Kapitel 16
Clarise P.O.V.
Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete sah ich, dass noch alle schliefen.
Vereinzelte Strahlen der aufgehenden Sonne erhellten das Zimmer und kündigten den Zeitpunkt zum Aufbrechen an. Ich merkte ich, dass Newt seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt hatte und musste grinsen. Er sah in dem Moment einfach nur friedlich und zufrieden aus. Nicht, als würde vor dem Haus widerliche Monster warten, die uns bald töten könnten. Einfach nur friedlich.
Seine Haare hingen ihm verstrubelt ins Gesicht und ich konnte nicht widerstehen und musste einfach mit den Händen durchfahren. Behutsam strich ich ihm die Strähnen aus dem Gesicht. Lächelnd musterte ich ihn und strich ihm langsam durch die Haare.
Er fing an sich zu regen und öffnete blinzelnd seine Augen. Er sah mich an und lächelte leicht.
„Guten Morgen.", flüsterte er und richtete sich langsam auf.
Er lehnte sich neben mich an die Wand und ließ seinen Blick über die anderen schweifen. Ich tat es ihm gleich und bemerkte, dass die meisten gerade aufwachten.
„Wo ist der Strunk hin?!", ertönte plötzlich Minhos aufgebrachte Stimme und ich sah zu ihm.
Er war scheinbar schon länger wach, denn er sah nicht so aus, als wäre er eben erst aufgewacht. Womöglich hat er nachgedacht, oder er kann verdammt schnell aufstehen.
Ich sah mich nach Jorge um und musste feststellen, dass er tatsächlich fehlte. Der Sesel, auf den er sich am Abend zuvor gesetzt hatte war nun leer. Verwirrt standen Newt und ich auf und Newt ging um die anderen zu wecken.
„Der Strunk hat uns einfach alleine gelassen?! Der hat uns jetzt hiergelassen, damit wir von den Cranks entdeckt werden! Ich sag's euch, Leute, wenn ich den nochmal entdecke, dann gibt es sowas von eins auf die Nase!", schimpfte Minho und ich redete dazwischen: „Er würde uns nicht alleine lassen. Er braucht uns, das hat er mir gestern noch gesagt. Und überhaupt, denk mal nach, würde er uns wirklich bis hier hin mitgenommen haben, wenn er uns eh nicht braucht."
„Vielleicht, weil er uns als Ablenkung nehmen kann, wenn Cranks in der Nacht hier einfallen und in der Zwischenzeit, während wir angegriffen werden, abhaut?", hielt er dagegen und ich seufzte.
„Das klingt zwar logisch, aber für sowas hat er eine Waffe und außerdem, wieso sollte er uns dann gerettet haben?", argumentierte ich und Minho seufzte.
„Es kann ja sein, weil er nicht wollte, dass WICKED uns bekommt, er uns aber nicht haben wollte. So ein Neid-dings. Oder er war doch noch so freundlich und wollte nicht, dass wir in dem Gebäude hochgejagt werden und hat uns deswegen gerettet."
Ich schüttelte den Kopf. „Das würde kein Sinn machen. Er hat uns schließlich gesagt wir sollten ihm folgen. Und außerdem ist es für ihn nicht sinnvoll in so großen Gruppen rumzulaufen, nur aus Spaß. Für uns ist es natürlich besser, wenn wir nicht alleine sind, aber er hat eine Waffe und kann vermutlich besser auf sich aufpassen, als wir, wodurch wir nur Ballast sind, den er unnötigerweise nachts durch eine gefährliche, alte Stadt führt. Er würde uns nicht einfach nur so durch die Stadt führen und so sein eigenes Leben gefährden, damit er uns in der Nacht alleine lassen kann. Oder uns als Ablenkung in dem Haus benutzen kann, denn wie sich ja gezeigt hat, kommt er nicht weit mit der Gruppe, ohne, dass ihm auf der Straße mindestens ein Crank begegnet. Da ist es sinnlos, wenn er plant uns als Ablenkung mitzunehmen und dann schon Gefahr läuft vorher von Cranks angegriffen zu werden.", argumentierte ich und Minho wollte gerade Widersprechen, als wir Schritte hörten.
„Ich muss schon zugeben, ich mag die kleine. Passt besser auf, dass ihr nichts passiert. Das wäre jammerschade. Besonders, da sie so logisch denkt.", ertönte eine Stimme und Jorge betrat den Raum.
Minho zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn abschätzig.
„Ich hatte nicht vor euch als Ablenkung zu verwenden. Und abhauen wollte ich sicherlich auch nicht. Ich habe draußen die Lage für euch gecheckt, hermano.", erklärte er und ging weiter in den Raum rein.
„Deine Argumente waren verdammt gut, Kleines.", lobte er und ich lächelte leicht. Minho verdrehte die Augen und streckte mir die Zunge raus.
„Gut, wenn jetzt alle wach sind können wir ja weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns und wenn ihr nicht allzu sehr schwitzen wollt, dann gehen wir am besten los, wenn die Sonne noch nicht ganz am Himmel steht und uns die Kleidung von der Haut brennt." Nach dieser Ansage standen wir alle auf und folgten ihm wieder aus dem Raum und die Treppen runter.
„Also, es gilt die gleiche Regel, wie gestern. Versucht unauffällig zu sein und seiht nicht allzu laut." Er kletterte zuerst wieder aus dem großen Fenster und wir folgten.
Auf dem Weg durch die Stadt lief es ähnlich ab, wie in der Nacht. Jorge ging voraus und spähte immer wieder um Ecken, nur weniger auffällig. Falls andere Leute sie sehen, sollen sie nicht auffällig wirken, hatte er gesagt.
Manchmal machte er auch halt, damit wir uns im Schatten ausruhen konnten, denn die Sonne brannte wieder auf uns nieder, doch zum Glück gab es nun mehr Möglichkeiten im Schatten zu laufen.
Jorge hielt manchmal an und suchte den Weg, dann ging es aber wieder zügig weiter.
Ich lief schweigend neben Newt her, bis Minho sich zu uns gesellte und anfing zu reden.
„Leute, diese Stille nervt. Lasst uns über etwas reden, sonst sterbe ich noch." Ich musste schmunzeln und sah zu Newt, dem es ähnlich erging.
Da Minho leise geredet hatte schein es Jorge nicht zu stören, weswegen er nichts dazu sagte, sondern weiterhin den Weg suchte.
„Und worüber willst du denn reden? Hallo, Minho, das Wetter ist doch toll heute, nicht wahr?", fragte Newt und Minho schnaubte missbilligend.
„Das Wetter ist mir Klonk egal. Und nein, das Wetter ist nicht toll. Ich habe das Gefühl, ich bekomme einen Sonnenbrand.", klagte er und zog seinen Ärmel hoch, damit er uns mit gespielter Wehleidigkeit den Arm unter die Nase halten konnte.
„DA bist du nicht der einzige.", kam nun auch Pfanne dazu und ich lachte. „Rot ist doch allemal besser, als schwarz. Lieber 'nen Sonnenbrand auf der Haut, als nur verkohlte Haut.", murmelte ich und Minho lachte los.
„Ja, da hast du leider recht. Ich bin aber dennoch erstaunt, dass ich gar nicht so schwarz geworden bin. Aber sieh dir mal an, wie schwarz Pfanne ist. Sicher, dass nicht er verkohlt wurde?", fragte Minho lachend und zeigte auf Pfanne. Wir alle fingen an zu lachen und bekamen einen bösen Blick von Jorge, der uns alle zum Verstummen brachte.
„Ich bin jetzt einfach mal nett und überhör das, das du gesagt hast, denn wir müssen ja beachten, der Blitz hat wohl Minho ganz gelassen, aber sein Gehirn weggebrutzelt.", machte sich Pfanne lustig und wir grinsten alle breit, bis auf Minho, der Pfanne spielerisch in die Seite boxte.
„Dämlicher Strunk!", brummte dieser und wir grinsten nur noch breiter.
„Um Mal wieder auf die Themasuche zurückzukommen, mir ist ein Thema, worüber wir reden können eingefallen."
„Ich bin mit dem Thema Minhos gebrutzeltes Gehirn sehr zufrieden.", lachte Pfanne und wir stimmten ein.
„Wenn er je eins hatte...", murmelte Newt grinsend und diesmal traf Minhos Ellenbogen Newts Seite.
„Ich aber nicht. Deswegen habe ich das perfekte Thema, dass bestimmt jeder interessant findet. Oder zumindest ich. Also vielleicht finden es ja doch einige von euch interessant, aber ich bin mir da nicht sicher, weswegen ich mal einfach nur davon ausgehe, dass..." Dieser Schwall an Worten war kaum zu bändigen, weswegen Pfanne einfach dazwischenfunkte. „Jetzt erzähl endlich deine tolle Idee!"
Minho hielt kurz inne, sah ihn böse an, da er seinen tollen Redeschwall unterbrochen hat und fing dann an zu erzählen: „Also, diese Frage geht an Clary. Wir wissen ja, wie wir entkommen sind, aber ich weiß leider nicht, wie es in der Zwischenzeit bei dir ablief. Du durftest ja nicht zu uns, da wäre es doch nur toll, wenn du uns ein bisschen Einblick in dein nicht ganz so tolles Einsiedlerleben für ein Tag gewährst."
Ich sah ihn halb verwirrt halb lachend an.
„Naja, ich meine, was hast du so gemacht? Du hast mir erzählt, dass Rattenmann mit dir geredet hat, was hat er noch so mit dir beredet und am wichtigsten, woher wusstest du, dass es WICKED ist? Du wolltest uns ja auch die ganze Zeit warnen...", erklärte er und ich lachte auf.
„Gut, beginnen wir mal. Wird aber eine lange Story. Ich versuch mich einfach kurzzufassen.", meinte ich und fing an zu erzählen: „Also, nachdem ich nun von euch getrennt wurde dachte ich mir, dass etwas an der Sache faul ist und hab ein bisschen rumgeschnüffelt. Da Rattenmann mich auch ständig über WICKED ausgefragt hat wurde ich noch misstrauischer und bin dann einfach am Abend, als die Wache weg war, durch die Gänge geschlichen. Da bin ich dann zu einer Tür gekommen, die nicht wie die anderen mit einer Karte zu öffnen war, sondern mit einem Passwort. Wenn man etwas herumschnüffeln will und alle Türen verschlossen und nur durch eine Karte zu öffnen sind, dann ist es Glück, wenn man eine Tür mit Code findet. Also habe ich mein Glück probiert und eine Zahlenkombination eingegeben. Natürlich nicht irgendeine, sondern eine, die WICKED früher für manche Räume benutzt hatte und da ich dort gearbeitete hatte wusste ich den Code selbstverständlich.
Nun denn, dann habe ich den Code eben eingegeben und zu meiner Überraschung ist die Tür aufgegangen. Das war ein weiterer Faktor, der mein Misstrauen geweckt hat, denn es gibt über tausend andere Möglichkeiten und, dass ausgerechnet dieser Code zufälligerweise für diese Tür benutzt wird war sehr, sehr unwahrscheinlich."
Mittlerweile waren auch Teresa und Aris zu uns gestoßen und hörten ebenfalls zu.
„Und bist du dann auch in den Raum reingegangen?", fragte Minho ungeduldig und ich seufzte.
„Nein, Minho, ich bin auf der Stelle umgedreht und wieder in mein Zimmer.", antwortete ich sarkastisch und Minho sah mich augenverdrehend an.
„Also, ich bin dann reingegangen und habe gesehen, dass es ein Labor war. Zu meinem Glück leer. Natürlich habe ich mich ein bisschen umgeschaut du habe dann auf dem Schreibtisch eine Mappe bemerkt, in der Dinge über die Labyrinth-Experimente standen, von denen nur WICKED wissen konnte. Das war dann ein weiterer Faktor, dass ich gemerkt habe, dass es WICKED war.
In der Mappe waren noch extra Einträge über jeden von uns. Ich konnte nicht alle durchlesen, aber manche schon. Minho, deinen habe ich gelesen. Da standen jeweils nur wenige Sachen drinnen, aber einige sind besonders rausgestochen, bei jedem. Bei dir stand: Minho, Gruppe A, Subjekt A7, Anführer und irgendwas von positiv."
Minho sah mich ungläubig an und ich nickte.
„Anführer? Subjekt A7?! Also Gruppe A verstehe ich ja noch, aber den Rest nicht...", grübelte er und ich nickte nur zustimmend. „Und was hast du noch gelesen?"
Ich fuhr fort: „Dann habe ich bei mir das gleiche Muster erkannt, Clarise, Gruppe A, Subjekt A3, Die Rebellin und wieder positiv. Deswegen war ich auch so verwirrt, als du mich beim Essen am Abend Rebellin genannt hattest. Nun, dann habe ich noch einen flüchtigen Blick auf das von Newt werfen können, da jemand in den Raum kam. Das einzige, das ich lesen konnte war: Newt, Gruppe A, Subjekt A5 und Kleber. Dann kamen eben diese Ärzte rein und ich musste mich verstecken. Nachdem sie nun mal weg waren bin ich aus dem Versteck raus und musste leider feststellen, dass sie die Mappe mitgenommen hatten, also konnte ich nichts mehr lesen und musste schnell zurück in mein Zimmer.
Am nächsten Tag hat Rattenmann eben wieder mit mir geredet und wollte erneut etwas über WICKED wissen. Da mir schon die ganze Zeit der Gedanke kam, dass er für WICKED arbeitet habe ich das nun mal ausgesprochen und er hat zugestimmt. Danach war dann leider Schluss mit lustig, denn er wollte wissen, wo sich der rechte Arm befindet und... Hat mich dann irgendwie dazu gebracht, dass ich es ihm verrate. Ich erinnere mich nämlich noch an die Zeit vor dem Labyrinth, wo ich mit dem rechten Arm gelegentlich Kontakt hatte.
Ich habe WICKED eben an den rechten Arm verraten. Also ist der Grund, wieso ich ins Labyrinth musste. Also in euer." Minho sah mich wachsam an und grübelte kurz.
„Hat er dich geschlagen?", fragte er dann gerade raus und ich versteifte mich ein wenig.
Zugegeben das ist ein etwas doofer cut, aber ich wollte das Kapitel eben teilen...
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