
Chapter two: No light without your shadow
,,Sie hatte immer vor sich für ihren Sohn aufzuopfern."
Maz Worte zogen Rey sprichwörtlich den Boden unter den Füßen fort. Ihre Wangen begannen plötzlich an Farbe zu verlieren und wurden im Bruchteil einer Sekunde kreidebleich. In ihrem Kopf drehte sich alles, sodass sie ihre Handfläche gegen einen der vielen Bäume presste, während sie flach atmete. Die unzähligen Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf, um sich am Ende zu einem zu verbinden. Es war der Gedanke an Hoffnung, der sie schließlich aufblicken ließ. Es durchfuhr sie wie ein Blitzschlag, wobei sie mehrmals heftig blinzelte. Ihr Herzschlag geriet für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Takt, um dann umso aufgeregter weiterzuschlagen. Sie traute ihren Augen nicht. Abermals sah sie diesen blauen Schmetterling. Ob dieser real war oder nicht, konnte Rey nicht sagen.
Doch dort im Schatten, den die Bäume boten, und wohin der Schmetterling verschwunden war, stand seine hochgewachsene Gestalt. In vollkommener Verwirrung betrachtete er seine Hände, die auf einmal nicht mehr in dieses blaue Licht getaucht waren. Sie waren aus Fleisch und Blut, mit einem erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht schloss und öffnete er seine Handfläche, so als konnte er nicht glauben, was da gerade passierte. Er stand wirklich auf Ajan Kloss, roch den unverkennbaren Geruch des Waldes, schmeckte die salzige Luft. Unwillkürlich schnellte sein Blick zu ihr. Wie erstarrt stand sie nicht unweit von ihm an Ort und Stelle. Ihre Pupillen waren geweitet, während sie seinen Blick erwiderte.
,,Ben", kam schließlich über ihre Lippen.
Dieses winzige Wort schien all die Last des Schmerzes von ihr zunehmen, denn plötzlich flogen ihre Füße förmlich über den Erdboden. Nichts vermochte sie aufzuhalten. Keine Wurzel, keine Unebenheiten im Erdboden und kein Stein, bis sie bei ihm war. Wie von selbst schlang sie die Arme um seine Hüften, während Ben seltsam befangen da stand und nicht so recht wusste, was er mit seinen Händen anfangen sollte. Er entschied sie steif an den Seiten hinab hängenzulassen. Einige Sekunden später bemerkte auch Rey sein Verhalten, also trat sie einen Schritt zurück, um ihm etwas Raum zum Atmen zu geben.
,,Du bist zurück", sagte sie leise in die Stille.
,,Scheint so", sagte er genauso leise, während sein Blick umherhuschte. Nach was er suchte, wusste er nicht. Hier war ihm nichts vertraut, außer ihr. Er schluckte. Plötzlich fühlte er sich in seiner Haut unwohl. Er trat einige Schritte fort von ihr, während er versuchte das Chaos in seinem Kopf zu ordnen. Sein leerer Blick glitt in die Dunkelheit, die auch keine Antworten für ihn parat zu haben schien. Warum war er zurück und wozu?
Mit einem Lächeln auf den Lippen war er in die Macht übergegangen. Ohne den Funken von Reue hatte er seine Erlösung gefunden und akzeptiert, um seine Taten zu sühnen. Nur um nun wieder hier zu sein, mit nichts als Verwirrung im Herzen. In dieser Sekunde wünschte er sich nichts sehnlicher als zurückzukehren an die Orte der Macht. Er wusste nicht, ob er mit der Schuld seiner Taten leben konnte oder ob er es überhaupt wollte.
Eine Stimme ließ ihn ruckartig herumfahren.
,,Deine Mutter hat sich geopfert, damit du Rey auf ihrem Weg helfen kannst. Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen, Ben Solo."
Eine Aufgabe?
Allmählich begann er sich von Rey und Maz zu entfernen, um tiefer in den Wald vorzudringen. Er wollte weg, um alleine zu sein. Unbewusst machte Rey bereits einen Schritt, um ihm zu folgen, doch Maz griff nach ihrer Hand und schüttelte mit dem Kopf.
,,Lass ihm ein wenig Raum und Zeit zum Nachdenken."
Ihr Blick so voller Sehnsucht folgte seiner Gestalt, die tiefer in die Dunkelheit vordrang, und zu einem kleinen Punkt wurde, bis sie gänzlich verschwunden war. Noch immer war ihr Herz hin- und hergerissen zwischen ihm folgen und ihm Raum und Zeit geben.
,,Rey", erinnerte Maz sie an ihre Anwesenheit. ,,Du solltest die anderen darauf vorbereiten, dass er auf Ajan Kloss ist, um eine größere Katastrophe zu verhindern."
Natürlich hatte Maz recht. Sofort waren ihre Gedanken bei Finn und ihr Magen begann zu rebellieren. Wie sollte sie ihrem Freund Bens plötzliches auftauchen auf Ajan Kloss erklären? Widerwillig und mit einem letzten Blick in die Dunkelheit, die Ben bereits verschluckt hatte, verließ Rey den Wald, um sich auf direktem Weg zurück zum Fest zu begeben. Ihr Puls beschleunigte sich mit jedem Schritt, den sie machte, als sie auf die Lichter zu ging. Ihre Handflächen fühlten sich feucht an, sodass sie sie rasch an ihrer Tunika abwischte. Auf einmal fühlte sich Rey wieder wie das kleine Mädchen, das von seinen Eltern auf Jakku zurückgelassen wurde. Zwei Silhouetten zeichneten sich nun im Licht ab, als Rey näher kam. Durch die Helligkeit geblendet schirmte Rey ihre Augen ab, um erkennen zu können, wer dort unter dem schummrigen Licht der Laterne stand. Es waren Finn und Poe, die sich angeregt zu unterhalten schienen. Oder stritten sie etwa? Aus der Ferne konnte Rey das nicht beurteilen. Sie beschleunigte ihre Schritte, sodass die Jungs auf sie aufmerksam wurden. Kaum hatten sie sie erkannt, verstummten sie auch schon schlagartig.
,,Rey, da bist du ja. Wir haben uns bereits Sorgen gemacht", begrüßte Poe sie, während Finn den Boden unter seinen Füßen studierte.
Langsam trat Rey aus den Schatten in das Licht der Laterne, um sich ihren Freunden zu stellen. Ob sie, nachdem gesagten noch ihre Freunde sein würden?, schoss es ihr durch den Kopf. Rasch schob sie all ihre Bedenken und die Furcht beiseite, um ihren ganzen Mut zusammen zunehmen, um es rasch hinter sich zu bringen.
,,Ich muss euch etwas beichten, etwas das auf Exegol passiert ist."
Keiner der beiden zuckte auch nur mit der Wimper. Im Gegenteil sie wirkten nicht einmal überrascht, während Rey nervös von einem Bein auf das andere trat.
,,So etwas ähnliches haben wir schon erwartet", eröffnete ihr Poe, wohingegen Finn sich seltsamerweise dezent zurückhielt. ,,Sprich schon weiter", ermutigte Poe sie, als Rey erneut zögerte.
,,Auf Exegol hat Ben Solo mich gerettet und in dieser Sekunde befindet er sich auf Ajan Kloss", sagte Rey viel zu schnell, wobei sie nicht tiefer ins Detail ging. Nicht über ihren Tod bis hin zum Kuss zwischen Ben und ihr noch über seinen Tod und seiner Auferstehung verlor sie ein Wort. All diese Dinge gingen ihre Freunde nichts an.
Plötzlich herrschte Stille und Finn zog scharf Luft ein, was Rey das Schlimmste befürchten ließ. Sie begann sich gegen den Hass und die Wut, die ihr entgegenschlagen würden zu wappnen, schließlich hatte sie sich in Finns Augen mit dem Feind verbündet.
,,Mit Ben Solo meinst du doch nicht etwa Kylo Ren, oder?", fragte Poe in ungläubigen Ton nach.
Bevor Rey überhaupt die Chance bekam Poe zu antworten, fuhr Finn dazwischen.
,,Wo ist er?", zischte er, wobei seine Hände sich zu Fäusten ballten. Eine Ader an seinem Hals zuckte.
,,Ich bin hier", kam eine Stimme aus der Dunkelheit, bevor Ben ins Licht trat.
Wie aus dem Nichts stürzte Finn nach vorne auf Ben zu, um ihm am Kragen zu packen, wobei er ihn zu Boden riss. Finns Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzogen, mehr Tier als Mensch, als er die Faust hob. Rey dachte jede Sekunde, dass sich Ben endlich verteidigen würde, doch er lag nur regungslos am Boden und tat nichts. Die Faust traf auf sein Gesicht und einige Blutflecken besudelten den Erdboden, was Rey die Hände vors Gesicht schlagen ließ. Immer und immer wieder traf die Faust auf Bens Gesicht, bis Poe Finn von Ben herunterzog, der sich mit Händen und Füßen wehrte.
,,Finn, das ist genug!", fuhr ihn Poe schroff an.
Natürlich sah Finn das ein wenig anders, denn er entschlüpfte Poes Griff, um sich wieder auf Ben zustürzen. Diesmal war es Rey, die ihrem Freund in den Weg trat, um Ben zu verteidigen.
,,Vor euch steht nicht mehr Kylo Ren, sondern Ben Solo."
Die Wut auf Finns Gesicht wich purem Entsetzen.
,,Du musst das nicht tun, du musst mich nicht verteidigen", sprach Ben, der sich das Blut von den Lippen wischte. ,,Ich verdiene das."
,,Und wie du das verdienst!", knurrte Finn, während Poe Mühe hatte ihn zurückzuhalten.
Allmählich rappelte Ben sich auf, um sich den Staub von der Kleidung zu klopfen. Als er sich gänzlich aufrichtete, fixierte er Finn.
,,Keine Sorge, ich werde nicht lange hier sein. Ich werde gehen, sobald ich weiß, was meine Aufgabe ist."
Seine unvermittelten Worte versetzten ihr einen Stich, doch sie ließ sich nicht anmerken, dass seine Worte sie verletzt hatten, als sie auf ihn zu lief.
,,Komm, ich versorge deine Wunde."
Bevor Ben überhaupt die Chance bekam zu widersprechen, schob sie ihn in Richtung eines Gebäudes. Es war ein altes Backsteinhaus, an dem bereits grüne Pflanzen empor wuchsen, mit langen, großen Fenstern. Rey öffnete eine Tür zu seiner rechten und bedeutete ihm einzutreten. Während sie etwas suchte, deutete sie auf einen Stuhl in der Ecke, auf den er sich setzen sollte. Sein Blick glitt durch den kleinen Raum. Es gab nur eine Pritsche als Bett und eine kleine Kommode, auf der einige Dinge verstreut lagen.
,,Ist das dein Zimmer?", fragte er in die Stille.
Ihr Blick schnellte zu ihm, wobei sie ein wenig errötete.
,,Entschuldige die Unordnung."
Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. Endlich schien sie gefunden zu haben, was sie gesucht hatte, denn sie kam mit einer Schale, einem Fläschchen und einem Tupfer auf ihn zu. Sie öffnete den Verschluss der Flasche, um ein wenig der Flüssigkeit in die Schale tropfen zu lassen, wobei Ben sie aufmerksam beobachtete. Rey tauchte den Tupfer in die Desinfektionslösung.
,,Das könnte ein wenig brennen", warnte sie ihn vor.
Aber Ben ließ es ohne Regung über sich ergehen, als Rey den Tupfer vorsichtig auf seine aufgeplatzte Lippe drückte. Er war schlimmeres gewöhnt. Das Brennen verflog so schnell wie es gekommen war. Sein Blick ruhte immer noch auf Rey, die seinem Blick auszuweichen schien.
,,Du bist mir nichts schuldig", erinnerte Ben sie zum wiederholten Mal, was Rey mit einem Augenrollen quittierte, während sie bedächtig weiter tupfte.
Eine seiner schwarzen Locken verirrte sich in sein Gesicht, wobei Rey der Versuchung nicht widerstehen konnte die widerspenstige Locke zurückzustreichen. Es war die Berührung, die ihn zurückschrecken ließ. Die Luft im Raum schien dünner geworden zu sein und in Flammen zustehen. Rey fühlte den Druck seiner Hand um ihr Handgelenk. Ihre Blicke waren fest miteinander verbunden, während ihre Herzschläge im gleichen Takt zu schlagen schienen. Viel zu schnell löste Ben seinen Griff, um ihr Handgelenk, dabei stand er vom Stuhl auf. Nun überragte er sie um einige Zentimeter, sodass Rey den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzusehen.
,,Danke, dass du meine Wunde versorgt hast, aber ich sage es nur ungern noch einmal, du schuldest mir rein gar nichts."
Mit diesen Worten verließ er mit schnellen Schritten und den Händen tief in den Hosentaschen verborgen ihren Raum, um sie enttäuscht zurückzulassen. Einen Moment stand sie noch wie erstarrte da, den Tupfer noch immer in Händen, an dem ein wenig seines Blutes klebte, bevor sie den Tupfer mit einem wütenden Aufschrei in die Ecke warf.
So hatte sie sich das Wiedersehen mit Ben Solo nicht vorgestellt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro