Chapter 46
Kaum war ich Zuhause, verlor ich meine Tasche und Jacke an der Tür. Meine Emotionen hatten sich ein wenig beruhigt. Ich war noch ein bisschen erschüttert, aber es war nicht zu vergleichen mit der Flucht. Ich hatte keine Lust irgend jemanden zu sehen, entschied mich nachhause zu laufen, anstatt mit dem überfüllten Bus zu fahren. Die sanfte Briese an Regen schien meine Nerven zu beruhigen. Ich trocknete die nassen Streifen ab, die meine Wangen hinunterliefen, während ich hilflos darüber nachdachte, was nicht zu Wort kam und was ausgesprochen wurde. Ich duckte mich und fummelte an meinen Schnürsenkeln herum. Alles wonach ich mich sehnte, war ins Bett zu kriechen und das Bewusstsein zu verlieren. Irgendetwas um den Schmerz in meinem Herzen zu mildern. Aber mein Vorhaben wurde gestört. Das laute Klopfen an der Tür überraschte mich. Es war unerwartet und erschütterte meinen Körper. Harry. Ich fummelte verzweifelt am Türvorhang herum und riss die Tür auf. Aber als ich hoch sah, war es nicht derjenige, von dem ich gehofft hatte, dass er es war. Tom stand vor mir. Er keuchte, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Angst und Verzweiflung.
“Tom? What’s wrong?” fragte ich mit voller Sorge.
Eine Hand griff nach meinem Arm.
“You need to come with me.” sagte er.
“Why, what’s going on? Where’s Harry?”
Meine Stimme zeigte, dass ich litt. Als der letzte Satz ausgesprochen wurde, überkam mich ene Welle der Panik. Oh gott, Harry.
“Come with me, I’ll explain on the way.”
Ich nahm nicht meine Jacke, stattdessen griff ich nach dem Schlüssel in meiner Tasche und schlug die Tür hinter mir zu, sprintete Tom hinterher, der zum Auto rannte. Dann setzte ich mich hastig auf den Beifahrersitz. Das Auto wurde angeschaltet, bevor ich eine Chance hatte den Gurt zu schließen. Ich schaute ängstlich zu Tom, wartete auf eine Erklärung für seinen plötzlichen Besuch.
“Bo, he’s lost it, Harry went out looking for Scott.”
Mein Magen schmerzte, meine Finger griffen nach dem Stoff auf dem Sitz, während die Wörter in mich eindrangen.
“Tom.” Ich versuchte ihn zu ermutigen.
“He found him.”
Ich hatte noch nie eine Autofahrt wie diese. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, mein Puls hämmerte. Wir kamen zu einer Vollbremsung am Rande der Stadt. Ich denke nicht, dass ich mich je so schnell zuvor bewegte hatte. Ich stolperte aus dem Auto und rannte zur unbekannten Kneipe. Tom hatte mir gesagt, dass Harry dort drinne war. Die Kämpfe, die im Beisein von Alkohol stattfanden, schreckten einen schon davon ab, nie Alkohol zu trinken.
“Bo, wait!”
Meine Handfläche drückte gegen die schwere Tür, als ich ins turbulente Innere der sozialen Umgebung stolperte. Meine Augen durchsuchten verzweifelt die Umgebung nach meinem gelocktem Liebhaber ab. Zu diesem Zeitpunkt war es mir egal, dass Harry meine Worte nicht erwidert hatte. Alles was ich wollte, war ihn zu finden und ihn davon abzuhalten etwas Dummes zutun. Meine weit geöffneten Augen richteten sich in Richtung zwei Männer. Ich wusste, dass es Harry war. Seine Locken schauten durch das Beanie, das er anhatte. Sein schlanker Körper war etwas mit dem ich sehr intim verbunden war. Große Hände packten Scott's Hemd und zwangen ihn gegen die Wand. Die Beiden waren gleich groß, ihre Statur war sehr ähnlich. Aber Scott war nichts im Gegensatz zu der Schönheit, die ihn gegen die Wand nagelte. Mein Körper bebte, als Harry ihn von seiner schiefen Lage wegzog, nur um ihn wieder agressiv gegen die Wand zu drücken. Eine Hand auf meiner Schulter brachte meinen Blick weg von dem schrecklichen Anblick. Tom schaute zu mir runter. Mein Blick wandetre wieder zurück, wie sein Freund ihn kompromisslos den Gang runter schleifte. Ich lief hinterher, um sie einzuholen. Beide Männer hatten nicht gemerkt, dass sie von mir und Tom verfolgt wurden. Es passierte schon wieder. Harry verlor seine Kontrolle, so wie damals im Garten seiner Mutter und im Boxring. Die Fluchttür war weit aufgerissen, kühle Nachtluft durchströmte die Kneipe. Ich folgte Tom, der die Führung übernommen hatte. Kaum war ich draußen, schlug Harry mit voller Kraft gegen Scott's Bauch, sein Körper verkrümmte sich.
“You’re a waste of space.” schrie Harry. “What kind of man hits a woman?!”
Tom versuchte mich wieder zurück zu führen, sagte mehrmals zu sich selber, dass er mich nie hätte herbringen sollen. Ich weigerte mich aber mich zu bewegen, war nicht in der Lage von dem Bild vor mir wegzulaufen. Harrys Hände platzierten sich auf Scott's Schultern, hielten ihn still, bevor sein Knie nach oben hob. Es erwischte Scott's Magen.
“Please, Tom. Stop him.”
Ich zitterte vor Schreck, schaute auf den Jungen von dem ich wusste, dass er fürsorglich und sanft sein konnte, der wiederholt gegen den Mann schlug, der vor einigen Tagen meine Haut makiert hatte. Scott schien so machtvoll, als er mich konfrontierte, aber jetzt war er nicht wiederzuerkennen, stolperte auf den Boden und war nicht in der Lage zu stehen, als Harrys Faust sein Kinn traf. Tom hatte mein Flehen bemerkt, ging zu Harry und versuchte ihn an den Schultern wegzuziehen. Ich konnte nur zusehen wie Harry seinen Freund achtlos wegschob. Er war so damit beschäftig, jemanden Schmerz zuzufügen, dass er garnicht bemerkte, wer ihn gerade versuchte runterzubringen. Diesmal erhielt Scott einen Tritt auf seine Schulter, er schrie in Höllenqual. Es würde mich nicht überraschen, wenn er mit gebrochenen Knochen davonkam, wenn er überhaupt laufen konnte. Die Art und Weise wie Harry über ihm stand, war etwas Schreckliches. Das würde zu weitgehen. Ich versuchte mich vorwärts zu bewegen, in Richtung der drei Männer. Verzweifelt versuchte ich etwas zu tun, irgendwas. Aber ich spürte wie Tom mich mit seiner Hand stoppte.
“I’ll fucking end you!” brüllte Harry.
Meine Hand bewegte sich hoch zu meinem Mund, um das Schluchzen zu verbergen. Die Wut, die Harry zeigte, verursachte bei mir eine Gänsehaut. Tom war diesesmal mutiger.
“Stop. Harry stop, you’re frightening Bo.”
Die vertrauten grünen Augen schauten mich verzweifelt an, als Tom seine Stärke nutzte, um Harrys Blick in meine Richtung zu drehen. Er sah für eine Sekunden lang verloren aus, bevor sich sein Gesichtsausdruck wieder verhärtete.
“Take her away. I don’t want her to see this.”
Ich schüttelte meinen Kopf, dunkle Locken behinderten meine Sicht, bevor ich sie wegschob.
“You’re going to lose her. Harry, you’re going to lose the best thing that’s happened to you if you don’t stop!”
Auf seinen Knöcheln tropfte etwas Rotes herunter. Die Farbe symbolisierte Gefahr. Und das war, was jeder mir erzählt hatte. Harry war gefährlich. Er war frei von Emotionen, als er mich ansah und meinen Blick gefangen hielt. Toms Worte schienen zu wirken, verhinderten den nächste Schlag, der Scott wahrscheinlich umbringen konnte. Während Harrys Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war, nutzte er die Gelegenheit und humpelte feige zum Ausgang. Seine Füße taumelten und er lief, so gut wie er konnte, die Gasse hinunter in Richtung Hauptstraße. Scott blieb die ganze zeit still, vielleicht weil ihm klar war, dass er nicht gewinnen konnte. Wenn Tom nicht gewesen wäre, hätte er die Gasse wahrscheinlich in einem Leichensack verlassen. Harry wurde mühevoll von der Verfolgung abgehalten. Ich wusste, dass es qualvoll für ihn war, als er zusah wie Scott aus dem Ausgang ging. Er hatte sich wahrscheinlich gewünscht ihn in den Tod zuprügeln. Von meiner Position aus konnte ich meinen Namen hören, der als beruhigender Ansatz verwendet wurde. Es war eine Ermutigung den Zorn zu verhindern. Ich wartete ängstlich, als Minuten vergingen. Tom ließ ihn los, Harrys Blick wanderte zu mir. Ich verachtete meine eigene Reaktion, als er vorwärts lief. Meine Füße machten sofort einen Schritt zurück, weg aus seiner Reichweite. Harry sah besorgt zu Tom, der neben ihm stand.
“I’ll take her home.” sprach Harry sanft.
Ich bewegte mich hinter Tom, hatte Angst vor dem Mann, der mich verzweifelt ansah. Er schaute verletztl zu mir. Er war verletzt, dass ich bei jemand anderem, anstatt bei, ihm Zuflucht gefunden hatte.
“Best not mate; I think she’s still a bit shaken up.” Tom lehnte sich nach vorne, drückte beruhigt seine Schulter.
Es breitete sich Angst in seinen moosingen, grünen Augen aus, er schluckte unübersehbar.
“Let me say goodbye to her.” wies Harry an.
Sein Blick ging zu Tom, hinterdem ich noch immer stand. Harry runzelte die Stirn, seine Stimme wurde tiefer.
“Tom, she’s still my girlfriend.”
Ich fühlte mich ausgesetzt, als Tom weglief. Mein Kopf senkte sich zu Boden. Das Gefühl auf den Jungen zu treffen, der vorhin noch so wütend war, brachte mich zur Verzweiflung. Drohende Tränen bewässerten meine Augen, als ich zu Harry schaute, der das Blut von seinen Knöchel an seiner Jeans abwischte. Momente später berührten mich seine sanften Finger an meinem Kinn und hoben es hoch. Ich konnte es nicht verstehen, er sah aus wie ein Engel. Funkelnde Augen, volle, pinke Lippen. Wie konnte soviel Wut und Hass aus diesem atemberaubenden Jungen kommen. Ich schob seine Berührung langsam von meinem Gesicht weg. Meine Hand hebte sich zu dem grauen Stoff auf seinem Kopf und nahmen es ab, damit seine Locken frei waren und im Wind wehten. Als ich ihn ansah, endeckte ich ein paar rote Flecken auf seinem weißen T-shirt unter seinem karriertem Hemd. Ich schluckte schwer, als er seinen Kopf zu mir lehnte und wendete mich leicht ab. Es war nicht das erste Mal, dass ich seinen Kuss verweigerte. Harry machte eine Pause, er war sichtlich verletzt, presste mir einen kleinen Kuss auf meinen Mundwinkel. Er musste nicht weit reisen, bis seine Lippen mein Ohr berührten.
“I love you, Bo.” flüsterte Harry.
Mein Atem schien still zu stehen, meine Wange berührte seinen Hals, während wir und sehr nah standen. Seine Worte ließen meinen Körper versteinern.
“Say it.” flehte Harry leise. “Please…tell me that you love me.”
Mein Körper zuckte, als er nach meiner Hand griff. Er schmierte ein bisschen Blut auf meine Haut. Ich schaute verzweifelt zu Tom, der sich mit meinem Blick vorwärts bewegte. Harrys Berührung glitt aus meiner mit sichtlicher Niederlage. Tom war nicht in der Lage die leeren Gefühle zu ersetzten, als er mich sanft von Harry wegschob. Braune Augen versuchten meine Aufmerksamkeit zu bekommen, während ich immernoch auf den blutigen Engel vor mir schaute.
“Go and wait by the door.”
Ich nickte und folgte seiner Anweisung. Meine Füße trugen mich um die Ecke, aber ich blieb an der Wand stehen, um das Gespräch zu belauschen.
“Fuck.” fluchte Harry. “I’ve lost her.”
Ich habe mich blind zu den Wörtern eingedrängt, die ausgetauscht wurden.
“No, no, she’s just in shock. Don’t worry, she’ll come around.” versuchte Tom ihn zu beruhigen.
“She’s scared of me, I could see it in her eyes. She didn’t want me to touch her.”
“Bo will be fine, she’s stronger than you give her credit for.”
Dann war da eine Pause.
“I love her.”
Ich drehte meinen Körper herum, Finger umklammerten die Ecke des Gebäudes, um zu spähnen. Harrys Kopf hing, bis er seine Augen wieder auf Tom richtete. Ich atmete scharf ein, als Harrys Augen sofort auf mich fielen. Er sah verletzt aus, war sich nicht sicher, was er tun sollte.
“You’ll call me when she’s home safe.”
“Of course.”
“Thanks, Tom…for everything.”
“No worries.”
Ich sah zu wie sie sich verabschiedeten. Harry beobachtete mich neugierig, als ich von meiner geschützten Position hervorkam, angetrieben von dem bisschen Mut, den ich noch hatte. Ich und Tom trafen uns auf halbem Wege. Seine Hand griff nach meiner, er begann mich die Gasse hinunter zu führen.
“Come on, Bo.”
Aber ich konnte nicht gehen, nicht so. Harry suchte so lange nach irgendwas, wo niemand mutig genug war es ihm zu geben. Liebe. Meine Finger rutschten aus Tom's Hand, als er verwirrt meinen Namen rief. Ich ignorierte die Stimme und lief weiter zu dem großen Körper in der Dunkelheit. Seine Kaputze war wieder aufgesetzt, verdeckten die Locken, die ich doch so gerne anfassen wollte. Weit aufgerissene Augen schauten auf meine Bewegungen. Es hatte keinen Sinn jetzt schüchtern zu sein. Mein Arm griff nach seinem Nacken. Ein Keuchen entkam ihm. Meine Lippen pressten sich auf die Wärme von seiner Wange. So schnell wie es auch passierte, lief ich wieder weg, zurück zu Tom, der auf mich wartete. Er hielt seine Hand ausgestreckt mit einem Lächeln. Schnell akzeptierte ich die Geste, dann machten wir uns auf den Weg in Richtung der Straße. Aber ich schaute noch ein letztes Mal zurück. Mein Kopf drehte sich zu dem Jungen, der in der Dunkelheit stand.
"I love you" flüsterte ich.
Die unverwechselbaren Kurven seiner Lippen erwärmten mein Herz. Ich wusste, dass er es gehört hatte.
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Dieser Chapter gehört zu meinen absoluten Lieblingschaptern. (Das erste Date, Erste Mal, der Kampf, 44/45 und dieser:)
Das war der letzte Chapter, den ich glesen hatte, als ich mit Dark letztes Jahr angefangen habe. Ich dachte als erstes, dass es das Ende war, aber zum Glück war es das nicht:D
Bitte votet und schreibt mir in die Kommentare, wie ihr Bo's Reaktion fandet und ob ihr dasselbe getan hättet und wenn nicht, dann schreibt was ihr getan hättet!
Vielleicht widme ich euch dann noch die letzten Chapter, die ich noch niemanden gewidmet habe, wenn mir euer Kommentar gefällt:)
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