ich zusammen. Der Kopfhörer in meinem Ohr rauschte.
„Skyla kannst du mich hören?" Wieder ertönte die Stimme von Max.
„Ja du Arschloch."
„Autsch. Das hat mich jetzt wirklich verletzt." Ich hörte wie er dramatisch einatmete und verdrehte meine Augen: „Pech."
Dann verließ ich auch schon die Seitengassen und lief Richtung Bank. Die Hauptstraße war deutlich besser beleuchtet und jetzt waren sogar Menschen draußen.
„Das sind Mitglieder aus allen möglichen Gangs. Sie stehen alle in ihren Gruppen, siehst du das?" So unauffällig wie möglich wanderte mein Blick über die ganzen Menschen.
„Woher weißt du, was ich gerade sehe?" So leise wie möglich flüsterte ich, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
„Instinkte." Man konnte den Sarkasmus in seiner Stimme deutlich hören. Mittlerweile war es stockdunkel und auch das Wetter wurde immer kälter. Zielstrebig lief ich Richtung Bank. Mein Blick war auf den Boden gerichtet und ich probierte angestrengt Blickkontakt mit den Menschen hier zu vermeiden.
Doch trotzdem spürte ich die ganzen Blicke auf mir und wie sie sich in meinen Rücken bohrten.
Da war sie endlich. Die Bank.
Mein Blick scannte die Bank ab. Und was jetzt?
Plötzlich fiel mir etwas auf. Ein Obdachloser hatte es sich neben der Bank gemütlich gemacht. Vielleicht hatte er was gesehen.
„Skyla wie sieht's aus?" Wieder ertönte seine nervige Stimme.
„Hier ist ein Obdachloser. Ich werde zuerst einmal mit ihm sprechen."
Ich bekam keine Antwort von Max und somit wurde die Diskussion noch bevor sie angefangen hatte beendet. Hastig überquerte ich die Straße und mit ein paar großen Schritten stand ich auch schon vor dem etwas älteren Mann. Er saß auf dem Boden auf einem Schlafsack und hatte eine Flasche Wasser in der Hand. Auch er war nicht wirklich passend für das Wetter gekleidet.
„Kann ich sie etwas fragen?" Meine Stimme war nicht sonderlich laut und wirklich nett klang sie auch nicht.
„Kommt drauf an wer fragt." Laut hustete er.
„Das ist irrelevant", ich senkte mich zu ihm runter und wir waren jetzt auf Augenhöhe, „Haben sie vor zwei Tagen vielleicht eine Person bemerkt, die mit sehr viel Bargeld die Bank verlassen hat?"
Ich schien seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben. Jetzt sah auch er mir in die Augen, aber etwas, das ich nicht deuten konnte lag in seinen Augen.
„Wie schon gesagt, kommt drauf an wer fragt."
Leicht hob sich sein linker Mundwinkel.
„Sag ihm auf keinen Fall deinen Namen." Max hörte wirklich alles.
Meine Aufmerksamkeit lag aber sofort wieder auf dem Mann vor mir.
„Ein Mädchen, das ganz dringend eine Antwort auf ihre Frage braucht. Wenn sie die nicht bekommt, muss sie dir wehtun." Auch ich hob einen meiner Mundwinkel.
Zwar kribbelte mein ganzer Körper vor Angst, aber das durfte er ganz sicher nicht wissen. Niemand durfte das.
Jetzt langsam legten sich die Blicke der Menschen um uns herum auf mich. Ich hörte wie sie miteinander flüsterten.
„Skyla ganz ruhig." Max schien genauso gestresst zu sein wie ich.
„Bekomme ich jetzt eine Antwort oder nicht?" Fragend hob ich eine Augenbraue und sah ihm tief in die Augen.
„Was ist denn hier los? Kann man dir helfen?" Das war der Moment, an dem sich ein riesiger Kloß in meinem Hals bildete. Langsam und mit einem zu schnellen Herzschlag stand ich auf. Meine Hand hatte die Waffe fest umgriffen, sodass sogar meine Knöchel schmerzten. Zwei Männer hatten sich zu uns gestellt und sahen zwischen mir und dem Obdachlosen hin und her.
„Nicht so wichtig." Ich war gerade dabei mich umzudrehen, da ertönte die Stimme des Obdachlosen erneut.
„Bargeld. Sie wollte wissen, ob jemand eine große Summe von Bargeld abgehoben hat."
Ruckartig blieb ich stehen.
„Skyla komm da raus. Verschwinde von dort." Max sprach jetzt deutlich lauter, aber ich schaffte es nicht. Meine Beine wollten sich einfach nicht bewegen. Die Befehle meines Gehirns kamen bei meinen Beinen nicht an.
„Ist das so? Warum willst du das denn wissen Kleine?" Der Mann näherte sich mir und jetzt erst fiel mir der starke Alkoholgeruch auf. Mit zitternden Beinen drehte ich mich um und sah den Mann an. Er war deutlich einen Kopf größer als ich und sah belustigt zu mir runter.
„Neugierde."
Überrascht hob er beide seiner Augenbrauen: „Neugierde? Da musst du aufpassen. Sie kann töten."
Fest ballte sich meine freie Hand zu einer Faust. Langsam wurde meine Angst durch Wut ersetzt.
„Dann solltest du dich aber echt nicht einmischen. Es scheint so, als wärst du neugierig und schlussendlich tötet dies, oder nicht?"
Ich trat einen Schritt auf ihn zu und sah ihm kalt in die Augen. Bevor ich aber auch nur verstand, was passierte oder überhaupt reagieren konnte, spürte ich eine kalte Metallklinge an meinem Hals. Ein kalter Schauer lief mir meinen Rücken hinunter, als ich das belustigte Grinsen auf seinen Lippen sah.
„Du hast wirklich eine große Klappe." Mit deutlich mehr Druck presste er mir sein Messer an meinen Hals. Kurz zische ich auf und atmete tief ein.
Scheiße. Scheiße. Scheiße.
„Skyla deine Waffe!" Zwar hörte ich Max laut in meinem Ohr, aber ignorierte seine Anweisungen. Ich konnte niemanden töten. Nicht jetzt.
Hilfesuchend wanderte mein Blick zu der Gruppe, die genau hinter dem Mann stand. Alle Augen lagen auf uns. Ich war gerade dabei meine Augen wieder auf den Mann vor mir zu richten, da sah ich ihn.
Ian.
Er stand ganz rechts und beobachtete die Situation mit einem deutlich angespannten Kiefer. Er hielt meinem Blick stand. Langsam hob er seinen Arm und deutete auf sein Handgelenk, als probierte er mir etwas zu signalisieren. Dann sah ich es in dem schwachen Licht. Sein Gangtattoo.
Zwar waren die Worte von Max immer noch in meinem Kopf, aber jetzt war die Situation etwas anders.
„Heyy! Hast du zugehört du kleine-", bevor er seinen Satz zu Ende sprechen konnte, unterbrach ich ihn.
„Weißt du wer ich bin? Skyla Duke."
Immer noch fragend sah er mich an.
„Schon mal etwas von den Shadows gehört?" Das war der Moment, an dem er es verstand. Sein Grinsen und jede jegliche Emotion außer Angst wich aus seinem Gesicht. Sofort senkte er sein Messer, aber da war es schon zu spät für ihn. Ruckartig hob ich mein Bein und zog mein Taschenmesser heraus. Bevor ich auch nur klar denken konnte, geschah es. Ich hielt ihm mein Messer an seinen Hals. Jetzt trat die Gruppe der Gangmitglieder auch zu uns, aber ich war immer noch auf den Mann vor mir fokussiert.
Ein teuflisches Grinsen lag auf meinen Lippen, während mein Blut meinen Hals herunter lief. Ich hasste es unterschätzt zu werden.
„Du hast Recht. Neugierde ist wirklich tötlich." Noch ein letztes Mal erhöhte ich den Druck auf meinem Messer und senkte es schlussendlich auch. Ich wollte ihn nicht töten. Nicht jetzt.
___
Well well well...was macht Ian dort?
Btw zwei Kapitel an einem Tag!!! :))
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro