Kapitel 7
Als Umbridge den Raum stürmte, hatten wir beide kurz Angst, noch mehr nachsitzen aufgebrummt zu bekommen. Doch sie beäugte uns nur skeptisch und schickte Draco wieder auf seinen Platz. Die restliche Zeit ließ sie uns dafür jedoch keine Sekunde mehr aus den Augen. Bei dem geringsten Räuspern hatte ich Angst, sie würde mich anspringen.
"Morgen um die selbe Uhrzeit.", verkündete sie, als ihr kleiner magischer Wecker nach zwei Stunden anfing verrückt auf und ab zu hüpfen.
Sie sammelte unsere Pergamente ein, damit wir nicht auf die irrsinnige Idee kamen, diese in unserer Freizeit weiterzuschreiben und schmiss uns auf ihrem Unterrichtsraum.
"Ich wünschte Snape hätte den Job bekommen. Jeder ist erträglicher als diese Furie.", stöhnte ich genervt. Draco schaute mich hingegen einfach nur an.
"Wir sehen uns morgen, White."
Es schwang keine Provokation in seiner Stimme. Keine Gehässigkeit.
"Oder beim Abendbrot in 20 Minuten.", grinste ich.
"Oder beim Abendbrot.", wiederholte er. Für einen Moment blieben wir wie angewurzelt auf der Stelle stehen, bis Draco sich umdrehte und mich hinter sich ließ.
Das ich ein Problem hatte, wurde mir schlagartig bewusst, als Pansy mich fragte wie das nachsitzen lief. Und ob ich auch nur ein Wort mit Malfoy geredet hatte.
Und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr das erklären sollte.
Ich wollte sie nicht anlügen. Aber ich musste mir erst einmal selbst erklären können, was hier vor sich ging, bevor ich es jemand anderem erklären konnte.
"Wir mussten die Schulordnung abschreiben. Und die ist wirklich verdammt dick. Ansonsten -" Ich stockte, ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich versuchte ihn runterzuschlucken.
"Keine besonderen Vorkommnisse." , sagte ich heiser.
Sie nickte nur, hinterfragte es nicht weiter.
Ich wollte mit jemandem darüber sprechen, mit jemandem zusammen meinen Kopf klären und sortieren. Doch Pansy kam dafür nicht in Frage. So weh wie mir das selber auch tat.
Draco war nicht zum Abendbrot in der großen Halle erschienen und auch ich blieb nicht lange.
Ich beschloss, meinen Kopf in der Bibliothek etwas runterzukühlen. Vielleicht würde mir das Drama anderer Menschen helfen, mein eigenes auf die Reihe zu bekommen.
Ein bisschen länger als eine Stunde versank ich in einer tragischen Liebesgeschichte, bis ich unterbrochen wurde.
"Das wie vielte Mal bist du diese Woche jetzt schon hier?" Ich erkannte Hermiones Lockenkopf über mein Buch hinweg. Und ich war selten so froh gewesen sie zu sehen. Hermione war das schlauste Mädchen was ich kannte. Sie war offen und gutherzig.
"Ich bin mir nicht sicher." Ich klappte mein Buch zusammen und legte es beiseite.
"Du siehst aus, als würde dich etwas beschäftigen." Sie musterte mein Gesicht.
"Leider hast du damit Recht."
"Magst du drüber reden?", forschte sie vorsichtig nach.
Einen Moment schwieg ich, weil ich mir nicht sicher war, wie gut diese Idee war. Wenn es ausgesprochen war, würde es real werden. Und ich wusste nicht, ob ich damit umgehen konnte. So könnte ich es zur Seite schieben, wann immer ich wollte.
"Du kannst mir vertrauen.", unterstützte sie meinen Gedankengang. Wenn das nur der springende Punkt wäre.
"Okay." Ich atmete tief ein und langsam wieder aus.
"Auch wenn du mir ein bisschen Angst machst.", fügte Hermione noch hinzu.
"Ich glaube ich hasse Malfoy nicht mehr.", patzte es aus mir heraus.
Sie legte ihren Kopf schief, als hätte sie nicht ganz verstanden, was ich ihr sagen wollte.
"Das heißt du magst ihn?", fragte sie leise und schaute sich um.
Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass wir hier an einem öffentlichen Ort waren und er jeden Monat aus dem nächsten Bücherregal springen konnte.
Obwohl mich der Gedanke ein wenig schmunzeln ließ.
"Ja. Nein. Vielleicht. Ich habe doch keinen blassen Schimmer."
Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.
"Ich dachte ihr könnt euch nicht ausstehen? War er nicht immer super fies zu dir?"
"Ja. Aber irgendwas ist anders. Ich kann dir nicht einmal genau sagen, was es ist. Denn wir haben uns erst zweimal mehr oder weniger vernüftig unterhalten. Aber wenn ich in seiner Nähe bin fühle ich irgendetwas. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass es kein Hass mehr ist."
Hermiones Gesicht sah konzentriert aus. Als würde sie den Fehler suchen, den ich auch so verzweifelt finden will. Draco und ich, das durfte in keinem dieser Leben passieren.
"Hast du mit ihm darüber gesprochen?" , fragte sie nach einer halben Ewigkeit Stille.
"Bist du verrückt?" Sie lachte leise.
"Hast du mit Pansy darüber gesprochen?"
Erneut entwich mir ein frustiertes Stöhnen.
"Nein. Ich weiß doch selber nicht einmal was das ist. Vielleicht werden wir nur Freunde. Menschen ändern sich. Und gegen eine Freundschaft wird sie ja wohl nichts haben."
Hermione zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
"Nur Freunde, hm?", sagte sie ironisch.
"Was ist daran so abwägig?"
"Nichts, nichts. Gar nichts." , verteidigte sie sich mit einem Schmunzeln.
"Ich bin am Arsch, oder?"
"Wenn du dich wirklich in Draco Malfoy verlieben solltest dann, Maura, bist du offiziell und sowas von am Arsch, ja."
⍣⍣⍣⍣⍣⍣
Bis 23 Uhr verbrachten wir unsere gemeinsame Zeit wieder mit lesen, bis Hermione sich verabschiedete und auch ich mich dazu entschied, schlafen zu gehen.
Leise wie immer schlich ich durch die Flure. Bisher hatte Peeves mich nur ein einziges Mal erwischt und dabei beinahe die ganze Schule geweckt. Am Ende bekam er mehr Ärger als ich. Auch von Mrs. Norris musste man sich fernhalten. Filch war nie weit, wenn sie einen entdeckte.
Beinahe lautlos schloss sich die Tür des Gemeinschaftsraums hinter mir und mein Herz beruhigte sich ein wenig. Nur um Sekunden später noch schneller zu klopfen als vorher.
Malfoy saß mit einem Buch auf dem Sofa. Seine Gesichtszüge waren entspannt.
In der einen Hand hielt er das Buch, die andere lag ausgestreckt auf der Lehne des Sofas.
Er hatte mich nicht gehört, zumindest schaute er nicht hoch.
Es gab zwei Optionen. Genauso leise weiterschleichen oder mich bemerkbar machen.
Denn wir waren ja jetzt irgendwie Freunde, oder?
Also räusperte ich mich möglichst laut. Und es funktionierte.
Er schaute verdutzt auf.
"White?" Seine raue Stimme durchdrang den Raum.
"Malfoy." Die Anspannung zwischen uns war immer noch greifbar. Wie sollte ich normal mit ihm umgehen, wenn ich in seiner Gegenwart immer vergaß, was normal überhaupt bedeutete?
"Aus welchem Schlafgemach hast du dich um die Uhrzeit geschlichen?"
Ein ungewohnter Ton schwang in seiner Stimme mit.
War das Eifersucht?
"Das Schlafgemach nennt sich Bibliothek. Mit Hermione."
"Du und Granger seid befreundet?"
"Seit neustem, ja."
Ich tapste von einem Fuß auf den anderen.
"Wieso bist du so spät noch wach?"
Verdammt Maura.
Mein Gehirn hatte sich anscheinend offiziell verabschiedet.
Amüsiert deutete er auf sein Buch.
Und am liebsten hätte ich mir gegen den Kopf geschlagen für diese blöde Frage.
"Gehst du schlafen?", fragte er neugierig.
"Hatte ich vor, wieso?" Ein Prickeln machte sich auf meinem ganzen Körper breit.
"Der Himmel ist sternenklar. Und der Astronomieturm um diese Zeit einzigartig schön."
Er legte sein Buch beiseite und stand vom Sofa auf.
Ich konnte nicht anders, als ihn perplex anzustarren.
"Willst du - ich meine wir -?"
"Ja genau das will ich. Kommst du mit?"
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