Kapitel 8
Noch einige Momente starrten wir in die Dunkelheit und überlegten, über die Möglichkeiten, die sich uns jetzt noch bieten würden. Daher bemerkte keiner, was in diesem Moment wirklich geschah. Aufgeschreckt wurde ich durch ein lautes "Frodo!", das die Stille zerschnitt. Erschrocken drehte ich mich um und sah gerade noch, wie Frodo von einem langen grünlich schimmernden Arm in den See gezogen wurde.
Sam stürmte ihm sofort hinterher, bevor Merry und Pippin überhaupt bemerkten, was geschah. Schnell folgte ich dem Hobbit, in der Hoffnung, dass der Seebewohner ihn nicht auch mit sich ziehen würde.
Kaum hatte ich die Mienen verlassen klärte sich mein Bild über die Situation und ich, ebenso wie der ängstliche Sam riefen nach Aragorn.
"Streicher!" Kam von dem Gärtner, während er begann auf die sich windenden Arme einzuschlagen.
Auch Merry und Pippin gesellten sich dazu und folgten Sams Beispiel, während Aragorn versuchte sie davon abzuhalten sich alle umzubringen und ihnen zur Hilfe kam.
Ich stellte mich ans Ufer und zog einen Pfeil aus meinem Köcher. Angespannt starrte ich auf das dunkle Wasser und versuchte die Umrisse des Ungetüms in dem Durcheinander auszumachen. Durch die Wellen, die der Kampf verursachte wurde dies allerdings zu einem fast unmöglichen Vorhaben.
Mein Sorge schwand ein wenig, als Frodo mit einem lauten Aufschrei fallengelassen wurde und in das seichte Wasser des Ufers fiel.
Sofort ließen die anderen Hobbits ab von dem Monster und wollten ihn aus dem Wasser ziehen. Allerdings wollte eben jenes Monster seine Beute nicht einfach gehen lassen. Kaum stand Frodo wieder auf eigenen Beinen, schoss das Tier in voller Größe aus dem Wasser und riss den Ringträger endgültig mit sich.
Mein Pfeil schoss mit einem Zischen los und traf gerade noch so den Arm der Frodo hielt, erreichte damit aber nur, dass er von einem in einen anderen grünlichen Arm geworfen wurde.
Auch Legolas tauchte nun neben mir auf und schien sich aus was für einer Schockstarre auch immer gelöst zu haben.
"Na? Du auch hier?", fragte ich ihn neckisch, versuchte aber weiterhin auf den Körper des Ungetüms zu zielen. Legolas grinste wehleidig und zog ebenfalls einen Pfeil aus seinem Köcher.
"Ich bin kein großer Freund von Wasser. Vor allem nicht solchem, in dem ein Monster lebt." Er ließ seinen Pfeil los und traf wieder lediglich den Arm, der Frodo hielt.
Diesmal warf es ihn allerdings nicht erneut in einen anderen Arm, sondern lockerte nur den Griff um den kleinen Körper.
"Aragorn!", schrie er verängstigt, was ihm wohl keiner Übel nehmen konnte.
"Das habe ich auch schon probiert, scheint unseren kleinen Freund hier aber nicht sonderlich zu stören.", wies ich den Blondhaarigen auf seinen Misserfolg hin.
"Das habe ich wohl gemerkt.", gab er gereizt zurück und zog einen weiteren Pfeil.
Aragorn kämpfte sich derweil mit Boromirs Hilfe weiter zu Frodo hindurch, wobei das Abschlagen der unzähligen Arme die Bestie nicht schwächte, sondern nur immer rasender machte. Jetzt begann sie sich im Kreis zu drehen und schleuderte dabei den armen Hobbit wie auf einer wilden Achterbahnfahrt herum. Schließlich beendete es seinen Aufstand und erhob sich erneut aus dem Wasser.
Das Mondlicht offenbarte einen riesigen tintenfischähnlichen Körper mit Armlangen Reiszähnen und ein Paar Augen auf jeder Seite des Kopfes. Es riss seinen Schlund weit auf um Frodo im ganzen zu verschlucken, wodurch sich mir die Chance bot.
"Legolas, jetzt!", rief ich meinem Freund zu und wusste genau, dass er das Gleiche im Sinn hatte wie ich. Mit einer schnellen Bewegung zogen wir die Sehne unserer Bögen bis zum Anschlag durch und ließen sie in einem synchronen Sirren los.
Die Pfeile schossen durch die Luft und zwischen den vielen Armen hindurch ohne einen von ihnen zu berühren. Ihr Ziel erreichten sich mit einem dumpfen Aufschlag.
Vor Schmerz riss der Kraken sein Maul noch weiter auf und versucht gleichzeitig die beiden Pfeile die darin steckten herauszubekommen.
In dem Moment als die Pfeile ihr Ziel trafen, kam Boromir ebenfalls gefährlich nah an den Körper heran und schlug dem Ungetüm einen Arm direkt an dessen Ursprung ab. Aus Verwirrung und sich noch immer vor Schmerzen winden ließ die grüne Kreatur Frodo fallen. Im richtigen Moment sprang Aragon herbei und pflückte den Ringträger aus der Luft. Dann drehte er sich um und rannte davon. Boromir direkt hinter ihm und Legolas und ich darauf achten, dass der Seebewohner Ihnen nicht in den Rücken viel.
Dann, Aragon hatte das Ufer beinahe erreicht, schaffte es die Bestie die Pfeile loszuwerden. Mehr als wütend und frustriert über den Verlust seiner Beute brüllte sie auf.
"In die Mienen!", rief da Gandalf vom noch immer offenen Tor.
Die beiden Männer legten noch etwas an Geschwindigkeit zu und gaben Legolas und mir mit großen Armbewegungen das Zeichen weiter zu schießen.
"Wir müssen ihn blenden.", schlug ich vor und erhielt ein zustimmendes Nicken. Also entfernte ich mich einige Meter um eine bessere Schussbahn zu bekommen und zielte.
"Legolas! Prinzessin!", rief Boromir und hielt uns zur Eile an.
Ich ließ meinen Pfeil fliegen und ich nahm auch war, wie der von Legolas kurz danach lossauste.
Kaum trafen die Pfeile ihr Ziel schrie das Monster lauter auf als zuvor.
Der Aufprall und die Stelle ließen es einige Meter zurückfallen und die Männer aus Gondor konnten den Eingang ohne Probleme erreichen.
"Los kommt! Eilt euch!", rief Aragorn über das Getöse hinweg.
Schnell ließ ich meine Waffe sinken und nahm die Füße in die Hand. Zwar konnte unser Gegner uns jetzt nicht mehr sehen, doch in seiner Wut schlug er einfach blind auf alles ein, was ihm unter die langen Arme kam.
Geradeso konnten wir uns in die Mienen retten, bevor einer dieser Schläge das Tor wohl für immer verschloss.
Mit lautem Scheppern vielen die erstaunlich gearbeiteten Mauern in sich zusammen und versperrten uns damit jeden Rückweg.
Kaum war der letzte Stein gefallen war es still, unfassbar still und dunkel. Diese Mauern kannten kein Licht und die Dunkelheit war ihr Freund.
Angespannt lauschte ich, ob das Monster es schaffen würde, sich durch die Steine hindurch einen Weg zu bahnen und war daher umso erschrockener als Gandalf etwas sagte.
"Jetzt bleibt uns nur noch eine Möglichkeit."
Er klang resigniert, als hatte er gehofft doch noch einen anderen Weg zu finden. Mit einem Machtwort brachte er seinen Zauberstab am oberen Ende zum leuchten und sah uns alle der Reihe nach an.
"Wir müssen es mit der lange Dunkelheit Morias aufnehmen."
Deutlich spürte ich seine Unbehagen und mir wurde klar, dass der Lärm dieses Kampfes bereits unser Todesurteil gewesen sein könnte. Umso natürlicher kam mir Gandalfs Angst vor, die auch von mir Besitz ergriff.
Noch immer außer Atem und zitternd fragte Frodo:
"Was war das für ein Biest, oder waren es viele?"
"Ich weiß es nicht", sagte der Zauberer, "aber die Arme waren alle von einer Absicht geleitet. Irgendwas ist aus dem dunklen Wasser unter dem Gebirge hervorgekrochen oder ist hervorgescheucht worden. In den Tiefen unter der Erde gibt es noch ältere und üblere Geschöpfe als Orks."
Seine Worte hinterließen eine kalte Atmosphäre und die dunklen Augenhöhlen der toten Zwerge schienen uns mit vorwurfsvoll Blicken Lügen zu strafen. Für sie gab es nichts schlimmeres als die Orks.
"Los, kommt jetzt, hier können wir nicht bleiben und dies wird kein kurzer Marsch durch einen kleinen Tunnel werden.", erinnerte ich die Gefährten und löste damit ein wenig die Stimmung.
Ich begab mich mit Gandalf, dessen Stab das einzige Licht bildete, an die Spitze und führte sie durch die Eingangshalle. Als wir den Raum durchquert hatten standen wir vor einer langen Treppe, die ins Nichts zu führen schien. Als wir sie in Angriff nahmen löste sich dieses Gefühl nicht wirklich, doch nach 200 weiteren dieser breiten, flachen Stufen öffnete sich die Treppe zu einem Gang mit gewölbter Decke. Auch hier konnte man nicht weiter sehen als der Stab des Zauberers es zuließ.
"Können wir hier eine Pause machen?", fragte Sam. Der Abschied von seinem Freund Lutz machte ihm noch immer zu schaffen.
"Nein, wir müssen weiter.", drängte Boromir.
Ich stellte mich ihm entgegen und stimmte Sam zu.
"Ich denke einen besseren Ort werden wir nicht finden und wir alle sind müde von der langen Wanderung. Schlagen wir ein Lager auf."
Im schwachen Licht des Zauberstabes konnte man deutlich sehen wie Boromir das Gesicht verzog und mit sich rang etwas angreifendes zu erwidern. Schließlich brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen ein ironisches "Wie ihr wünscht Prinzessin" hervor und setzte sich.
Anscheinend war es mit seiner Freundlichkeit nur gegenüber wieder vorbei. Vielleicht vertrug er aber auch einfach die Enge nicht.
Auch die anderen Gefährten stimmten Sams Vorschlag dankend zu und ließen sich ebenfalls nieder.
Nachdem wir gierig einige Happen unseres sparsam bemessenen Proviants verschlungen hatten sprach Gandalf noch eine weitere Warnung aus.
"Geht sparsam mit dem Wasser um. Es gibt zwar viele Quellen hier unten, doch wage ich es nicht sie anzurühren. Wir werden wohl für die Dauer unseres Aufenthaltes keine Möglichkeit haben unsere Flaschen und Schläuche zu füllen."
"Wie lange werden wir genau hier sein?, stellte Frodo die Frage, die wohl den meisten Gefährten unter den Nägeln brannte.
Gandalf sah mich fragend an.
"Nur einer von uns ist bisher durch dieses Tor geschritten und kennt den Weg hindurch." Ich schüttelte lachend den Kopf.
"Du vermagst es wirklich deinen Begleitern Hoffnung zu schenken, mein Freund."
"Und? Kennst du den Weg?", fragten Legolas und Gimli fast synchron, nachdem sie Gandalfs Blick gefolgt waren.
"Nun, es ist lange her. Diese Erinnerungen sind fast so alt wie die Mienen selbst. Dennoch denke ich, dass ich den Weg finden kann, wenn ich ihn nur beschreite."
Erleichtert sahen sowohl Gandalf, als auch der Elb und der Zwerg mich an. "Und was denkst du wie lange wir brauchen werden?", stellte Frodo seine vorherige Frage erneut.
"Ich denke, wenn die alten Wege noch frei und die Treppen intakt sind, wird es ein Marsch von drei oder vier Tagen." "Und wenn dem nicht so ist?", klinkte sich Aragon in das Gespräch mit ein.
"Dann wird es wohl noch ein bisschen länger dauern.", antwortete ich scherzhaft.
"Sind die Mienen wirklich so riesig?", fragte Merry erstaunt.
Ich deutete auf Gimli.
"Ich denke, wenn du etwas über die Baukunst wissen willst, die Moria so groß gemacht hat, dann solltest du den Zwerg der Gemeinschaft nach Khazad-Dum fragen. Er erzählt dir bestimmt gerne einige Geschichten über diesen Ort und seine Geheimnisse."
Legolas lachte, als er sah wie Gimli die Hobbits mit vor Stolz geschwellter Brust zu sich holte und begann alte Ammenmärchen der Zwerge zu erzählen. Ich stieß ihm mit einem Ellenbogen in die Seite, was ihn Husten zum Schweigen brachte.
''Was sollte das denn?''
Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich an ihn.
"Du solltest netter zu ihm sein. Er kennt keinen von uns und doch hätte er sich von der ersten Sekunde an für jeden einzelnen in die Schlacht gestürzt. Er ist wohl der beste und treuste Freund den man finden könnte.''
''Aber...'', wollte Legolas einwerfen, doch ich unterbrach ihn.
"Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Nicht vor mir, dass weißt du. Denk einfach darüber nach und ruh dich ein wenig aus.''
Dann schwiegen wir und ehe ich es mich versah, versank ich mit Gimlis Geschichten im Ohr in einen tiefen Schlaf.
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