Prolog
Schon seit Tagen zog ich mit Aragorn durch die nördlichen Wälder. Vor zwei Tagen hatten wir ein Dorf gefunden, dass vollkommen von Orks zerstört worden war, doch seit dem gab es kaum noch eindeutige Spuren. Der anhaltende Regen und der steinige Boden machten es selbst einem so erfahrenen Waldläufer wie meinem Freund nicht leicht einer Spur zu folgen.
"Legolas!", rief er.
"Ich hab sie. Komm!" Ich schreckte aus meinen Gedanken und folgte ihm.
Vor fast 60 Jahren hatte ich mich auf die Suche nach ihm begeben. Ich hatte es nicht länger in Waldlandreich ausgehalten. Seit sie tot war, war mein Vater ein Wrack. Er hatte ihr versprochen zu bleiben, doch das zerrte an ihm. Irgendwann hatte ich nach einer Aufgabe gesucht, die mich von all dem Schmerz ablenken würde, denn auch mir war Liluith mehr als nur eine einfache Freundin gewesen. Er hatte mich auf die Suche nach Streicher geschickt, der Mann, den ich heute als meinen besten Freund bezeichnen würde.
Schnell rannten wir über ein felsiges Plateau und der Regen prasselte auf unsere Köpfe, als wir den Schutz der Bäume verließen. Vor uns lag ein verlassenes Lager der Orks. Wir hatte sie endlich gefunden.
"Siehst du sie irgendwo?", fragte Aragorn mich. Ich hob meine Hand um mein Gesicht etwas vor dem Regen zu schützen und sah mich um. Rings um uns herum war Wald. Ein Territorium, dass sowohl ich, als anscheinend auch die Orks zu schätzen gelernt hatten. Ich schüttelte den Kopf.
"Nichts, der Wald ist zu dicht." Noch einmal sah ich mich um.
Im Tal unter uns konnte ich die Umrisse einer Straße ausmachen, auf der ein einzelner Reiter unterwegs war.
"Warte.", bat ich Aragorn und betrachtete den Mann auf dem Pferd genauer. Er trug einen langen Umhang, der sowohl ihm, als auch seinem Reittier Schutz vor dem Wetter bot. Ein starker Windstoß kam auf und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Darunter kamen lange braune Haare und spitze Ohren zum Vorschein.
"Ein Elb.", stellte mein Freund fest. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er neben mich getreten war.
"Ich kenne ihn. Er ist aus dem Königreich meines Vaters. Was er hier wohl will"
"Na nach Orks sucht er bestimmt nicht.", witzelte Aragorn und stieß mir spaßeshalber in die Seite.
"Geh hin und halte ihn auf, bevor er den ganzen Wald nach dir absucht."
Ich nickte und kletterte an der Wand des Plateaus nach unten. Als der Elb mich entdeckte hielt er sein Pferd an und senkte leicht den Kopf.
"Hir nîn Legolas."
"Was führt Euch hier her?" Ich musterte den Mann neugierig.
"Ich soll Euch eine Botschaft überbringen."
"Von mein Vater? Er schickt eine Botschaft? Wie lautet sie, dass sie nicht noch länger warten konnte?" Der Regen prasselte weiter auf uns nieder.
"Nein, nicht von ihm. Liluith schickt mich. Ich soll Euch sagen, dass sie wieder da ist." Überrumpelt hielt ich mich an der Wand neben mir fest und stieß Luft aus. Vor meinen Augen verschwamm das Bild. Es schien unmöglich, dass es endlich soweit war. Wir alle hatten so unfassbar lange gewartet.
"Wer ist wieder da?", fragte Aragorn, der inzwischen auch den Berg hinabgestiegen war.
"Die Königin.", erwiderte der Elb selbstverständlich.
"Legolas? Du hast nie etwas von deiner Mutter erzählt." Aragorn sah mich fragend an. Ich war noch immer völlig fassungslos von der Botschaft und musste mich erst einmal wieder beruhigen.
"Sie braucht Eure Hilfe. Euer Vater will nicht wahr haben, dass sie es ist.", sagte der Elb. Legolas sah entschlossen zu ihm auf.
"Ihr seid sicher, dass sie es ist?"
"Ja. Ihr seid ihre letzte Hoffnung." Er setzte seine Kapuze auf und ritt davon.
"Legolas? Was ist los mit dir?" Ich griff Aragorns Arm.
"Ich muss zurück. Ich werde es dir auf dem Weg erklären, aber ich muss zurück." Meine Schritte waren entschlossen und vor Glück beflügelt. Aragorn sagte nichts. Inzwischen kannte er mich lange genug, um mir einfach zu folgen.
"Es wird eine lange Reise. Wir sollten uns beeilen." Waren seine einzigen Worte auf meine Bitte.
Der Weg war eben und durch die Bäume vom meisten Regen geschützt weshalb wir schnell voran kamen.
"Also, was ist mit der Königin?", fragte Aragorn nach einer Weile, die ich zum Nachdenken genutzt hatte.
"Sie ist nicht meine Mutter. Mein Vater hat sie vor über einem Jahrhundert verbannt gehabt. Doch zu diesem Zeitpunkt war ihm nicht klar, wie sehr er an ihr hing. Meine Mutter starb auf dem Schlachtfeld in Angmar. Er hat es kaum verkraftet, bis sie kam. Und dann verstieß er sie wegen ein paar Zwergen. Du erinnerst dich sicher an die Geschichten über Smaug." Aragorn runzelte die Stirn.
"Der Grund warum das Bündnis zwischen Elben und Zwergen zerbrach, nicht wahr? Es gab eine Gruppe Zwerge, die den Berg zurückerobern wollten wenn ich mich recht entsinne." Zustimmend nickte ihm zu.
"Sie schloss sich ihnen an, kam aber bald darauf allein zu uns ins Waldlandreich. Ich habe sie im Wald gefunden. Zwischen einigen Spinnen, denen sie Sicherheit versprach." Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich daran zurückdachte.
"In diesem Moment dachte ich sie sei verrückt, bis sie sich zu erkennen gab. Mein Vater war an ihrem Verlust zerbrochen und wäre beinahe gestoben. Doch sie schenkte ihm Hoffnung und er wurde wieder der Alte." Aragorn unterbrach mich.
"Ist sie mit den Zwergen gegangen?"
"Ja, sie wollte Rache."
"Rache?" Er verstand nicht, was ich ihm nicht verübeln konnte.
"Rache an Smaug. Sie hat ihn mit Hilfe von einem Mann aus der Seestadt getötet. Dann kam die große Schlacht um den Berg, von der ich dir erzählt habe. Wir hatten es fast geschafft die Orks zurückzutreiben als Bolg mit einer zweiten Armee erschien. Ich weiß bis heute nicht, was genau passiert ist, doch sie gab ihr Leben für das unsere. Sie vernichtete das Heer und rettete damit Tausende."
"Sie ist tot? Wie kann sie dann zurück sein?" Ich senkte den Kopf und mehr zu mir selbst flüsterte ich:
"Sie hat es versprochen."
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