Kapitel 23
Die letzten drei Tage im Krankenhaus verliefen relativ ruhig. Kyus und ich gingen täglich mindestens eine Stunde durch den Wald spazieren. Es tat ihm gut, auch wenn er, ab und an, gedankenversunken im Krankenzimmer, wie ein gefangener Tiger, hin und her lief. Aber auch ich merkte wie ich wieder Kraft schöpfte. Meine mentale Stärke kam zurück. Ich fühlte mich wie neu geboren.
Kyus versuchte auch, mir in der ganzen Zeit auszureden, das ich ihn begleiten sollte. Er wollte mich nicht in der Nähe von Calatin wissen. Für meinen Schutz würde er zwei erfahrene Elfen herbei rufen. Doch ich lehnte ab und wies ihn auf Feyns Worte hin, dass man uns beide 'eingeladen' hatte und die Ältesten mich kennenlernen wollten. Was er als Flosskel abtat, oder man dies auch verschieben könne. Ich blieb stur und ignorierte ihn ab dieser Stelle des Gesprächs. Was ihn wieder zum Tiger machte. Das war mir aber egal. Auch wenn es mir jedesmal einen klein Stich versetzte.
Ich wollte seine Welt kennenlernen. Und auch ihn ein stückweit. Wir kannten uns ja kaum. Andere seiner Art treffen und mich mit ihnen unterhalten. Wer würde das nicht auch wollen. Wie oft habe ich mich in eine fantastische Geschichte gewünscht. Die Welt persönlich zu sehen, durch die Straßen zu wandeln und mit den Personen zu reden die dort lebten. Und nun offenbarte sich mir diese magische Welt, so unfassbar das noch immer für mich war.
Beim Thema Calatin allerdings wurde es mir jedoch anders. Es schlug mir immer auf den Magen und machte mich nervös. Daher verdrängte ich es so gut es ging.
Wie ich es hingegen meinen Eltern beibringen sollten, wusste ich noch nicht. Aber langsam musste mir etwas einfallen. Übermorgen sollte es schon losgehen.
"Mum, wir sehen uns doch morgen. Und Kyus holt mich ab und fährt, mach dir keinen Kopf."
Seit einer Stunde telefonierte ich mit meinen Eltern. Sie hatten mich jeden Tag besucht, nur heute ging es nicht da sie lang arbeiten mussten. Sie wollten also wissen wie es mir heute ging. Mich nervte das mich alle behandelten als würde ich jeden Moment tot umfallen. Ich mein, ich konnte es verstehen, aber langsam war es zu viel. Auch wollte meine Mutter wissen wann man mich entlassen würde und wie wir das regeln konnten, da sie erst später Heim kamen. Das Krankenhaus befand sich eine Stunde entfernt. Bis sie also bei mir waren und wir dann Daheim ankamen würde es zwei Stunden länger brauchen. Kyus hatte dies aber schon ohne meine Eltern beschlossen und würde es sich eh nicht nehmen lassen, denn er behielt mich im Blick und blieb in Rufweite. Wir würden also ungefähr zeitgleich mit meinen Eltern bei uns ankommen.
"Ok.", sagte meine Mum, nachdem ich ihr nochmal alles erklärte. "Er soll aber vorsichtig fahren, sonst reiß ich ihm den Kopf ab.", raunte mein Vater vom Hintergrund ins Telefon.
Ich musste lächeln. Meine Eltern waren echt speziell.
Mir rauchte aber weiter der Kopf, wenn ich daran dachte, dass mir noch keine Lösung eingefallen war, warum ich Übermorgen schon wieder verschwand. Ich ging verschiedene Ideen durch, verwarf sie aber oft gleich wieder, da es immer irgendwelche Haken gab, warum sie mich nicht gehen lassen würden.
"Er würde mich nicht in Gefahr bringen. Ich darf nicht mal husten, dass ich gescannt werde. Also macht euch nicht soviele Gedanken. Mir gehts gut und morgen bin ich wieder zu hause.", seufzte ich.
"Ok mein Schatz. Wir freuen uns auf dich.", sagte meine Mutter. Ich hörte ihre Sehnsucht in der Stimme, dass sie mich entlich in die Arme schließen konnte. "Wir haben dich lieb.", kam aus dem Hintergrund von meinem Vater.
"Ich euch auch. Tschüß.", erwiederte ich und legte auf. Aufatment lehnte ich mich zurück.
"Alles ok?", fragte Kyus sanft. Zur Antwort nickte ich nur.
Am nächsten Morgen, packten wir alles zusammen. Ich wartete das mir die Schwester noch die Entlassungspapiere brachte. In der Zeit trug Kyus alles zum Auto. Ich bekam meine Papiere und wartete dann darauf das Kyus erneut zurück kam. Aufbruchsbereit stand ich am Fenster und fühlte mich hier irgendwie verloren. Ich schaute mich noch einmal im Zimmer um. Mein Blick blieb am Bett hängen. Lies das Geschehene und das Erzählte revue passieren.
Plötzlich kamen mir fragen in den Sinn. Lag ich da wirklich tot? Was wäre wenn ich es nicht geschafft hätte? Ich hatte noch nicht viel von meinem Leben gehabt. Und ich hatte es irgendwie immer als selbstverständlich gesehen. Beim Tod meiner Großeltern war der Gedanke da, dass das der Lauf des Lebens ist. Und das jetzt bei mir war doch wohl ein Geschenk, das man mir gegeben hatte. Das mir die Chance gab, nicht nur weiter zu leben und alles zu genießen, sondern auch eine zweite neue und andere Welt zu entdecken. Hatte ich das überhaupt verdient. Würde ich mein 'zweites' Leben jetzt besser, intensiver leben? Ich nahm es mir jedenfalls vor.
Ich schrak auf, als Kyus vom Türrahmen aus sagte: "Alles ok bei dir?" Er sah mich traurig an. Er schaute kurz zum Bett und kam langsam, aber mit großen Schritten auf mich zu. Er hob seine Hand an meine Wange und sein Daumen wischte darüber. Es fühlte sich feucht an. Eine einzelne Träne hatte sich wohl aus meinem Auge gestohlen.
Er nahm mich ohne weiter Worte in den Arm und hielt mich fest. Seine Wange lag auf meinem Kopf. Die Wärme tat gut. Erst jetzt fühlte ich, wie kalt mir war und ich wie schwach ich auf einmal war.
Ich weis nicht wielang wir so da standen bis wir uns auf den Weg machten.
Wärend der Fahrt redeten wir nicht. Kyus schien zu spühren, das ich Ruhe brauchte und lies mich in meinen Gedanken. Dabei hielt er aber den ganzen Weg lang meine Hand. Meine düsteren Gedanken hatte ich im Zimmer zurück gelassen. Jetzt ging mir nur durch den Kopf wie ich meinen Eltern sagen sollte, dass ich morgen schon wieder weg war. Je näher wir dem Haus kamen, umso nervöser wurde ich. Kyus drückte jedesmal meine Hand ein wenig, wenn ich zu zapplig wurde um mir zu zeigen, ich war nicht allein.
Er parkte vor der Garage. Auf dem Weg zur Haustür wurden meine Beine zu Wackelpudding. Ich öffnete die Tür und hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Wir gingen in die Richtung. In der Tür blieben wir stehen. Meinen Eltern saßen auf der Couch. Sie drehten sich gleichzeitig zu mir um. Auf dem Sessel bei ihnen saß Dr. Ancoron.
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