Kapitel 11
Triumphierend wirbelte der Troll herum und zog dabei den Speer aus dem Körper des Hobbits, der regungslos zu Boden fiel.
In mir regte sich Wut und auch in den Gesichtern der Anderen erkannte ich Entschlossenheit. Der Ork, mit dem ich gerade kämpfte, hatte sich von den Rufen des Trolls ablenken lassen, weshalb es mir nun ein leichtes war, ihn niederzustecken.
Ich festigte den Griff um meine Schwerter und stürmte los.
Merry und Pippin, die eine erhöhte Position hatten, stürzten sich mit erhobenen Waffen und einem lauten Kampfschrei auf den Rücken des Trolls. Dabei versenkten sie ihre Schwerter tief in seiner Haut, was ihn vor Schmerzen brüllen ließ.
Verzweifelt versuchte er die zwei blinden Passagiere von seinem Rücken zu pflücken, doch konnte er sie mit seinen kurzen Armen nicht erreichen.
Das Geschehen brachte auch uns wieder in Fahrt und wir lösten uns, ebenso wie unsere Gegner aus unserer Starre. Ein Ork nach dem anderen fiel unter den nun kraftvollen Schlägen der Gefährten. Im nu hatten wir uns alle mehr oder weniger zu den zwei Hobbits, die sich noch immer auf dem Troll hielten durchgekämpft.
In eben diesem Moment bekam er Merry zu packen und riss ihn von sich hinunter.
Gimli sprang hervor und hieb mit einer Axt auf den Oberschenkel des Troll ein und verhinderte damit Schlimmeres für den Hobbit.
Das Ungeheuer ließ ihn in einem hohen Bogen durch den Raum fliegen, wo er stöhnend liegen blieb.
Immer wieder stieß der Zwerg mit seiner einblättrigen Axt auf den Bauch und die Brust ein und machte den Troll rasend. Unkontrolliert schlug er um sich und versuchte nur noch, die Gefährten von sich fern zu halten.
Kam einer von uns seinen Armen zu nahe, trat ein andere von hinten an ihn heran und versetzte ihm einen Schlag. Schlussendlich beendete Legolas das Katz-und-Maus-Spiel.
Pippin, der noch immer auf dem Rücken saß, oder eher hing, holte ein weiteres Mal aus und stieß die Klinge tief ins Rückgrat.
Erschrocken und verwirrt riss der Troll den Kopf nach oben, um zu sehen, wer es gewesen war und entblößte damit dem mit Pfeil und Bogen bewaffneten Elben seinen Hals. Legolas erkannte die Chance und schickte einen Pfeil durch seien Kiefer, der aus der Schädeldecke wieder austrat.
Der Troll hob die Arme, als wolle er nach etwas greifen, taumelte einige Schritte nach vorn und viel zu Boden. Dabei stürzte Pippin in einem Salto über seinen Kopf und kam ähnlich wie sein Vetter Merry hart auf dem Boden auf.
Der Troll war besiegt.
Sofort stürmten wir alle zu Frodo, der noch immer reglos da lag. Betreten ließen wir alle die Köpfe sinken. Es war unsere Aufgabe ihn zu beschützen und wir hatten versagt.
Aragorn richtete ihn vorsichtig auf, um ihn mitzunehmen.
Ein Husten und Stöhnen ließ uns alle zusammenzucken. Frodo regte sich und Aragorn half ihm sich halbwegs aufzurichten. Schwer atmete der Ringträger ein und aus.
"Er lebt.", bemerkte Sam erleichtert und auch von uns anderen schien eine Last abzufallen.
"Mir geht es gut.", erwiderte Frodo noch immer atemlos.
"Dir geht es gar nicht gut.", beharrte Sam.
"Du solltest tot sein.", bestärkte Aragorn ihn. "Ein solcher Stoß hätte einen wilden Eber aufgespießt."
Ich musste lächeln, als ich das Glänzen an der Stelle wo der Speer ihn getroffen hatte sah.
"An diesem Hobbit ist wohl mehr dran, als das bloße Augen erkennen kann." Frodo sah an sich herab und öffnete die oberen Knöpfe seines Hemden, damit auch die anderen sahen, was ich vermutete.
"Mithril.", flüsterte Gimli ehrfürchtig. "Das selbe Metall, wie auch Balins Grab.", stimmte ich zu.
"Und vermutlich mehr Wert, als das ganze Auenland.", ergänzte Gandalf.
"Ihr seid voller Überraschungen Herr Beutlin." Gimli sah bewundernd auf die fein gearbeiteten, silbern schimmernden Kettenglieder und den reich verzierten Kragen.
Erneute Schrei der Orks rissen uns aus dem Moment des Staunens.
"Das können wir auch später noch genauer betrachten. Wir müssen zur Brücke von Khazad-Dum." Ich zog meine Schwerter und folgte Gandalf, der nun die Führung übernahm.
Wir stürmten aus der Archiv-Kammer und fanden uns in den Weiten der Zwergenhalle wieder.
Das Geschrei der Orks wurde lauter und ich hörte, wie die schmierigen Füße unserer Verfolger auf dem Boden aufschlugen. Es war wie ein Klatschen, dass immer weiter anschwoll.
Wir hatten einige Meter hinter uns gelassen, als es nicht mehr weiter ging. Wir waren umzingelt.
Von allen Seiten hatten sie uns eingekreist.
Immer mehr folgten von den hohen Säulen und es wirkte, als wäre die gesamte Halle mit Orks gefüllt. Wir drängten die Hobbits in die Mitte und versuchten uns im Kreis von allen Seiten zu verteidigen.
Die Orks grölten und kreischten ohne Sinn und Verstand. Ihre gelben Augen leuchteten in der Dunkelheit, während sie immer näher rückten.
Dann donnerten schwere Schritte auf dem alten Stein, die uns erzittern ließen. Die bisher gehässigen Blicke der Orks verzogen sich zu angstverzerrten Fratzen und sie versuchten, so schnell wie möglich das Weite zu suchen.
Gimli brüllte triumphierend und ließ seine Axt kreisen, doch mein Blick fiel auf das, was die Orks den Rückzug antreten ließ.
"Lauft.", flüsterte ich und meine Stimme versagte beinahe. Legolas drehte sich zu mir, da er vermutlich, der einzige war, der meine Worte gehört hatte.
Von mir schwankte sein Blick zu dem von Flammen orange gefärbten Torbogen am nördlichen Ende der Halle.
"Lauft!", rief auch er.
Er packte mich und löste mich aus meiner Starre während alle anderen, durch den ängstliche Ruf des Elben losrannten. Als wir das östliche Tor erreichten, drehte ich mich um.
Durins Fluch, ein Balrog aus alter Zeit, gehüllt in ein Kleid aus Feuer und Schatten stapfte mit großen Schritten durch die Halle.
"Wir müssen uns beeilen!", trieb ich die Gefährten nur noch mehr zur Eile an. Dies war ein Monster, dessen Bekanntschaft ich auf alle Fälle vermeiden wollte.
Ein Diener Morgoths aus alter Zeit, in der es noch kein Licht in dieser Welt gab. Wenn der Ring meinen Geist zerstören würde, dann würde der Balrog meine Seele in der Dunkelheit versenken.
Keine Erfahrung die ich in naher Zukunft machen wollte. Bei dem Gedanken schüttelte es mich.
Beinahe stolperte ich daher über ein paar Trümmer, weshalb ich meinen Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor mir und nicht das Problem hinter mir richtete.
Das Tor führte uns in einen dunklen Gang, an dessen Ende man ein Licht erkennen konnte.
So schnell unsere Beine uns alle trugen rannten wir auf dieses Licht zu. Boromir rannte voraus, was ihm, als wir den Gang verließen beinahe zum Verhängnis wurde.
Gerade führte ein Treppenabsatz weiter, endete aber nach ein paar Metern und machte einem Abgrund Platz. Nur der schnellen Reaktion Aragorns hatte er es zu verdanken, dass er dort nicht hineinfiel. Der Waldläufer packte seinen Gürtel gerade im richtigen Moment und zog ich wieder hoch.
Kaum stand Boromir wieder fest auf beiden Füßen, nahmen wir die rechte Treppe und stürmten weiter.
Das Licht, was den meisten im Tunnel wohl wie der rettende Ausgang erschienen war, stellte sich nun als flüssiges Gestein am Boden des Abgrund dar. Der ganze Bereich wurde dadurch in feuriges licht getaucht, was die Präsenz des Balrogs nur noch verstärkte.
Ich sprang die Stufen beinahe hinunter und spürte deutlich die Hitze der Flammen von allen Seiten. Abrupt musste ich anhalten, als Frodo vor mir einem Orkpfeil auswich.
Sofort zog ich meinen Bogen und erwiderte das Feuer. Auf der freistehenden Treppe gab es nicht, daß uns Schutz vor dieser Art des Angriffs bieten würde, weshalb wir unsere Angreifer so schnell wie möglich loswerden mussten.
Ebenso zogen also auch Lagolas und Aragorn ihre Bögen und schossen. Aus kleinen Spalten an in der Wand fielen die getroffenen Orks schreiend in die Flammen.
"Weiter!", rief Gandalf als wir auf kaum noch Gegenwehr antrafen. Wir steckten unsere Waffen weg und liefen weiter.
Doch kaum waren wir einige Meter gelaufen tat sich ein neues Problem auf. Zwischen den Stufen war ein Teil der Treppe wegegebrochen. Während wir alle einen Moment Luft holten, um über das weitere Vorgehen nachzudenken, donnerte hinter uns das Brüllen des Balrogs und brachte die Wände zum wackeln.
Uns blieb keine Zeit.
Legolas packte mich wie schon zuvor am Arm und zog mich mit sich als er sprang.
"Ich kann das auch allein.", wies ich ihn auf sein Verhalten hin.
Er grinste breit.
"Ich weiß, aber so macht es mir eben viel mehr Spaß. Außerdem spielst du hier sonst wieder nur die Heldin."
Ich schüttelte belustigt denn Kopf und sah dann zu den restlichen acht Gefährten.
"Gandalf." rief Legolas dem Zauberer zu, der daraufhin ebenfalls sprang. Sicher landete er mit Legolas Hilfe auf beiden Beinen.
Erneut zischte ein Pfeil auf unsere ungeschützten Flanken zu, traf aber zu unserem Glück nur die Treppe. Schnell schoss ich erneut einige Pfeile auf die Orkschützen.
"Merry! Pippin!", hörte ich Boromir rufen, der die beiden unter seine Arme klemmte und auch sprang.
Dabei gab der Treppenabsatz ein hässliches Knacken von sich und brach einige Sekunden später.
Heile kamen die drei auf dieser Seite an, doch hatte sich der Spalt erheblich vergrößert. Aragorn rief Sam zu sich und warf ihn mit voller Kraft zu uns hinüber. Boromir fing ihn auf und half ihm zu Merry und Pippin zu gelangen.
Als nächstes wandte Aragorn sich Gimli zu.
"Niemand wirft einen Zwerg.", beschwerte der sich und nahm Anlauf. Mit einer Art Kapfschrei stieß er sich ab und erreicht gerade so mit seinen Zehen die Kante.
Er schwankte und fiel beinahe rückwärts. Schnell ließ Legolas seinen Bogen sinken, mit dem er noch eben mich unterstützt hatte und packte den Zwerg am Bart.
"Nicht der Bart!", brüllte eben jener hysterisch. Mit einem kräftigen Ruck zog Legolas ihn hoch und beendete so das Geschrei.
Ein erneutes Knacken ließ mich den Bogen senken. Der obere Teil der Treppe bekam erneut Risse und ein weiteres Stück war dabei abzubrechen.
Aragorn stieß Frodo einige Stufen hoch und sprang ihm dann nach, doch riss es ihm den Boden unter den Füßen weg und er hing in der Luft.
Nur mit Mühe konnte er sich wieder hochziehen. Jetzt war aus dem kleinen Spalt eine riesige Lücke geworden, bei der sogar Lagolas und ich Probleme hätten sie zu überwinden.
Das Brüllen des Balrogs ließ erneut alles erzittern. Verängstigt sah Frodo zu uns hinunter und auch Aragorn hatte seine Ruhe verloren.
Das nächste Brüllen löste einige Stalagtiten von der Decke, die nur wenige Meter hinter Frodo und Aragorn auf die Treppe aufschlugen.
Durch die Wucht des Aufpralls brach die Treppe auch dort, was den Abschnitt der beiden gefährlich zum Schwanken brachte.
Frei schwebte der Treppenteil nun ohne Stütze und kippte beinahe zu einer der beiden Seiten. Nur mühsam konnten die beiden ihr Gleichgewicht halten und immer mehr Steine brachen vom Sockel weg.
"Lehn dich nach vorn.", befahl Aragorn dem Hobbit irgendwann, während wir einfach nur besorgt zuschauen konnten. Wie befohlen tat Frodo was er sollte, wodurch der Stein durch das verlagerte Gewicht zu uns kippte.
Erst langsam und dann immer schneller sauste er auf unseren Teil der Treppe zu und schlug dann mit einem dumpfen Geräusch auf.
Aragorn und Frodo sprangen in genau diesem Moment ab und landeten in Legolas und Boromirs Armen. Allerdings dirften wir keine Zeit verlieren und liefen schnell weiter, anstatt uns groß Sorgen um ihr Befinden zu machen.
Wir sprangen die letzten Stufen hinunter und stürmten dann um die nächste Ecke in einen breiten Gang.
Das Feuer war hier besonders heiß und kleine Schweißperlen sammelten sich auf meiner Stirn.
Der Boden vibriert unter den Schritten des Balrogs, doch niemand wagte es sich umzudrehen.
Vor uns öffnete sich dieser Gang erneut zu einer großen Höhle, in deren Zentrum eine schmale Brücke stand. Gerade so konnte ein Mann sie überqueren, weshalb wir uns in einer Reihe einfanden.
Die Schritte des Balrogs wurden deutlicher und mit ihnen wuchs die Angst in meiner Brust. Ich rannte, den Blick starr auf Aragorns Rücken geheftet, der vor mir lief. Wir erreichten das Ende der Brücke und das Tor in die Freiheit war direkt vor uns.
"Du kannst nicht vorbei!", riss mich Gandalfs Stimme aus meinen Hoffnungen und ich ließ meine Schultern sinken.
Sie waren sich ebenbürtig.
Ein Maiar gegen einen anderen. Dieser Kampf würde erst enden, wenn sie einander getötet hätten.
"Bitte nicht.", flüsterte Ich schwach und sank zusammen, als ich Gandalf auf der Brücke stehen sah.
Auge in Auge mit dem Balrog.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro