11 - Harry
|| Harry ||
Noch immer plagten mich Schuldgefühle, weil Mr. Slade die Essensrationen für uns auf ein Minimum beschränkt hatte. Doch konnte ich im Moment gar keinen Gedanken daran verschwenden, da Louis neben mir saß und immer wieder zu mir blickte.
Unwohl windete ich mich unter seinen Blicken, die zwar kurz aber dafür umso intensiver waren. Nachdem er mich beim Joggen überrascht und mir klar und deutlich erklärkt hatte, wieso er sich mir gegenüber noch arroganter verhielt als gegenüber den anderen, wusste ich nicht mehr, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.
Es ist nicht so, dass er mich aneekelt. Das ist es auf keinen Fall, immerhin stehe ich ebenfalls auf Männer, doch bin ich ganz einfach überfordert mit der Situation. Noch nie hat mir jemand mit solch einer Dominanz erläutert, was er für mich empfindet, auch wenn ich denke, dass es bei ihm eher auf sexueller Basis ist.
Immerhin reden wir hier noch immer von Louis. Ein absolut arroganter und selbstverliebter Mann, der seine eigenen Grenzen nicht kennt und nicht einmal das Wort ,,Liebe" beschreiben könnte, selbst mit einem Wörterbuch in der Hand.
Ich räusperte mich, als ich erneut Louis' Blick auf mir spürte. ,,Ich bin auf Klo", meldete ich mich mit ruhiger Stimme ab und versuchte mich aus dem Gequetsche auf dem Sofa zu befreien.
,,Bitte bleib' im stecken", betet Louis und faltete dementsprechend seine Hände, als ich ihn genervt ansah.
,,Fresse, Louis", brummte ich.
Ohne den Worte von Louis weiter Beachtung zu schenken, verließ ich das geräumige Wohnzimmer von Niall und begab mich auf den Weg zur Toilette. Auf dem Weg fielen mir viele kleine Dekosachen auf, die Nialls Haus einzigartig wirken ließen. Sei es ein Bild von ihm und mir, wie wir zusammen Golf spielten, oder das große Bild von einem Fußball im Flur, das komplett nicht in die luxuriöse und teure
Einrichtung des Hauses passte. Die ganzen kleinen Dingen machten Nialls Heim erst komplett und einladend, wohin gegen ich mit der Déko deutlich gesparrt hatte.
Als ich schließlich auf der Toilette saß, viel mir ein kleiner grüner Teppich auf, der zusammen gerollt an der Wand neben mir lag. Mit gerunzelter Stirn griff ich nach diesem und rollte ihn aus, ohne lange zu überlegen.
Ein kleiner Minigolfschläger und eine Kiste mit Bällen vielen auf dem Boden und ich es fiel mir schwer mir mein Lachen zu verkneifen. Nialle hatte doch tatsächlich ein kleines Minigolfset für Zuhause, dass er ganz offenbar benutzt, wenn der Toillettenbesuch mal wieder etwas länger dauert.
,,Spinner", schmunzelte ich leise und spühlte.
Das Minigolfset platzierte ich wieder dort, wo ich es gefunden haben und verließ, nachdem ich mir die Hände gewaschen hatte, das Bad.
Als ich im schließlich wieder im Wohnzimmer trat, fand ich nur noch Liam und Zayn vor, die sich gegenseitig anschwiegen. Während Liam sturr gerade aus auf den Flachbildfernsehr starrte, konzentrierte sich Zayn auf sein Handy. Es war deutlich, dass die Stille den beiden unangenehm war.
Deshalb ließ ich mich seufzend auf die Couch fallen und schüttelte leise lachend den Kopf, woraufhin Liam mich fragend ansah.
,,Niall hat ernsthaft ein Minifolgset im Bad", erklärte ich den Grund für mein Lachen.
,,Wirklich?", runzelte Liam die Stirn. Sein rechter Mundwinkel verzog sich leicht nach oben. Er wirkte so, als würde er mir nicht so recht glauben wollen.
Ich nickte. ,,Wirklich. Niall ist wirklich einzigartig."
Nun schnaubte Liam belustigt und fing an zu grinsen. ,,Du bist auch nicht gerade normal, würde ich sagen."
,,Autsch", erwiderte ich und fasste mir theatralisch an die Brust, um als Scherz zu verdeutlich, dass mich seine Worte zu tiefst verletzt hatten. ,,Und ich dachte, du würdest mich akzeptieren wie ich bin."
,,Tu ich", lachte Liam belustigt, ,,nur bist du schon ein Rätsel für sich."
,,Ach ja?"
,,Auf jeden Fall", nickte er und deutete auf meine Haare. ,,Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der solch eine Haarpracht auf dem Kopf hat."
,,Pah", machte ich und warf demonstrativ meine Haare nach hinten, was Liam erneut zum Lachen brachte
,,Außerdem bist du immer so ruhig und friedlich, dabei boxt du beinahe jeden Abend."
,,Na und?", fragte ich mit gerunzelter Stirn.
,,Das passt nicht zusammen."
,,Er kann eh keinen ernsthaft verletzen", mischte sich Zayn in unser Gespräch ein.
Überrascht blickte Liam zu ihm, während ich genervt meine Augen verdrehte. ,,Ich wette mein Schlag ist härter als deiner."
,,Ach ja, wetten nicht?"
,,Okay, um was?" Ich drehte mich zu Zayn, der mich nun mit perplexer Miene ansah. Ganz offensichtlich hatte er nicht mit dieser Antwort gerechnet. Ein selbstsicheres Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Ehe Zayn allerdings einen Einsatz nennen konnte, räusperte sich Liam und zog unsere Aufmerksamkeit auf ihn. ,,Wollen wir nicht lieber noch eine Runde spielen?"
Ich schüttelte den Kopf, wohingegen Zayn nickte.
,,Ähm...", kam es von Liam leicht unbeholfen. Kurz kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er auch nickte und sich einen Kontroller nahm. ,,Na gut, aber ich bin England."
Zayn seufzte. ,,Wenn du meinst."
Somit suchten sie sich ihre Teams aus und es entstand wieder eine Stille im Raum. Doch sie schien nicht mehr so unangenehm wie vorhin zu sein, da die beiden sich auf das Spiel konzentrierten.
Zu allem Überfluss kam dann auch noch Louis wieder und setzte sich direkt neben mich, obwohl noch genügend Platz frei gewesen wäre. Und wenn ich direkt neben mich meine, dann meine ich keinen Millimeter Freiraum zwischen unseren Beinen.
Sofort sprang ich auf. Ich wusste noch immer nicht, wie ich mit der ganzen Situation umgehen sollte. Immerhin war es Louis. Er ging mir von Anfang an auf die Nerven und bislang hatten wir uns stats ignoriert, zumindest meistens. Doch jetzt klebte er förmlich an mir und das war nicht zum aushalten!
Sofort sprang ich auf als wäre ich von einer Biene gestochen wurde. Sofort sahen Liam und Zayn mich überrascht an, weshalb ich mich räusperte und auf die Tür deutete.
,,Ich sollte mal etwas trinken gehen. Mein Hals kratzt ein wenig." Mit diesen Worten verließ ich das Wohnzimmer und ging in die Küche, wobei ich Louis noch belustigt kichern hörte.
Arsch.
In der Küche bemerkte ich Niall, der mit leerem Blick auf dem Boden staarte. Er war gegen die Küchentheke gelehnt, die wegen Slade's Erlassung ihren Nutzen verloren hatte, und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Stirn war in Falten gelegt. So ernst hatte ich ihn bisher noch gar nicht erlebt.
Er hatte mich bislang scheinbar nicht bemerkt gehabt, da er sichtlich zusammenschreckte, als ich ihn fragte, ob alles in Ordnung mit ihm sei. Seine blauen Augen waren erschrocken aufgerissen und es dauerte kurz, bis er antwortete.
,,Ah- Ähm.. Klar!"
Ich runzelte die Stirn. ,,Bist du dir sicher?"
,,Ja, natürlich", nickte er. ,,Was soll denn sein?"
,,Ich weiß auch nicht, du wirkst bedrückt."
Schnell schüttelte er den Kopf und lockerte seine Haltung. Ein breites Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und mit einem Mal wirkte er wieder so unbeschwerrt wie sonst auch. ,,Nein, quatsch. Alles bestens. Ich habe bloß über das ganze Essen nachdenken müssen, das uns weggenommen wurde."
Bei diesen Worten presste ich die Lippen aufeinander und nickte schwach.
Stimmt ja, das Paradies hat sich in die Hölle verwandelt.
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Jep, endlich geht es weiter und ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!
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