
Kapitel 28
>>Bitte. Bitte tu mir das nicht an.<< flehte ich. Doch er sah mich entschlossen an, griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit sich. >>Du stirbst, wenn du einen Fuß durch dieses Portal setzt.<< Verzweifelt versuchte ich mich von ihm zu lösen und fing fürchterlich zu weinen an. >>Das ist mir egal. Lass mich los Deimos. Bitte. Ich kann nicht hierbleiben. Lieber sterbe ich!<< schluchzte ich. Aber er blieb erbarmungslos. Zog mich grob mit sich. Selbst meine Tritte und mein schlagen mit den Flügeln half nicht. In seiner ledernen Gestalt war er viel zu stark. So stark, dass er mich mit einem Satz über seine Schulter warf und zurück flog zu seinem viel zu trostlosen Heim. Kaum waren wir angekommen, setzte er mich in der Halle ab und versiegelte die Tür, bevor ich hinaustreten konnte. >>Ich hasse dich! Hörst du mich?! ICH HASSE DICH!<< schrie ich. Doch er kam auf mich zu. Wollte mich in den Arm nehmen und gab mir die perfekte Möglichkeit. Blitzschnell griff ich nach seinem Dolch an seiner Hüfte, bereit es mir in mein Herz zu rammen. Die Spitze des Dolches drang gerade ein, als er es mir auch schon wieder weg riss und mir einmal mit der flachen Hand in mein Gesicht schlug. Der Aufprall und Schock war so stark, dass ich auf den Boden flog und ungläubig zu ihm aufsah. Schuldgefühle nahmen seinen Blick ein und als ich schließlich ungläubig an meine Wange griff, beugte er sich zu mir. Streckte flehend seine Hand nach mir aus. >>Ich kann dich nicht verlieren.<< Es sollte eine Begründung sein. Keine Entschuldigung. >>Du hast mich schon verloren.<< sagte ich zitternd, drehte mich um, bereit zu gehen, aber Deimos griff nach meinem Knöchel. >>Lass mich los!<< verlangte ich und wehrte mich mit allen Kräften, als er mich an seine Brust zog und sein Kopf in meinem Haar vergrub. >>Nein.<< erwiderte er und brachte mich somit nur noch mehr in rage. >>Lass mich LOS!<< Ich schlug auf ihn ein, schrie immer wieder er solle mich loslassen, aber Deimos blieb unbarmherzig. Und Plötzlich verschwamm alles und ich sah diesen Widerling aus den Kerkern wieder. Wie er mich in die Kissen drückte und sehnsuchtsvoll über meinen Körper sah. >>Reana.<< hauchte Deimos meinen Namen, während er hinter den Gitterstäben dem Geschehen folgte. >>Wo bist du meine Reana? Warum hast du mich verlassen?<< Mit einem Ruck riss der Widerling mit ausgehöhlten Augen an meinem Kleid. Ich schrie und kämpfte gegen ihn, bis ein Rütteln mich gewaltsam aus dem Albtraum riss.
Ich war schweißbenetzt, als ich in Arwens leuchtende Augen blickte. Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle, bevor ich mich hilfesuchend an Arwen festkrallte. >>Lass nicht zu, dass er mich holt. Lass nicht zu, dass er mich dort einsperrt.<< flehte ich fast und schluchzte nur noch mehr auf, als Arwen seine Arme um mich legte und mich fest an seinen Leib presste. >>Niemals.<< hauchte er sanft. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchteten die kleine Hütte am Rande des Sees. Es fühlte sich grotesk an das Licht zu sehen, während mein Herz noch immer gegen die Nachbeben des Traumes ankämpfte.
>>Komm mit.<< verlangte er sanft und zog mich aus meinem Bett. Gemeinsam gingen wir durch die Hütte, an der Couch vorbei auf der er geschlafen hatte. Wir traten hinaus und liefen, mit nicht mehr als unseren Schlafanzügen, über die Wiese. Grashalme kitzelten feucht an meinen Füßen, während die Sonne durch das dichte Blätterdach drang. >>Ich könnte den See erwärmen. Doch vertrau mir, wenn ich dir sage, dass du hinein gehen solltest. Der Kälte trotzend.<<
Arwen zog sich sein T-Shirt aus und war halb im Wasser, während ich noch immer unschlüssig am Rand stand. Doch als er komplett eintauchte, folgte ich ihm. Das Wasser war eiskalt und zwang mich meine komplette Konzentration darauf zu legen. Und plötzlich verstand ich. Ohne weiter zu überlegen ging ich hinein und tauchte komplett unter. Fühlte die zuerst beißende Kälte, die mir alles Denken heraussaugte. Und dann angenehm auf meiner Haut kitzelte. Als ich meinen Kopf herausstreckte, mein Mund noch immer unter Wasser, blickte ich geradewegs in Arwens Augen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er zögernd seine Hand ausstreckte. Quälend langsam schwamm ich auf ihn zu und legte schließlich meine Hand in seine, bevor ich bis zu meinen Schultern auftauchte.
>>Danke.<< sagte ich heiser. Arwen sagte nichts. Hielt stattdessen sanft meine Hand fest und drehte mich soweit, dass ich gerade den Sonnenaufgang sehen konnte. >>Er kann dir nichts mehr tun. Nie wieder.<< Ich löste meinen Blick von der Sonne und sah zu Arwen auf. >>Mich plagt nicht, was er mir noch antun könnte. Mich plagt, was er mir angetan hat. Ich träume all die Dinge, die wir erlebt haben. Zuerst waren es die schönen Dinge. Sie haben Sehnsüchte in mir geweckt. Doch jetzt. Ich sehe all das, was ich verdrängt und an ihm akzeptiert habe, weil er mein einziger Luftstrom war. Ich sehe all seine dunklen Fassetten, die ich zu lieben gelernt habe. Sie plagen mich jede Nacht. Er verfolgt mich. Mein altes Leben verfolgt mich und ich weiß nicht, wie ich gegen etwas ankämpfen soll, was tatsächlich die Realität war. Wie soll ich gegen meine Erinnerungen ankämpfen?<<
>>Akzeptiere sie. Du fühlst Reue, wünschst dir du hättest dich mehr gewehrt. Es steht dir ins Gesicht geschrieben. Aber die Wahrheit ist, dass du nichts hättest ausrichten können. Ich weiß das, weil ich sein Bruder bin. Ich weiß das, weil deine Mutter bei mir war. All diese Personen sind selbstsüchtige Wesen mit viel zu viel Macht. Du hättest nichts gegen sie anrichten können. Nicht einmal ich konnte es.<<
Verwirrt drehte ich mich weiter zu ihm. >>Was meinst du damit?<<
Er sank weiter in das Wasser. Soweit, dass wir nun auf Augenhöhe waren. >>Ich war dagegen, was sie tun wollten. Doch selbst meine Macht war begrenzt. Das einzige was ich tun konnte war Deimos den Gedanken einzupflanzen dir den Stein zu geben, sobald du nach einem Ausweg suchst. Er dachte es wäre ein bedeutungsloser Stein, der dich ablenken würde. Oder dachtest du er hätte dir jemals Zugang zu mir verschafft?<<
Ich hatte es nicht einmal hinterfragt. Doch jetzt wo er es sagte, klang es plausibel. Deimos hätte mir niemals eine Möglichkeit zur Flucht gegeben.
>>Ich dachte es wäre für dich unbedeutend gewesen.<< wisperte ich fast.
>>Ich bin kein Ungeheuer.<< war seine einzige Antwort.
Meine Augen hangen zu lange an ihm. Und der Drang näher an ihn heranzutreten war so enorm, dass ich das einzige tat, was mich vor meinen eigenen Gefühlen bewahrte. Ich ließ seine Hand los und ergriff die Flucht.
>>Reana?<< hörte ich ihn rufen und drehte mich nochmal um. Ging rückwärts, als er aus dem Wasser trat.
>>Das wird nicht passieren.<< sagte ich entschlossen, woraufhin er wissend stehen blieb.
>>Was wenn es schon geschehen ist?<< fragte er stattdessen.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
>>Ich werde mich nicht in dich verlieben. Nicht nach Deimos.<<
Er kam noch einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich ihm abermals auswich.
>>Was wenn es schon geschehen ist Reana?<< fragte er abermals.
Ich wurde wütend. Viel zu wütend auf die gesamte Situation.
>>Dann werde ich alles tun, um es zu ersticken.<<
Mit diesen Worten schlug ich die Tür auf und ging geradewegs in mein Zimmer. Arwen würde mir nicht hinterher kommen. Das wusste ich mit Sicherheit und gerade diese Sicherheit machte mich wütend. Denn ich wollte nicht mehr, dass er mir bewies, dass er genauso schlecht war, wie all die anderen. Doch alles was ich nun fühlte war vertrauen. Alles was ich fühlte war Sicherheit, die mich in völlige Verwirrung stieß.
Nein. Ich würde das hier nicht zulassen. Ich schwor es mir.
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