Kapitel 16
Elf… hallte es in meinem Kopf nach. Ein hysterisches Kichern entwich meinem Mund. Ich schlug die Hände davor. Nach und nach liefen Tränen über meine Wangen. Wild gestikulierend stand ich vor ihm. Ich malte mir spitze Ohren an den Kopf. Formte mit den Händen eine Zipfelmütze. Flatterte mit den Armen hinter mir. Die Vorstellung eines Elfs den sich Kinder ansehen, hatte ich einfach bildlich im Kopf. Ich kam nicht drauf klar. Als mir der Bauch nur so schmerzte, ebbte mein Lachflash langsam ab. Kyus stand ohne Regung vor mir und schaute mich mit verwundertem Blick an.
Ich lies mich vor Erschöpfung wieder auf den Baumstamm nieder.
Kyus fuhr sich nervös durch die Haare und sagte: "Weist du, ich hab ja mit vielem gerechnet, aber das du ein Lachanfall bekommst? Du bist unfassbar, weist du das?"
Ich blickte ihn mit großen Augen an. "Du meinst das WIRKLICH ernst?
Er verdrehte als Antwort nur die Augen. "Aber… , tut mir leid, aber du siehst weder wie ein Elf aus, noch verhältst du dich so. Es ist schwer, dir das zu glauben. Es ist einfach völlig absurd. Du willst mich doch nur verarschen oder?"
Er seufzte und lies sich neben mir auf dem Baumstamm nieder. Er fuhr sich immer noch ab und an nervös durch die Haare. Dann blickte er mich verzweifelt an. "Du dürftest das nie erfahren. Unser Geheimnis zu wahren ist für uns das oberste Gebot. Das wird eine Menge Stress geben, wenn es raus kommt."
Diese zwei Bilder im Kopf wollten sich einfach nicht verbinden. Elfen gab es einfach nur in Märchen. Zur Belustigung von Kindern. Und nun soll einer neben mir sitzen. Unter uns sein. Ich bekam Kopfschmerzen.
"Vergiss was du von Märchen und Fantasyromanen kennst. Tolkien z.B. kannte uns, wie noch ein paar andere. Aber zu unsrem Schutz veränderte er und die anderen die Elfen. Genauso wie die in Sagen und Märchen. So das man unser Volk nicht erkennen würde. Andere nahmen die Idee der Figuren dann einfach auf."
"Das ist so absurd, das ich es nicht begreifen kann, Kyus.", sagte ich ernst.
Dabei schaute ich zu ihm rüber. Er blickte grübelnd in die Richtung, in die Calatin verschwunden war. Plötzlich zauberte sich ein verschmitztes Lächeln in sein Gesicht. Am liebsten würde ich ihn auf der Stelle küssen. Kyus drehte sich zu mir: "Ich beweis es dir Lucy. Anders wirst du es mir nie glauben. Also pass auf!"
Zwischen seinen Füßen wuchs ein junges Pflänzchen. Ein Farn schätzte ich. Er rieb seine Handflächen aneinander und legte sie dann links und rechts neben der Pflanze auf den Boden. "Schau genau hin.", sagte Kyus. Wobei seine Stimme voller liebe und Aufregung war. Ich blickte also aufmerksam das kleine grüne Stengelchen an. Plötzlich wuchs es einen zentimeter. Ich rieb meine Augen. Doch zack, wieder ein Stück. Das ging vier oder fünfmal so weiter. Als sich die Blätter entrollten und zwischen seinen Beinen ein kleiner Farnbusch stand. Kyus strahlte von innen herraus in einem gelblichen Schimmer. Sein Gesicht war voll Glückseligkeit und mein Herz wollte sich jetzt einfach an ihn schmeißen und mit Küssen übersehen. Der Drang war so heftig, das meine Muskeln schmerzten mich davon abzuhalten. Vor Überraschung über dieses Schauspiel, hatte ich die Luft angehalten. Meine Lunge schrie gerade höllisch nach Sauerstoff, das ich mein Herz kurz vergas. Ich gab nach und wollte tief einatmen. Dabei verschluckte ich mich an den Speichel der sich in meinen Mund gesammelt hatte von der Starre. Ich kämpfte darum meine Lunge frei zu bekommen und gleichzeitig mit Luft zu füllen. Es schmerzte schon heftig. Kyus wurde davon aus seinen Gedanken gerissen und kam in die Wirklichkeit zurück, wo er bemerkte das ich auch noch da war. Er griff nach mir, schlug mir sanft mit der flachen Hand auf den Rücken. Was recht gut half.
"Ja, ich glaub ich hab es begriffen. Deinesgleichen haut einen echt um.", sagte ich gequält. Ich blickte zu Kyus, der mich erst verwirrt anschaute und dann schallend lachte. "Scheint so, vorallem unschuldige junge Damen." Nun stimmte ich in sein Lachen mit ein. Spätestens morgen würde ich es wohl wieder nicht mehr glauben können. Das menschliche Hirn ist echt ein wenig langsam. Vielleicht sollte man da mal ein Update einbauen.
Ruhe breitete sich in mir aus. Die Stille im Wald tat mir immer gut. Das zwitschern der Vögel war wie eine leise meditative Musik die nebenher lief. Und die Luft lies den Schmerz meiner Lunge langsam abklingen.
Mir wurde die wärme von Kyus von Atemzug zu Atemzug immer mehr bewusst. Ein kribbeln schoss durch meinen gesamten Körper. Röte floss in mein Gesicht. Schweiß überzog meine Hände.
Ich sprang auf und lehnte meinen Kopf an den Baum vor mir. Atmete tief ein und aus. Wärme ging von ihm aus. Es prickelte angenehm und Ruhe breitete sich tiefer in mir aus.
"Was machst du mit dem Baum?", fragte ich. Kyus beobachtete mich, seit ich aufgesprungen war. "Was meinst du? Ich sitz nur hier. Warum?"
Bildete ich mir jetzt schon Zeugs ein. "Ach nichts. Meine Nerven sind wohl nur völlig überreizt. War zuviel Infos für einen Tag." Wenn ich ihm jetzt erzählte das ich den Baum spühre, hielt er mich noch für Paranoid. Ich stieß mich vom Baum ab. Und so sicher war ich mir nun auch nicht mehr.
"Ich sollte langsam nach Hause." Eigentlich wollte ich nur aus dieser Situation und ich brauchte jetzt einfach nur Ruhe. Zeit zum verarbeiten. Aber mir wurde bewusst, das es schon dämmerte. Wo war die Zeit hin. Seit dem peinlichen Moment in seinem Zimmer bis jetzt war es doch nicht mehr als eine Stunde gewesen. Hm. Verrückt.
"Du hast Recht. Es war heute sehr viel auf einmal. Ich bring dich Heim." Er räusperte sich: "Wenn ich darf?" Seine honigfarbenen Augen fixierten meine. Ich verlor mich mal wieder darin. Und nickte nur, weil kein Ton über mein Lippen kommen wollte.
Wir gingen schweigend nebeneinander her. Sehr nah, aber doch mit einem kleinen Abstand um uns nicht zu berühren. Ich wäre gerade lieber allein gewesen. Aber mit dem Gedanken an Calatin fühlte ich mich so wohler.
Trotz des Abstandes spührte ich seine nähe sehr intensiv. Das prickeln kehrte zurück. Schmetterlinge flatterten auf, als meine Gedanken zu seinen Augen glitten. Bei der Erinnerung an an den Gesichtsausdruck, als er den Farn wachsen lies, spielten die Viecher in meinem Bauch verrückt. Ich zitterte leicht vor Adrenalin, der durch meine Adern schoss. Ich merkte wie meine Wangen zu glühen begannen. Mein Herz zog sich vor Freude zusammen das es schmerzte. Was stellte dieser Kerl nur mit mir an. Seit meinem Crash mit ihm heute Morgen lief alles aus dem Ruder. Verrückte begegneten mir, mein Körper drehte durch…
Es war echt nicht mehr normal. Würde es morgen besser laufen? Ich hoffte es.
"Lucy?", hörte ich Kyus hinter mir sagen. Ich drehte mich zu ihm um und sagte: "Ja?" Er zeigte nur neben sich auf das Haus. Mein Haus. "Du wohnst doch hier oder?" Ich lief langsam auf ihn zu und nickte. Er sah mich aufmerksam an. Aber ich glaubte zu sehen, das er wusste das ich in Gedanken versunken war. Deswegen hatte er auch unterwegs keine Unterhaltung begonnen. Er spührte wohl das ich Zeit für mich und meine Gedanken brauchte. Ein Seufzer schoss durch mein Kopf.
"Lucy? Bist du das?" Die Stimme meines Vaters drang von der Veranda zu uns herrüber. "Ähm, ja Paps. Ich komm gleich rein." Nachdem das Schloss klickend zufiel, begann Kyus zu sprechen: "Lucy, ich… Ich weis das war heute ziemlich viel und…", es fiel ihm sichtlich schwer die passenden Worte zu finden "ich möchte das du weist, das egal was du von all dem hältst, ich für dich da bin." Er räusperte sich und sagte nach einer kurzen Pause: "Ich mag dich. … Sehr gern sogar."
Er hob die Hand und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Er beugte sich zu mir. Hauchte ein Kuss auf meine Wange und flüsterte "Bis morgen Lucy. Schlaf schön!"
Die Stelle brannte, die er berührt hatte. In meinem Kopf drehte sich alles. Seine Augen glühten regelrecht. Verdammt, wie sind diese dämlichen Schmetterlinge in mein Kopf gekommen. Ich bekam keinen vernünftigen Gedanken zusammen. Also antwortete ich nur mit einem: "Hm." Grinsend drehte er sich um und ging. Keine Ahnung wielang ich da so rum stand. Aber er war schon lange weg, bis mein Kopf klarer wurde. Ich drehte mich zum Haus, atmete mehrmals tief ein und aus. Jetzt musste ich mich wohl dem nächsten stellen…
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Hi meine lieben Wattys.
Nach langer Zeit habe ich nun wieder ein Kapitel fertig. Ich hoffe das ich es jetzt, nach der stressigen Weihnachtszeit, wieder regelmäßiger schaffe. Vorgenommen habe ich mir jedenfalls jeden Samstag.
Eure Lunia
P.S.: In diesem Kapitel sind keine Schmetterlinge zu Schaden gekommen. Dafür liebe ich dieses Getier zu sehr. ;)
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