Kapitel 22
Amber
„Und sie bleibt wirklich stehen?", fragt Amber und blickt sich besorgt zu Tom, der sie zärtlich angrinst.
„Diamant ist unsere ruhigste Stute", erklärt er ihr. „Auf der lernst du perfekt reiten."
„Und später kannst du dich gerne an wilden Hengsten ausprobieren!"
Grimmig sieht Amber über den Rücken des Pferdes in das diabolische Grinsen von Eric. Dass er diesen Satz nicht auf ein Pferd bezieht, ist ihr sofort klar, aber spätestens der Lust erfüllte Ausdruck in seinen Augen, verrät seine Absicht.
„Als wilden Hengst würde ich dich jetzt eher nicht bezeichnen", kontert sie mutig.
Kurz entgleitet ihm seine Gesichtszüge, ehe er seine grimmige Mine aufsetzt, die sie Warnen soll. Doch Amber liebt es, ihn zu reizen und seine Grenze auszutesten. Nichts anderes hat sie die letzten Tage gemacht. Jedoch hat sie nicht erwartet, dass er sie tatsächlich übers Knie legen würde. Oder ihr ein Spanking gibt.
Als sie ihm trotzig das Kinn reckt, kommt sie nicht darum herum, dass ein prickeln über ihre Haut gleitet. Die Vorstellung seiner Hand auf ihren Hintern lässt sie erschaudern. Nie hätte Amber gedacht, dass es sie so erregen würde, von einem Mann gemaßregelt zu werden. Die Rohheit in seiner Art und Weiße. Seine Härte und Düsterheit, Nebel sie vollständig ein, obwohl sie sich doch genau vor solchen Männern in acht nehmen sollte. Jene, die nicht einzuschätzen sind. Die tief in sich ein dunkles Geheimnis bergen, dass alles mit sich reißt, sollte es irgendwann außer Kontrolle geraten. Amber ist nicht dumm. Sie weiß, dass Eric etwas verbirgt. Sie hat es bereits gesehen. Den Schatten, der nur für einen Augenblick über sein Gesicht gehuscht ist, als sie ihn nach ihrem ersten Mal berühren wollte. In dem Moment, hat sie gesehen, dass etwas Dunkles in ihm schlummert. Die Grobheit, wie er ihr Gelenk gepackt hat. Das gefährliche Glitzern in seinen Augen. Dass alles war kein Spiel, wie Eric es sonst spielt. Dies war ernst. Sehr ernst!
Trotzdem verspürt sie in seiner Gegenwart keine Angst, wie sie es haben sollte, weil sie Eric vertraut, obwohl sie nicht weiß, was passieren wird, wenn er sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Amber wollte es nicht herausfinden. Sie wollte sich nicht fürchten. Nicht vor den beiden Männern.
Neben ihr erklingt ein dunkles Lachen, daher wendet sie sich Tom zu.
„Oh Amber. Den Blick kenn ich. Pass lieber auf", kichert er. „Dein Hintern ist bereits wund und du wirst es spätestens beim Reiten merken."
Dieses Mal hört sie auf Tom, da ihr Hintern tatsächlich ganz schön ziept und mit jeder Sekunde, bereut sie ihren Vorschlag, reiten zu gehen. Doch Amber ist viel zu stur, als das jetzt zuzugeben.
Sie wendet ihren Blick auf das Pferd, das seelenruhig vor ihr steht und seit geraumer Zeit darauf wartet, dass Amber endlich in den Sattel steigt. Sie ist wunderschön, mit ihrem braunen Fell und den weiß-schwarzen Punkten. Ihre Mähne leuchtet im Sonnenlicht hellbraun und ihre dunklen Augen blicken sie ruhig an. Amber kennt sich wenig mit Pferden aus. Wie jedes kleine Mädchen hat sie mal dafür geschwärmt was aber nur an Bibi und Tina, der Kinderserie, lag. Vorsichtig streicht sie über das warme Fell an ihrem Hals. Es fühlt sich stopplig unter ihren Fingern an und trotzdem ist es ein angenehmes Gefühl.
„Soll ich dir hoch helfen?", fragt sie Tom.
Er steht neben ihr, die Zügel fest im Griff, obwohl es wahrscheinlich nicht nötig wäre, da sich die Stute keinen Zentimeter bewegt hat, seitdem sie hier stehen. Amber schüttelt den Kopf, da sie es selbst auf den Rücken schaffen möchte. Während sie ihre linken Fuß in den Steigbügel stellt, so wie Tom ihr es gezeigt hat, merkt sie allerdings, dass es anstrengender ist, als gedacht. Denn, obwohl das Pferd nicht sonderlich groß ist, bereitet es ihr Schwierigkeiten, ihren rechten Fuß, über den Rücken zu schwingen, um aufzusitzen.
„Das wird doch nichts!", murrt Eric genervt, als sie ein weiteres Mal Schwung holt und kläglich scheitert. „Im Gegensatz zu euch habe ich nicht frei und einen Tisch voll Arbeit, der sich nicht von alleine erledigt."
Er umrundet das Pferd und ehe Amber etwas dagegen erwidern kann, hebt er sie an der Taille empor und setzt sie mit Leichtigkeit auf den Rücken des Pferdes.
„Hey", motz Amber, da sie es selbst schaffen wollte.
„So! Lass uns endlich los!", grummelt Eric, der sich anschließend mit Schwung auf eine braune Stute schwingt.
Tom kichert neben ihr und reicht ihr die Zügel: „Locker in die Hand nehmen. Beine leicht an den Bauch drücken und nicht verspannen. Dann läuft Diamant ganz von allein."
Nickend nimmt Amber ihm die Zügel aus der Hand: „Okay. Locker lassen. Mit den Beinen leicht an den Bauch drücken." Wiederholt sie murmelnd seine Anweisung.
Tief einatmend versucht sie sich zu entspannen.
„Sehr gut. Dann mal los", spricht Eric und klatscht dem Pferd auf die Hüfte.
Mit einem Satz bewegt sich Diamant und lässt Amber quietschen. Während Eric lachend neben ihr her reiten, steigt Tom auf ein schwarzes Pferd und folgt ihnen schmunzelnd.
Der Wald sieht so anders aus, als noch vor wenigen Tagen. Die Angst, die sie damals verspürt hat, als das Donnergrollen über ihrem Kopf die Stille zerriss. Als die Äste ihre zarte Haut aufgerissen haben und die Wurzeln sie zu Fall brachten. Dies alles wirkt so fern, wie ein Buch, dass man vor Wochen weggelegt hatte. Jetzt wirken die Bäume nicht hart und beängstigend. Die Sonne bricht durch die Blätter und lässt die Birken und Ahornbäume malerisch wirken. Melodien, wie das Klopfen der Spechte und das Gezwitscher der farbenfrohen Singvögel dringen durch die Stämme der Fichten und Lärchen. Unter den Hufen der Pferde knirschen die Nadeln der Tannen und Kiefern. Dieser Ort wirkt einfach magisch.
Gemütlich reiten sie nebeneinander weiter in den Wald hinein und an keinem Ort, wäre Amber lieber als genau hier. In der Ruhe der Natur hat sie das Gefühl, in sich horchen zu können.
Ihr Blick gleitet zu den beiden Männern, die sie links und rechts flankieren, wie zwei Beschützer. Schmunzelnd blickt sie vor sich hin. Amber hat ihnen viel zu verdanken. Nicht nur, dass sie eine Fremde einfach so gerettet hatten. Auch das Amber bei ihnen wohnen darf, ist nicht selbstverständlich. Doch ihr Dank liegt viel tiefer. Eric und Tom haben ihr ein Stück von ihr zurückgegeben, dass sie all die Jahre für verloren geglaubt hat.
Freiheit!
Nicht nur körperlich, sondern seelisch. Amber fühlt sich das erste Mal in ihrem Leben nicht als eine Gefangene. Konzentriert hält sie die Zügel von Diamant fest gepackt, als sie nach links in einen kleineren Weg abbiegen, auf dem sie nun hintereinander reiten.
Ihr Hintern brennt und immer wieder rutscht sie unauffällig auf dem harten Sattel hin und her, als hinter ihr ein Lachen ertönt. Warum muss ausgerechnet Eric hinter ihr reiten. Grimmig dreht sie sich um.
„Das ist nicht witzig", brummt sie. „Soll ich dir mal einen Ledergürtel über den Arsch ziehen?"
Sie hört Toms lachen: „Gott, das würde ich gerne sehen!"
Eric grinst breit und lehnt sich lässig nach vorne und wirkt dabei wie die Cowboys in den Filmen.
„Versuche es, Kleines", antwortet er frech grinsend.
Und dieses Grinsen wandert direkt zwischen ihre Schenkel. Er sieht damit um Jahre jünger aus. Eine Röte schießt Amber in die Wangen, als sie wieder feststellt, wie verdammt heiß er aussieht. Bevor er es bemerkt, wendet sie sich schnell nach vorne und folgt Tom schweigend, der auf dem Rappen vor ihr reitet.
Bei ihm sieht es ebenfalls alles andere als schwer aus, wie er auf dem Hengst sitzt. Die Zügel locker in der Hand. Doch auf Diamant fällt es ihr leicht, sich nicht ganz zum Affen zu machen. Theoretisch läuft sie von allein. Ihre einzige Aufgabe ist, sich oben zu halten und dass ist bei dem gemütlichen Gang nicht schwer.
Wasserplätschern dringt an ihre Ohren, dass sich mit dem Huf Traben und schnaufen der Pferde mischt. Amber versucht, an Tom vorbei etwas zu sehen, doch sein breiter Rücken versperrt ihr die Sicht.
„Sei nicht so ungeduldig", gluckst hinter ihr Eric.
Grimmig dreht sich Amber abermals auf den Rücken um, während ihre Stute unbeirrt weiterläuft.
„Und du sei nicht so nervig", faucht sie zurück.
„Ich bin nervig?", lacht Eric. „Kleines. Ich bin einiges, aber nervig zählt nicht dazu."
„Ach ja? Was bist du den?", fordert Amber ihn auf.
Ein verschmitztes Grinsen tritt auf sein Gesicht: „Das ist einfach. Ich bin attraktiv! Begehrenswert! Und verdammt gut im Bett."
Obwohl er mit allen Punkten recht hat, beginnt Amber zu lachen: „Du sollst aufzählen, worin du gut bist. Nicht das Gegenteil."
Kichernd dreht sie sich um, als Tom vor ihr zum Stehen kommt. Während er kopfschüttelnd von seinem Pferd absteigt, hält sich Amber weiterhin den Bauch. Hinter ihr ertönt ein finsteres Knurren und da sie weiß, wie Eric auf ihre Sprüche reagiert, beeilt sie sich, von der Stute zu steigen. Schnell hebt sie ein Bein aus dem Bügel, um es über den Rücken von Diamant zu schwingen, die brav hinter dem Rappen stehen geblieben ist. Doch tollpatschig, bleibt sie im zweiten Steigbügel hängen und gerät ins Rudern. Krampfhaft krallt sie sich in die Mähne, als sie Hände packen und festhalten. Ihr Herz schlägt schnell in der Brust, als ihr Rücken gegen harte Muskeln gedrückt wird und der Geruch nach Zedernholz sie einhüllt.
„Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben. Du schreist förmlich danach, abermals bestraft zu werden. Hab ich Recht, Kleines?"
Die tiefe Stimme von Eric verursacht eine Gänsehaut auf ihrem Körper, während dieser Signale in ihre erogenen Zonen schickt. Allein das Wort, bestrafen, lässt Amber erschaudern. Sie glaubt, es nie wieder anders hören zu können, als im Zusammenhang, mit den beiden Männern.
„Du kannst sie später übers Knie legen", unterbricht Tom die Szene.
Er tritt neben sie und zu ihrer Erleichterung lässt Eric von ihr ab. Oder Enttäuschung? Amber ist sich gerade nicht sicher, welches der beiden Gefühle die Oberhand hat.
„Komm mit!"
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