Kapitel 46
Eric
Auf einem Ast sitzend blickt Eric durch sein Fernglas und beobachtet in der Dunkelheit das Anwesen aus sicherer Entfernung. Eine meterhohe Mauer zäumt es ein und er hat nach kurzer Zeit, vier Wachen entdeckt. Auch wenn er es nicht sieht, ist er sich ziemlich sicher, dass sie alle bewaffnet sind. Verdammt, es wird schwieriger als erwartet.
Eric klettert nach unten, wo die restliche Mannschaft wartet. Luca lehnt an einem Jeep und Nate steht unruhig neben ihm, die Hände tief in den Taschen. Er konnte den Jungen nicht davon abhalten, mitzukommen, als er von ihrem Plan gehört hatte.
Kai der Ersatztürsteher und ein Freund von Luca lehnt grimmig an einem Baum und unterhält sich leise mit zwei ebenso großen Kerlen, die Eric nicht kennt. Dennoch ist er froh, dass sie hier sind.
Um kurz nach vier ist Luca mit Lisa im Schlepptau bei ihnen aufgetaucht. Die Barfrau hat sich nicht abschütteln lassen, was Eric wütend gemacht hatte. Er wollte nicht noch mehr Menschen in Gefahr bringen. Jenny war ebenfalls anwesend, obwohl er sie mehrfach rausgeschmissen hatte. Doch ihre Sturheit konnte er nicht überwinden und so sitzen nun beide Frauen im Jeep.
Verflucht! Grimmig sieht er sie an. Sie sollten in Sicherheit bei ihm zuhause sein, nicht auf einer verfickten Rettungsmission.
„Hör auf uns erdolchen zu wollen", grummelt Jenny. „Ohne uns würdet ihr nicht reinkommen."
Eric schnauft. Zwar hatten sie recht, da die Männer nie über das wie nachgedacht hatten. Nur alles klein zu mähen, was ihnen in den Weg kommt.
„Mir wäre schon was eingefallen", grummelt er, obwohl es gelogen ist.
Er hatte nur die Idee, sich einen Panzer zu leihen und das Tor niederzureißen.
Jenny hebt wissend die Augenbrauen und Lisa stöhnt.
„Klar", seufzt sie.
„Wir sollten das auf später verschieben", murmelt Luca. „Ich bin genau so wenig dafür, dass die beiden Grazien hier sind, wie du. Doch wir brauchen sie, um ins Anwesen zu kommen, das sicherer ist als ein Gefängnis."
Leider hatte Luca recht. Sie waren hier ganz in der Nähe von ihrem Anwesen. Vielleicht 20 Kilometer. Wenn Amber wirklich von hier geflohen ist, wundert es Eric nicht, dass sie erschöpft zusammengebrochen war.
Er blickt auf seine Uhr. Kurz nach Fünf. Alle schlafen hoffentlich und die Sonne würde erst in drei Stunden aufgehen. Also noch Zeit. Hoffentlich auch für Amber und Tom.
„Na gut. Seid ihr bereit?", fragt er.
Eric blickt Jenny und Lisa an, die beide nicken.
„Ja."
Sie hatten sich beide zurechtgemacht und tragen nicht gerade viel Stoff auf der Haut. Jenny hat ein Hautenges rotes Kleid an mit einem üppigen Ausschnitt der nicht viel Phantasie fordert. Lisa hingegen trägt einen schwarzen Latex Jumpsuit, dass ihm sogar einen Schauer über die Arme jagen lässt. Der Rücken ist komplett frei. Fehlt nur noch der Reißverschluss im Schritt. Doch da hat er nicht genau hingesehen, also wer weiß. Vielleicht ist dort auch einer.
Tief einatmend steigen die beiden Frauen aus dem Wagen und laufen galant auf den hohen High Heels Richtung Tor. Verdeckt im Schatten, folgen Luca und Eric ihnen.
„Hoffentlich funktioniert das", flüstert er leise.
„Vertrau ihnen. Die beiden haben mehr Krallen als wir", kichert Luca und er hofft, dass er recht hat.
Wieder jemanden verlieren, würde er nicht überstehen. Er richtet seinen Blick nach vorne und beobachtet die beiden wie sie lächelnd die Klingel am Tor betätigen.
Sein Herzschlag wird lauter und Luft anhaltend wartet Eric, dass etwas passiert. Die Sprechanlage knackt, ehe eine tiefe Männerstimme ertönt.
„Ja?"
Lisa räuspert sich: „Hallo? Unser Auto ist liegen geblieben. Können Sie uns bitte helfen?"
Dabei kichert sie aufgebracht wie ein Teenager.
„Bitte verlassen Sie das Gelände", erklingt es durch die Anlage.
„Kommen Sie, bitte. Meine Freundin und ich frieren und hier ist einfach kein Empfang", schmollt Jenny.
Kurz herrscht stille und Angst überkommt ihn, dass ihr Plan nicht funktioniert, als ein Klicken ertönt und das große Tor quietschend geöffnet wird. Das Klopfen seines Herzens wird lauter, doch Eric ermahnt sich der Ruhe. Er muss sich konzentrieren. Sie hatten nur diese eine Chance. Ein junger, schlanker Mann tritt heraus. Die Hand an der Hüfte und er ist sich ziemlich sicher, dass er dort eine Waffe hat.
Er wendet sich Lisa und Jenny zu die ihn smart anlächeln. Dabei entgeht ihm der Blick des Wachmanns nicht, der seine Augen über ihre Körper gleiten lässt.
Lisa ist die Erste, die einen Schritt auf ihn zumacht: „Wir waren gerade auf einer Hammer geilen Party und plötzlich ist unser Wagen stehen geblieben", spricht sie flüsternd. „Gott sei dank, sind wir auf dieses Haus gestoßen. Sie werden doch zwei Frauen in Nöten nicht vor die Tür setzen?"
Sie schnurrt ihn regelrecht an und Eric ist von ihrem Schauspiel überzeugt. Zärtlich lässt sie ihre Hand über die Brust des Wachmannes gleiten, der nicht ganz kapiert, was gerade vor sich geht. „Also?", fragt Jenny und tritt ebenfalls auf ihn zu. „Helfen Sie uns?"
Sie berührt, ihn am Arm und er junge Mann scheint so erstarrt zu sein, dass Eric glaubt, er bricht gleich zusammen. „Ma'am ich muss sie bitten, das Gelände zu verlassen", stottert er.
„Ma'am? Was denken Sie denn, wie alt wir sind?", fragt Jenny ihn schnippisch.
Kopfschüttelnd verdreht Eric die Augen.
„Bitte gehen Sie", verlangt der Mann irritiert, doch sein Blick gleitet in das Dekolletee von Lisa.
„Unerhört!"
Ein Klatschen ertönt, als die junge Barfrau der Security mit der flachen Hand ins Gesicht schlägt. Erschrocken von ihrer Tat, wirkt er kurz irritiert. Sein Stichwort.
Leise schleicht Eric sich aus dem Busch, während Lisa ihm eine Schimpftirade an den Kopf wirft und sie scheint tatsächlich verletzt zu sein.
„Ma'am! Sehen wir wirklich so alt aus?"
Unbemerkt gelangt er hinter den Mann und presst seine Hand auf seinen Mund, ehe er ihn blitzschnell zurück in die Büsche zieht und ihn zu Fall bringe. Kurzzeitig wirkt er wie erstarrt, ehe er sich heftig zu wehren beginnt. Eric drückt seine Hand fester auf seine Nase und Mund, während Luca ihn mit fest umklammert. Nach wenigen Minuten Kampf, wird sein Körper schlaff und schwer atmend lässt er ihn los.
Die beiden Frauen tauchen vor uns auf.
„Gut gemacht Mädels", schmunzelt Luca, der ihn mit den Händen auf den Rücken fesselt.
„Sehen wir wirklich aus wie Ma'ams?", fragt Jenny und wendet sich an Lisa.
„Ich habe mich gerade richtig alt gefühlt. Gott, Jenny. Wir sind alt", seufzt die Barfrau.
„Mädels ihr seid nicht alt", schmunzelt Luca und erhebt sich. „Ihr seid wunderschöne Wesen und seht nicht älter als Mitte zwanzig aus."
Lisa grinst und gibt ihm einen Klaps auf die Schulter: „Alter Charmeur. Mia hat so ein Glück mit dir."
„Das hat sie", lächelt Luca, wie er es immer tut, wenn er an seine Frau und seine Töchter denkt.
„Leute", brummt Eric. „Wir haben hier eine Mission. Können wir das auf später verschieben."
„Sorry Boss", schmunzelt Luca. „Weiter im Plan."
Die beiden Mädels gehen wie abgemacht zum Wagen zurück, als Luca und Eric durch das offene Tor schleichen. Kai und seine stillen Freunde folgen ihnen, während Nate auf Lisa und Jenny aufpasst. Zwar passt ihm das gar nicht, doch das ist Eric egal. Er ist viel zu Jung, als er ihn da mitmischen lässt.
Unauffällig schleichen die fünf auf das Anwesen zu. Luca hat sich die Pistole des Wachmannes geschnappt. Eric hat sein Messer in der Hand und Kai ist mit seinen Fäusten vollkommen zufrieden. Auf ihrem Weg begegnen sie einem weiteren Wachmann, der so in die Reinigung seiner Waffe vertieft ist, dass sie ihn mit Leichtigkeit auszuschalten können. Sie schleichen über den Kies und Erics Blick wandert zu dem schlossähnlichen Anwesen empor. Die Lichter im Inneren sind alle erloschen. Gut! Sie schlafen noch.
Leise huschen sie die Steintreppen hoch und öffnen die Tür, die nicht abgesperrt ist. Die Arroganz dieses Kerls macht Eric wütend. Denkt Henry, er ist in seinem Scheiß Schloss sicher?
„Wohin?", flüstert Luca.
„Wir suchen das Erdgeschoss ab", antwortet er ebenso leise. „Kai. Ihr geht hoch. "
Die drei nicken und verschwinden leise nach oben. Wie das bei ihrem Gewicht möglich ist, wundert ihn. Doch nicht weiter darüber nachdenken, marschiert er mit Luca nach links. Sie durchqueren ein Esszimmer, einen Spielsalon und ein weiteren großen Raum mit einer Tafel. Niemand begegnet ihnen.
Als sie weiter durch die Zimmer huschen, hören er leise Schritte und Eric deutet Luca an, stehen zu bleiben. Sie drücken sich an eine Wand. Ihre Waffen erhoben und warten.
Die Tür wird geöffnet und ein Mann tritt herein. Ehe er realisiert, dass er nicht alleine ist, packt ihn Eric und drückt seine Hand auf dessen Mund. Sein Messer an die Kehle des noch verwirrten Mannes.
„Ein Mucks und ich schlitze dich auf", brummt er bedrohlich, obwohl er niemanden einfach so umbringen würde. „Verstanden?"
Er nickt hektisch und Eric hätte ihn fast unabsichtlich getötet, da er sich an der Klinge bewegt hat.
„Er scheint keiner der Wachmänner zu sein", meint Luca und betrachtet ihn genauer.
Auch Eric bemerkt, dass er eher zum Personal gehört. Doch das muss nicht heißen, dass er nicht zu Henry steht.
„Ich stell dir jetzt eine Frage und wenn du sie richtig beantwortest, lass ich dich am Leben", knurrt Eric. „Weißt du wo der Mann und die Frau sind, die dein Hausherr hier festhält?"
Augenblicklich nickt er und Eric nimmt das Messer von seiner Kehle, ehe er sich doch noch selbst aufschlitzt.
„Sehr gut. Ich nehme jetzt meine Hand von deinem Mund und du wirst mir sagen, wo sie sind. Solltest du schreien, erschießt dich mein Freund. Verstanden?", fragt Eric und der Mann nickt.
Langsam löst er seine Hand und hektisch atmet er ein, schreit aber nicht. Glück gehabt. Jetzt zu schießen wäre selten dämlich. Dann wären alle im Haus alarmiert.
„Wo sind sie?", fragt er abermals nach.
Lucas Waffe richtet sich auf den Kopf des Mannes und dieser schluckt angestrengt. Obwohl Eric dachte, wer für Wilson arbeitet, könnte gar keine Angst empfinden.
„Im Keller.", flüstert er heiser.
„Los. Zeig es uns", drängt Luca und stößt den Mann vor sich her, die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. Er führt sie durch weitere Räume und durch endlos wirkende Gänge. Gott, ist das hier ein Scheiß Labyrinth?
Am Ende eines Ganges erscheint eine unscheinbare Tür und der Mann bleibt direkt davor stehen.
„Da unten", haucht er und Angst perlt auf seiner Stirn.
„Danke", lächelt Luca freundlich, ehe er aufholt und ihn mit dem Waffengriff K.O. schlägt.
Eric hebt die Augenbrauen. Hinter dem liebevollen Ehemann und Vater ist er ein anderer Mensch.
„Was den?", fragt er irritiert. „Du wolltest sicherlich nicht, dass er, dass ganze Haus weckt."
Luca zerrt den bewusstlosen Angestellten in eine Ecke und deutet anschließend auf die Tür. „Sollen wir?", fragt er nach.
„Ja", antwortet Eric, obwohl er nicht bereit ist. Was ist, wenn er zu spät kommt und ihre Leichen da unten liegen? Doch er muss es mit eigenen Augen sehen, sonst würde er es nicht glauben.
Tief Luftholend öffnet er die Tür und tritt langsam in den kühlen, dunklen Keller. Ein Ekliger Geruch nach Urin, gemischt mit dem Eisengestank nach Blut steigt ihm in die Nase.
„Ihh", rümpft Luca die Nase. „Ist ja widerlich."
Je weiter er die Stufen nach unten tritt, desto schneller beginnt sein Herz zu schlagen. Eric hat Angst. Und zwar von der Sorte, die ihn fast lähmt.
Wie automatisch geht er zur ersten Stahltür und öffnet sie. Wild pocht sein Herz, als er die Klinke nach unten drückt. Ein gefliester Raum erscheint, der eindeutig zur Folter benutzt wird. Ketten hängen von der Decke und an den Wänden. Eine Werkbank mit allerlei Folterinstrumenten steht fein säuberlich am anderen Ende. Zwei Stühle stehen mitten im Raum. Einer scheint sogar angeschraubt zu sein. Doch Erleichterung durchfährt ihn. Keine Leichen.
„Ich suche die anderen Räume ab", schlägt Luca vor und ist bereits verschwunden.
Langsam tritt Eric weiter in den Folterkeller, da etwas auf dem Boden seine Aufmerksamkeit fordert. Es sind Stofffetzen die neben dem angeschraubten Stuhl liegen. Und Blut. Eine Menge Blut!
Er geht in die Hocke und hebt den Hemdstoff auf. Ein leichter Duft nach Honig und frisch gefälltem Holz dringt in seine Nase und lässt ihn innehalten.
Tom!
Sie waren hier!
„Die anderen Räume sind leer", ertönt Lucas Stimme hinter ihm. „Was hast du gefunden?"
Er tritt vor ihm und betrachtet den Fetzen in seiner Hand, ehe er es aus seiner Hand nimmt.
„Ist das von ..."
„Ja. Sie waren hier", keucht Eric. „Wir sind zu spät!"
Und dann bricht abermals die Wut in ihm hervor und laut schreien erhebt er sich. Seine Fäuste prallen auf den den Stuhl. Sie sind zu spät! Verdammt! Dafür würde er büßen.
„Ich will Henry", knurrt er grimmig.
Er wollte sich abreagieren. Auf ihn einprügeln, bis er sich besser fühlt. Jemanden leiden lassen, der dafür verantwortlich ist.
Eric dreht sich um und verlässt mit schnellen Schritten den Raum. Ihm ist es egal, wie viele Wachen sie hören. Er würde sie dafür leiden lassen, dass sie ihm alles genommen haben. Tom, der mehr als nur ein Freund für ihn ist. Er hat Eric aufgenommen und ihn akzeptiert, wie er war. Hat ihm einen Ausweg gezeigt und das nicht nur einmal im Leben. Er ist der Mensch in Erics Leben, der ihn nie verurteilt hat und ihn nie aufgegeben hat egal, wie schlecht es um ihn aussah.
Sein Stiefvater hat ihn gebrochen und zerstört und Tom hat jede einzelne Scherbe aufgesammelt und mühselig zusammengesetzt. Egal wie viel er selbst in seinem Leben durchgemacht hat. Für Eric ist er stark geblieben und das würde er jetzt ebenso. Er würde seinen Freund finden und Henry dafür bezahlen lassen.
Für Tom und für Amber. Denn gegen jegliche Gefühle ankämpfend, bedeutet ihm der kleine Wirbelwind etwas. Sie hat ihr Leben durcheinander gebracht und das auf gute Art und Weiße. Er konnte sie nicht verlieren. Keinen der beiden, denn sie sind ein Teil von ihm, den er braucht, um nicht seine Kontrolle zu verlieren.
Eric stapft die Treppen empor, wo er Henrys Gemächer vermutet, und hört nur dumpf hinter sich Lucas Stimme, bis er ihm am Arm gepackt bekommt.
„Verdammt Eric", flüstert er. „Mach jetzt nichts Dummes. Nur weil der Raum leer ist, bedeutet es nicht, dass sie tot sind. Beruhige dich. Bitte."
Wütend schnaubt er und entreißt Luca seinen Arm.
„Lass mich!", knurrt Eric, weniger Leise. „Ich werde Henry suchen und ihn jeden Schmerz zufügen, denn ich gerade fühle, bis er mir verrät, wo sie sind."
Luca nickt: „Gut. Aber töte ihn nicht gleich."
„Kann ich nicht garantieren", brummt er und macht sich weiter auf dem Weg nach oben, als ihm Kai über den Weg läuft.
„Habt ihr sie?", fragt Eric brummend.
„Nein", schüttelt Kai den Kopf. „Aber wir haben Wilson gefunden."
„Gut! Wo ist das miese Arschloch", knurrt er.
Kai führt sie durch einen Gang und öffnet eine prunkvolle Tür. Sie betreten einen viel zu pompösen Raum, der Eric fast würden lässt. Doch als sein Blick auf Wilson fällt, der gefesselt auf einem Stuhl sitzt und von Kais Freunden flankiert wird, durchströmt eine tiefe Wut ihn.
Zielstrebig geht er auf den grinsenden Mann zu und verpasst ihm mit Genugtuung einen festen Schlag auf seine Nase. Immer wieder hebt er seine Faust und schlägt auf das hässliche Gesicht ein und niemand scheint ihn aufzuhalten. Ein Stöhnen geht durch den Raum, als er eine kurze Pause macht und Wilson hasserfüllt ansieht.
„Hallo Eric", grinst Henry überheblich. „Ich hatte dich nicht so schnell erwartet."
Anstelle etwas darauf zu erwidern, lässt er seine Fäuste sprechen. Seine Knöchel brennen wie nach einem guten Kampf und sein Herz rast wie nach einem langen Ausdauertraining. Er fühlt sich beflügelt und wie im Rausch, als er mit Wucht auf Wilsons Kiefer schlägt, dass verdächtigt knackt.
„Eric", mahnt ihn Luca. „Bring ihn nicht um."
Knurrend packt er den Kragen des Mannes und hebt ihm vom Stuhl. Seine Hände sind hinter seinem kräftigen Körper gefesselt und Eric hätte sich sicherlich erfreut, ihm im Ring zu begegnen, da er Henry als starken Gegner empfindet.
Doch miese Ratten, behandelt man wie miese Ratten und so rammt er seine Faust in den Bauch des Hünen, der keuchend nachgibt. Doch nicht so stark.
„Wo ist Tom und Amber?", knurrt er ihn warnend ins Ohr.
Ein kaltes Lachen dringt durch den Raum.
„Findest du das witzig?", brummt Eric und schlägt abermals zu.
„Ich werde doch sowieso sterben. Also, warum sollte ich dir noch helfen?", grinst Wilson.
Eric zückt sein Messer und rammt es unter Protest von Luca in dessen Bauch.
„Da hast du wohl recht. Du wirst sterben. Langsam und qualvoll", knurrt er leise in sein Ohr.
Henry röchelt und keucht. Eric drückt ihn zurück auf den Stuhl, ohne das Messer aus ihm zu ziehen. Er möchte ja nicht, dass er vorzeitig verreckt.
„Wo ist Tom und Amber?", fragt er abermals und dreht das Messer langsam in Henrys Bauch.
Gequälte Seufzer dringen aus der Kehle des Hünen. Gut so. Leide!
Als Wilson sich aufstemmen will, drücken ihn Kais Freunde zurück, die noch keinen Ton von sich gegeben haben.
Ein kaltes Grinsen legt sich auf dessen Lippen und Blut dringt aus seiner Kehle als er antwortet: „Tot."
Ein Wort und Wut wallt durch sein Blut. Ein tiefes animalisches Knurren dringt aus Erics Kehle, als er das Messer härter in den Magen von Wilson rammt.
„Eric, hör auf." Luca taucht neben ihm auf und legt seine Hand auf seinen Arm.
Doch er hört nicht auf. Seine Wut ist immer noch am Brodeln als er das Messer herauszieht, ehe er es abermals in den Körper vor ihm rammt. Niemand kann ihn aufhalten.
Nein! Zwei Menschen könnten es und sie sind tot. Wegen Wilson!
Wie in Rage reißt er das Messer heraus und sticht immer und immer wieder auf Henry ein. Die Klinke durchdringt seine Haut, Muskeln und anschließend seine Organe. Blut spritzt aus den offen Wunden und breitet sich auf Wilson aus. Eric ist wie in Rage. Sieht nur, das Monster vor sich und das Leid, das er den Menschen, die er liebt zugefügt hat.
Luca brüllt hinter ihm und irgendjemand packt Eric und zerrt ihn weg.
„Verflucht!", schreit jemand.
Eine Frau kreischt, doch wütend sieht Eric nur auf Wilson, der regungslos und blutverschmiert auf dem Stuhl zusammengesackt ist.
„Verdammt Eric. Beruhige dich und gibt mir das Messer", knurrt Luca.
Er schluckt und versucht aus dem Nebel der Dunkelheit zu gelangen. Noch nie war er so lange in dieser gefangen. Tom ist schon so lange ein Teil seines Lebens. Er hat ihn immer rausgeholt. Doch seit 24 Stunden ist sein Freund nicht mehr hier und Eric ist am Ende seiner Kräfte. Er braucht ihn. Wie die Luft zum Atmen. Tom ist ein Fundament, der ihn aufrecht hält. Wenn er nicht mehr ist, wird er fallen und dieses Mal ohne Boden.
„Eric!"
Luca taucht vor ihm auf und sieht ihn entsetzt an. So hat ihn Tom nie angesehen, aber ihn wundert es nicht. Er muss gerade wie ein irrer aussehen. Blutverschmiert und einem Messer in der Hand. Sein Puls rast. Seine Brust bebt.
Luca streckt eine Hand aus und zitternd, legt er das Messer in diese.
„Atme. Verdammt", fordert, Luca und erst da bemerkt er die Luft angehalten zu haben.
Gierig füllt er seine Lungen mit Luft, als ein Schluchzen zu ihm durchdringt. Sein Blick wendet sich nach links, zur Tür, in der Kai mit einem Hausmädchen steht, die ihre Hand auf den Mund gepresst hat und ängstlich zu ihm sieht.
Kai sieht ihn ähnlich verwirrt an, doch verliert kein Kommentar zu seinem Erscheinungsbild.
„Ich habe sie unten gefunden", brummt er ruhig. „Sie meint, Tom und Amber gesehen zu haben."
Was? Mit wenigen Schritten ist er bei dem Hausmädchen und packt sie an den Schultern, was ihr abermals einen Schrei entlockt.
„Wo?", brummt er unfähig mehrere Wörter aneinanderzureihen. Sie schluchzt und Tränen gleiten über ihre Wangen. Als sie nicht antwortet, schüttelt sie Eric.
„Wo hast du sie gesehen", presst er zwischen seinen Lippen hervor.
Er hat gar nicht bemerkt, dass er seinen Kiefer hart aufeinandergepresst hat, doch langsam dringt der Schmerz durch den Nebel in seinem Kopf.
„Gott. Du verängstigt sie noch", brummt Luca und schiebt ihn beiseite.
Er lässt es mit sich machen, obwohl er das Hausmädchen am liebsten solange geschüttelt hätte, bis sie mit der Sprache rausrückt. Gott! Er ist dermaßen kaputt.
„Entschuldige meinen Freund. Er ist krank vor Sorge", murmelt Luca freundlich. „Kannst du uns sagen, was du weißt? Wir wollen ihnen helfen."
Das Hausmädchen starrt weiterhin entsetzt Eric an, ehe sie endlich ihren Blick von ihm nimmt und Luca betrachtet, der sie nett anlächelt. Anschließend gleitet ihr Blick zu Henry, der mit weit aufgerissenen Augen und blutverschmiert auf dem Stuhl hängt.
„Ist ... ist er tot?", schluchz sie.
Luca folgt ihrem Blick, obwohl es nicht viele Tote im Raum gibt und nickt: „Ja."
Das Hausmädchen nickt und je länger sie schweigt, desto unruhiger wird Eric. Verdammt!
Wenn sie nicht sofort spricht, würde er sie wieder rütteln bis sie redet.
Gerade als er seinen Plan umsetzen, möchte, sieht sie abermals zu Luca.
„Ich habe sie durch die Personalgänge geführt zur Rückseite des Hauses. Dort ist ein kleines Loch im Zaun und die Wachen patrouillieren nur jede Stunde dort", erklärt sie.
Was? Sie leben? Neue Energie durchdringt hin und eilig stützt er auf die Mexikanerin zu.
„Wo. Zeig uns wo!", fordert er knurrend und das Hausmädchen nickt ängstlich.
Erleichterung durchströmt Eric, als sie ihr ins Erdgeschoss folgen. Hoffentlich geht es den beiden gut. Hoffentlich sind sie in Sicherheit! Hoffentlich hat Wilson gelogen und sie leben!
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