Kapitel 21
Clarise P.O.V.
Die Treppe hatte ich mittlerweile entdeckt und auf diese steuerte ich jetzt auch zu. Ich wusste nicht, ob mir der Crank die Treppe hoch folgte, oder ob er mir überhaupt folgte, aber der Adrenalinstoß ließ es nicht zu, dass ich stehenblieb oder mich umdrehte um nachzusehen. Meine Beine rannten einfach weiter, als wäre eine Horde an Cranks und Griewern hinter mir her. Ohne halt, ohne kurze nachzusehen, wo ich hinrannte oder sonstiges. Die Taschenlampe war wieder ausgefallen und half mir nicht, aber dadurch konnte ich auch nicht von anderen in der Dunkelheit gesehen werden, was natürlich für mich ein Vorteil war.
Ewig rannte ich und raste mindestens drei Treppen hoch, bis ich schließlich in einen Bereich kam, der ein wenig erhellt wurde, woraus ich schloss, dass ich bald an der Oberfläche war und womöglich vor den meisten Cranks in Sicherheit wäre. Von weitem sah ich einen Ausgang und schoss wie eine Rakete direkt ins Licht. Der direkte Kontakt mit der Sonne auf der Haut tat weh und es war, als wäre ich durch eine Wand gestoßen und würde von kühl in den warmen Ofen rennen. Die Hitze schein mich förmlich zu erdrücken und brannte gefühlt jeden Tropfen Wasser in meinem Körper weg, aber ich behielt das Tempo bei. Meine Augen kniff ich leicht zusammen, damit die Sonne nicht so sehr blendete und rannte einfach weiter. Die trockene Luft machte es mir schwer zu atmen und ich bekam immer schlechter Luft. Schnell rannte ich durch die alte, zerstörte Stadt, ohne ein Halt zu machen. Mir war es egal, ob noch ein Crank hinter mir her war, oder ob er überhaupt hinter mir hergelaufen war, meine Beine wollten nicht aufhören zu rennen. Irgendwann merkte ich, dass ich von den alten, verlassenen Hochhäusern, die am Rand standen langsam in die Mitte der Stadt kam. Es lag nicht mehr so viel Sand überall herum und die Straßen wirkten ein wenige zivilisierter und weniger kaputt. Erst, als ich über etwas auf dem Boden stolperte und ich der Länge nach hinflog, konnte ich aufhören zu laufen. Langsam rappelte ich mich auf und musste erstmal husten, denn bei dem Sturz hatte ich Sand in den Mund bekommen, der meine Kehle noch trockener und kratziger werden ließ. Hustend setzte ich mich in den Schatten von einem Auto und versuchte etwas zu Ate zu kommen, was sehr schwer war. Einige Minuten saß ich da und versuchte mich zu sammeln. Die Waffe von Jorge steckte ich unter meine Jacke und die Taschenlampe hatte ich bei dem Sturz verloren. Sie war wohl irgendwohin gerollt, wo ich sie nicht sehen konnte, denn auch nachdem ich das Gebiet abgesucht hatte fand ich sie nicht. Zum Glück brauchte ich die bei der Sonne nicht. Ich war froh, dass ich wohlbehalten aus dem Tunnel rausgekommen war, aber dennoch konnte ich nicht lange eine Pause machen, denn ich musste schließlich noch zu Marcus und meine Freunde finden! Müde rappelte ich mich auf und sah mich ein wenig um. Gerade, als ich losgehen wollte hörte ich ein Geräusch von einem der Autos und erschrak. Womöglich war dort ein weiterer Crank! Panik machte sich in mir breit, aber, als ich sah, wie die Tür von einem der kaputten Autos aufging blieb mein Herz kurz stehen und ich starrte auf die Gestalt, die ausstieg. Es war eine Frau. Ihre Kleidung war ebenfalls zerlumpt und ihre Haare standen verstrubelt von allen Seiten ab, doch ihre Augen sahen nicht gefährlich aus und auch ihre Haut wirkte normal, nicht kränklich. Neugierig musterte sie mich und kam einige Schritte auf mich zu. Schluckend stand ich da und meine Hand wanderte langsam unter meiner Jacke zu der Waffe. „Die kannst du gleich dalassen, Kindchen." Diese Worte ließen mich innehalten und sie fing an zu grinsen. „Ich habe eben gesehen, wie du deine Waffe dort versteckt hast.", erklärte sie und lächelte breit. „Also vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Ich bin keine dieser bösen Kreaturen. Noch nicht zumindest." Ihre Stimme war leicht kratzig, aber sie hörte sich nicht so schlimm an, wie der Crank in dem Tunnel. Sie kam erneut einige Schritte auf mich zu und ich bewegte mich nicht. Ich wich nicht zurück, nichts. Ihr Lächeln war aufrichtig und ich hatte das seltsame Gefühl, dass sie mir nichts tun würde. „Nun, bevor wir noch ewig hier rumstehen wäre es doch sinnvoll, wenn du mir mal sagst, wo du hinwillst. Falls du überhaupt ein Ziel hast." Ich nickte schnell und fing an zu sprechen: „Ich muss zu einem Marcus. Irgendwo einer in der Stadt, habe ich gehört..." Sie überlegte kurz und kratzte sich derweil nachdenklich am Kinn. „Ich glaube viel kann ich dir nicht helfen, da ich nicht wirklich weiß, wo er sich aufhält, aber ich kann dich en bisschen in den belebteren Stadtteil begleiten, dann kannst du alleine weitergehen...", bot sie an und ich nickte einfach perplex. „Wenn du noch kurz mitkommst kann ich schnell etwas zu trinken holen, denn du siehst so aus, als hättest du das bitter nötig." Sie winkte mit dem Arm als Zeichen, dass ich ihr folgen sollte, aber ich stand nur perplex da und wunderte mich. Wie konnte sie nur so freundlich sein?! Lachend drehte sie sich um und blieb stehen. „Na komm schon. Ich tue dir doch nichts, Kindchen." Ich hoffte, dass sie wirklich nichts Böses wollte und mich nicht gerade in eine Gasse führen würde, wo sie mich in Ruhe aufessen konnte, während ich ihr folgte.
Sie ging zu einem der Häuser und wühlte kurz im Sand herum. Dann holte sie etwas hervor, was aussah wie eine Trinkflasche und mir viel auf, wie sehr mein Hals kratzte und wie wenig Wasser ich in der letzten Zeit zu mir genommen hatte. Lächelnd hielt sie es mir hin und ich nahm die Flasche vorsichtig in die Hand. „Dankeschön!", sagte ich noch schnell, bevor ich die Flasche öffnete und einen großen Schluck nahm. Zufrieden genoss ich das Gefühl, wie das kalte Wasser meine ausgetrocknete Kehle erfrischte und ich mich automatisch stärker fühlte. Obwohl ich noch mehr trinken wollte verschloss ich die Flasche wieder und gab sie der Frau zurück. Ich wollte schließlich nicht ihren Vorrat austrinken. Lächelnd verstaute sie die Flasche wieder dort, wo sie vorher war und stand auf. „Dann gehen wir mal los. Also in die Stadt, nicht wahr?", hackte sie nochmal nach und ich nickte.
„Du bist wohl nicht so gesprächig...", murmelte sie, während wir durch die alten Straßen in die Stadt liefen. „Normalerweise schon, aber gerade ist es vielleicht besser, wenn ich nicht viel spreche, dann wird mein Hals nicht so trocken." „Das ist zwar ein gutes Argument, aber wenn ich mal mit Leuten rede, dann rede ich endlos. Es kommen nicht so oft Leute dort vorbei, musst du wissen." Ich nickte nur und sie lächelte breit. „Also, es wäre vielleicht ratsam, wenn wir uns einander vorstellen. Ich bin Edolia." Ich lächelte ebenfalls und hielt ihr meine Hand hin. „Ich heiße Clarissa." Sie ergriff meine Hand und schüttelte sie mit einem freundlichen Grinsen. Manchmal hatte ich das Gefühl sie hätte ein Dauergrinsen... „Dazu wäre ein guter Spitzname bestimme Clary." Bei diesen Worten musste ich leise lachen und sie sah mich verwirrt an. „Meine Freunde nennen mich so...", erklärte ich schnell und sie lachte auch kurz auf. „Nun, dann nenn ich dich jetzt auch einfach Clary." Ich nickte und wir bogen um eine Ecke. „Sag mal, Clary, was willst du denn von diesem Marcus? Ich habe zwar nicht viel von ihm gehört, aber allzu gut war es auch nicht...", wollte sie wissen. „Ich treffe mich dort mit meinen Freunden. Ich habe sie n den Tunneln verloren und muss jetzt alleine zu Marcus kommen, denn wir wollten uns dort treffen. Ach, wenn ich schon dabei bin, hast du eigentlich einen Jungen in meinem Alter und ein Mädchen mit kurzen Haaren hier irgendwo gesehen?", stellte ich gleich dir Frage, denn es wäre ideal, wenn sie Thomas und Brenda gesehen hätte, aber zu meiner Enttäuschung schüttelte sie den Kopf. Kurz schwieg sie und diesmal war ich es, die anfing zu reden. „Du sagtest, du kannst mich nur zur Stadt führen und nicht weiter. Wieso nicht weiter?" Ihr Lächeln wurde kurz schwächer, aber dann grinste sie weiter. „Ach, weißt du, ich bevorzuge manchmal die Einsamkeit. Man könnte sagen ich bin ein Eremit." Sie lachte auf und ich sah sie verwirrt an. „Ein Eremit ist ein Einsiedler, Kindchen." Ich nickte. „Und deswegen wohnst du so weit draußen? Wohnst du überhaupt hier?", fragte ich weiter und sie fing an zu lachen. „Nein, ich wohne nicht in dem Auto, aber in der Nähe, ja. Ich habe es mir dort nur bequem gemacht." Wieder bogen wir um eine Ecke und kamen zu einer Straße, auf der an den Seiten Mülleimer standen und einige alte, selbstgebaute Hütten, aus Planen und Stöcken. „Was genau wollen du und deine Freunde denn hier in der Stadt? Also außer zu Marcus zu gehen?", fragte sie und ich antwortete: „Wir wollen in die Berge." Bei dieser Antwort sah sie mich verwirrt an. „Wo genau wollt ihr denn hin? Einfach in die Berge?! Ihr müsst doch dort ein bestimmtes Ziel haben, oder nicht?" Ich überlegte, ob ich ihr vom rechten Arm erzählen sollte oder nicht. „Ähm... Also wir suchen...Freunde dort..." „Ich habe gehört, dass sich dort der rechte Arm aufhält...", murmelte sie und ich schluckte. Schnell nickte ich und sie musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. „Kommen deine Freunde auch von WICKED?" Bei dieser Frage blieb ich erschrocken stehen und sah sie entgeistert an. Da sie ihre Frage so gestellt hatte, musste das bedeuten, dass ich nicht mehr sagen konnte, dass ich nicht von WICKED komme. Sie wusste es bereits. Sie blieb ebenfalls stehen und musterte mich. „Nun, wenn du von WICKED kommst und deine Freunde auch, dann hat WICKED vermutlich einen Preis auf euch ausgesetzt oder sucht euch einfach nur wie ein paar Irre. Aber dennoch hast du meine Frage nicht beantwortet. Kommen deine Freunde auch von WICKED?" Ich haderte mit mir, unsicher, ob ich es ihr sagen sollte, oder gleich abstreiten sollte, dass ich von WICKED komme. „Nun, da du so lange schweigst denke ich mal, dass deine Freunde wirklich auch von WICKED kommen. Ich schätze ihr seid geflohen... Stimmst?" immer noch verdattert starrte ich sie an. Wie konnte sie das alles nur wissen?! „Ja, wir kommen von WICKED. Ja, wir sind abgehauen und ja, wir wollen zum rechten Arm.", sagte ich schnell und kur danach fiel mir auf, dass sie gar nicht gefragt hatte, ob wir zum rechten Arm wollten. Ich hätte mich selbst schlagen können! „Nun denn, wenn WICKED euch will...", fing sie an und ich achte mich bereit gleich wegzulaufen, bevor sie mich zurück zu WICKED schleppen konnte. „dann ist das doch nur ein Grund mehr dich zur Stadt zur bringen." Erstaunt riss ich die Augen auf und sie lachte. „Ich bin kein Freund von WICKED und wenn es etwas gibt, dass ich gegen sie unternehmen kann, dann mache ich das, auch wenn es nur eine kleine Aufgabe, wie ein Mädchen zur Stadt zu führen, ist." Ich lächelte ebenfalls und hatte das Gefühl in ihr eine Verbündete gefunden zu haben.
„Wir sind bald da. Ich schlage vor, du fragst einfach ein paar Leute dort. Bestimmt weiß einer davon von Marcus und kann dir den Weg sagen. Tut mir furchtbar leid, dass ich dir nicht si viel helfen konnte...", begann sie, aber ich winkte ab: „Nein, das war immerhin schon eine Hilfe, dass du mich zur Stadt geführt hast und nochmal danke für den Schluck Wasser. Und danke dafür, dass du mich nicht an WICKED geliefert hast." Sie lächelte wieder breit und blieb stehen. „So, ich lasse dich ab hier alleine weiter. Meine Pflicht ist getan und ich hoffe, du findest deine Freunde und Marcus. Und den rechten Arm." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte gerade gehen. „Danke, Edolia.", sagte ich noch und sie drehte sich mit einem Lächeln wieder zu mir um. „danke auch dir, Clary, dafür, dass du mal vorbeigekommen bist und ich mal Gesellschaft hatte. Viel Glück. Vielleicht sehen wir uns ja wieder, wenn es endlich wieder normal in dieser Welt wird. Schau auf jeden Fall dann mal vorbei..." Dann verschwand sie auch schon um die nächste Ecke. Irgendwie tat sie mir leid, denn auch, wenn sie ihr Leben als Eremit bevorzugte wirkte sie einsam. Ich hätte ihr vermutlich noch länger Gesellschaft geleistet, aber ich musste meine Freunde finden. Ich musste Marcus finden.
Einen schönen dritten Advent an alle ✨
Liegt bei euch auch so viel Schnee? Ich liebe es, wenn es geschneit hat....
Könnt ihr es glauben?! Nächste Woche ist schon Weihnachten... 😨
Das ging... Schnell
Wie auch immer, einen schönen Abend noch und bis nächste Woche.
LG Falke22
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro