Chapter twenty: Time
Reys Lider begannen zu flattern, bevor sie die Augen aufschlug und blinzelte. Sie spürte die Pritsche unter sich, doch konnte sie sich nicht erinnern, wie sie eben auf diese gekommen war. Kurz streckte sie ihre Glieder. Rey hatte so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen. Allmählich setzte ihre Erinnerung ein. Ben. Ihre Hand taste nach ihm, doch die Pritsche dort war leer und kalt. Ruckartig schoss Rey in die Höhe. Sein Name lag auf ihren Lippen.
,,Keine Sorge, ich bin hier", kam es leise aus der Dunkelheit.
Ihr Herz das einen Moment ausgesetzt hatte, schlug viel zu schnell weiter. Rasch schob sie die nackten Füße auf den Boden. Ihr Herz raste in ihrer Brust und sie bekam es einfach nicht beruhigt. Ihre Hand lag auf ihrer Brust, als sich seine Schritte näherten.
,,Ich wollte dir keine Angst einjagen, aber ich wollte dich auch nicht wecken", flüsterte er sanft.
Ben kniete sich vor Rey. Seine Handfläche berührte nun ihren Handrücken.
,,Hast du ein wenig Schlaf gefunden?", fragte Rey in die Stille.
,,Nicht wirklich, aber das war nicht deine Schuld."
Rey rutschte von der Pritsche in seine Arme, die er breitwillig um sie schlang. Sie spürte seine Müdigkeit und den Überdruss des Lebens, der Rey ängstigte. In ihrem Kopf suchte sie nach den richtigen Worten, die es wohl nicht gab. Nicht für diese Situation.
,,Ben, was hast du dem Widerstand versprochen?"
Ihre Frage ließ ihn erstarren.
,,Kooperation, Sühne ..."
Rey spürte da war noch mehr. Etwas, das er vor ihr verheimlichte. Fast wie ein trotziges Kind schob Rey Ben von sich fort. Verwirrt suchte dieser ihren Blick.
,,Das ist nicht die ganze Wahrheit, Ben Solo", zischte sie.
Sein Schweigen und die Art wie er den Blick schuldig senkte war ihr Antwort genug.
,,Ich habe es satt belogen zu werden."
Da war er wieder der Konflikt in ihm, der aufbrach wie eine Wunde. Auf einmal hin und hergerissen zwischen Wahrheit und falschen Versprechungen. Rey wollte und konnte das jetzt nicht. Sie wollte sich abwenden, doch Ben griff nach ihrer Hand, um sie zu sich zu ziehen. Der Blick mit dem er sie betrachtete, versenkte ihre Haut, brachte ihr inneres zum lodern. Seine freie Hand wanderte über ihren Arm hinauf zu ihrem Nacken, den er mit sanften Druck zur Seite neigte, um ihre empfindliche Halsbeuge zu offenbaren. Sein Atem strich über die Stelle, was Rey erschauern ließ.
,,Versuchst du mich gerade Abzulenken oder milde zu stimmen?"
,,Vielleicht beides", sagte er, bevor sich seine Lippen um die empfindliche Stelle an ihrem Hals schlossen.
Rey schloss die Augen und genoss für ein Paar gestohlene Augenblicke die Liebkosungen. Ihre Finger fanden den Weg unter sein Shirt. Ben zuckte zurück.
,,Das gehörte nicht zu deinem Plan, nicht wahr", neckte sie ihn.
Plötzliche ließ er ihre Hand los, was Rey verwirrte.
,,Ben?"
,,Du bist zu gut für mich, Rey. Ich kann dich nicht lieben, so wie du es verdienst."
Sanft zog sie ihn zurück zu sich.
,,Du redest Unsinn."
,,Nein", unterbrach er sie schroff. ,,Ich habe mein Leben dem Widerstand überlassen."
Diese Worte trafen Rey härter als ein Schlag. ,,Du hast was!", schrie sie förmlich.
Rey brauchte einige Sekunden, bevor sie weitersprechen konnte.
,,Finn ... Finn ..."
Sie schaffte es nicht weiterzusprechen. Der Gedanke war zu schrecklich, also tat es Ben.
,,Er wird mich für meine Sünden richten."
,,Er wird dich töten und das lass ich nicht zu."
,,Und wenn das mein Schicksal ist."
Hörte er sich eigentlich selbst reden. Ständig sprach er von Schicksal, Bestimmung und Aufgaben. Und wo zum Teufel blieb da sie? Ihre Finger zitterten vor Wut.
,,Ich kann es nicht fassen", murmelte sie.
Langsam erhob sich Ben vom Boden, um zum Stuhl in der Dunkelheit zurückzukehren.
,,Es gibt daran nichts mehr zu ändern, also wäre es besser, du würdest mich zurück in meine Zelle bringen."
Wie ein Blitz drehte Rey sich um und schrie: ,,Du hast Recht. Das sollte ich schleunigst tun."
Gequält von ihrer Wut schlug Ben die Lider für einen Moment nieder. Es war nie seine Absicht gewesen Rey zu verletzen. Er hasste es, dass er der Grund war warum sie Wut empfand. Wollte er doch nur ihr Glück. Warum konnte sie das nicht ohne ihn sehen?
Gerade, als er die Lider wieder öffnete spürte er einen leichten Pieks an der Seite. Seine Augen erfassten Rey, die wie aus dem Nichts vor ihm stand. In der Hand hielt sie eine Spritze, in der sich keine Flüssigkeit mehr befand. Auf wackeligen Beinen griff Ben nach der Stuhllehne nach Halt. Vor seinen Augen verschwamm alles und er konnte sie kaum noch offen halten.
,,Was hast du getan?"
,,Das was nötig war, so wie du", hörte er sie noch sagen, bevor er es dunkel vor seinen Augen wurde und er zusammenbrach.
Es tat Rey kein bisschen leid, als sie auf den bewusstlosen Ben hinab sah. Da war keine Reue, vielleicht ein wenig Bedauern, dass es soweit kommen musste. Aber sie rettete ihm schließlich das Leben, selbst wenn er das nicht wollte. Sie konnte ihn nicht nocheinmal verlieren. Hastig kramte Rey ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, um noch vor den ersten Sonnenstrahlen von Ajan Kloss zu fliehen. Die größere Anstrengung würde es werden Ben so leise wie möglich und unbemerkt zum Falken zu bringen. Da kam ihr eine wahnwitzige Idee. Wenn sie durch die Macht Steine schweben lassen konnte, müsste das theoretisch auch mit Bens Körper gehen. Rey warf sich den Rucksack über die Schulter und begann sich zu fokussieren. Anfänglich passierte rein gar nichts, was Rey frustrierte. Was hatte Luke immer gesagt vertraue auf dich und lass los. Gut, sagte sich Rey stumm. Den Bruchteil einer Sekunde schloss sie die Augen, und als sie sie öffnete schwebte Ben wenige Zentimeter über dem Boden. Zwar nicht ganz das Ergebnis, das sie sich gewünscht hatte, aber es würde gehen.
Im Morgengrauen verließ Rey lautlos ihre Behausung, um zu verschwinden, während alles auf Ajan Kloss noch schlief. Ben schwebte die Rampe hinauf, was Rey enorme Anstrengungen kostete. Rey wischte mit dem Handrücken über ihre feuchte Stirn.
,,Geschafft", sprach sie zu sich selbst.
Schnell setzte Rey sich hinter das Steuerpult des Falken, um in die weiten der Galaxie aufzubrechen. Mit keinem genauen Ziel vor Augen. Stumm sahs Rey da, bis seine Stimme an ihr Ohr drang.
,,Manchmal sind es die, die man am meisten liebt, die einem am tiefsten verletzen."
Rey wagte es nicht sich zu Ben umzudrehen, die Wut über das, was er vorhatte zu tun und seinen Worten, war zu groß. Sie hätte Dinge zu ihm gesagt, die sie im Nachhinein bereute, also schwieg Rey eisern. Aber Ben ließ nicht locker.
,,Schießt dir gerade, scheiße war wohl doch keine so gute Idee, durch den Kopf?"
,,Nein", brummte Rey. ,,Ich denke viel über den Tod nach."
Ein leiser Seufzer entwich ihr, während sie die Augen schloss und ihren Kopf gegen die Lehne des Cockpitsitzes lehnte. Sie wollte doch eigentlich nur ihre Ruhe. Nach einer Weile öffnete sie die Augen, drehte den Kopf, um Ben nun anzusehen. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Irgendwie wirkte er ziemlich aufgewühlt. Ben sah sie an, sah sie richtig an. Er hatte einen so dunklen, eindringlichen Blick.
,,Deine Freunde ..."
Rey öffnete bereits den Mund, sodass Ben sich korrigierte.
,,Der Widerstand wird uns jagen."
Dieser Umstand war ihr durchaus bewusst. Und das war alles seine Schuld. Wäre Ben nicht diesen Deal eingegangen wären sie jetzt nicht in dieser Situation. Ein Piepen riss Rey aus ihren Gedanken. Der Widerstand versuchte Kontakt mit dem Falken aufzunehmen. Bens verschwinden musste wohl bemerkt worden sein. Unschlüssig biss sich Rey auf die Unterlippe. Sollte sie den Kontakt herstellen? Ihr Finger schwebte über dem Knopf, um die Verbindung herzustellen.
,,Rey", ertönte Poes Stimme. ,,Ich dachte, ich könnte dir vertrauen."
,,Ich dachte dasselbe", entgegnete Rey trocken.
Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, so als wüsste Poe nicht worauf Rey anspielte.
,,Wovon redest du?"
,,Der Deal, den ihr mit Ben gemacht habt."
,,Ja, dass er dem Widerstand hilft mit der Sache auf Exegol."
,,So bezeichnest du also die Tatsache, dass der Preis seiner Sünden sein Leben ist", gab Rey wütend zur Antwort.
Es blieb ruhig. Keine Antwort von Poe. Rey spürte Bens Blick auf sich.
Als Poe immer noch keine Antwort gab setzte Rey nach: ,,Die nackte Wahrheit ist nicht unbedingt schön."
,,Ich weiß nicht, wovon du redest."
In Poes Stimme lag keine falsche Nuance, was Rey irritierte. Sie blickte zu Ben, der kein Wort verlor und seine Miene ausdruckslos hielt.
,,Es war Finn, nicht wahr?", fragte Rey.
,,Die meisten Leute tun so, als hätten sie nie irgendwelche dunklen Gedanken, obwohl wir tief in uns doch alle gleich kaputt sind. Manche von uns können das nur besser verbergen als andere", waren Bens vage Worte.
Rey starrte Ben einen Moment lang an.
,,Die nackte Wahrheit", wiederholte sie.
,,Ich werde mit Finn sprechen", war Poes knappe Antwort, bevor er die Verbindung abbrach.
Ihr Blick wanderte über Bens Gesicht, folgte den Konturen seiner Wangenknochen bis hinunter zu den geschwungenen Lippen und dem markanten Kinn. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine tiefe Falte. Sein nachdenklicher Blick glitt rüber zu ihr. Er fuhr sich mit einem Seufzen durch die Haare, öffnete den Mund und schloss ihn dann doch wieder. Rey schluckte. Gott, war das hart. Wieder sah er ihr in die Augen. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Die Spannung wuchs.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro