Kapitel 33
Zittrig liefen wir die Treppe hinunter. Draco ließ meine Hand nicht los, gab mir den Halt den ich brauchte um nicht sofort wegzulaufen. Mein Herz raste, schlug aufgeregt gegen meine Brust.
"Hört man meinen Herzschlag?", fragte ich, meine Hand wurde schwitzig.
"Nein. Alles gut. Es wird alles gut, okay?" Er drückte meine Hand, versuchte sich ein Lächeln abzuringen, doch es gelang ihm nicht.
Als wir die letzten Treppenstufen erreicht hatten, wurde mir übel. Mir wurde schlecht und mein Bauch rebellierte.
"Einatmen, ausatmen, Maura."
Wir blieben vor der großen Flügeltür stehen. Draco drehte sich zu mir, seine Augen trafen auf meine, doch er hatte eine Maske auf. Eine Maske, die er perfektioniert haben musste, denn vor 30 Sekunden war sein Gesicht noch aufgewühlt gewesen. Der Gedanke daran, wie sehr er sich verstellen musste schmerzte.
"Hilft es dir?", flüsterte ich. Verwirrung in seinem Blick.
"Was meinst du?" Seine Hand glitt durch eine meiner sturen Locken.
"Die Maske. Hilft sie dir?"
"Sie hilft mir. Und bis jetzt hat auch noch niemand dahinter blicken können."
"Fühlt sich gut an, die Erste zu sein."
Wir lächelten uns unsicher an, bevor Draco die große Tür aufstieß.
Augenblicklich strömte mir kalte Luft entgegen. Unbehagen machte sich in meinem ganzen Körper breit. Gänsehaut überzog meine Haut, die kleinen Haare auf meinem Körper begannen sich aufzustellen. Die Stimmung war kühl, furchtbar drückend.
"Kommt doch rein. Ich heiße euch Willkommen." Voldemorts Stimme durchzog den Raum mit kaum vorstellbarer Härte. Außer Bellatrix saßen alle Todesser still auf ihrem Stuhl. Lestrange hingegen grinste schief in meine Richtung. Ich konnte spüren, wie ihr Blick über meinen Körper glitt. Von Narcissa fehlte jede Spur.
Draco zog mich an meiner Hand zu zwei freien, nebeneinander liegenden Stühlen.
Meine Beine wollten am liebsten nachgeben, doch ich zwang sie immer weiterzulaufen.
Keine Schwäche zeigen Maura; redete ich mir selber ein. Mein Blick huschte zu Draco's Gesicht, noch immer war es steinhart. Mit falschem Selbstbewusstsein ließ ich mich auf den linken Stuhl fallen. Alles war ruhig.
Der dunkle Lord stand auf, schritt um den Tisch. Eine Schlange an seiner Seite.
Verdammt, ich wusste nicht einmal wie sie hieß.
Hinter Draco blieb er stehen. Seine Hand legte sich auf seine Schulter, sein Körper spannte sich kaum merklich an.
"Draco, mein Junge. Du hast einen Gast mitgebracht, wie es mir scheint." Mein Atem beschleunigte sich. Draco nickte, schaute in meine Richtung.
"Maura White, mein Lord.", sagte er. Seine Stimme klang stark und ich fand es trotz der Umstände bewunderswert.
Seine andere Hand legte sich auf meine Schulter. Ich wollte zusammenzucken, ausweichen, es kostete mich sämtliche Überwindung es nicht zu tun. Sie war kühl, fühlte sich an als ob sie alles gute aus mir saugen würde.
"Mein Kind, was führt dich zu mir?"
Ich schluckte schwer.
"Ich möchte mich den Todessern anschließen, mein Lord." Ich war von mir selbst überrascht, wie fest meine Stimme klang. Man erkannte keinen Funken Unsicherheit in ihr.
"Das dunkle Mal soll deinen Unterarm zieren?", fragte er etwas höhnisch.
"Ja, mein Lord.", erwiderte ich, obwohl ich am liebsten laut nein geschrien hätte.
"Sag mir, Draco, kann Maura dir helfen bei deiner Aufgabe? Ist sie dieser gewachsen?"
Er zögerte nicht, obwohl ich wusste, dass er einen inneren Kampf austrug. Er wollte ebenso schreien, mich wegzerren, in Sicherheit bringen, doch er konnte es nicht. Er wusste genauso gut wie ich, dass es uns beide noch mehr in Gefahr bringen würde.
"Ja, mein Lord. Sie wäre eine große Hilfe.", doch er schluckte trotzdem.
Voldemort schritt weiter, behielt uns jedoch im Auge.
"Übrigens Draco, Lucius ist zurück." Im gleichen Atemzug schwang die Tür auf.
Es war bewusst, dass die Gefangenen aus Azkaban geflohen waren, Bellatrix war zurück, doch von Lucius hatte immer noch jede Spur gefehlt.
Jetzt trat er durch die schwere Flügeltür. Seine Haare stumpf, seine Augen blass. Die Haut darunter zeichnete sich dunkel ab. Die Augenringe konnte man aus weiter Entfernung sehen.
Er ließ sich, ohne Draco auch nur einmal anzusehen, auf einen leeren Stuhl auf der anderen Seite fallen. Sein ganzer Körper bebte förmlich vor Anspannung.
"Er bekam einen speziellen Auftrag von mir. Sagen wir, eine Chance wieder gut zu machen. Ob es ihm gelungen ist, wird sich später herausstellen." Ein schräges Lächeln zierte seine dünnen Lippen. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
"Also Maura, komm zu mir." Er stand am Anfang des Tisches, seine Hand streckte sich mir entgegen. Schauder, kühle Schauer die meinen Rücken hinab liefen.
Ich sah Draco's Hand zucken, war mir sicher er wollte nach mir greifen, doch tat es nicht.
Mechanisch schob ich meinen Stuhl nach hinten. Die Beine kratzten über den Boden. Ich spürte den Blick von Menschen auf mir, die ich nicht kannte. Noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Nicht einmal ihre Namen wusste ich. Doch ihre Augen bohrten sich in meinen Körper wie kleine Messer.
Meine Beine zitterten so sehr und ich hatte Angst Tränen würden sich in meinen Augen bilden.
War das einer dieser Tage, die man in seinem Leben nicht mehr vergessen konnte? Die einem vor dem inneren Auge erscheinen, von denen man Albträume hat? War das einer dieser Momente, die ich mein Leben lang bereuen würde? Wollte ich bereuen? Wollte ich in einigen Jahren auf der Terrasse sitzen und meinen Arm verabscheuen? Doch dann blickte ich zu Draco und meine Augen trafen seine. Ich sah eine Zukunft in ihnen, die ich nicht missen wollte. Sah unsere Zukunft in ihnen, die wir nicht haben konnten, wenn ich jetzt auch nur einen falschen Schritt ging.
Also lief ich nach vorne, reckte meine Schultern nach hinten und mein Kinn nach oben.
Lief in die Arme von Lord Voldemort höchstpersönlich.
Meine Mutter spiegelte sich vor meinen Augen wieder.
Augen voller Verzweiflung und Traurigkeit. Mein Vater, perplex und unwissend, was er tun sollte. Enttäuschung. Hass. Verstoßen werden von meiner eigenen Familie.
Kurz schloss ich meine Augen. Sah mein Leben an mir vorbeiziehen. Sah mich, als kleines Kind. Lachend, unbeschwert, glücklich. Sah meine kleine Schwester, lebendig.
Wir würde es sich anfühlen?
Dann spürte ich die kalten Finger des dunklen Lords, die sich um meinen Arm schlossen.
"Wir begrüßen ein neues Mitglied in unserer Familie. Einen neuen, treuen Anhänger. Jemanden der uns hilft, unsere Pläne zu verwirklichen. Nach Hogwarts zu gelangen. Maura möchte das dunkle Mal bekommen. Und ich vertraue der Familie Malfoy. Trotz aller -." Er pausierte und richtete seinen Blick auf Lucius.
"Schwierigkeiten.", beendete er seinen Satz und schaute wieder zu mir.
"Gib mir deinen Arm, Maura."
Wieder war da das Zögern, innerer Widerwille, pure Angst.
Doch ich reichte ihm meinen Arm, wie eine Marionette. Vermied Draco's Blick, denn er würde mir das Herz brechen und mich noch mehr schwanken lassen. Also schaute ich an die leere Wand. Ich sah Schatten von Bildern, die einst an den Wänden hingen, abgenommen wurden. Vergangene Zeit die von Leben zeugte, dass hier einst herrschte, bevor der Tod eingekehrt war. Seine Arme ausgestreckt hatte wie ein lang vermisster Verwandter.
Ich biss mir auf die Lippe, als er seinen Zauberstab zückte. Das Lächeln auf seinem Gesicht mich kaum auf den Schmerz vorbereitete, der mich gleich durchfahren würde.
Es leuchtete hell auf, bevor Feuer meine Adern durchflutete.
Es brannte schlimmer, als alles was ich in diesem Leben gespürt hatte. Mein Körper rebellierte. Wollte auf den Boden sinken, weinen, schreien, fluchen. Mich verfluchen. Doch das war ich bereits, dass hatte das dunkle Mal übernommen.
Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich verbannte sie. Verdrängte sich. Machte keinen Laut. Wollte keine Schwäche zeigen. In meinem Mund breitete sich ein metallischer Geschmack aus, meine Lippen blutete.
Einatmen, ausatmen.
Ich schloss die Augen. Dachte an Glück. An Draco. Meine Familie. An Pansy und Hogwarts. Dachte an gute Zeiten, die irgendwann vor uns liegen mussten.
Dachte an alles, was mich davon abhielt diesen grausamen Schmerz zu spüren, der meinen ganzen Körper in Flammen setzte.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit voller Schmerz, voller Qualen.
Doch ich war naiv zu denken, dass nicht auch mein ganzes Leben aus solchen Qualen bestehen würde.
Selbst als der Zauberstab meine Haut nicht mehr berührte, spürte ich das Feuer noch.
Es kroch durch mich hindurch, durch sein neues zu Hause.
Ich traute mich nicht einmal auf die schwarze Markierung zu schauen, die mich zierte wie einen alten Freund.
"Begrüßt unsere neue Todesserin, Maura White."
Und die neue jüngste noch dazu - beendete mein Kopf den Satz des dunklen Lords.
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